Liebe Freunde,
wie ihr sicherlich wisst, bin ich ein großer Fan der kleinen Abacus A-Box 5, wie
hier nachzulesen. Daher habe ich mich mit Romeos Fazit der A-10 zugegebenermaßen etwas schwer getan:
kingickongic hat geschrieben:Für das Geld ist der Lautsprecher hervorragend. Spielt sehr präzise mit sehr guter Auflösung und toller Basstiefe, im Pegel aber sehr beschränkt. Emotional traf mich dieser Lautsprecher leider gar nicht. Ich würde die A10 nur für Leisehörer oder mit einem Subwoofer ergänzt in gut bedämpften Räumen (freie Aufstellung) empfehlen oder zwingend den Bass begrenzen.
Und obwohl die Hörgeschmäcker naturgemäß verschieden sind, ist Romeos (von mir hervorgehobener) Satz doch ein Stich in meine audiophile Seele gewesen. Zumal er ausgerechnet eine Geithain als emotionaler aufspielend empfindet - einem aktiven Hersteller, dem ebenfalls meine vollste Zuneigung gilt, dessen tonale Abstimmung ich aber ganz in die Nähe meiner kleinen Abacus A-5 rücken würde. Was also war hier los?
Obwohl keine Kaufabsicht bestand, habe ich Herrn Sonder überreden können, mir ein Pärchen A-10 zum Probehören zu überlassen (übrigens exakt Romeos Pärchen). Zwei Tage später traf die A-10 bei mir ein. Natürlich habe ich sie sofort ausgepackt und festgestellt, dass auch die A-10 noch als Nahfeldmonitor durchgehen kann, wenngleich sie aufgrund des doppelten Volumens im direkten Vergleich logischerweise größer ist als die A-5:
Ich habe die A-10 zunächst im Wohnzimmer angeschlossen. Und sofort fiel mir die höhere Pegelfestigkeit bzw. "Raumfülle" auf. Das ist schon ein veritables Beschallungsinstrument! Trotzdem wollte ich mit der A-10 nicht so recht warm werden. Mir ging es exakt so wie Romeo: die Mitten wurden verdeckt und von der spontanen Zuneigung, die ich seinerzeit im Audio-Hörraum für die kleine Schwester A-5 empfunden hatte, leider keine Spur.
Schweren Herzens verfasste ich also folgende E-Mail an Herrn Sonder:
Rudolf hat geschrieben:Sehr geehrter Herr Sonder,
ich habe mich am Samstag mal ein bisschen mit den A-10 befasst.
Zunächst habe ich die A-10 in unserem Wohnzimmer gehört. Dort fiel sofort das sattere Bassfundament auf. Mit ihr lassen sich deutlich höhere Pegel als mit der A-5 realisieren. (Ich kann gar nicht recht verstehen, wie die anderen "Tester" die Abcausse immer wieder zum Anschlag bringe. Das hängt wohl damit zusammen, dass ich fast ausschließlich akustischen Jazz und Klassik höre; auf diesen Aufnahmen sind diese gemeinen Bassartefakte wohl nicht mit drauf.)
Mir fiel aber auch eine gegenüber meiner Silbersand erhöhte Präsenz auf. Insofern kann ich mich dem Hörbericht anschließen, dass dadurch die Mitten irgendwie in den Hintergund gedrängt werden.
Noch deutlicher trat dies an meinem Schreibtisch im Direktvergleich mit den A-5 hervor. Während ich diesen stundenlang ohne jegliche Ermüdung lauschen kann, wurde mir die A-10 auf Dauer doch etwas lästig.
Um es kurz zu machen: Während mich die A-5 in Ihrer Abstimmung sehr an meine Silbersand erinnerten, hatte ich dieses Aha-Erlebnis bei der A-10 nicht. Insofern muss ich mich dem Berichterstatter im Forum anschließen, der schrieb: "Emotional traf mich dieser Lautsprecher leider gar nicht."
Es ist ohne Frage, dass die A-10 ihr Geld Wert sind. Aber die A-5 hat die Maßstäbe und damit auch die Erwartungshaltung bei mir sehr weit nach oben geschoben. Wahrscheinlich würde schon eine geringfügige Änderung der tonalen Abstimmung reichen, um mich (und vielleicht auch andere Hörer) glücklich zu machen.
Ich schreibe Ihnen dies so direkt und offen, weil ich annehme, dass Sie an meiner ehrlichen Meinung interessiert sind. Ich möchte auch betonen, dass dies natürlich nur meine subjektive Meinug unter den bei mir zu Hause bestehenden Abhörbedingungen darstellt. Keinesfalls beanspruche ich da eine irgendwie geartete "Hörhoheit"!
Bitte teilen Sie mir mit, wie ich die Lautsprecher wieder auf den Weg bringen soll.
Mit besten Grüßen
Darauf hin erhielt ich einen Anruf von Karl-Heinz Sonder, in dem er nach weiteren Details meiner Klangbeurteilung fragte und nochmals betonte, dass die A-10 über eine mit der A-5 indentische tonale Abstimmung verfüge. Vielleicht sei meine Erwartungshaltung auch einfach nur zu hoch. Sollte ich so "daneben" gehört haben?
Rudolf hat geschrieben:Sehr geehrter Herr Sonder,
ich habe Ihre Nachricht auf dem Anrufbeantworter erhalten.
Ich habe gestern Abend die A-10 nochmals ausführlich gehört.
Nach wie vor gefällt mir die Hochtonwiedergabe nicht. Ein sehr kritisches Stück ist "Piece by Piece" von Katie Melua. Wenn Sie bei ca. 0:28 min ihr "lips" ins Mikrofon haucht und es tut weh, dann stimmt (aus meiner Sicht) etwas nicht mit der Abstimmung. Bei der A-5 haut es genau richtig hin, bei der A-10 tut's schon weh. Bei anderen Aufnahmen wie z.B. Jennifer Warnes "Famous Blue Raincoat" fiel mir außerdem eine gewisse "Pseudoräumlichkeit" der A-10 auf, der ich aber nicht weiter auf den Grund gegangen bin.
Insbesondere im Direktvergleich mit der A-5 bin ich nach wie vor der festen Meinung, dass sich bei der A-10 noch etwas verbessern lässt.
Viele Grüße!
Einen Tag später meldete sich Herr Sonder erneut und teilte mit, dass er sich mit seinem Sohn Hanno besprochen habe und den beiden etwas aufgefallen sei: die von der Firma Scan-Speak in Dänemark stammenden Hochtöner seien bei den Prototypen, die Grundlage für die tonale Abstimmung gewesen seien, aus einer anderen Charge mit anderem Herkunftsland gewesen. (Zur Erläuterung: Abacus nimmt die Vorentzerrung an den Prototypen vor und brennt davon EEPROMs, mit denen dann die Serienlautsprecher bestückt werden). Ich solle mich bitte einen Tag für die weitere Recherche gedulden.
Am nächsten Tag rief Herr Sonder an und teilte mit, dass man hoffe, die Wurzel des Übels gefunden zu haben: Scan-Speak hätte die Hochton-Chassis mit einer Messkurve ausgeliefert, die bei dem Prototypen eine Senke bei ca. 4,5 KHz ausgewiesen und die Abacus mittels DSP bzw. entsprechender Programmierung des EEPROM angehoben habe. Soweit ein ganz normaler Vorgang. Auf nochmaliges Nachfragen habe Scan-Speak aber nun bestätigt, dass die für die Serienlautsprecher gelieferten Chassis aus einer anderen Charge mit anderer Entzerrungskurve stammten. Insofern war der "neue" Hochtöner bei 4,5 kHz überkompensiert. Nach einer erneuten Einmessung würde Hanno nun Austausch-EEPROMs brennen und mir per Post zuschicken. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich gespannt war wie ein Flitzebogen!
Gestern nun sind die EEPROMs nebst Einbauanleitung eingetroffen:
Zum Austausch muss man zunächst den Elektronikeinschub vom Gehäuse losschrauben:
Und hier versteckt sich der auszutauschende Übeltäter:
Die mit frischen Chips versehenen A-10 habe ich dann am Schreibtisch an meinen NuForce µDAC gehängt.
Und, wie klingt's? Genauso, wie ich es mir erhofft hatte!
Hier spielt nun endlich meine A-5, nur eine Nummer größer. Katie Melua tut nicht mehr in den Ohren weh und die Tonalität trifft vielmehr genau meinen Hörnerv. Ich bin daher dreifach stolz darüber,
- dass wir so gut hörende und ehrlich kommentierende Mitglieder wie Romeo haben
- dass Abacus unsere Kritik angenommen und so schnell reagiert hat
- und natürlich, dass die A-10 so toll klingt!
Ja, und ein bisschen stolz bin ich auch auf meine Hartnäckigkeit. Am liebsten würde ich die A-10 nun gar nicht mehr hergeben. Aber leider kann man nicht alle Aktiven haben ...
Viele Grüße
Rudolf
PS: Die von Romeo diagnostizierte Pegelbegrenzung bei hohen Tiefbassanteilen kann ich nicht nachvollziehen. (Das konnte ich ja bereits bei der A-5 nicht so recht und hängt mit Sicherheit auch von den bevorzugten Musikrichtungen ab - bei mir fast ausschließlich solche mit akustischen Instrumenten.)