Nochmal Danke für den netten Empfang hier im Aktives-Hören Forum!
Nachdem sich hier viele Leute sehr interessant vorstellen, möchte ich das auch tun. Also, wie kam's zum Aktiv-Hören? Bei mir war natürlich alles gaaaanz anders...
In den 70ern war ich LS-Selbstbauer, mit allen Haken, Ösen und Schwierigkeiten, Mangel an Messmitteln, teuren Bauteilen die dann nicht genau passten, Problemen bei der Chassiswahl und -probe, begrenzten hanwerklichen Fähigkeiten und so weiter. Wir haben zwar ganz gute passive LS gebaut, waren aber nie so wirklich richtig zufrieden.
In dieser Zeit habe ich mich dann mit der LS und Akustik Theorie, den Veröffentlichungen der AES, Siegfried Linkwitz, Backes & Müller u.a. zu Gehäusen, Weichen, Regelungen usw. auseinandergesetzt. Das war alles sehr interessant und einleuchtend, aber nicht unbedingt trivial in der Umsetzung. Mein Elektronikingenieur Studium half die elektrischen, mechanischen und akustischen Zusammenhänge zu verstehen und die Realisierungen zu erleichtern.
Ca. 1978 war es dann soweit! Endlich wurde ein Aktiv-LS-Projekt auf Basis von Elektorvorschlägen begonnen, Endstufen gebaut, Gehäuse entworfen, Weichen dimensioniert, Platinen bestückt, Chassis ausgesucht...
Und dann veränderte sich mein Leben: die Entscheidung für ein Aufbaustudium fiel und "aus war's" mit dem Basteln am so gut vorbereiteten Aktiv-Projekt, ich kam einfach nicht mehr weiter... 1980 folgte aus beruflichen Gründen ein Umzug von Berlin nach München. 1982 kündigte sich Familiennachwuchs an und unser Hausbau rückte in den Vordergrund. Wieder nichts mit Aktiv-bauen...
1983 fiel die Entscheidung: Noch schnell, bevor "das Geld knapp wird", müssen ein paar Aktivlautsprecher her! Die Wahl fiel nach Hörauswahl, aber auch aus Budgetgründen und wegen des technisch/physikalisch einleuchtenden Prinzips auf die damals neu herausgekommene Backes & Müller BM-3.
Ja, meine BM-3 ... über die Jahre waren sie Objekt elektronischer Modifikationen und Optimierungen (mit Messchrieben, Hörsitzungen, usw.): Mitte der 80er mit Linkwitzfiltern 4. Ordnung inkl. HT Delay ausgestattet, die Regelung wurde optimal eingestellt, der Frequenzgang noch etwas besser linearisiert, Gehäusekantenreflektionen gedämpft, die Einschaltautomatik mit einem 3 Positionenschalter auf Ein/Auto/Aus umgerüstet. Für lange Zeit war ich recht zufrieden, aber eines störte mich irgendwie mehr und mehr: Der Klang "klebte" irgendwie and den Lautsprechern, es fehlte an Räumlichkeit und Ortbarkeit.
So gingen ein noch paar Jahre dahin bis ich endlich entschied: Jetzt reicht's, warum beschränke ich mich? Ich will was besseres: Nicht nur analytisch klar im Klang, sondern wärmer, aber präzise, mit sehr guter Räumlichkeit. B&M war (und ist leider immernoch) "preisliches Nirvana", darum nahm ich meinen CD-Player, meine 15 "besten" CDs, Kabel und Verstärker "unter den Arm" und zog einige Hörtermine in HiFi Studios "meines Vertrauens" durch, bei denen ich aus einer Vorauswahl von 5 LS ähnlicher Preisklasse "meine Neuen" herausfand (ich lege Wert auf die Feststellung, dass ich sie VOR ihren Testsiegen kaufte!): B&W Nautilus 804, die glücklicherweise (welch eine Fügung!) auch problemlos akzeptabel für meine Frau war und ist (weil sie keine "eckigen Kisten" sind!). Die BM-3 wurden 2003 zu ganz heiss geliebten PC-Lautsprechern meiner Söhne.
So, jetzt war ich also wirklich wieder Passivhörer geworden....? Es folgten Verstärker- und CD Spieler-wechsel (jeweils aus Altersgründen der Geräte). Ich hörte genussvoll meine B&Ws, es war eigentlich toll!
Aber...ich bin halt überzeugter(!) Aktivhörer und glaube einfach, dass passive Trennung etwas Qualität wegnehmen muss. Also, es kam, wie es kommen musste: ich brauchte einfach wieder Aktivlautsprecher! Nur: Welche Aktivbox sieht so ansprechend aus wie die B&W N804? Ich habe keine gefunden... Also, warum setzte ich nicht einfach meine Erfahrung ein und machte die N804, die ja schon gut ist, zur noch besseren Aktivbox?
Gesagt - Getan - Erstmal habe ich eine günstige, digitale Aktivweiche und 4 (kleine) Mono-Endstufen gekauft (um die Invetition in Grenzen zu halten; es war ja ein "Versuch"!) und im ersten Schritt die TT/MT Trennung aktiviert. Und - "Haaa! DA war sie wieder(!)": diese direkt greifbare, durchgezeichnete, kontrollierte Wiedergabe, einhergehend mit besserer Ortbarkeit. Nach einer Weile wurden dann noch 2 Monoendstufen und eine bessere Weiche gekauft und die Aktivierung des MT/HT Übergangs zusätzlich vollzogen. Alles mit begleitenden Messungen, Hörtests, usw. auch zusammen mit befreundeten "Audiophilen", die mitoptimiert, mitgefiebert und mitgestaunt haben.
So, jetzt habe ich also meine ersehnten Aktivlautsprecher. Zwar mit signifikantem Aufwand an Gerät und Zeit, aber soweit es geht selbst gemacht (der Weg war schon auch das Ziel...).
Am Ziel der Wünsche und Träume? Aber natürlich: NEIN! Ich hab kürzlich einen Artikel gefunden, wo beschrieben wird, wie ein HiFi-Hobbyaner seine 804 mit komplett neuer (passiver) Weiche ausgestattet hat. Nachdem ich keine Spulen und Kondensatoren löten muss/will, bin ich dabei diese Weiche in meine digitale Aktivweiche einzuprogrammieren und demnächst dann mal im Vergleich zu testen. Das prickelt!
Ich fühle mich so ein bisschen als irgendwie "etwas anderer" Aktiv-Hoerer: "komplett süchtig" nach Perfektionierung durch eigene Experimente.
Zu Bi-Wiring und Bi-Amping habe ich durch all meine Experimente ein etwas "distanziertes" Verhältnis: ist für mich sowas wie "Aktivierung mit angezogener Handbremse". Ich würde jedem, der etwas elektronisch Möglichkeiten hat zur Aktivierung seiner "an sich geliebten" LS raten, bevor er Tausende für Tuning in Kabel, Stecker, Bi-Adapter, Weichentuning und sowas versenkt...
Beste Grüsse,
Winfried