Was spricht also dagegen, zu Hause nachträglich ein bisschen Toningenieur zu spielen und erneut zu "remastern", zumal dann, wenn bestimmte Aufnahmen nicht so recht klingen wollen? Zu diesem Zwecke - und natürlich um meinem Spieltrieb zu fröhnen - hatte ich mir vor ca. 2 Jahren den SPL Vitalizer zugelegt, den ich aus Gründen des Designs inzwischen gegen den baugleichen "SPL Personal Sound Designer 3000" (kurz PSD 3000) ausgetauscht habe.
Der Vorgänger war auch wegen Platzmangels zugunsten meines CD-Players aus dem Regal verschwunden. Nun aber, da ich ausschließlich meinen Netzwerkplayer (Sonos ZP 80) - u.a. auch für Napster und Internetradio - benutze, habe ich mich entschossen, meinen "High-End"-CD-Player (Lyngdorf CD-1) in Rente zu schicken und den freigewordenen Platz wieder dem Personal Sound Designer zu überlassen.
Ich habe den PSD 3000 in den analogen Signalweg zwischen Netzwerkplayer und Vorverstärker eingeschleift. Parallel hängt der Netzwerkplayer über seinen digitalen Ausgang direkt am Vorverstärker/Wandler. So kann ich zwischen digitalem "Bypass" und analogem "Soundprocessing" umschalten.
Im Normalfall höre ich über den Digitalausgang; den SPL schalte ich nur nach Bedarf ein und wechsle dann in den analogen Signalweg. Zur Funktionsweise und Beurteilung des PSD 3000 (bzw. des PSD 4000 mit zusätzlicher Röhre) zitiere ich einen Testbericht von der SPL Homepage:
Ich kann bestätigen, dass die erzielbaren Effekte - je nach Aufnahme - z.T. dramatisch sind. Mit dem Personal Sound Designer lassen sich schlechte Aufnahmen - natürlich in Grenzen - "remastern" und/oder einer Anlage ein spezifischer "Sound" geben. Gerade letzerer Aspekt ist ja oftmals Anlass für zahlreiche Tuningmaßnahmen. Mit dem PSD hat man alles in einer Hand und kann jederzeit "nachjustieren". Das Beste aber ist: man kann ihn jederzeit ausschalten bzw. aus dem Signalweg nehmen.FÜR KÖNNER
von Holger Barske (STEREO 6/2001)
„Personal Sound Designer 4000“ – allein die Typenbezeichnung treibt dem gestandenen High-End-Puristen die Tränen in die Augen. Was man abseits aller ideologischen Nöte mit dem Gerät aus dem Profilager alles anstellen kann, ist jedoch absolut erstaunlich.
Wir wollen doch gar keinen „Sound designen“! Sondern nur das, was auf unseren Lieblingstonträgern gespeichert ist, möglichst unverfälscht und ohne Verluste ans Ohr transportieren! Ist das so? Oder geht es uns nicht viel mehr darum, einfach Musik so zu geniessen, dass Sie uns gut gefällt? Wenn Sie sich für derart ketzerisches Gedankengut erwärmen können und den Begriff High Fidetity für einen Moment ein wenig weiter fassen können, als er im strengen Wortsinn gemeint ist, hätten wir da vielleicht ein hoch interessantes Gerät für Sie.
Es stammt von dem in Studiokreisen sehr bekannten Hersteller SPL und hört – wie eingangs erwähnt – auf den Namen „Personal Sound Designer 4000“. Es handelt sich dabei um den für HiFi-Zwecke leicht überarbeiteten Ableger des Profi-Gerätes „Vitalizer MK2-T“. Für 1.790 Mark können Sie das gute Stück Ihr Eigen nennen und sich auf endlose und garantiert ergiebige Nachbearbeitungs-Touren durch Ihre CD-Sammlung begeben.
Der PSD 4000 gehört zur Gerätegruppe der Psychoakustik-Prozessoren und ist in seiner Wirkungsweise gar nicht so leicht zu beschreiben. Im Wesentlichen handelt es sich um eine Kombination aus einem sehr
speziellen Equalizer und einen frequenzselektiven Kompressor, hinzu kommen geheimnisvolle Dinge wie pegelabhängige Phasenverschiebungen.
Was soll das alles bewirken? Es geht darum, Klangbilder gefälliger, durchhörbarer und manchmal auch einfach angenehmer zu gestalten. Das geschieht in diesem Falle einmal nicht dadurch, dass man die
Annäherung an das Originalsignal so weit wie irgend möglich treibt, sondern es nach psychokustischen Erkenntnissen gezielt verändert. Entscheidend ist, was das Ohr draus macht. Ein Umstand, dem beim
Thema HiFi nur in den allerseltensten Fällen Rechnung getragen wird. Das Ergebnis ist ein flaches, recht schmuckloses Gerät mit acht Drehknöpfen, einem Taster und Netzschalter. Durch ein Gitter lugt eine
liegend eingebaute Doppeltriode hervor, die nebst ihrer unsichtbaren Kollegin für ein wenig „Röhrensound“ bei bestimmten Schaltungsteilen sorgen soll.
Apropos Schaltung: Das Innere des Gerätes wirkt wie seine Funktionsweise für den Unbedarften ein wenig fremdartig und gründet sich auf eine Unmenge von Operationsverstärkern und so interessanten Dingen wie „VCAs“ für die Kompressorfunktionen. In den Filtersektionen kommen teilweise sogar gute alte passive Spulen-Kondensatorfilter zum Einsatz, die sich durch ein exzellentes Rauschverhalten auszeichnen. Die Ausgangsverstärker sind „audiophil anerkannte“ Burr-Brown-Typen. Das Gerät ist von Profis gemacht, und so sieht es auch aus.
Der HiFi-Anwender klinkt es via vier rückwürtiger Cinchbuchsen sinnigerweise über die Tape-Schleife des Verstärkers in den Signalweg ein und darf sich nach Been-digung der Warmlaufphase für die Röhren Dingen widmen, die eine HiFi-Anlage noch nicht gesehen hat. Da wäre zum Beispiel der „Bass Sound“-Regler, mit dem sich der untere Teil des Spektrums von warm, satt und rund über neutral bis staubtrocken einstellen lässt. Diesen Effekt erzielt das Gerät mit einer genau dosierten Anhebung bestimmter Frequenzen, die für die entsprechende klangliche Charakteristik zuständig sind. Da man hier auch problemlos zuviel bis hin zur Lautsprecherzerstörung tun kann, sollte man mit dem benachbarten Bass Compressor den Tieftonbereich in seiner Gesamtdynamik eindampfen. Eine Leuchtdiode warnt übrigens bei drohender Übersteuerung.
Der „Mid-Hi Tune“-Regler bestimmt die Frequenz, oberhalb derer alle Signalanteile auf den mit „Intensity“ vorgegebenen Wert angehoben werden. Der Regelbereich liegt dabei zwischen einem und gut 22 Kilohertz, in der Praxis bewegt man sich im mittleren Einstellbereich. Hinter diesem Filter liegt übrigens die Röhrenschaltung, die an dieser Stelle besondere klangliche Vorteile bringen soll.
Schnödes Filtern reichte den SPL-lngenieuren jedoch nicht. Die „Vitalizer“-Technik sorgt an dieser Stelle für kleine pegelabhängige Phasenverschiebungen im Signal. Auf diesem Wege will man breiigen und
undurchsichtigen Aufnahmen ein Mindestmaß an Klarheit und Durchsichtigkeit zurückgeben. Der Effekt orientiert sich dabei bewusst an der eingestellten Intensität, um der unterschiedlichen Empfindlichkeit des menschlichen Ohres bei verschiedenen Pegeln Rechnung zu tragen.
Die Stellknöpfe „Frequency“ und „Clarity“ sind für die zweite Mittelhochtonbearbeitungsstufe des PSD 4000 zuständig. Hierbei handelt es sich um das rein passive Spulen-Kondensatorfilter, welches in Verbindung mit den beiden vorher beschriebenen Reglern eine Vielzahl von Bearbeitungsmöglichkeiten dieses Frequenzbandes zulässt.
Zu guter Letzt gesellt sich noch eine klassische Stereo-Basisverbreiterung („Stereo-Image“) hinzu, mit der sich nette Spielereien an der Abbildungsperspektive veranstalten lassen. Sie kennen diesen Effekt vielleicht von Ihrem Fernsehgerät.
Nehmen Sie sich viel Zeit und übertreiben Sie nicht! Das sind die beiden Maximen, die man im Umgang mit dem PSD 4000 unbedingt berücksichtigen sollte. Ist man einmal „drin“ im Bedienkonzept und hat die
Wechselwirkung der vielen Regler untereinander verstanden, kann man mit diesem Gerät erstaunliche Dinge tun. Tatsächlich lässt sich vielen Fällen eine subjektive Verbesserung des Klangeindrucks fast jeder Aufnahme erzielen. Bislang zu „Klumpen“ verschmolzene Passagen lassen sich mitunter in gut unterscheidbare Einzelereignisse auflösen, tonale Eigenarten sind problemlos ans persönliche Empfinden anzugleichen.
Schwächen, die entweder durch die Lautsprecher oder deren Aufstellung bedingt sind, kann man ohne weiteres minimieren. Also eine echte Wunderwaffe? Ja und nein. Auch dieses Gerät reicht uns den audiophilen Gral nicht auf dem Silbertablett dar, nimmt aber mehr als jede andere Konstruktion Rücksicht auf unser individuelles Hörempfinden. Wenn man sich einmal an die Klangästhetik des PSD gewöhnt hat, fällt man beim Umstieg auf Normalbetrieb via Bypass-Schalter aus den Wolken, und das „Wiedereinhören“ auf das vermeintlich richtigere lineare Klangbild wird zum Teil verdammt schwer.
Fazit
Ein Gerät wie kein anderes: Mit dem PSD 4000 lässt sich Erstaunliches aus schlechten Aufnahmen herauskitzeln. Zudem bietet es wie kaum ein anderes Konzept die Möglichkeit den Klang einer Anlage ans persönliche Empfinden anzugleichen. Preis/Leistung: Sehr gut.
Den Satz "Schwächen, die entweder durch die Lautsprecher oder deren Aufstellung bedingt sind, kann man ohne weiteres minimieren." kann ich allerdings nicht unwidersprochen stehen lassen: hierfür ist z.B. meine Wandler/Vorstufe Lyngdorf DPA-1 mit "RoomPerfect" ungleich besser geeignet. Aber die gab es 2001 noch nicht...
Ein Nachteil des PSD sei allerdings nicht verschwiegen: Konsequent angewendet, wäre bei jeder Aufnahme eine Veränderung der Einstellungen notwendig, was unpraktikabel ist. Deshalb schalte ich den PSD nur im Bedarfsfall zu und drehe mir die Einstellungen "zurecht". Das funktioniert nach einer gewissen Lernphase einigermaßen intuitiv und hält zudem fit.
Auf die naheliegende Frage hin, ob sich die Funktionalitäten des Personal Sound Designer nicht bedienerfreundlicher in der digitalen Domäne implementieren ließen, schreibt SPL auf ihrer Homepage:
Analogtechnik vs. Digitaltechnik
Ganz anders gelagert wäre die ganze Situation natürlich bei digitaler Technik (und zwar in Bezug auf Fernbedienung, Speicherbarkeit, Mehrkanalversionen, digitale und analoge Ein- und Ausgänge). Wir haben digitale Algorithmen, die das PSD-Processing abbilden, allerdings kommen die nicht an die Klangqualität hochwertiger analoger Technik heran – gerade die Qualitäten, die hier auch von anspruchsvollen HiFi-Anwendern hervorgehoben werden, sind auch heute noch nur mit hochwertiger analoger Technik zu machen. Diesem Umstand verdanken wir auch den Erfolg unserer Pro-Audio-Produkte, mit denen wir unser Kerngeschäft im Bereich der Signalverarbeitung bei der Tonproduktion betreiben.
Falls ich eure Neugierde geweckt habe, probiert den "Personal Sound Designer" doch selbst einmal aus.
Viele Grüße
Rudolf
PS: Auf Ebay kann man das Schwestermodell "SPL Vitalizer" immer wieder mal günstig ersteigern:
SPL Vitalizer MK2-T
Wem der SPL Personal Sound Designer bzw. der SPL Vitalizer zu kostspielig sind, kann es auch mit diesen Modellen von Behringer versuchen:
Behringer Ultrafex Pro EX3200
Behringer Sonic Exiter SX3040