Hallo zusammen,
wie schon befürchtet, geht es nun weiter mit den Optimierungen. Das Programm sah ja wie folgt aus:
nihil.sine.causa hat geschrieben:
Für meine Optimierungsüberlegungen habe ich mir folgende Reihenfolge zurechtgelegt:
0. Wahl des Hörraums
1. Wahl der Lautsprecher
2. Standort der Lautsprecher im Raum
3. Aktive raumakustische Maßnahmen, Option auf Double Bass Array
4. Passive raumakustische Maßnahmen
5. (Offline-)Convolving
Ich bin nun mitten in 3. und 5. Zu passiven raumakustischen Maßnahmen habe ich noch keine rechte Idee, zumal es jetzt schon sehr gut ist (für meine Ohren). Daher habe ich beschlossen, die Optimierungen zu 3. und 5. zu einem vorläufigen Abschluss zu birngen und die passiven raumakustischen Maßnahmen zunächst einmal zu verschieben. Schließlich will ich bald mal zum "gemütlichen Teil" kommen und die vielen über die Jahre gesammelten Aufnahmen in Ruhe durchhören. Verbessern kann man dann immer noch. Na ja, das kennt Ihr ja alle.
Aber zuerst die Arbeit: Die
Einstellung des DBA hat mich in den letzten Tagen doch noch etwas beschäftigt. Ich nehme nochmals die Skizze aus dem
DBA Thread:
Meine Aufstellung ist: Hauptlautsprecher AGM 5.4 auf 1/6 der Raumlänge (p = 1/6) und BM 6 so nah wie möglich an die Gegenwand (q nahe 0). Die Lautsprecher stehen übrigens auf Podesten so, dass die Hochtöner auf Ohrhöhe sind.
Zum Einstellen der Gegenbässe habe ich den Frequenzgenerator von REW verwendet. Kette hierfür:
Notebook (REW V5.0) --> Fireface UC (per USB) --> G-ADS/1 (symmetr. Eingang) --> AGM 5.4 (TT-Ausgang, assymetr.) --> Behringer DCX --> BM6 (asymmetr. Eingang)
Dann habe ich ein gematchtes Pärchen Rode NT5 aufgestellt. Einmal am Hörplatz (Kanal 1) in Hörrichtung ausgerichtet und einmal an der Rückwand (Kanal 2) nach oben gerichtet. Die Mics habe ich mit dem Fireface verbunden und die Pegel über DIGICheck verglichen. Meine Fundamentalfrequenz von 36 Hz in Raumlänge hat folgende Situation ergeben - ohne Gegenbass:
Zur Einrichtung des Gegenbasses. Der Gegenbass soll zweimal feuern:
Links: Eingang Kanal 1 --> Kanalstrang 3 (frühes Feuern), Kanalstrang 5 (spätes Feuern) --> Summation auf Ausgang Kanal 1
Rechts: Eingang Kanal 2 --> Kanalstrang 4 (frühes Feuern), Kanalstrang 6 (spätes Feuern) --> Summation auf Ausgang Kanal 2
Die betreffenden Parameter lassen sich elegant einstellen mit Hilfe der Software "DCX2496 Remote", die voraussetzt, dass der Behringer mit einem Computer per serieller 232-Schnittstelle verbunden ist. Bei der Einstellung reagiert der DBA insgesamt sehr sensitiv, sofern mit der kritischen Frequenz operiert wird. Ich habe den Behringer auf die errechneten Ausgangswerte (frühes Feuern entsprechend 3,55m, spätes Feuern entsprechend 5,10m) eingestellt und dann immer nur einen Parameter verändert (allerdings bei beiden Kanälen immer gleich). Erst habe ich die Pegel eingestellt, dann die Verzögerungen. Dann wieder die Pegel. Das ging recht schnell.
Allerdings habe ich auf eine weitere Randbedingung geachtet: Ich habe vermieden den DBA so einzustellen, dass der Pegel auch auf der Gegenseite minimal ist. Dann nämlich, entsteht bei 36 Hz ein ungewöhnliches Klangbild und es fehlte mir etwas. Das Prinzip war daher, dass der Pegel am Hörplatz und der Pegel an der Gegenwand in etwa gleich bleiben sollten.
Hier nun die resultierenden Einstellungen:
Und das von den Mics gelieferte Ergebnis:
Das ist eine Reduktion um ca. 12dB bezogen auf die Resonanzfrequenz von 36 Hz.
Natürlich habe ich auch andere Frequenzen gemessen und "beobachtet". Der DBA wirkt sich bass-reduzierend vor allem auf die Fundamentalresonanz aus. Bei anderen Frequenzen (z.B. bei einer Quermode von 52 Hz) stört er dagegen, in dem er diese etwas stärker anregt. Bei anderen Frequenzen (z.B. den Harmonischen der Fundamentalresonanz) wiederum hilft der DBA. Insgesamt ein guter Kompromiss.
Hinzu kommt bei mir eine leichte klangliche Veränderung. Die BM6 bekommen heftig zu tun, besonders bei kritischen Stücke, wie z.B. bei diesem hier: Loussier, Plays Bach 50th anniversary, 2009, Track 4, Vivace from concerto in c minor.
Diesem Stück unterliegt eine base drum, die die freundliche Eigenschaft hat, gerade bei 36Hz zu spielen. Etwas was mir bislang immer "auf die Ohren gegangen" ist. Mit dem Gegenbass kommen hier die BM 6 doch an ihre Grenzen, so dass aus dem - wirlich wunderbar trockenen - Trommel- "BOB" ein "BOCK" wird, wenn die Chassis der BM 6 anstoßen. Auch der Klangcharakter ändert sich leicht bei solchen Stücken. Der Bass der wunderbar neutralen AGM 5.4 (die noch lange nicht an ihre Grenzen kommen) wird etwas verfärbt durch die BM 6, offenbar vor allem weil diese viel eher im Grenzbereich spielen. Das alles aber - bitte nicht falsch verstehen - nur bei sehr kritischen Stücken, wie z.B. dem hier ausgesuchten. Für 99,0% meiner Aufnahmen gilt: der DBA ist als solches nicht hörbar. Nochmals aber die Bestätigung: die Gegenbässe sind integraler Bestandteil des Klangbildes. Wer nicht "sparen" will, nimmt am besten LS vom selben Typ wie bei den Hauptbässen.
Die Tatsache dass hinten der eigentliche Array fehlt (vorne 4 TT hinten nur 2) macht sich weniger bemerkbar. Wenn die 36 Hz z.B. auf das Niveau gebracht sind, wie oben beschrieben, gilt das für den ganzen Raum. Nicht nur am Hörplatz oder in einem kleinen Bereich. Das bestätigt, das was wir uns theoretisch überlegt haben: Wenn der Gegenbass wirklich richtig funktioniert, dann im ganzen Raum gleichermaßen. Das Konstrukt wäre also kinotauglich.
Durch den DBA werden nun "Löcher" und "Hubbel" im Frequenzgang deutlich, die ich vorher nicht so wahrgenommen habe. Einige wenige Hubbel weden durch den Gegenbass verstärkt. Der nächste Schritt ist daher die
Optimierung mit Acourate.
Hierzu habe ich mit DBA einen Logsweep gemacht und Filter ermittelt, wobei ich folgende Einstellungen verwendet habe:
- 48kHz Samplingrate,
- Targetlänge 131072,
- Macro1 High Frequency Treatment 23 kHz,
- Macro1 Frequency Dependent Window 10 / 5,
- Targetkuve mit -2dB leicht fallend
- HF Roll-Off, kein LF Roll-Off, kein Subsonic
- nach Macro 3 habe ich einen Schnittpunkt der Pulse48Linv und Pulse48Rinv genommen und mit Phase Extraction und Straight Amplitude above dem beobachteten Schnittpunkt (bei mir 8727.882 Hz) und minimum phase eine "Lineal-Glättung" vorgenommen und anschließend wieder als Pulse48Linv und Pulse48Rinv (Ziel war ein Filter, der die Höhen nicht mehr verändert)
- Macro 4 Excessphase windwo 2 / 3,
- Macro 4 Brick.
Resultat ist ein recht "sanftes" Filter mit -3,5 dB filter gain ratio. Der
gezupfte Kontrabass, den ich oben schon einmal beschrieben habe, steht jetzt ebenfalls sauber im Hörraum. Die unteren Frequenzen (so auch etwa bei Flügelaufnahmen) gehören zum selben Instrument und fangen nicht an, im Raum herumzuwabern. Das ist die Kohärenz des Klangbildes im Bass, die ich anstrebe. Mit dem DBA allein war das so nicht möglich, da es immer noch "Ausreißer-Frequenzen" gab. Die oberen Frequenzen sind ebenfalls so, wie ich das erwarte. Ich höre wie die Fingerkuppen des Kontrabassisten auf dem Griffbrett gleiten. Ein kohärentes Klangbild. Nochmals zurück zur oben zitierten Base-Drum. Die kommt auch etwas präziser und die BM 6 müssen sich nicht mehr so abmühen. Die leichte klangliche Verfärbung hat deutlich nachgelassen.
Bevor der gemütliche Teil nun endlich kommen kann, muss ich meine Dateien mit AcourateNAS konvertieren. Da habe ich mich gefragt, ob meine
Flow-Einstellungen denn noch passend sind. Das war ja mal mit den AGM 3.3, ohne DBA und ohne Convolving mühsam eingestellt. Also musste ich da auch nochmal durch. Die neuen Filter-Werte +0,7 -2,0 sind verringert gegenüber den alten Werten (+1,4 -3.8 ). Die Prozedur hat sich also gelohnt. Auch hat Uli bei der AcourateNAS Version V1.3.6 - wie ich finde - verbesserte Zwitschertöne eingebaut.
So, jetzt lasse ich den Rechner mal fleißig Falten, Flowen und Invertieren. Derweil höre ich schon mal rein, in die ersten Ergebnisse. Hmmm das ist sehr gut geworden. Hoffe, meine Ohren sind's jetzt mal zufrieden für eine Weile.
Beste Grüße
Harald
P.S. An Kommentaren und Tipps bin ich natürlich nach wie vor interessiert.