Hallo Freunde des gepflegten Digitalsignals,
so, das Reclocker-Kunstwerk läuft. Allerdings nicht ganz auf Anhieb so wie gewünscht (wie hätte es anders sein können). Dazu will ich kurz zeigen, wie das Signal, das neu getaktet werden soll, aussieht:
Der Digitalspeicher-Oszi ist auf 10ns pro Zeiteinheit eingestellt und das sog. "Nachleuchten" ist mit einer Speicherdauer von 5s aktiviert. Das bedeutet, dass jedesmal, wenn getriggert wird - hier bei jeder positiven Flanke des Taktsignals der Masterclock, der Spannungsverlauf gezeichnet wird. Der Spannungsverlauf, der vor 5s aufgezeichnet wurde, wird wieder gelöscht. Es sind also 5 mal 12.288.000 Linien übereinander. Dass das nicht exakt einen dünnen Strich gibt, leuchtet ein: Nicht nur der Jitter des Signals verdickt den Strich, sondern auch der Jitter des Messsystems.
Die blaue, obere Kurve ist das direkte Clocksignal der Tentclock mit 12,288MHz, während eine Datei mit 192kHz/24Bit abgespielt wird. Auf die positive Flanke wird getriggert. Man sieht oben in der Mitte (bei t=0) einen blauen Pfeil, und rechts am Rand (bei einer Spannung von ca. 4,8V) ebenfalls einen. Denkt man sich die Pfeile in einer Linie fortgesetzt, findet man genau am Schnittpunkt der beiden Linien den Triggerpunkt.
Die Dicke der blauen Linie ist praktisch ausschließlich durch den Jitter im Digitaloszi bedingt, die Tentclock ist viel besser. Diese Dicke stellt also sozusagen die Messungenauigkeit dar.
Die gelbe Linie darunter auf Kanal 2 ist das vom Sneaky zum Ausgangsnetzwerk gelieferte S/PDIF-Signal, genau an der Stelle, an der ich für's Reclocking auftrenne. Man sieht, dass die Datenbits ca. 40ns lang sind, mal findet ein Übergang von 0 nach 1, mal umgekehrt statt, ebenfalls ca. 60 Mio. Linien übereinander. Man sieht, dass in Bezug zur sehr reinen Masterclock das Digitalsignal nicht immer genau zur gleichen Zeit umspringt - das ist der Jitter. Er beträgt von Peak zu Peak (also die gesamte sichtbare Breite beim 0-1-Übergang) ca. 5ns. Das ist ziemlich viel. Das sagt zwar noch nichts über die spektrale Verteilung aus, ist aber mal ein Anhaltspunkt.
Der Jitter ist so massiv, der vor dem Reclocker ankommt, dass mich erstens nicht wundert, dass der Akurate DS 1 soviel besser klingt am Digitalausgang als der Sneaky, und ich zweitens enorme Mühe hatte, das mit dem Reclocker-Flipflop wegzukriegen (Stichwort übersprechen). Es hat zwar funktioniert, aber der Jitter war im Vergleich zum G-Sonos immer noch deutlich höher am Digitalausgang.
In diesem Stadium gab ich in der Nacht zum heutigen Sonntag irgendwann auf - heute früh kam dann der Durchbruch: Ein Reclocking mit zwei Flipflops, wobei der Trick ist, die beiden FFs auf einem Chip zu nutzen und das zweite mit dem invertierten Signal des ersten zu füttern, bei im Prinzip gleichem Takt (hier und dort noch ein bisschen Laufzeit-Tuning und dann passt's). Die Idee flog mir von irgendwoher heute früh unter der Dusche zu. Hier das Oszibildchen nach diesem doppelten Reclocker:
Entscheidend ist der Schnittpunkt der gelben Linien zwischen dem oberen gelben Nivau (die logische 1) und dem unteren (logische 0). Der gelbe Strich ist ungefähr so dick wie der blaue - habe fertig. Check am Jittermonitor: Ja, der G-Sneaky ist jetzt so sauber wie der G-Sonos. Aber eben auch bei Sampleraten bis 192kHz. Die achtfache statt der vierfachen Reclockerfrequenz bringt übrigens genau nichts. So schenke ich mir die mit 98MHz immerhin schon im UKW-Bereich angesiedelte achtfache Reclockerfrequenz und nehme die vierfache. Niedrigere Frequenz heißt nämlich auch niedrigeres Übersprechen auf die Umgebung.
In der Büchse sieht es nun aus, wie eben ein Prototyp von innen aussieht, die drei handgestrickten Platinen sind:
Links die fette Analogausgangsstufe mit zugehörigen Spannungsreglern, dann Mitte unten der neue Doppel-Reclocker mit Frequenzvervielfacher, und rechts die Doppel-VCXO mit schaltbarer Filterzeitkonstante und allen zugehörigen Spannungsreglern.
Jetzt werde ich im nächsten Schritt den ganzen Krempel auf einer deutlich kleineren Platine eindampfen. Das ist jetzt noch ein bisschen Fleißarbeit, aber im Prinzip läuft das jetzt alles wie gedacht.
Das war nun ein ordentliches Stückchen Arbeit, seit ich Ende August Rainers Sneaky gekriegt habe. Und es ist nun doch ein erheblicher technischer Aufwand geworden, den ich da treiben musste. Aber wie immer - von nichts kommt nichts.
Viele Grüße
Gert