Hi,
wenn man die vielen Forumsbeiträge verfolgt, merkt man, dass fast jeder von uns seinen Steckenpferd hat. Hans-Martin seziert jede Aufnahmen nach der absoluten Phase, Harald missioniert für eine perfekte Raumdämmung, Stephan bastelt an den Kabeln… und mein Lieblingsthema (zumindest zur Zeit) sind die Zielkurven. Ich bi ein bekennender "Sounding-fraek"
Das liegt einfach daran, das sie (meiner Meinung nach) nach der Raumakustik und dem Lautsprecher selbst das wirksamste und das einfachste Mittel sind, den Klang gezielt an die Gegebenheiten (Raum/Komponenten) und persönliche klanglichen Vorlieben anzupassen. Dabei verlasse ich mich nicht auf irgendwelche Standards/Vorgaben/Normen, wie solche Zielkurve Verlaufen sollte. Ich entscheide selbst, was mir gefällt
Das liegt z.T. an der Beobachtung, dass die gleiche Zielkurve, die mir z.B. im Musikzimmer gefällt, in dem Wohnzimmer suboptimal ist, und das was mir im Auto1 gefällt im Auto2 (mit der gleichen Zielkurve) anders klingt. Also individuelle Feinkorrekturen sind notwendig. Das hatte ich früher mit Hilfe von DSP mittels EQs umgesetzt, aber jetzt, seit dem ich das Accourate einsetze, habe ich die Möglichkeit das Thema etwas systematischer anzugehen. Und wie das geht, wollte ich hier kurz mal vorstellen.
Jedem Acourate-Anwender dürfte die relativ einfache Target Curve Gestaltung per „Maus-Schubser“ in Macro2 bekannt sein. Meine Vorgehensweise ist aber etwas anders. Auf der Suche nach dem „perfekten Sound“ möchte ich viele fein abgestufte Varianten von Zielkurven erstellen, die ich anschließend gegeneinander vergleiche/anhöre und dann auf Basis der besten ein weiteres Finetuning fortsetze. Also ich möchte gezielt und in mehreren Stufen fein dosiert bestimmte Merkmale der Zielkurve verändern und mehrere Sätze von Filtern generieren. Das geht am besten, in dem man die in dem Projektverzeichnis abgelegte Zielkurven-bestimmende Textdatei Target.tgt mit einem Texteditor anpasst. Die beigefügten Bilder zeigen, wie ich dabei vorgehe (es wird sicherlich auch andere Ideen/Konzepte, wie man sich an den optimalen Zielkurven-Verlauf herantasten kann).
1. Ich starte mit einem Basis-Setup, der durch den Grundpegel im Bass-Bereich und Neigung/Abfall der Zielkurve bestimmt wird. Die tonale „Grundtendenz“ wird durch die 3 Parameter basic(0-2) bestimmt. Über den basic2y48 Wert variiere ich die Neigung und bestimme den Ausgangspunt für die späteren Schritte
2. Ob ich eher eine kräftigere oder eher eine dünnere Wiedergabe bevorzuge, kann ich über die Einsatzfrequenz des basic1x48 Parameters bestimmen. Den Unterschied merkt man am schnellsten z.B. am Körper der Männerstimmen. BTW. Dieser Parameter lässt sich per „Maus-Schubser“ maximal auf 200Hz reduzieren und per Textedit sogar bis 100Hz.
3. Mit einer kleinen Senke in dem 400-1000Hz Bereich kann ich bestimmen, ob das klangliche Geschehen eher vordergründig (z.T. sogar „nervig“) oder eher etwas ruhiger und zurückhaltender ausfällt. Dabei variiere ich sowohl die Einsatzfrequenz des peak2x als auch seine Amplitude peak2y und Breite peak2q
4. Jetzt kommt eine kleine „Prise von Frische" -> ein kleiner Peak in dem 7-9kHz Bereich. Die Parameter peak3x, peak3y und peak3q werden wie in dem Schritt 3 variiert.
5. Last not least -> das „Salz in der Suppe“ ist und bleibt Bass. Mit Hilfe von Shelf (oder sogar in Kombination mit basic1) kann ich den Spaßfaktor erhöhen und einer eher neutralen/trockenen Kurve etwas mehr Bums verpassen. Das wird durch den shelfx und shelfy Parameter variiert.
Wichtig: Ich drehe nicht an allen „Stellschrauben“ gleichzeitig und ich verändere nicht alle oben genannten Parameter gleichzeitig. Dann wüsste ich nicht, welcher der veränderten Parameter letztendlich zu meiner Entscheidung über die Wahl einer bestimmten Kurve geführt hätte. Ich mache es wirklich iterativ Schritt-für-Schritt, vergleiche die Varianten-Kurven gegeneinander und am Ende stelle ich eine optimale Kombination der einzelnen Parameter vereint in einer Kurve zusammen.
Das Vergleichen der vielen Varianten geht bei mir relativ einfach, da ich in meinem Convolver gleichzeitig beliebig viele Filter hinterlegen und blitzschnell per Mausklick auf eins davon umschalten kann (siehe beigefügtes Bild). Das ist die perfekte Voraussetzung und Möglichkeit, die fein abgestuften Filter gegeneinander zu hören und zu vergleichen.
Auf dem beigefügten Beispiel-Bild unterscheidden sich die einzelnen Kurven-Varianten z.T. nur um ein halbes dB und trotz dem klingen sie unterschiedlich. Das zeigt wie wichtig, sensibel und einflußreich die Zielkurvengestaltung ist.
PS.
Die Rolloff Parameter habe ich in der obengenannten Betrachtung ignoriert. Der Low-Rollof bleib deaktiviert und den High-Rollof lege ich auf hprollx=20000 und hprolly=-3 fest
Die genannten Parameter-werte sind nur Beispiele, die bei mmir relativ gut funktionieren und für weiteres Fine-Tuning benutzt werden. Bei anderen Forenten sind möglicherweise andere Werte beser, aber es ändert nichts an dem Vorgehen.
Ich habe mir erlaubt meine persönliche "Klangeinschätzung" mit einigen Beschreibungen/Klangauswirkungen aus Musikerforen zu kombinieren
Grüsse,
Alwin