aston456 hat geschrieben:Wenn ich dann doch wieder eine Riesenkette davor oder daneben habe(n) muß[*], damit es vernünftig klingt, dann halte ich das Ziel für verfehlt.
* "Muss" ist eben relativ, Kai. Wenn man noch dem allerletzten Quentchen nachjagt, wird einerseits festzustellen sein: "A bisser'l geht fei immer noch!" (wobei natürlich damit nicht Probleme gemeint sind, wie Heidjer sie beschreibt), andererseits wird jedes Bisser'l überproportional teu(r)er - zumal es dafür
schließlich nur subjektive Maßstäbe gibt, die Maß-Losigkeit quasi Teil des Systems ist.
Mangels eigener Erfahrung
könnte ich mir denken, dass da schon Dein Wadia ("streng genommen") die Grenze überschreitet. Nehmen wir mal an, dass das
nicht so ist, dann hätte auch für mich das System "Player + aktive LS = basta!" was Bestechendes.
Sogar bezüglich der Raumakustik kommen wir ja i. d. R. auch nicht auf die Idee, für die Gesprächsunterhaltung und/oder die Hausmusik Raumtuning zu betreiben. Wegen der Gewöhnungseffekte und extrem starken Kompensationsfähigkeiten unseres beim Hören aktiven Gesamtapparates müsste es eigentlich ohne gravierende Beeinträchtigung in allen Räumen, die
keine schwerwiegenden akustischen Mängel aufweisen, möglich sein, voll zufrieden unsere Musik genießen zu können. (Bestenfalls könnten wir nach und nach subtile Ermüdungseffekte verspüren, die daran liegen, dass unser Hirn dabei zu intensiv arbeiten muss, und so entspannende Flow-Effekte konterkariert werden; also spürbar wird, was beim
ausgedehnten Kopfhören ohne Crossfeed auftritt.)
Aus anderer Position heraus müssten wir ja kaum verstehen, dass man bis kurz vor Ende des vergangenen Jahrhunderts überhaupt reproduzierte Musik anhören konnte - so mängelbehaftet das Ganze aus heutiger Sicht war. Oder um im Hier und Jetzt zu bleiben: Stereo müsste angesichts der Surroundmöglichkeiten sofort und komplett verworfen werden. Bestenfalls könnte man es in Ermangelung ausreichender Programmauswahl noch so gerade hinnehmen.
Als Parallele fällt mir die Überlegung ein, wie ökonomisch gut situiert man wohl sein muss, um sich als glücklich zu bezeichnen? (Neuere interkulturelle Untersuchungen sehen überhaupt keinen grundsätzlichen Zusammenhang!)
Ich befürchte nur, dass der "Optimierungsvirus", wenn er einen erst einmal gepackt hat, einen nicht mehr los lässt und einen eigenen Stellenwert bekommt. (Ich kenn' das ja von mir selbst, obwohl ich mich gleichzeitig für einen extem nüchternen Entscheider halte: Derzeit schwanke ich, ob ich in die Erfahrungen mit Korrektursystemen
überhaupt einsteigen soll, weil ich weiss, dass ich nach der ersten Erfahrung nicht mehr der alte werde sein können. Bis auf ganz spezielle therapeutisch durchgeführte Verfahren, kann man einmal gemachte Erfahrungen ja nicht mehr löschen. Das einzige für den Lebensalltag probate Mittel besteht im präventiven Erfahrungsverzicht. Bin mal gespannt, wie sich das bei mir in den nächsten Wochen/Monaten entwickelt.)
Gruß
Joe
PS:
Franz hat geschrieben:So lange muß [**] ich mit den Übeln der Musikwiedergabe in geschlossenen Räumen leben und versuchen, daraus das bestmögliche Ergebnis für mich herauszuholen. Ich tu wenigstens was gegen die Übel. Wer denkt, er brauche das alles nicht, sei gepriesen.
** Das ist eine schöne Beschreibung! Franz sagt in zweierlei Hinsicht "muss": 1. muss mit den Übeln leben und 2. muss das bestmögliche Ergebnis für sich herausholen.
Wenn man sich erst einmal in dieses Dilemma begibt, gibt es keinen Ausweg, als die ständige Flucht nach vorn. - Also: "Principium obsta!"
Schlage dem Admin vor, die paar (bis jetzt wohl 3) Zwischenbemerkungen separat zusammenzufassen, um den Verlauf des Threads hier nicht unnötig zu unterbrechen!