Vintage-HiFi: Überholung einer Sanyo Plus C-55

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broesel02
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Vintage-HiFi: Überholung einer Sanyo Plus C-55

Beitrag von broesel02 »

Hallo,
heute will ich euch etwas von meinem Sanyo Plus C-55 erzählen. Ein ziemlich seltener Vorverstärker der von das Aufwendigste und auch Beste war was Sanyo damals in Deutschland angeboten hat.

http://www.directupload.net/file/u/5100 ... ui_jpg.htm

Die Sanyo Endstufen aus dieser Serie haben die seltenen und gut beleumdeten Hitachi MosFet Leistungstransistoren und spielen wenn sie in Ordnung sind wirklich ganz vorne mit. Aber dazu ein anderes mal mehr.
Die Vorstufe hat im Stereo „Nachtest“ im Mai 2013 nochmals eine sehr gute Bewertung erhalten.

http://www.directupload.net/file/u/5100 ... kc_pdf.htm

Nun gut, ich habe sie bei mir angeschlossen. An zwei gebrückten und überholten Sanyo P-55 und meinen Visaton Vox 252 MIT. Im Vergleich zu meiner Kenwood L-07 C Mk II. Klingt gut Aber:

• Etwas zu scharf, S- Laute erscheinen unnatürlich Spitz
• Es fehlt mir Tiefe im Raum und Lokalisationsschärfe
• Im Bassbereich fehlt ein wenig Beherrschung ganz tief unten, dort klingt es flach

Also: Ich habe einen Nachmittag geopfert. Das Lautstärkepoti hat auch geknarzt. Da kann man auch gleich eine Kondensatorkur machen :wink: . Die Ausbeute:

http://www.directupload.net/file/u/5100 ... 8x_jpg.htm

Ich wechsle der Einfachheit halber bei so einer Aktion alle Elektrolytkondensatoren. Ich weiss, da kann man nun drüber philosophieren ob das nötig und sinnvoll ist. Aber ich mache das eben so und wer es anders macht ist auch glücklich. An einigen Stellen lege ich Wert auf besonders hochwertige Kondensatoren; immer dort wo kleinste Spannungen am Anfang der Verstärkung stehen sollten möglichst hochwertige Bauteile zum Einsatz kommen, jeder Fehler der hier hereinspielt wird ja durch die ganze Kette noch verstärkt!
Daher seht ihr auch neben den allseits bekannten Folientypen, 5mm Raster, Wima und Vishay einige organic- Polymer Kondensatoren. Mit diesen recht teuren Kondensatoren habe ich akustisch sehr gute Erfahrungen "erhören" dürfen. Die Folien sind als Blocker zwischen den verschiedenen Stufen des Vorverstärkers eingesetzt und zum Teil als Shunt zu Diodenstrecken.
Hier ein Bild von oben mit den neuen Kondensatoren:

http://www.directupload.net/file/u/5100 ... en_jpg.htm

Anschliessen, Hören. Erheblich besser. Die Schärfe bei S-Lauten ist viel geringer, die gehörte Raumtiefe hat zugenommen. Aber: Im Vergleich zum Kenwood fehlt Dynamik! SACD Einspielung vom Bonner Beethoven Orchester, Stefan Blunier - Anton Bruckner D-Moll, „Nullte“ WAB 100:

http://www.directupload.net/file/u/5100 ... rc_jpg.htm

Da bleibt die Dynamik bei der Sanyo Vorstufe hinter dem Kenwood zurück. Warum? Ich habe ein wenig in die Schaltung geschaut. In der Phono Eingangsstufe wird wie im Lehrbuch die Stromquelle für den Eingangs- Differenz FET mit Zener Diode und Transistor gemacht. Aber ich höre ja nicht über Phono! Einen Schaltplan gibts im Netz oder eben auch hier:

http://www.directupload.net/file/u/5100 ... kl_pdf.htm

Nicht so in der nachfolgenden Line Stufe! Dort wid die Stromquelle „nur“ über einen Spannungsteiler mit Widerständen realisiert. Das könnte etwas ausmachen. Ich habe daher am Fußpunkt der Widerstandes R711, 6,8 kOhm und am Kollektor des Q-706 je einen 1 uF Folie gegen Masse gelegt um die Spannung hier ein wenig zu puffern.

http://www.directupload.net/file/u/5100 ... r6_jpg.htm
http://www.directupload.net/file/u/5100 ... wc_jpg.htm

Das Ergebnis kann sich absolut hören lassen. Der Sanyo Plus C-55 holt meinen Kenwood zwar immer noch nicht ein aber er kommt ein gutes Stück näher heran. Die S-Laute sind nochmals etwas manierlicher gewordern, Räumlichkeit, Lebendigkeit und Macht im Tiefton hat auch noch mal zugelegt. Wenn ich ihn in meiner Sammlung klassifizieren sollte: Schlechter sind Kenwood Basic C-2, Harman Kardon C725, Hitachi HCA 8500. Besser ist Technics SE 9070, Kenwood L-07 C II. Alles mein persönlicher Geschmack!
Also, ein kleiner sehr schöner Vorverstärker den man wohl leicht unterschätzt! Aber das kann einem bei der Endstufe aus der Serie auch passieren. Dazu ein anderes mal mehr. Jetzt muss ich nur noch überlegen wo ich den kleinen im Haus einsetze...

Richard
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Richard
Ich sehe 470 Ohm Widerstände im Ausgang, bei den Ausgangstreibern sind 22 bzw. 82 Ohm Emitterwiderstände. Da geht doch noch was...
am Kollektor des Q-706 ... einen 1 uF.. gegen Masse
will sich mir nicht erschließen
Grüße Hans-Martin
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broesel02
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Beitrag von broesel02 »

Die 470 Ohm sind nur noch 82 Ohm.....
Die hatte ich halt gerade da ;)
Die 22 Ohm Emitterwiderstände gehen ja in die Gegenkopplung ein und sind somit hier im insgesamt hochohmigen Bereich quasi nicht wirksam. Das kann man lassen. Der VV treibt ja keine Box mit 4 oder 8 Ohm sondern (hoffentlich) mindestens 25 kOhm Abschlusswiderstand. Aber nach diesen Erfahrungen mit den Pufferkondensatoren sehe ich in den Schaltplänen meiner Geräte ganz neues Potential! Ich habe mich schon etwas länger damit beschäftigt warum manche Hersteller solch einen Aufwand bei der Herunterteilung der Spannungen in den Verstärkern treiben und andere eben nicht. Ich habe es nun gehört. Das wird auf alle Fälle spannend!
Q706: Ich war mal wieder zu schnell! ich meinte natürlich die Basis. Ich wollte die Strecke aus Widerstand und Diode Festhalten. Und das war akustisch sehr erfolgreich!
Ich werde als nächstes wenn ich Zeit dazu habe mal versuchen auch "oben" die Spannungen zu puffern, also zum Beispiel am R712. Bei diesem VV hat man mit ganz wenigen Schrauben die Platinen auf beiden Seiten freigelegt, sehr Service freundlich und sehr bastelfreundlich

Richard
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

broesel02 hat geschrieben: Q706: Ich war mal wieder zu schnell! ich meinte natürlich die Basis. Ich wollte die Strecke aus Widerstand und Diode Festhalten. Und das war akustisch sehr erfolgreich!
Hallo Richard
C an BasisQ706nach Masse schließt Wechselspannung kurz, nimmt Verstärkung raus und konvertiert Class B quasi in Class A.
Ich werde als nächstes wenn ich Zeit dazu habe mal versuchen auch "oben" die Spannungen zu puffern, also zum Beispiel am R712.
Das machen bereits C912 und C 914. C912 hat 220uF, da scheinen die Entwickler ihren Netzteil-Regeltransisoren nicht sonderlich zu vertrauen.
Man könnte die Versorgung beider Kanäle entkoppeln, indem jeder Kanal ab C912 nach 27 Ohm Widerstand einen eigenen C914 mit bis zu 100uF bekommt, der nahe den ersten Transistoren platziert wird.
Die Phonostufe könnte man als Verbraucher abschneiden. Beides kann die Versorgung von Störungen entlasten.

Um zu sehen, wiesehr sich die beiden Kanäle auf der Betriebsspannung niederschlagen und beeinflussen, kann man die Wechselspannungsanteile per 10uF auskoppeln, danach mit 10kOhm nach Masse, und dieses Signal über einen Verstärker/Kopfhörer/LS anhören (erst nachdem der 10uF aufgeladen ist, sonst knallt es gewaltig von 25V Spannungssprung).

Wenn man SVR801 sauber einstellt, könnte man auf C811 auch verzichten. Wegen des Alters und des kleinen Wertes wäre da alternativ ein Folienkondensator angesagt, von WIMA gibt es schon sehr kompakte Folien, die scnell auf der Rückseite eingelötet werden können, wo das Rastermaß nicht ganz passt.

Heute würde man vermutlich einen bipolaren Kondensator mit R820 in Reihe schalten, um die Gleichspannungsgegenkopplung zu maximieren. Je ein 500uF50 V gepolter Elko tut es auch (5% entgegengesetzte Polung verträgte er).
Viel Spaß beim Basteln!
Grüße Hans-Martin
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