Was braucht's zum "tonlosen Bass"?

Ralph Berres
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Was braucht's zum "tonlosen Bass"?

Beitrag von Ralph Berres »

Fortepianus hat geschrieben:
Fortepianus hat geschrieben:Tonloser Bass. Nur diese kurze trockene Druckwelle, die nur ein geregelter Bass richtig gut kann. Ohne jedes Nachschwingen, und sofort da. Auch was für's Auge bei höheren Pegeln.
Ich korrigiere mich, das kann ein großes Basshorn auch.
Du meinst hohe Pegel? Das kann ein Basshorn bei tiefen Frequenzen aber nur wenn er auch entsprechend groß ist. Ansonsten hört man nur die Oberwellen von dem Bass. Für 30Hz abzustrahlen, muss das schon ein ganz schön langer Horn mit einer riesigen Mundöffnung sein. Wir reden hier dann von mehreren Metern.

Und ob bei den Verfärbungen die so ein Horn in der Regel macht, der Bass so tonlos ist, habe ich meine Zweifel. Eines ist aber unbestritten. In dem Frequenzbereich wo er spielt ist der Wirkungsgrad immens.

Da kann man durchaus mit einen 20W Verstärker ein Theater beschallen.

Aber mir sind ehrlich gesagt aktive voll geregelte Lautsprecher lieber. Die sind irgendwie kompakter und besser.

Ralph
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musikgeniesser
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AUDIOPHILE BASSKÜCHE

Beitrag von musikgeniesser »

Moin Forenten,

so ein kritisch bedämpftes Gehäuse, also mit Qtc = 0,5, kann sowas auch schon ganz gut. Aufgrund des dramatischen Bassabfalls muss man selbigen nur ordentlich anheben. Da muss dann schon alles stimmen: Verstärkerleistung und thermische Belastbarkeit des Chassis. Klirrfaktor ist in Aktivsystemen dabei nebensächlich, weil dem Basschassis die hohen Frequenzen ohnehin egal sind und der Klirr in der riesigen Spule einfach in Wärme umgewandelt wird (in Passivsystemen würde man in diesem Fall die Hochtöner mit ihren viel kleineren Spulen abschießen, denn dorthin leitet die passive Weiche den Klirr aus dem Bass geradewegs durch).

Wenn man denn ein für tiefe Frequenzen taugliches Chassis findet, was praktisch fast unmöglich ist. Außerdem werden die Gehäuse ordentlich groß, manche sogar überunendlich groß, wenn Qts alleine schon über 0,5 (solche Chassis soll es ja geben...) liegt.

Und damit gehen die Tricksereien dann weiter, wenn man schon mal dabei ist: man geht mit dem Qtc hoch, womit man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt (so meint man): die Gehäuse werden dramatisch kleiner -- toll! -- und der Bassabfall auch -- nochmal toll --. Super, nur leider rutscht die Resonanzfrequenz im gleichen Verhältnis hoch, also in diesem Beispiel um 40%. Und die Bedämpfung ist auch dahin. Schwamm drüber, wer braucht schon Tiefstbass, sauberen noch dazu, wenn er "mächtig druckvollen" Mittelbass, so will ich das mal nennen, kriegen kann? Hauptsache, das Zwerchfell wird erreicht.

Der wesentliche Vorteil der Regelung besteht doch im Bass nun gerade darin, dass man diese Gehäuse-Chassis-Bass-Begrenzungen überwinden kann. Man baut das Gehäuse so kompakt, wie es vernünftig erscheint, ohne sich um Thiele-Small zu kümmern. Ungeregelt käme eine Krawallkiste dabei heraus: keine Membrandämpfung, welliger Frequenzgang und richtig hohe Abstimmfrequenz. Da spielt die Regelung ihre Stärken voll aus: das wird alles weggeregelt, alles. Keine Ahnung, wie das im einzelnen geht, aber Herr Gruber (A.C.T.) hat mir gesagt, dass es geht. Und Herrn Gruber vertraue ich: ich habe schon so manchen Subwoofer gehört, aber seit ich Gruber-Subwoofer (ART, ALR [die frühen, geschlossenen und geregelten: die mit dem Mikrofönchen am Rand der Staubkalotte] und heute eben A.C.T.) höre, bin ich zufrieden; sehr sogar. Dass Gert genau das gleiche sagt, nehme ich als Indiz, dass ich Herrn Gruber zu Recht vertraue. Das einzige, was ich verstanden habe, ist, dass es weggeregelt werden muss, sonst kommt nix anständiges dabei heraus.

Abacus hat ja auch keine "richtige" Regelung, schafft es aber, die Thiele-Small-Begrenzungen zu sprengen. Ich fand das Leuchten in den Augen des Vaters total rührend, als er ganz stolz erzählte, der Subwoofer arbeitete ausschließlich unterhalb seiner Resonanzfrequenz, womit er die Gesamt- und nicht die Freiluftresonanzfrequenz gemeint haben dürfte, klar. Keine Ahnung, ob die sich bei audiopro (deren Service sie immer noch machen, wie Hanno Sonder mir erzählt hat) haben inspirieren lassen, jedenfalls macht Abacus "irgendwie so was wie" das ACE-Prinzip von audiopro,
stereo hat geschrieben:...vertraut nämlich auch der Mondial S-3 auf die von Audio Pro patentierte „ACE-Bass (Amplifier Controlled Euphonic Bass)-Technologie, bei der – vereinfacht ausgedrückt – ein pfiffig verschaltetes Netzwerk aus Widerständen und Kondensatoren in der Lage ist, Parameter wie Gehäusevolumen und Membranhub dahingehend zu simulieren, dass der relativ kompakt gebaute Dänen-Sub so kraftvoll aufspielen kann wie ein wesentlich größeres Modell.

Quelle: http://www.stereo.de/index.php?id=413
würde ich mal sagen, allerdings ohne Bassreflex, was schon mal gut für die Impulstreue ist. Hier weiß ich zur Abwechslung mal, wovon ich rede, denn ich habe zwei audio pro-Subwoofer gehabt. Bassreflex, schön; schöner Tiefbass, aber auch schön weich...

Herzliche Grüße

PETER
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Fortepianus hat geschrieben:Hallo Freunde,

folgende Textpassage bei der Vorstellung der Playlist erzeugte bei einem Foristen eine Irritation, wie er mir per PN schrieb:
Fortepianus hat geschrieben:Tonloser Bass. Nur diese kurze trockene Druckwelle, die nur ein geregelter Bass richtig gut kann. Ohne jedes Nachschwingen, und sofort da. Auch was für's Auge bei höheren Pegeln.
Ich korrigiere mich, das kann ein großes Basshorn auch.

Gruß Gert
Ich möchte an dieser Stelle erinnern, dass jeder dynamische Lautsprecher eine Gegeninduktion erzeugt, die der Verstärker zu regeln hat. Wie effektiv er seine Aufgabe macht wird auch zu einen "tonlosen" Bass führen, selbst wenn das Basschassis ohne Sensorik bestückt ist.

Das ist insbesondere bei geschlossenen Boxen einfach zu testen. Schaltet man den angeschlossenen Verstärker aus und man drückt die Membran des Basschassis etwas ein, wird das recht einfach möglich sein. Schaltet man denn Verstärker an, dann wird etwas mehr Kraft aufwenden um das Gleiche zu erreichen. Das hat damit zu tun, dass der Verstärker am Ausgang ein Signal, dass durch die Induktion der Spule des Chassis erzeugt wird erkennt, die aber nicht am Eingang liegt. Das versucht er gegenzukoppeln.

P.S. Ansonsten sehe ich gerade Peters Erläuterung, der ich voll zustimme (soweit ich sie überflogen habe :wink: )
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Ralph Berres
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Beitrag von Ralph Berres »

Cay Uwe

Das mit dem Dämpfungsfaktor würde ich nicht überbewerten. Zumindest nicht bei Passivboxen.
Bedenke bitte, das der Gleichstromwiderstand des Lautsprecherchassis mindestens 80% der Gesamtimpedanz beträgt. ( Ist eine Forderung in der Din45500 ).Dieser Gleichstromwiderstand liegt der Lautsprecherspule elektrisch in Reihe und verschlechtert den Dämpfungsfaktor dramatisch. Hinzu kommt der Gleichstromwiderstand der Spule in der Frequenzweiche, welche ebenfalls schnell bei 1 Ohm liegt.

Die einzige Möglichkeit das Eigenleben des Lautsprechers in den Griff zu bekommen ist nun mal die aktive Regelung mittels getrennten Sensor.

Ralph
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Peter,

danke für Deinen enthusiastischen Beitrag! :D

Die eine oder andere Argumentation kann ich aber nicht ganz so stehen lassen:
musikgeniesser hat geschrieben:...Da muss dann schon alles stimmen: Verstärkerleistung und thermische Belastbarkeit des Chassis. Klirrfaktor ist in Aktivsystemen dabei nebensächlich, weil dem Basschassis die hohen Frequenzen ohnehin egal sind und der Klirr in der riesigen Spule einfach in Wärme umgewandelt wird...
Einspruch Eurer Ehren: Klirren eines Basschassis ist nicht egal, denn die Membran strahlt diesen ja ab, er wird ja vom Chassis erzeugt und bewegt die Membran und sonst gäbe es den Klirr ja auch gar nicht. Und wenn die Endstufe klirrt, ist keine passive Filterung da um diesen Klirr vom Basschassis fernzuhalten. Klirr ist also in jedem Falle relevant!
musikgeniesser hat geschrieben:Der wesentliche Vorteil der Regelung besteht doch im Bass nun gerade darin, dass man diese Gehäuse-Chassis-Bass-Begrenzungen überwinden kann. Man baut das Gehäuse so kompakt, wie es vernünftig erscheint, ohne sich um Thiele-Small zu kümmern.
Auch hier muss die Welt geradegerückt werden: Korrekt ist, daß die Chassiseinbauparameter nach T/S sozusagen "weggeregelt" werden. Aber die Kirche bleibt auch im Dorf und alles hat seinen Preis: Je kleiner das Gehäuse umsomehr Leistung verbraucht man für die Regelung um eine bestimmte untere Grenzfrequenz zu erreichen. Also: Auch und gerade bei geregelten Bässen braucht ein TT im kleinen Gehäuse viel Endstufenleistung! Im grossen Gehäuse erreicht man wegen der geringeren zu überwindenden Gehäuseluftfedersteifigkeit gegenüber dem kleinen Gehäuse mit Regelung mehr Tiefgang und mehr maximalen Schalldruck im "geregelten Frequenzbereich" bei gleicher Leistung, speziell unterhalb der (weggeregelten aber vorhandenen) Einbauresonanz.

Es wird also immernoch mit Wasser gekocht. No magic. :mrgreen: :cheers:

Gruß,
Winfried

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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Ralph Berres hat geschrieben: Die einzige Möglichkeit das Eigenleben des Lautsprechers in den Griff zu bekommen ist nun mal die aktive Regelung mittels getrennten Sensor.
Hallo Ralph
1975 habe ich einem Kameraden aus England 8 FANE 38er Bässe mitgebracht, er wollte damit eine wirkungsgradstarke Wanderdiscoanlage aufzubauen. Wir haben spaßeshalber 2 Chassis mit Kabeln verbunden, dann ein Chassis eingedrückt und gesehen, wie -nach Augenschein- das andere Chassis einen vergleichbaren Hub in Gegenrichtung vollzog.
Später habe ich in einer Selbstbaubox eine Spule mit höherem ohmschen Innenwiderstand durch eine Spule mit niedrigem plus Drahtwiderstand in Serie ersetzt, wollte den Widerstand variieren, um die Auswirkungen näher gehörmäßig zu erschließen. Dabei war es nicht möglich, identische Ergebnisse zu erzielen.
Meine Schlussfolgerung damals: wenn der Widerstand außerhalb der Induktivität liegt, hat er eine andere Wirkung als in der Induktivität integriert. Das einfache Schulbuchwissen versagt hier.

Da der Dämpfungsfaktor eine Kunstgröße ist, spielt mMn der Schwingspuleninnenwiderstand keine Rolle hier.
Man rechnet beim Verstärker: Dämpfungsfaktor = Lautsprecherwiderstand / dynamischer Ausgangswiderstand des Verstärkers.
Vom Lautsprecher aus gesehen addieren sich Drosselspule und Kabelwiderstände zum Verstärkerinnenwiderstand. Da bliebe vom Dämpfungsfaktor nichts mehr übrig, und doch kann man Unterschiede wahrnehmen.

Ist der Generator (Schwingspule) primär eine Spannungs- oder Stromquelle und welche Last sieht er?
Sieht er die Gegenkopplung, die tendenziell hochohmig ist, spielt sein eigener Innenwiderstand kaum eine Rolle. Das deckt sich eher mit meinem Höreindruck.

Ob die Induktivität im Tiefpassfilter 0,1 Ohm oder 0,5 Ohm Innenwiderstand hat, macht hörmäßig einen großen Unterschied. Wenn die ohmsche Komponente der Schwingspule mit 3,2 oder 6 Ohm deutlich höher ist als die der Drossel, lässt sich das schwerlich erklären.

Wenn ich mich richtig erinnere, darf die Impedanz eines Lautsprechers - 20% abweichen.
Ob damit der Ohmsche Widerstand das Limit setzt, hängt vielleicht auch vom Einbau ab, Horn oder offene Schallwand oder...?

Es spielt sicher auch eine Rolle, wenn die Membran bewegungskontrolliert geregelt wird, denn die Regelung muss sich über den Verstärker trotz des Ohmschen Widerstands der Schwingspule durchsetzen.
Gert wird da vermutlich eine fundiertere Aussage machen können.
Grüße Hans-Martin
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musikgeniesser
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Beitrag von musikgeniesser »

Moin Forenten,
modmix hat geschrieben:Si, gekocht :wink:
Der Velodyne DD18 hat 1.250 Watt Sinus (über 3.000 Watt Maximalleistung) - eine mittlere Herdplatte.
... in Ankoch-, nicht Fortkochschaltstellung *)...

Herzliche Grüße

PETER

*) bei herkömmlichen Elektroherden: Ankochschaltstellung: 2, 2,5 und 3; Fortkochschaltstellung: 0,5, 1 und 1,5.
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musikgeniesser
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VIEL HILFT VIEL, AUCH UND GERADE IM BASS

Beitrag von musikgeniesser »

Moin Winfried,
moin Forenten,

das stimmt natürlich, Winfried.
wgh52 hat geschrieben:Einspruch Eurer Ehren: Klirren eines Basschassis ist nicht egal, denn die Membran strahlt diesen ja ab, er wird ja vom Chassis erzeugt und bewegt die Membran und sonst gäbe es den Klirr ja auch gar nicht. Und wenn die Endstufe klirrt, ist keine passive Filterung da um diesen Klirr vom Basschassis fernzuhalten. Klirr ist also in jedem Falle relevant!
Bei uns hier sowieso, bei dem Niveau, auf dem wir uns bewegen. So ein richtig hochfrequenter Klirr ist immer gut herauszuhören und das ist natürlich nichts, worüber wir hier noch viele Worte machen müssen. Andererseits kann die träge Bassmembran gar nicht so schnell folgen, was die Sache wieder relativiert. Aber, nochmal, das relative ist nicht so unsere Sache hier.
wgh52 hat geschrieben:Auch hier muss die Welt geradegerückt werden: Korrekt ist, daß die Chassiseinbauparameter nach T/S sozusagen "weggeregelt" werden. Aber die Kirche bleibt auch im Dorf und alles hat seinen Preis: Je kleiner das Gehäuse umsomehr Leistung verbraucht man für die Regelung um eine bestimmte untere Grenzfrequenz zu erreichen. Also: Auch und gerade bei geregelten Bässen braucht ein TT im kleinen Gehäuse viel Endstufenleistung! Im grossen Gehäuse erreicht man wegen der geringeren zu überwindenden Gehäuseluftfedersteifigkeit gegenüber dem kleinen Gehäuse mit Regelung mehr Tiefgang und mehr maximalen Schalldruck im "geregelten Frequenzbereich" bei gleicher Leistung, speziell unterhalb der (weggeregelten aber vorhandenen) Einbauresonanz.
Ganz genau, was noch schärfer herausstellt, dass man beim Bassgehäusebau immer in mehreren Dimensionen simultan denken muss. Nun ist Leistung unter uns hier im Forum auch nicht recht ein Thema, mit dem man hier noch etwas reißen könnte: viel hilft viel hat sich unter uns doch längst etabliert. Velodyne mit seinen 3 kW kostet uns hier doch nur noch ein -- man möge mir die temporäre Dehnung der Nutzungshinweise unseres Forums nachsehen -- müdes Arschrunzeln. Ich meine, wer 70 W zuzüglich (!) Strom für die Modifikationsplatine (hat der seines Nachnamens verlustig gegangene promovierte Dipl.-Ing. das mal gemessen oder berechnet?) alleine für einen D/A-Wandler verbraucht, der hat andere Sorgen als ausgerechnet mangelhafte Verstärkerleistung.

Doch im Ernst: letztlich muss die Bassleistung, die rauskommen soll, erstmal rund einhundertfach -- 1% Wirkungsgrad dürfte ein guter Anhaltspunkt sein -- reingepumpt werden. Und die akustische Leistung eines Bösendorfer Imperial beträgt nun einmal 2,5 W, behauptet zumindest Herr Cabasse.

Und wenn man die Thiele-Small-Parameter ändert, ändern sich immer auch alle möglichen anderen Parameter mit, bis hin zum Kennschalldruck (wenn man so weit geht und das Chassis modifiziert). Auch die Steilheit des Bassabfalls, die Eckfrequenz, was, alles zusammengenommen, letztlich immer wieder zu ähnlichen Leistungsverbräuchen führt; im Zweifel hohe Leistungsverbräuche. Aber die grundsätzliche Richtung ist klar: je höher die Qualität, desto höher auch der Leistungsverbrauch. Einfach nur laut ist eben noch keine Qualität.

Herzliche Grüße

PETER
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Ralph Berres
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Beitrag von Ralph Berres »

Hallo Hans-Martin

Zunächst mal zum Unterschied zwischen 4 Ohm und 8 Ohm Lautsprechern:

Die Induktivität ist nun mal L= u0 * N² * A /l

Das heist, wenn ich einen 8 Ohm Lautsprecher habe, ist der Draht etwa sqr2 dünner und länger. damit passen auch sqr2 mehr Draht auf die Spule. Somit hat sich sowohl die Induktivität als auch der ohmsche Widerstand gegenüber einen 4 Ohm Lautsprecher verdoppelt.

Z = sqr ( Xl * R )² Wobei Z die Impedanz ist, XL der induktive Widerstand und R der Gleichstromwiderstand der Spule. Den Elektronen ist es ziemlich egal, ob der R jetzt Bestandteil der Schwingspule ist, oder sich auserhalb des Lautsprechers befindet. Er ist einfach vorhanden.

Der Dämpfungsfaktor ist im Grunde genommen das Verhältnis der geometrischen Addition des induktiven Widerstands und des Wirkwíderstandes des Lautsprechers zum Innenwiderstand des Generators sprich Verstärkers. Dem Innenwiderstand des Verstärkers liegen aber sämtliche äuseren Verlustwiderstände ( also auch der Gleichstromwiderstand der Spule ) in Reihe und müssen mit berücksichtigt werden. Mit dem Wirkwiderstand ist hier allerdings der Widerstand gemeint, der durch die Arbeit am Lautsprecher entsteht, also der gewollte reale Widerstand. Der Lautsprecher muss ja elektrische Leistung in Schallleistung umsetzen, und stellt somit einen ohmschen Anteil, der nichts mit dem Gleichstromwiderstand der Spule zu tun hat. Der ohmsche Anteil der Schwingspule ist ein Verlustwiderstand und eigentlich nicht gewollt.

Der Lautsprecher als Generator ist m.E. eine Stromquelle, weil der induzierte Strom proportional der Zeitänderung , also der Geschwindigkeit ist.

Der ohmsche Widerstand der Tiefpassspule hängt einfach von der Länge des Drahtes und dessen Durchmesser ab, Aber je dicker der Draht ist, destor größer wird die Spule auch im Durchmesser, und um so mehr Windungen braucht man wiederum um auf die gleiche Induktivität zu kommen. Luftspulen sind im Bassbereich deswegen nur sehr schwer unter nennenswert 1 Ohm zu drücken. Abhilfe könnte ein Eisenkern oder Ferritkern bringen, welche dann eben andere schwerer wiegende Nachteile wie Hystereseverluste und Nichtlinearitäten aufweist.

Der Lautsprecher darf maximal 20% von seiner Impedanz abweichen, wobei sichergestellt sein muss, das mindestens 80% ohmscher Anteil vorhanden ist. Viele Lautsprecherhersteller verstossen bei der Konstruktion der Passivweiche massiv dagegegn, womit auch die mitunter großen klanglichen Unterschiede der Verstärker erklärbar wird.

Ein Horn hat den Vorteil, das er den akustischen Freifeldwiderstand besser auf die Impedanz des Lautsprechers anpasst, und somit einen höhreren Wirkungsgrad erzielt. Bei normalen Schallwänden ist der Freifeldwiderstand eigentlich viel zu hochohmig. Deswegen haben normale Lautsprecher größeres Eigenleben als ein Horn, was Ein und auschwingvorgänge betrifft. Aus dem Grund versucht man den Lautsprecher auch zu bedämpfen.

Was die Leistung eines bewegungsgegengekoppelten Systemes betrifft, ist es wohl richtig , das man auch Leistung braucht, um den Lautsprecher im Zaum zu halten. Aber Leistung zu erzeugen ist ja heute kein Thema mehr im Gegensatz zu den 50ger Jahren, wo Hörner mangels Vertärkerleistung ihre Vorteile so richtig ausspielen konnten.

Ich habe viele jetzt leienhaft versucht zu erklären ohne vorher Formelbücher zu wältzen, weil ich diese Zeilen während meiner Dienstzeit zwischen Tür und Angel geschrieben habe. Hoffentlich habe ich jetzt da nichts übersehen.

Ralph
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Ich war ja auch mal eine Weile auf dem Regelungstrip. Neuerdings verwende ich aber PA-Chassis mit perversem BL²/Re (dafür zählt die Kupfermasse im Spalt) und maximal linearem BL(x), (BL(i) sowieso), konstanten Le(x) usw, solche Chassis regeln sich prima "selber".

Die Bewegungsgleichung der Membran (nach anliegender Klemmenspannung) in Free-Air/IB/OB/CB ist :
Xc(s) = V(s) * BL/Re / [s²*Mms + s*(1/Qms + BL^2/Re) + 1/Cms],
also ein Tiefpass 2ter Ordnung, mit variablem Q... und das Q hängt am BL²/Re, dominant.
Damit ist der Spannungsgang des Schalldrucks umso mehr (stärker und und über einen weiteren Frequenzbereichbereich) vom Spannungsgang () des Geschwindigkeitssensors -- den die VC selbst darstellt -- geprägt, je niedriger das Q ist, und ist eine +6dB/oct steigende Gerade, im Nutzband. Durch Verkleinern von Re (per leicht negativem Amp-Zout) kann den Bereich noch ein Stück weiter ausdehnen und den Gegenkopplungfaktor im Chassis erhöhen. Die 6dB-Gerade entzerrt man auf das gewünschte Target und gut ist.

Kann man auch über die Mikrofoniespannung betrachten, Spannung am Chassis ist
V(t) = I(t)*Re + BL*dXc/dt,
je größer BL und je kleiner Re desto mehr dominiert die Mikrofoniespannung (~Geschwindigkeit) ggü dem ohmschen Spannungsabfall.

Was man nicht machen darf, ist hubmäßiges Überfahren über Xmax, weil ein in sich stark gegengekoppeltes Chassis wandert unter Großsignal in der Oktave oberhalb Fs besonders leicht DC-mäßig ab, in Richtung der schwächeren Antriebs, d.h. es ist instabil dort. Und dagegen kann auch eine Geschwindigkeitsregelung mit Sensorspule nicht allzuviel machen, da hilft nur eine Lageregelung (einen guten Sensor dafür habe ich inzwischen mit beliebig(!) einstellbarer Kennlinie, aber die Sache nicht weiterverfolgt). Wenn das Chassis das nicht abkann (zuwenig Xdam), könnte man elektrisch ein rechtzeitiges Softclipping+Limiting auf der emulierten Hubkennlinie fahren, d.h. von dieser in den notwendigen Spannungsgang überführen, nicht direkt (gibt aber zu beachtende Headroom bzw S/N-Problematiken), Hab ich noch nicht probiert weil bisher nicht nötig gewesen (

Für die Sache muss man weg von dem Paradigma, ein Chassis+Gehäuse so zu parametrieren, dass sich mit konstanter Spannung vs Frequenz ein brauchbarer SPL-Gang ergibt, ausserdem sind Class-D Amps angeraten, weil man spannungsmäßg stark entzerren muss, und ausserdem damit die Verlustleistung im Amp klein bleibt, weil so ein Chassis halt fast rein reaktiv ist, die Impedanzkurve ist eine sehr hohe und breite Glocke. Im Schnitt braucht es sehr wenig Strom dadurch, theoretisch wird jedoch der Worst-Case-Impulsstrom maximal das Dreifache des Re, praktisch selten mehr als das 1.5fache (hängt von der Bandbreite der Nutzung ab).

Alles hängt am BL(x) des Chassis, wenn das nicht glatt ist, wird es nix. Deswegen kommen nur Top-Chassis in der Hinsicht in Frage, zB unterhängige Aurasounds, den von B.Doppenberg modifizierten Beyma 15MI100 aka DB-15, oder welche mit XBL-Motor, oder auch neueste PA-Chassis, die mit allen Mittel der FEA-Kunst optimiert sind, im Motor.

Nach oben hin empfiehlt es sich wie immer, Zout vom Amp hochohmig (induktiv) werden zu lassen, bzw nutze man dafür eine passive Luftspule vor dem Chassis.

Grüße, Klaus
EDIT : Das hatten wir doch schonmal : http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 219#p36219
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hornblower

Beitrag von hornblower »

Hallo zusammen,

möglicherweise bin ich hier der einzige, der ein aktives Basshorn sein Eigen nennt, angetrieben von einem hart aufgehängten 38er Basstreiber. Die virtuelle Membranfläche am Hornmund beträgt ca. 3600 cm^2. Zum Vergleich, die Membranfläche eines 30er Basschassis beträgt ca. 450 - 600 cm^2. Da muss dann wohl schon eine BM 50 her, um in etwa gleich viel Verschiebevolumen zu erzeugen.

Ein Basstreiber der in ein Horn strahlt, macht kaum (sichtbaren) Membranhub. Das alleine ist schon ein Riesenvorteil gegenüber frei strahlenden Bässen, die oft Hübe von mehreren (sehr fehlerbehafteten) cm machen müssen, um überhaupt nenneswerten Schalldruck abzugeben. Man muss sich nur vergegenwärtigen, dass bei einer bestimmten Frequenz, also in der gleichen Zeit, ein viel größerer Weg zurückzulegen ist. Hier wird der Vorteil der aktiven Regelung auch schon mal schnell zum Fluch, weil das Chassis den Hub, zu dem es von der Regelung gezwungen wird, mechanisch gar nicht machen kann. Herr Gruber (ART oder jetzt ACT) kann davon ein Lied singen. Seine ersten B 30 Projekte mit Beymachassis gingen reihenweise kaputt. Ein weiterer Vorteil des Basshorns ist in der Tatsache begründet, dass auf der Membranvorder- und Rückseite praktisch der gleiche Strahlungswiderstand herrscht. Vorne durch den im Querschnitt geringen Hornhals, hinten durch das angeschlossene Luftvolumen. Eine Asymmetrie, wie sie bei frei strahlenden Bässen vorzufinden ist, gibt es beim Horn nicht.

Schließlich soll auch nicht der enorme Wirkungsgrad und der max. erzielbare Schalldruck unerwähnt bleiben. Häufig wird das bei Laien als der einzige Vorteil von Hornlautsprechern ins Feld geführt. Es ist schon frappierend, mit welcher Lockerheit Musik wiedergegeben wird, egal bei welcher Lautstärke. Kompressionseffekte oder andere Limitierungen, wie wir sie bei fast allen konventionellen, auch geregelten Lautsprechern finden, gibt es nicht. Eher verabschiedet sich das Ohr, als dass der Lautsprecher an seine Grenzen stößt.

Bleibt noch die Frage der Verfärbungen. Hörner verfärben dann, wenn sie einen sehr unausgeglichenen FG aufweisen. Das machen aber alle LS mit diesem Mangel. Auch ein Horn kann man digital linearisieren, ohne die positiven horntypischen Eigenschaften auch nur im mindesten zu verschlechtern.

All das Geschriebene gilt selbstverständlich auch für Hochton- und Mitteltonhörnern, sofern man als Antrieb echte Horntreiber und nicht etwa Kalotten verwendet.

Grüße Andreas
KSTR
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Beitrag von KSTR »

Hi Andreas, zählt ein Cervin-Vega 18" (ein Scoop, kein FLH)? Das war, so ca 1980, meine erste richtige Bassbox (als Musiker), nicht gerade transportabel aber was für ein Kickbass, oh mein Gott... :mrgreen:

Ein echtes 30Hz FLH muss man sich aber erstmal hinstellen können (OK, als Eckhorn geht es grad noch so), da macht ein Tapped-Horn heutzutage mehr Sinn, denke ich. Geht ähnlich tief und kickt fast genauso, mit weniger Platzverbrauch. Roll-Offs oben (Resos) wie unten (Xmax) sind aber kritischer als bei nem FLH, leider (no free lunch).
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Andreas,
hornblower hat geschrieben:möglicherweise bin ich hier der einzige, der ein aktives Basshorn sein Eigen nennt, angetrieben von einem hart aufgehängten 38er Basstreiber. Die virtuelle Membranfläche am Hornmund beträgt ca. 3600 cm^2.
Das ist sehr interessant! Davon würde ich gerne mal Bilder sehen, wie's baulich ausgeführt ist und wie es im Hörraum integriert wurde. Oder sind die aktivierten LaScalas gemeint? In Deinem Vorstellungsthread schienen im Zuge der LaScala Aktivierung noch konventionelle Bassreflexwoofer in Betrieb zu sein. Wie wird da ein Schuh draus? Ein "update" zu den Resultaten Deiner LaScala Aktivierung und zu der HD2 Entzerrung in Deinem Vorstellungsthread wäre toll! :cheers:

Gruß,
Winfried

2172
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hornblower

Beitrag von hornblower »

Hi Winfried,

da gibt es kein Update. Das Basshorn der LaScala spielt immer noch bis 40 Hz. Darunter übernehmen 2 potente Subwoofer, SVS PB 13 Ultra. Hab ich aber alles schon geschrieben. Ich sehe da keinen Widerspruch zu dem, was ich oben geschrieben habe. Alle 4 Wege sind digital in Phase und Amplitude entzerrt. Du hast Dich ja schon mit dem HD2 beschäftigt. Horntypische Verfärbungen gibt es nicht. Und dass selbst ich in meinem 55 qm^2 großen Musikzimmer kein Basshorn stellen kann, welches 20 Hz - 0 dB überträgt, räume ich ein. Irgendwo muss man eben doch Kompromisse eingehen. So mancher Japaner macht aber so etwas. Der baut ein Basshorn als Keller und dann wird ein Haus darauf gebaut :D .

Gruß Andreas
cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Ich denke, die Diskussion zeigt wie vielfältig das Thema angegangen werden kann.

Persönlich möchte ich noch hinzufügen, dass auch das Hörtechnische für mich ein Rolle spielt.

Das soll heißen, wenn ich feststelle, dass sich das Ganze "realistisch" anhört ( damit meine ich den Klang ),
dann ist es für mich auch OK.
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