Truesound hat geschrieben:.... hört man in kürzester Zeit "ungewohnte" Signalverfärbungen, eine „unruhigere“ Wiedergabe, Lokaliserungsschwächen, Wahrnehmung eines "härteres" Klangbildes und Veränderungen in der Tiefenstaffelung.
Hallo Sven
All das passt auch auf Aufnahmen mit invertierter Polarität (s.u.).
aston456 hat geschrieben:Wenn die Violinen lustig vor sich hin klingeln und die Piccolos ein schrilles Zirpen im Abgang haben, dann weiß man, daß man am DAC etwas ändern muß.
Hallo Kai
Wenn die Streicher "sägen" und bei Flöten Rauigkeit, harsche Schrillheit, Ohrenbeißen nervt, ist mMn nicht nur der DAC nicht i.O., sondern auch schon die Quelle schrott.
Wenn die Flöte auseinaderfällt, zerfasert, breit wiedergegeben wird, kann aber auch die absolute Polarität der Aufnahme falsch sein. Auch das bewirkt eine Änderung der Raumtiefe, Abbildungsgenauigkeit, wahrgenommenes Obertonspektrum.
Da bei mir etwa 1/4 der Aufnahmen invertiert ankamen, einschließlich Chesky Jazz Sampler&Test CD, auf der 2 Beispiele für "normal polarity" und "inverted polarity" angesagt werden , aber die gesamte CD invertiert geliefert wurde.
In der Jitter Diskussion darf die Abgrenzung gegen benachbarte Probleme nicht ausbleiben, diese können eventuell das größere Problem darstellen, welches sich mit doppeltem BigBen-Einsatz auch nicht beheben lässt.
Da die Polarität mit wenig Aufwand auf korrekt umgestellt werden kann (z.B. bei XLR-Steckern mit einem Kreuzadapter, der 2-3, 3-2, 1-1 verbindet) oder bei Passivlautsprechern das Schwarz gegen Rot Vertauschen, sollte man Jittertests nur mit bekanntem "Polaritäts-korrektem" Material durchführen.
Streicher und Flöten, also höhenlastiges Material, sind da sehr anspruchsvoll und eignen sich bestens.
Es ist bedauerlich, dass selbst die großen Labels wie DG, Decca, RCA invertiertes Material liefern, und bekannte audiophile Labels wie Sheffield, Chesky, Opus3, Proprius keine Ausnahme machen. Dass dann als XRCD2 vorher invertiertes Material weiterverarbeitet wird, ohne das zu kompensieren,halte ich für typisch, das Bewusstsein dafür ist nur bei wenigen Tonmeistern vorhanden. Aber es gibt Ausnahmen.
Und dass Leute wie Bernie Grundmann unter Remastering überarbeitetes Material liefern, bei dem hinterher invertiert-oder-nicht kaum noch herauszuhören geht (Jenifer Warnes "The Hunter" war im Original definitiv korrekt), zeigt vielleicht (!) die Tendenz, dass jitterarme Aufnahmen weniger empfindlich auf Polarität reagieren, oder sollte die gern angewandte Kompression mit den folglich fetten Bässen die Hörbarkeit verhindern?
Brechreizauslösende Aufnahmen wie Kraftwerk Elektrokardiogramm (Tour de France) sind da völlig jenseits von Gut und Böse, wer sie mag, wird auch ein Pfund Jitter kaum wahrnehmen.
In einem Thread über Jitter darf Julian Dunn nicht unerwähnt bleiben, glücklicherweise ist sein Vermächtnis auf einer
Webseite festgehalten. Besonders wichtig scheint mir sein Beitrag über
Jitter AES 1992 mit einer Grafik über die Hörschwelle von Jitter, sie zeigt einen Kurvenverlauf vom einstelligen ps bei 20kHz zu ns unterhalb von 500Hz, ein krasser Kurvenverlauf mit Faktor 1000 im Absolutwert.
Wenn eine Aufnahme mit dominanten Bässen läuft, hört man noch den Jitter im Hochtonbereich ?
Die jitterarme Wiedergabe bringt einen sauberen vollen Bass, wenn verjittert, verwäscht er, wird blass und verliert Kontour.
Franz hat geschrieben:Ich nehme als Referenzaufnahme dafür immer diese Aufnahme:
Track 6 - Tiden Bara Gar - zeigt durchgängig eine Triangel. Diese muß sauber durchhör- und lokalisierbar sein und auch nicht von der Begleitinstrumentierung und dem Gesang überdeckt werden.
Hallo Franz
Eine tolle Aufnahme, bei der mir der Bass immer etwas mager vorkommt (mein Schwager spielt Kontrabass in verschiedenen Bands), weshalb ich sie eigentlich nicht mehr höre. Auch nachgetaktet und mit korrekter Polarität bleibt der Bass bei mir schlank, denn unter 70 Hz fällt der FG der Aufnahme um 10dB/Oktave ab.
Grüße Hans-Martin