Liebe Analogfreunde,
ich setze die Beschreibung meiner Audio-Kette(n) ...
1. Stromversorgung, Erdung und LAN
2. Symmetrische Signalkabel und Masseverbindung
1a. Maßnahmen zur Vermeidung von HF-Einflüssen
3. Stereo Quellen
3.1 Stereo Haupt-Quelle für digitales Material
3.2 DAW-Abhörquelle
… heute fort mit dem Thema
3.3 Analoge Bandmaschine
Über meine
Motivation zum Thema Bandmaschine und zur
Selektion meiner M15A hatte ich ja schon einiges geschrieben. Ebenso hatten wir das Thema, wie die Wiedergabe- und Aufnahmeverstärker
g-tuned wurden. Hier soll es jetzt um den konkreten Aufbau für den Betrieb gehen.
Die Wiedergabemaschine sitzt in ihrer grundsoliden Vollmetall Siemens Truhe. Die unterschiedlichen leitenden Teile dieses Gehäuses sind „von Haus aus“ miteinander über Erdkabel verbunden. Ich habe also nicht widerstehen können, das Ganze zu erden. Gleiches gilt für die unterhalb des Maschinenkastens angebrachte 19 Zoll Einheit. Aber dazu gleich noch mehr.
M15A Wiedergabemaschine in ihrer Truhe
Das also ist meine Wiedergabe-Maschine, vorgesehen für ¼ Zoll Tonband, Stereo d.h.Trennspur 0,75mm, Vollspur-Löschkopf, Bandgeschwindigkeiten wahlweise 7,5 in/s und 15 in/s (19,05 cm/s und 38,1 cm/s), CCIR Entzerrung und für Bandwickel mit äußerer Schichtlage ausgelegt.
Klappt man die Truhe auf, so sieht man das Anschlussfeld. Bei dieser Maschine handelt es sich um Buchsen für
Großtuchelstecker.. Natürlich ist hier alles anders als bei XLR, aber ich mag diese Technik.
Tuchel-Anschlussfeld und abgedeckter Verstärker
Für die Ausgänge benötigt man männliche Stecker und die Belegung ist endlich einmal logisch: Pin 1 entspricht „+“, Pin 2 entspricht „-“ und Pin 3 entspricht 0V. Damit ist 0V spiegelsymmetrisch zu „+“ und „-“. Und die Stecker sind wie kleine Messer, die in den Buchsen einen sehr guten Halt bekommen. Warum hat sich das nicht durchgesetzt?
Unter dem Anschlussfeld sitzen die Verstärker-Steckeinheiten schön geschützt von einer dicken Metallplatte. Ob Ihr es mir glaubt oder nicht, aber mit dieser Metallplatte ist das Klangbild einen Tick besser, weil klarer als ohne. Schrauben wir diese Platte ab, so kommen die Steckplätze.
Verstärker-Steckeinheiten (hier nur für Wiedergabe)
Hier seht Ihr die zwei Wiedergabeverstärkerkarten, aber die rechts daneben liegenden Steckplätze für die Aufnahmeverstärker sind nicht belegt. Warum? Weil es sich um eine reine Wiedergabemaschine handeln soll. Ich möchte verhindern, dass ich, wenn ich einmal versehentlich auf den dicken roten Aufnahmeschalter komme, ein Stück Band lösche. Solche Feinheiten sind bei dieser Maschine genial einfach gelöst. Zieht man nämlich die Aufnahmeverstärkerkarten heraus, so kann man die Aufnahmetaste drücken, ohne dass die Aufnahme aktiviert wird. (Der Löschkopf wäre auch ohne Aufnahmekarten noch in Funktion, aber die Steuerungslogik der Maschine verhindert das.) Mit einem Handgriff ist die Maschine also von einer Wiedergabe-/Aufnahmemaschine in eine reine Wiedergabemaschine umgebaut. Und so etwas geht ganz ohne Firmware-Update und ohne langwieriges Umkonfigurieren etc. Ist das nicht cool?
Für die Karten habe ich einen eigenen Koffer präpariert. Hier ist Platz für den Tonkopfträger, zwei Wiedergabe- und zwei Aufnahmeverstärkerkarten sowie für die HF-Karte für Vormagnetisierung und Löschfunktion. Dieses Set „gehört“ zusammen und muss beim Einmessen der Maschine aufeinander abgestimmt werden. Das ist aber unabhängig vom eigentlichen Laufwerk, sprich von der jeweiligen M15A. So könnte Peter die Einmessung bei sich vornehmen, ohne dass ich das Laufwerk der M15A von Bonn zu Peter karren müsste und wieder zurück.
Kartensatz für eine M15A (hier für die Aufnahme-Maschine)
Unterhalb der Maschine habe ich zwei Einheiten zur Rauschunterdrückung eingebaut. Oben ein Dolby 363 für Dolby A und Dolby SR, wie es international gebräuchlich war und vor allem auch für Schallplattenproduktionen verwendet wurde. Unten ein Telcom c4 System, wie es besonders im Rundfunkbereich standardmäßig verwendet wurde. Über das Dolby-System und sein
g-tune wurde übrigens bereits ausführlich berichtet. Das war ein irrsinniger Aufwand für Gert.
Nun wozu braucht es diese Rauschunterdrückungseinheiten? Wenn ein Masterband mit – sagen wir – einem Dolby A Kompander aufgezeichnet wurde, so wird eine Zwischenkopie 1:1 vorgenommen, also ohne Dolby-A-Expansion. Erst beim letzten Schritt, unmittelbar vor dem Plattenschnitt oder eben beim Abhören des Bandes, wird der Expander eingesetzt. Für diesen Zweck habe ich diese beiden Expander zur Verfügung.
Dolby-Spielbetrieb (hier Dolby A), in die Ausgänge rechts sind die Anschlüsse für den Vorverstärker G-HA 1 gesteckt.
Dekoder Dolby A / Dolby SR oder Telcom c4. - Dolby 363, 2 Kanäle, Cat No. 300 Karten zur Kodierung / Dekodierung von Dolby A oder Dolby SR
- Telcom c4 2x Einschubkarten - ANT Telcom mit C4 Eurokarten Typ C4 E F2
Bei eigenen Analog-Aufnahmen – die ich davon abgesehen ja nicht mit der Wiedergabemaschine sondern mit meiner separaten M15A Aufnahmemaschine mache, verwende ich kein Rauschunterdrückungssystem. Ich bin zwar empfindlich, was Feindynamik, Räumlichkeit, Transientenwiedergabe etc. betrifft, aber das Rauschen stört mich bei der M15A überhaupt nicht. Und da der Rauschunterdrückungs-Kompander ein unglaublich heftiger Eingriff in die an sonsten hervoragende Signalqualität darstellt, verzichte ich gerne darauf. Wenn aber halt bei der Aufnahme ein Rauschunterdrückungs-Kompander eingesetzt wurde, so muss ich eben bei der Wiedergabe einen Expander betreiben, sonst kann ich mit dieser Aufnahme nichts anfangen.
Um den Bezugspegel der Maschine zu überprüfen, den Azimut nachzustellen, Dolby A auf den korrekten Pegel einzustellen und natürlich für die richtige Aussteuerung bei der Aufnahme, verwende ich moderne Technik, das – wie Fujak es mal genannt hat – Schweizer Taschenmesser für den Audio-Fan: ein RME Fireface UC.
Pegelkontrolle mit Hilfe eines Fireface UC. Pegelanzeige durch PPMulator3 (Anzeige nach DIN 45406, Integrationszeit 10ms / 90%, Relaxationszeit 1,8s für 24dB) und RME DIGICheck Goniometer. Hier am Beispiel der Bezugspegeleinstellung für Dolby A auf 320 nWb/m
Um bequem hin- und her"schalten" zu können, habe ich mir ein kleines Steckfeld gebaut. Verkabelt und verlötet mit meinen eigenen Kabeln. Bei diesen Studiogeräten mit erdfrei symmetrischen Schnittstellen habe mit der Konfiguration braunC --> orangeC sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Steckfeld selbst schadet dem Klang erstaunlicherweise nicht hörbar, so dass ich es – zumindest zum Abhören – gerne verwende.
Bei der Tonbandwiedergabe hat es sich übrigens bewährt, den massiven Grounding-Bügel der M15A zu öffnen und die Gehäusemasse parallel zu den Signalkabeln von der Bandmaschine zum Vorverstärker zu ziehen. Hierzu dient mir ein zweckentfremdeter Klinkenstecker.
Etwas Anderes ist es, wenn ich ein Band digitalisieren möchte. In einem solchen Fall verbinde ich die Komponenten so direkt wie möglich. Für diesen Zweck habe ich auch für meinen ADC ein Plätzchen vorgesehen in dem großen faradayschen Käfig unten auf einer massiven Schieferplatte.
Digitalisierungsstation mit arfi-adc2 und arfi-psu auf ein 4cm hohen Schieferplatte
Ach ja, wenn ich rein analog höre, schalte ich das gesamte Digitalnetz (das über optische Verbindung in meinen Hörraum kommt) komplett ab, schalte das Fireface aus und fahre den Computer herunter.
Und wenn sie nicht spielt, die Bandmaschine, decke ich sie ab...
M15A vor Staub geschützt durch ein einfaches aber schönes Tuch
Viele Grüße
Harald