Ich komme immer mal gerne auf das Threathema zurück:
Raumakustik wird hauptsächlich von drei "Phänomenen" bestimmt: Moden/Resonanzen, Reflektionen, Nachhall (da sind wir wohl einig...)
Frage: Was sind die (einfach ausgedrückten) Unterschiede zwischen keiner, mechanischer und elektronischer Raummodendämpung?
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Ohne Raummodendämpung klingt die angeregte Mode mit der Dämpfung ab, die der Raum durch Volumen/Maße, Möblierung und andere mechanischen Gegebenheiten bestimmt.
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Mit mechanischer Raummodendämpfung, wie z.B. Helmholtz-, Plattenresonatoren oder BassTraps, wird bereits in den Raum eingespeiste Schallenergie wieder "vernichtet". Die Raumresonanzen/-moden sind durch die Resonatoren usw. aber nicht weg (siehe oben), sondern sie werden frequenzselektiv bedämpft (mit Filtergüte und -dämpfung
).
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Mit elektronischer Raummodendämpfung, z.B. Acourate, DEQX, miniDSP, openDRC und Andere, wird frequenzselektiv von vorn herein weniger Schallenergie in den Raum eingespeist! Sie muss also nicht erst wieder (mühsam, mit voluminösen Einbauten) "verringert/entfernt" werden. Die Raumresonanzen sind wegen der elektronischen Filterung natürlich auch hier nicht weg, sondern wiederum frequenzselektiv bedämpft (mit Filtergüte und -dämpfung
).
Meine These: Elektronische und mechanische Raummodendämpfung sind in erster Näherung "äquivalent", mMn mit Vorteilen der elektronischen Variante durch mögliche Vielfalt, große Flexibilität und leichte Abgleichbarkeit. Ich neme dafür das nötige DSP in Kauf, aber analoge Lösungen (PEQs) sind ja uch vorhanden
Dass wir es bei unterschiedlichen Implementierungen mit unterschiedlichen Kompromißsätzen zu tun haben bedarf eigentlich kaum der Erwähnung. Aber dass die subjektive Wahrnehmung durch obige Maßnahmen weniger verfälschenden Einflüssen ausgesetzt ist, empfinde ich als sehr erstrebenswert!
Zurück zum raumakustischen Gesamtzusammenhang:
● Wir sollten die Behandlung von Reflektionen und Raummoden nicht miteinander vermischen.
● Bei meinen elektronischen Modenabstimmungen blende ich mittlere und hohe Frequenzen aus, konzentriere mich auf den Bereich bis etwas über der Schröderfrequenz.
● Reflektionen (deren größte ich aus Messergebnissen ablesen kann) können mMn nur mechanisch "bekämpft" werden (mit zielgerichtet platzierter Diffusion, evtl. Dämpfung).
● Die Nachhallzeit ist (dann) unter Einbeziehung der bereits implementierten Moden- und Reflektionsbehandlungen zu bestimmen und falls nötig mit Modifikationen der vorherigen oder weiteren auf Nachhall gezielten dämmenden Maßnahmen zu behandeln.
Das Thema "Reihenfolge raumakustischer Maßnahmen" hat für mich eine recht kurze Antwort:
1. Raummodenbehandlung (ich bevorzuge elektronisch vor mechanisch)
2. Reflektionsbehandlung (ich bevorzuge mechanisch, mit Diffusoren/Dämpfern)
3. Nachhallzeitoptimierung auf Basis des Vorherigen (ich bevorzuge mechanisch mit Dämmelementen)
Gruß,
Winfried
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