nachdem ich Eure wertvolle Grundsatzdiskussion über Messung und Hörbarkeit einer Sensorregelung in meinem Vorstellungsthread ja gestoppt habe, ist es wohl recht und billg, dass ich den Platz für die Diskussion und den technisch/physikalisch/messtechnischen Vergleich verschiedener Aktivkonzepte zu schaffen.
Ich erlaube mir als Grundlage hierfür Eure diesbezüglichen Aussagen nachfolgend zu zitieren:
schauki hat geschrieben:Bzgl. der Regelung kann ich gar nix sagen, bisher wurde ich noch nicht durch saubere Vergleichsmessungen davon überzeugt
Kienberg hat geschrieben:Hallo Schauki,
ich wurde auch nicht durch saubere Vergleichsmessungen vom enormen Potential sensorgeregelter Lautsprecher überzeugt, sondern immer wieder, es sind jetzt schon fast 35 Jahre, durch die Art und Weise wie diese Musik reproduzieren.
Bei keinem anderen LS-Prinzip konnte ich den Unterschied einer Lechnertrompete (wie sie die Wiener spielen) zu einer von Yamaha YTR-938 FFM GS, eines "alten" Selmer Tenorsax Mark VI zu einem sündteuren neuen Selmer der Serie III SE-T3MS, einer B-Tuba von Miraphone zu einer F-Tuba 3100/W von B&S, so deutlich hören.
Den Oberwellenanteil, der eine Wiener Pauke mit Ziegenfell von einer normalen mit Kunstoffell unterscheidet, oder die Stellen, wann die Wiener ( bei sehr schwierigen, kritischen Passagen) vom Wiener Horn auf das normale Doppelhorn wechseln höre ich nur mit vollgeregelten Lautsprechern klar und deutlich.
Messungen können eben nur einen kleinen Anteil dessen darstellen, was das menschliche Ohr hören kann. Ich war letzten Freitag in Wien bei der Probe der Wiener unter Georges Prêtre (R.Strauss, Ein Heldenleben, L.v. Beethoven, Eroika) und ich war immer wieder erstaunt, was dieser Mann mit seinen 85 Jahren noch an minimalen Fehlern der Intonation dabei raushörte und korrigierte....rein messtechnisch ist bei dem Mann spätestens bei 10kHz Schluss.
Auch die wunderbare Akustik des Grossen Saales zeigt, wie ein Theophil Hansen in den 1870er Jahren ohne grosse Messungen einen Konzertsaal erbaut, der heute noch Masstäbe setzt. Wenn ich mir da die Münchner Philharmonie anschaue, deren Akustik mit umfangreichen Computermodellen, unzähligen Messungen, die wieder und wieder Eingang ins Modell fanden, etc. und anhöre, was dabei rauskam, habe ich vor Vergleichsmessungen keinerlei Achtung mehr, ich halte sie zwar für ganz nett, aber wie sich das gemessene Objekt anhört, dazu sagen sie recht wenig. Die Korrelation zwischen Messen und Hören ist auch heute noch recht klein, um nicht zu sagen "minimal".
Ich bin auch sicher, Winfried wird mit seinen sensorgeregelten B&Ms sehr viel feinere musikalische Nuancen hören wie mit den aktivierten ungeregelten B&Ws.
Gruss Sigi
wgh52 hat geschrieben:Ja Sigi,
ich hatte bereits beim ersten intensiveren Hören so ein Erlebnis:
Ich denke, es lassen sich schon Unterschiede zwischen geregelt und ungeregelt messen, problematisch ist eher die Interpretation der Ergebnisse, noch problematischer die Korrelation mit dem Gehörten und wie vermeidet man einen Äpfel mit Birnen Vergleich...? Dieses Thema ist so kontrovers, dass alle vertiefenden Diskussionen, die ich in Foren gesehen habe, im Streit endeten.wgh52 hat geschrieben:...Was ich nicht gedacht hätte: Bei einigen, mir wirklich gut bekannten, Aufnahmen habe ich neue (leise) Instrumente entdeckt oder dass zwei gleiche Instrumente spielen, wo ich vor dachte da wäre nur eines...
Ich mache Messungen um zu wissen, dass ich auf dem richtigen Weg bin und dass alles "funktioniert" wie geplant. Weitere Abstimmungen mache ich gehörmässig, mit Messkontrolle um die Effekte zu sehen. Das nicht ideal aussehende war da schon häufig das optimale Ergebnis!
Gruss,
Winfried
Gruss,Fortepianus hat geschrieben:Hallo Sigi, hallo Richard,
weiß jetzt auch nicht so recht, wohin wir mit dem Thema umziehen sollen, also nur ganz kurz dazu: Mich überzeugen geregelte Chassis natürlich im Klang (@Sigi), wie aber auch messtechnisch (@Richard). Mein Lieblingstestsignal für Chassis ist ein Sinusburst (ich nehme dazu 4 Sinuswellen an, und dann Pause für die Dauer weiterer 4 Wellenzüge). Da sieht man im Nahfeld, wenn man die Frequenz langsam durchstimmt, viel schneller und anschaulicher als im Wasserfalldiagramm, was los ist. Ein ungeregeltes Chassis wird besonders in der Nähe seiner Resonanfrequenz diesen Sinusburst zunächst zu einem lahm anwachsenden Berglein mit anschließendem Nachgewabber in der Signalpause verhunzen. Bei einem geregelten Chassis folgt dagegen das akustische Nahfeld-Signal sauber dem Ansteuersignal, und zwar in Amplitude wie Phase. Das ganze Thiele-Small-Gedöns und die lästigen Abstimmkompromisse im Bass sind völlig entschärft. Ebenso die Berücksichtigung des Phasen- und Amplitudenfrequenzgangs bei der Weichenkonzeption. Das sind jetzt aber nur die linearen Effekte. Thermische und geometrische Kompressionseffekte (Schwingspule wandert aus dem Magnetfeld) werden eben auch ausgeregelt. Die linearen Effekte lassen sich auch durch eine entsprechende Voraussteuerung des Chassis kompensieren, ich habe da auf analogem Weg einige Erfahrung drin, das lässt sich aber natürlich auch elegant mit FIR-Filtern machen (siehe Uli oder BM-Line). Will man auch die nichtlinearen Kompressionseffekte mitnehmen, die insbesondere im Bass wegen der großen Membranauslenkungen ins Spiel kommen, bleibt nur regeln.Kienberg hat geschrieben:ich wurde auch nicht durch saubere Vergleichsmessungen vom enormen Potential sensorgeregelter Lautsprecher überzeugt...
Aber die Vorzüge geregelter Chassis hier zu erläutern ist wie Eulen nach Athen zu tragen .
Viele Grüße
Gert
Winfried