deepsekaj hat geschrieben:Aber der Linetreiber kostet nicht wirklich viel - von daher passt er natürlich nicht ins Genre
1. Er passt nicht. Zweifellos ist er eine Verbesserung für Ausgänge, deren Impedanz unglücklich hoch ist, aber die Behauptung, man könne damit jedes Kabel, jede Länge treiben und damit gleichbleibende Ergebnisse erzielen, ist stilisierte Werbeaussage der Sonders. Nicht nur ich habe das ausprobiert, sondern auch Freunde (darunter auch ein überzeugter Abacus-User), und es gab keine einzige Rückmeldung, dass eine lange "Beipackstrippe" nun damit angesteuert genauso gut klang wie die auch vorhandene hochwertige Leitung (ebenso angesteuert).
Da der Linetreiber sein Signal über ein Kabel bekommt, welches mit Steckverbindern zum Quellgerät konnektiert wird, auf die der Linetreiber rückwärts keinen Einfluss nehmen kann, außerdem ein eigenes Netzteil hat, muss dort viel Aufwand getrieben werden, damit der Nutzen die Nachteile überwiegt.
Man wird nicht mit dem Schinken werfen, um die Wurst zu bekommen, und sich finanziell engagieren, um das billigste Kabel zu unterstützen. Wer den Linetreiber benutzt, wird auch angemessen bessere Kabel einsetzen als das billigste.
Etwas anderes ist, wenn intern eine weitere nutzbringende Funktion integriert wird, wie beim Acourate Cleaner, da ist mMn eine ganz andere Betrachtung, weil anderer Schwerpunkt. Ohne ordentlichen Kabeltreiber kann ein MS>Stereo Decoder kaum überzeugen. Ich halte es für eine sehr kluge Entscheidung, wenn Uli sich dieses Basisgerät gewählt hat, um die eine Funktion dort integrieren zu lassen. Kostengünstiger hätte es kaum gehen können.
2. Wenn es keinen Kabelklangeinfluss gäbe, hätte der Kabeltreiber keine Daseinsberechtigung. Und
wenn CCinfo Recht hat, liegt die Ausgangsimpedanz/Kabelkapazitäts- Zeitkonstante so weit außerhalb des Hörbereichs, dass es darauf praktisch nicht ankommt.
Ein Pioneer Tapedeck der gehobenen Klasse steuerte den Audioausgang direkt aus dem Dolby Chip an, Ausgangswiderstand 560 Ohm. Ein Rotel Tuner bot eine ähnliche Ausgangsimpedanz. Das war vor 1990. BurrBrown hatte eine neue Generation von INA und OPA herausgebracht, ich habe sie mit 9V Blocks betrieben und ohne Koppelkondensatoren an das Kabel gelötet. In einem Winkelstecker mit großer Kabelaufnahme konnte man auch das Eingangsbeinchen des DIL8 Chips direkt an den Pin löten, ohne SMD Technik einsetzen zu müssen. Die Ergebnisse überraschten positiv. Will sagen, meine Erfahrungen mit (selbstgebauten) aktiven Kabeln gehen auf die 1980er Jahre zurück, ich habe auf Messen auch schon Anbieter gesehen, die allerdings im Markt keine Aufmerksamkeit gefunden haben und wieder verschwanden.
Keineswegs bin ich ein Gegner von Kabeltreibern, zwischenzeitlich hatte ich auch den Musical Fidelity X10D. Mit Röhren ist es viel schwieriger, die gewünschte Niederohmigkeit des Ausgangs bereitszustellen.
Klangunterschiede gibt es dennoch. Vielleicht durch die zusätzliche Entkopplung vom Ausgangstreiber des Quellgeräts, der meist eine negative Gegenkopplung einsetzt, der auf Kabelkapazität reagiert, der auf rückwärtig eingespeiste HF unkalkulierbare Nebenwirkungen (durch Halbleiterstrecken demoduliert und weiterverstärkt) in den Signalweg einschleifen kann (aber nicht muss).
Vielmehr sollte meine Aussage lauten: Man darf ausprobieren, was am meisten gefällt. Es gibt Unmengen bezahlbarer Kabel zur Auswahl, und das Kabel Linetreiber ist auch nicht neu.
Wer mit vereinfachten Modellen irgendetwas herleiten und beweisen möchte, muss sich von einer differenzierteren Betrachtung eventuell widerlegen lassen.
Poppers Ansatz gefällt mir
Beim Kabelthema gibt es viel mehr Einflussgrößen als die Grobpragmatiker ernst nehmen möchten.
Der
Kabelthread dieses Forums Betreff: Kabelklang wurde leider gesperrt, Ulli trug nach meiner Anregung dieses Bild bei
![Bild](http://www.abload.de/img/klopftest_20120205avaraw.jpg)
, es zeigt einen positiven Puls mit Nachschwingen, eine Reaktion auf einen Stoß (auf das Kabel geklopft). Die Resonanzfrequenz liegt unter 1500Hz.
Kurios, dass unabhängig davon später 2012 ein Youtube-Video von einer Podiumsdiskussion vom RMAF
RMAF10: The Snake Pit: Cables And Wire Explained auftaucht, in dem die namhaften Diskutanten - offenbar einschließlich des Diskussionsleiters alle in einer Neudeutsch: Parallelgesellschaft lebend
![Wink :wink:](./images/smilies/icon_wink.gif)
- auch (mess-) technische Ansätze diskutieren. Es mag verwundern, dass die Mehrheit eine technische Ausbildung im Hochfrequenzbereich hat, die zu Zeiten des Kalten Kriegs auf allen Seiten eine große Bedeutung hatte, Funk- wie Radartechnik (ich gehöre zu letztgenannter Fraktion).
Ohne eigene Erkenntnis ist man geneigt,
Verschwörungstheorienzuzustimmen, statt den Fakten ins Auge zu blicken.
Was wäre wenn es keine Parallelwelt gibt, in der sich die Hersteller mit Messtechnik und ihren Denkmodellen schon mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegen, und obwohl Mitbewerber und Konkurrenten sich einerseits gegenseitig kennen, sich auch verstehen und doch verschiedene Richtungen eingeschlagen haben, und auch nicht vor bissigen Bemerkungen zurückschrecken wie Ray Kimber, dessen Bemerkung mit der Batterie und dem Tod des Duracell-Hasen sich gegen Bill Low und sein Dielectric Bias System richtet (das habe ich grinsend wahrgenommen, denn Bill Low von Audioquest hat 5 Jahre nach meiner EMail an ihn mit dem Vorschlag, durch quer angelegte Gleichspannung die dielektische Absorption zu überlisten, sein DBS zum Patent angemeldet)...
Steve R. Rochlin von EnjoyTheMusic.com (unser 24-Bit Schlagzeuger) moderiert hier eine Diskussion über Kabel.
Ray Kimber: 22:00 (min:sec): Kabel,die außerordentlich lang sind, nützen vor allem ... uns 4 hier
Da war auch eine gewisse Selbstironie nicht zu überhören.
Chris Owen Clarity Cable: Schwerpunkt Metallurgie, Thermospannungen zw. Metallen vermeiden, RFI vermeiden
Bruce Brisson MIT vorher MonsterCable Anpassung der Leitung, Dynamik und Hörschwelle, wenn 2 Töne sich um 30dB unterscheiden, wird der leisere nicht wahrgenommen. 33:00 Dielectric distortion Teflon -32dB 50: Alle Kabel haben 2 Resonanzen, 1 davon im Hörbereich SerienResonanz im Kabel unter 1,5kHz (erstaunliche Übereinstimmung mit dem Bild / Oszillogramm (oben!), Parallelresonanz bei über 150k.
@Winfried : Brisson weist hier auf die unterschiedlichen Kabelabstimmungen hin, die gemäß der Bandbreite der Verstärker eine individuelle Anpassung erfahren (MIT ist bekannt für "Kästchenkabel", die verpönten, weil das Geheimnis darin die Leute verunsichert, dabei handelt es sich nur um ein elektrotechnisches Netzwerk, kein Voodoo, kein Luftschloss).
Es widerstrebt mir eigentlich , den Begriff
Kästchenkabel hier zu verwenden, gehört er doch eher zum geringschätzigen Sprachgebrauch der technisch Unverständigen, die meinen, es befände sich dort nichts Vernünftiges drin. Dabei ist es "nur" angewandte Elektrotechnik zur Leitungsanpassung und Kompensation.
Joe Skubinski JPS Lab 37:00 39:30 wenn man nicht den Geräuschpegel im Kabel herunterzieht, hört man feine Details nicht mehr 43: auf jedes Detail kommt es an
44:30 der RCA Stecker is das schlechteste Mittel, Kabel und Gerät zu verbinden
46min Steve R. Rochlin hat eine leere Batterie im Mikro, das kennen wir von seiner Schlagzeugaufnahme...
Forschung mag auf Neugier basieren oder auf dem Wunsch, mehr zu wissen als andere, oder sogar auf dem Zwang, wirtschaftlich vertretbar bessere Produkte hervorzubringen, die im Wettbewerb die Konsumenten überzeugen.
Die Welt teilt sich auf: Eine Gruppe, die auf der Basis eigener Erkenntnis voranstrebt, dagegen eine Gruppe, die das Verständnis dafür nicht mehr aufbringt - und eine Gruppe von Plagiatoren, deren Bestreben Dinge noch billiger zu produzieren und zu eigentlich überteuerten Preisen zu vermarkten, aber immer noch billiger als das Original, dazu eine Gruppe, die das billigste zu kaufen trachtet, und somit die unterstützen, die keinen Beitrag zum Fortschritt leisten (unvollständige Liste..).
Forschung braucht Geldgeber wie Kunst Mäzene, wer sich das leisten kann, sollte nicht gehindert werden. Außerdem hat man erfahrungsgemäß aus Fehlschlägen besonders viel gelernt.
"Prof" Keith O. Johnson, der Kopf von ReferenceRecordings, die immer wieder Maßstäbe gesetzt haben, hat ebenfalls zum Thema "Ein Stück Draht" einen Kommentar zum Impulsverhalten, nachdem er in der Digitaltechnik auf Ein-und Ausschwingvorgänge eingegangen ist. In dem
Vortrag beim RMAF10 geht er bei 24:00 auf die Impulsverfälschung bei einem Kabel ein, DA, Dielektrische Absorption. Und das aus dem Munde nicht eines Kabelverkäufers, sondern von jemand, der der Welt gezeigt hat, wie man gute Aufnahmen macht.
Es dürfte zu denken geben, dass jemand, der so nahe am akustischen Original und dem Versuch, es authentisch einzufangen, arbeitet, dieses Thema so ernst nahm und im Zusammenhang mit Digitaltechnik vorzutragen gedachte.
Ich werde auch weiterhin, und das kündige ich für 2015 schon mal vorsorglich an, Quellen, Referenzen und Sachzusammenhänge aufzeigen, die denjenigen, die Kabelklangunterschiede für Hirngespinste von Geschäftemachern halten, vor Augen und Ohren führt, dass der Irrtum nicht bei den anderen auf Einbildung und vorsätzliche Suggestion und Manipulation beruht.
Das gern benutzte Argument, ein Meter Kabel zuhause sei verschwindend wenig (deshalb nahezu unbedeutend) gegen die vielen Meter Kabel bei der Aufnahme, kann man auch umdrehen. Wer "sein" Kabel gefunden hat, merkt wie abhängig er von der Aufnahme geworden ist. Und ich bin sehr offen für Vorschläge, welche Aufnahmen die von K.O.J. unter RR in den Schatten stellen. Vielleicht haben die neben besserer Mikrofonauswahl- und Platzierung auch noch bessere (und kürzere) Kabel?
Allen ein Frohes Neues Jahr!
Hans-Martin