Joshua Redman - Compass (Jazz)

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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JOE
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Joshua Redman - Compass (Jazz)

Beitrag von JOE »

Nach langer Vorbestellzeit passend zum Wochenende endlich eingetroffen:

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Joshua Redman: Compass (Nonesuch Records)

Da ich gern Musik höre, aber eher ungern darüber rede/schreibe - obendrein die Geschmäcker ja sehr verschieden sind -, Ihr schließlich sowieso im Netz hängt, muss die Empfehlung reichen. Die gebe ich aber mit Nachdruck!

Zum "Anfüttern" vielleicht höchstens noch die Besetzung: Die Herren Redman, Grenadier, Rogers, Blade, Hutchinson "betätigen" Tenor-/Sopran-Saxophon, 2 x Kontrabass, 2 x Schlagzeug ...

Hier kann man übrigens ein paar Bilder zur Mikro-Positionierung in den Avatar Studios sehen:

http://www.kmfaudio.com/recording_redman.html

Ich habe es als besonders angenehm empfunden, dass die Instrumente nicht so "überpräsent" aufgenommen worden sind, wie dies sonst oft der Fall ist.

Der von mir hoch verehrte Schlagzeuger Peter Erskine hat die verwendete Aufnahmetechnik (in den "comments") viel besser und kompetenter beschrieben, als ich das je könnte: The philosophy and technology that comprise this new tube microphone method of recording result in a revelatory listening experience: life-like, present, natural, gratifying, rewarding, and above all, musical. The nature (literally) of these unprocessed sounds makes me want to listen to the recording time and again. (Hier meinte er konkret allerdings seine eigene, Standards*, die er zusammen mit A. Pasqua und D. Carpenter eingespielt hatte, und die im vergangenen Jahr immerhin zum besten Jazz-Instrumental-Album Grammy-nominiert war.)

* Die CD dürften ja viele bereits kennen!

Gruß
Joe
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Fortepianus
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Re: Joshua Redman - Compass (Jazz)

Beitrag von Fortepianus »

Hallo Joe,

hab' mir die CD auf Deine Empfehlung hin bestellt, heute gekommen, eben gerippt, und jetzt läuft sie gerade. Gefällt mir. Klasse Klangqualität!

Viele Grüße
Gert
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JOE
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JAZZTHETIK-Kritik

Beitrag von JOE »

Ich habe heute in JAZZTHETIK einen interessanten Artikel von Franz X. A. Zipperer gefunden, den ich hier in einem Ausschnitt wiedergebe:

Klangraum

Schnell wird Joshua Redman klar, was James Farber mit der Raumfrage meinte: »Das war nämlich nicht nur die Frage der Wahl des richtigen Aufnahmeraums. Es war viel mehr die Frage der Aufstellung der Musiker im Raum.« »Identity Thief« ist das eindrucksvolle Dokument des ersten Versuchs im Raumklang-Labor. Dabei sitzt ein Drummer ganz rechts, der andere ganz links. Die Bassisten spielen aus der Tiefe der Mitte. Und Joshua Redmans Saxofon steht vor allen und befeuert das Spiel mit seinen leichtfüßigen Tonfolgen. Wer sich auf die Möglichkeiten seiner Stereoanlage besinnt, kann sich das Stellungsspiel wunderbar vor Ohren führen. Da unterstützt Grenadiers Bass das Saxofon links vom Zentrum her, während Hutchinson auf der rechten Seite die Balance hält, bis Blade auf der linken Seite echoartig antwortet. »Diese Definition und Inbesitznahme des Raumes musste bei der Aufnahme eingefangen werden, um als transparente klangliche Landschaft hörbar zu werden. Und ich finde, dass es uns gelungen ist«, konstatiert Redman. Im Umkehrschluss kann gesagt werden, dass die erzielte melodische Klarheit diese Sitzordnung gerade erzwungen hat.

Gegenseitiges Ohr

Mindestens genauso wichtig wie die klangliche Ausgestaltung des Raumes ist das gegenseitige Zuhören. »Wenn der Klang eine solche Transparenz hat, dann ist das Gefühl füreinander umso intensiver und damit umso wichtiger. Das haben wir zunächst durch gemeinsames Nichtspielen erreicht. Ein besseres Gespür für den zu bespielenden Raum und ein aufmerksameres gegenseitiges Ohr ist anders nicht zu bekommen«, versichert Joshua Redman mit Nachdruck. Dieses Erforschen, diese Suche führte zu einer gewissen Unruhe – nicht Unsicherheit – im Spielen. Das Eingangsstück »Uncharted« legt davon Zeugnis ab: »Jede Harmonie, die so entstand, war das Ergebnis eines Zufalls. Nichts war notiert. Jeder dieser magischen Momente des Unvorhersehbaren entspringt daraus, dass wir unseren Weg fanden, während und weil wir mit dem nötigen Respekt aufeinander hörten.« Aus diesem Erklärungszusammenhang erschließt sich auch, dass, obwohl Joshua Redman den überwiegenden Teil der kompositorischen Aufgaben übernahm, alle anderen Musiker ebenfalls hörbar Ideen und Entwürfe einbrachten. Erleichtert wird diese große Herausforderung sicherlich dadurch, dass sich die beteiligten Musiker über Jahre kennen und schon ohrengeschärft in dieses Abenteuer gehen konnten. Hier geschah letztendlich nichts voraussetzungslos.


Klar, man kann's ja einfach hören; aber wenn man noch den Hintergrund differenziert vorgestellt bekommt, schärft das noch einmal die Wahrnehmung – und den Genuss.

Der ganze Artikel ist hier zu lesen: http://www.jazzthetik.de/jazz/joshua-re ... -form.html

Gruß
Joe
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