Hallo Peter,
musikgeniesser hat geschrieben:ein bisschen entttäuscht bin ich, dass der Hubschrauberlandeplatz vergessen worden ist. Ein Versäumnis des Architekten? Gängelnde Auflagen der Behörde? Oder hast Du, lieber Gert, geträumt?
ja, ich habe den Traum schon geträumt
. Als ich vor ein paar Jahren einmal eine Schnupper-Flugstunde auf einem Hubschrauber nahm, war der Fluglehrer sehr angetan, weil mir die Kiste irgendwie von Anfang an wie an die Hände gewachsen war, ich wollte gar nicht aussteigen. Ich habe ihm aber nicht erzählt, dass mir meine Frau die Flugstunde zu Weihnachten geschenkt hatte, weil sie es pervers fand, dass ich im Kellerheimkino mit voller Steuerknüppelausstattung vor der Leinwand saß und Hubi-Fliegen geübt hatte
. Mit ein bisschen Übung könnte man auf dem Flachdach des neuen Anbaus evtl. schon einen kleinen Hubschrauber runterbringen. Aber wenn man so einen fetten Turbinen-Hubi dort absetzen wollte, wäre der Platz doch etwas eng, fürchte ich (ganz abgesehen davon, dass solche Fluggeräte in der Anschaffung die Kosten eines Einfamilienhauses in meiner Heimatstadt locker übertreffen, obwohl dafür auch schon Summen aufgerufen werden, die einem die Tränen in die Augen treiben). Und die Nachbarn würden es aufgrund der Lärmbelästignung ganz sicher bereuen, dass sie meinem treuherzigen Blick nicht widerstehen konnten, als ich um die Unterschrift für mein Bauvorhaben bat.
musikgeniesser hat geschrieben:Quatsch! Der langen Rede, kurzer Sinn: gefällt mir ausgesprochen gut. Ich hab' mal wieder viel dabei gelernt und viele neue Anregungen bekommen. Wie das immer ist; in diesem Forum im allgemeinen und bei Gert im besonderen.
Danke. Ich lese Deine sehr nett geschriebene Prosa auch sehr gerne.
musikgeniesser hat geschrieben:Ich habe mir das auf der Karte einmal angesehen: wenn ich das richtig sehe, kommt abends die Sonne 'rum und scheint, am Nachbarhaus vorbei, in den Hörraum. So stelle ich mir das im Idealfall auch vor: nach getanem Tagewerk lässt man den Tag bei Musik in der untergehenden Sonne ausklingen.
Gut recherchiert. Genau so ist es. Was habe ich in letzter Zeit, da die Sonne so spät untergeht, schon mit einem Bier in der Hand auf einem Hocker in der Baustelle sitzend überlegt, was man noch wie machen könnte. Dabei sind zwei Entscheidungen gereift:
1. Der Steinway bleibt im Wohnzimmer. Nicht, weil er mitschwingen würde oder so, das lässt die 345kg eines B211 völlig ruhig, egal, welcher Schalldruck versucht, ihn aus der Reserve zu locken, wenn die Dämpfer unten sind. Auch, wenn er reinpassen würde und es sicher nett wäre, in der untergehenden Abendsonne eine Bachfuge oder Beethovensonate zu spielen, der Flügel gehört ins Zentrum des Familienlebens. Sonst würde mein Achtjähriger eben nicht wie bisher auf einem Steinway spielen lernen, sondern der Bequemlichkeit halber mit einem sagen wir Yamaha Digitalpiano, das man zu Übungszwecken dann wahrscheinlich ins Wohnzimmer stellen würde. Wenn Du einem Steinway in die Tasten greifst oder einem solchen Digitalpiano (obwohl die gar nicht mal so schlecht sind inzwischen), ist das, wie wenn Du im ersten Fall einen satten, kurzen, herzlichen und trockenen Männerhändedruck spürst oder eben einen etwas schwammigen, zu weichen, nicht sofort im Druck nachlassenden, sondern eben irgendwie von einem Weichei stammenden (sorry, alle mitlesenden Weicheier, ist nicht diskriminierend gemeint). Ungefähr wie aktiv geregelt gegen passiv bei Lautsprechern. BTW: Falls ich die Kosten für den Hörraumbau irgendwann mal verdaut haben werde, fließen evtl. anfallende freie Mittel bereits gedanklich in eine Erweiterung des Wohnzimmers...das Baurechtsamt hatte mir unvorsichtig vorgeschlagen bei der Einreichung des Hörraum-Ansinnens, ob ich nicht in der anderen Richtung, in Richtung Garten ausbauen wolle, da sei die Genehmigung kein Problem...da werde ich mich dann darauf berufen
(So sind wir Schwaben halt. Schaffe schaffe Häusle-baue). Und dann nimmt das Instrument ja doch erheblichen Platz in Anspruch. Den könnte man eben auch brauchen, um mal noch zwei Stuhlreihen aufzustellen, wenn mal zufällig eine kleine Horde der Foristenschaft vorbeikäme...
2. Die Wände werden nicht weiß lasiert. Der Zimmermann hat mich angeschaut, als wäre ich nicht ganz sauber, als ich ihm vortrug, dass man die Weißtanne jetzt noch weiß lasieren solle. Das Holz ist sehr edel, sehr hell, lebt sehr schön in der Maserung und der gute Mann hat sich mit seiner Mannschaft ziemlich Mühe gegeben, dass das alles perfekt zusammenpasst, die Akustikelemente, die Deckenumrandung, die Teile hinter Klima, Heizung und TV, die Sockel, die Einfassungen um die Fenster etc. Es sieht keinesfalls wie befürchtet aus wie in der Sauna, die Akustikelemente haben eine viel feinere Struktur. Wenn es mir irgendwann zuviel Holz wird, ist das Zeug schnell gestrichen, der Umkehrprozess wäre nicht so einfach.
musikgeniesser hat geschrieben:4 der 6 Flächen werden also mit den Akustik-Paneelen verkleidet, sehe ich das richtig?
Korrekt.
musikgeniesser hat geschrieben:Das endet dann wirklich in einem staubtrockenem Raum
Ja. Ich habe das noch nicht nachgemessen, weil ich in das Sägemehl weder Lautsprecher noch Messmikros reinstellen will, aber Klatschen oder Sprechen lässt kürzeste Nachhallzeiten ahnen. Die Zimmerleute haben schon gewitzelt, man könne den Azubi gar nicht mehr richtig anschreien, weil das irgendwie verpufft.
musikgeniesser hat geschrieben:Jetzt verstehe ich das mit der "Schale in der Schale" auch viel besser. Es geht mehr darum, eine Lösung für Befestigungsaufgaben -- Fernseher, Heizung, Klimaanlage -- an ansonsten gedämmten Wänden zu finden, als darum, die dämmenden Wände vollständig zu entkoppeln. Ich hatte schon gedacht, die Innenschale würde auf einem Luftkissen oder in einem Induktions- oder Magnetfeld schweben. Eine schlicht entkoppelte Aufhängung, wie man sie beispielsweise von Heizungsrohren kennt -- damit man die Strömungsgeräusche nicht auf Wände und Böden überträgt --, ist gefragt.
Bei meiner ersten Lösung vor vielen Jahren, als ich den Hauptraum der meiner Junggesellen-Dachwohnung wirklich mit einer zweiten inneren Schale ausstaffiert habe, musste ich lernen, dass das zwar den Schalldurchgang vom Raum ziemlich gut minimiert (Klavierüben nachts!), wenn richtig gemacht, aber auch bautechnische Schwierigkeiten einhergehen wie zu weicher Boden etc. Diesmal ist alles auf eine möglichst perfekte Raumakustik getrimmt, die als Nebeneffekt haben darf, den Schalldurchgang von innen nach außen wie umgekehrt im Zaum zu halten. Nur dafür ist die Entkopplung der Akustikschale oder des schwimmenden Bodens, für die Raumakustik innen bringt das eigentlich nichts. Aber es fördert zum einen den "Geräuschspannungsabstand" innen wie auch die guten nachbarlichen Beziehungen.
Viele Grüße
Gert