Moin Klaus,
moin Forenten,
Dogmen sind in der Tat anstrengend und so liegen wir da gar nicht auseinander, lieber Klaus. Oftmals sind sie auch schlicht falsch, wie zum Beispiel der Einwand der "Bassreflex-Fraktion", man könne geschlossene Boxen "überbedämpfen". Als könne man mehr als 100% der rückwärtig abgestrahlten Energie vernichten. Zum lachen, wenn es nicht so anstrengend wäre.
Ich habe mich gerade in den letzten Tagen intensiv mit dem Geschäftsmodell High-End befasst
http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic.php?f=14&t=2481
und stimme Dir hier
KlausR. hat geschrieben:Denn genau davon leben m.E. viele: sie behaupten, dies und jenes sei ein Problem, sie bieten dann die Lösung an, kostet die Kleinigkeit von 3 bis 5 Nullen. Und alles ohne jeglichen Nachweis.
voll zu. Das Geschäftsmodell funktioniert immer. Archetyp ist die Religion, egal welche (dort wird unsere Unzufriedenheit mit unserer eigenen Endlichkeit ausgenutzt).
- Grundsätzlich ist man für Verbesserungen offen.
- Für Verbesserungen offen zu sein bedeutet aber auch, sich bereitwillig aus seiner derzeitigen Zufriedenheit reißen zu lassen: man lässt sich schnell verunsichern.
- Die Anbieter finden etwas heraus oder denken sich irgend etwas aus, auf jeden Fall lenken sie die Aufmerksamkeit auf ihr Thema, das -- sonst funktioniert es nicht -- wenig erforscht sein muss. Dieses Thema erheben sie zu einer ganz besonderen Wichtigkeit.
- Wenig bis nicht erforscht (bedeutet im Zweifel: wenig bedeutsam) heißt, dass man sofort verunsichert ist, weil man selbst wenig bis nichts darüber weiß.
- So fies es auch ist, aber man muss sich sehr klar über sich selbst und derartige Mechanismen sein, um sie nicht unnötig an sich herankommen zu lassen: sie funktionieren! Ist der Zweifel, also der Spaltpilz zwischen einen selbst und seine Anlage, gesät, kann man nicht mehr Zufriedenheit erlangen, ohne dieses Thema abgearbeitet zu haben, was im Zweifel nichts anderes bedeutet, als die Produkte dieses Herstellers gekauft zu haben.
- Gleichzeitig kann sich der Hersteller auf eine pervertierte Solidarisierung verlassen: egal, wie nützlich -- das kann auch nutzlos bedeuten -- das neue Zubehör ist, wird man jede Kritik daran als Hinweis auf die Qualität des Kritisierenden verdrehen und niemals -- niemals -- als Hinweis auf die Qualität des Kritisierten verstehen können. Geht nicht. Ist so. Wie? Ganz einfach. Je nutzloser das Produkt ist, desto mehr wird man bemüht sein, Kritik daran von sich zu weisen, denn sonst müsste man ja zugeben, dass man sich hat reinlegen lassen. Wie gesagt: fies eben.
Zurück zum Thema. Ob Dein Hinweis
KlausR. hat geschrieben:Hamm se abba nich.
taugt, Kantenreflexionen zu negieren, weiß ich nicht. Es könnte -- könnte, nicht muss -- der alte Fehler vorliegen, Korrelationen zu Kausalitäten zu erheben.
- Klar haben die weit überwiegenden Boxen keine Fasen oder derartiges.
- Klar sind die weit überwiegenden Boxen schlanke Säulen.
Aber liegt das daran, dass es keine Kantenreflexionen gibt? Es könnte doch auch sein, dass es ganz andere Gründe hat. Zum Beispiel den, dass breite, also akustisch "richtige" (ich tue jetzt mal so, als ob das so sei) Boxen nicht verkehrsfähig sind. Zum Beispiel deshalb
cay-uwe hat geschrieben:Und noch ein weiterer, eher pragmatischer Ansatz, sind die Herstellungskosten. Die gezeigte Lautsprecher besitzen ein Volumen von ca. 20 Liter.
Würden wir nur auf Kastenform bei der Gestaltung gehen, würden die Herstellungskosten für die Gehäuse ca. 1/3 von dem sein, was sie sind ...
oder wegen des berühmten WAF, um ein weiteres Beispiel zu nennen.
Von einer ganz anderen Seite werden mir diese Fragen nahe gelegt: warum werden in Studios Lautsprecher bevorzugt bündig eingebaut? Nur wegen des Basses?
Sapere aude!
Herzliche Grüße
Peter