Hallo zusammen,
nun frisch (standesamtlich) verheiratet melde ich mich zurück mit einem Update, was sich so seit meinem letzten Post getan hat. Zwar hatte ich natürlich aufgrund der Hochzeit im letzten Jahr leider keine Gelegenheit mehr irgendwas zu testen - aber die lezten 2 Wochen waren dafür umso produktiver.
Doch ersteinmal möchte ich hiermit Winfried schonmal danke sagen - er beschäftigt sich aktuell mit einigen Messungen, die ich ihm geschickt habe und will mir in den nächsten Tagen einige Einstellungen zukommen lassen, die ich dann testweise mal mit meiner Weiche probieren kann. Ganz großes Dankeschön schonmal von mir an dieser Stelle.
Doch nun zu den Änderungen und meinen Ergebnissen. So viel schonmal vorweg: Das war besser als jedes Weihnachtsgeschenk!
Zuerst habe ich, wie von Detlef und Hans-Martin vorgeschlagen, die Widerstände zwischen 878 Endstufe und MT entfernt und stattdessen einen L-Pad Attenuator in die XLR Stecker hineingelötet. Dazu habe ich pro Stecker 4 Metallfilm Widerstände - also jeweils 2 pro +/- Leitung und Stecker eingebaut. Die Widerstände sitzem im Stecker an der Endstufe. Berechnet habe ich die Werte mit dem Rechner von sengpielaudio (4,3k in Reihe und 13k gegen Masse). Das hat dann jeweils 2*5dB Absenkung pro Seite gebracht. Das Ergebnis war verblüffend: Die Mitten haben sehr deutlich an Klarheit hinzugewonnen. Eine solch starke Veränderung hatte ich mir nicht ansatzweise erhofft. Ich habe allerdings letztes Jahr schonmal am Bass bemerkt (zu der Zeit noch mit der original passiven Weiche), dass z.B. die 878 im Vergleich zur Camebridge Audio Endstufe viel mehr (wohl unkontrollierten) Bass macht. Ich vermute hier einfach mal, dass die 878 so ihre grundsätzlichen Schwächen in der Kontrolle der Membranen durch passive Netzwerke hindurch (und sei es nur ein Widerstand) hat. Bei einer anderen Endstufe wäre der Effekt vllt. nicht so groß gewesen. Hier jedoch übertrifft er bei weitem meine Erwartungen. Besten Dank für diesen Tipp!
Da sich natürlich durch die Widerstände (auch wenn es die 1%igen waren) die Absenkung im Vergleich zu vorher leicht verändert hat, musste ich jetzt nochmal die Lautstärke der MT in der Weiche neu abgleichen. Da ich ja auch für Winfried noch Messungen direkt am LS machen wollte, habe ich diesmal anders gemessen als sonst: Bisher hatte die den Lautstärkeabgleich der Chassis am Hörplatz und nicht vor dem LS gemacht. Nun - da ich eh die Messungen direkt am LS machen musste - hab ich das anders gehandhabt. Dabei habe ich jeweils linkes und rechtes Chassis für alle 3 Wege auf ca. 0,1dB einander angegelichen. Der Messabstand war immer der Gleiche. Die Ergebnisse dabei unterschieden sich teilweise deutlich (bis zu ∆1,2dB) zu vorher (Hörplatz Messung). Alles andere an der Weiche blieb unverändert (Trennfrequenz und Delay sind eingermassen ok - aber der FQG ist nicht wirklich linear). Diese Änderung war im Ergebnis noch viel extremer als die erste: Solch eine Räumlichkeit bei einer Stereoanlage hab ich bisher noch nicht gehört! Auf einmal kann ich ganz klar die Instrumente im Raum orten. Das geht sehr gut zwischen links und rechts - aber auch (wenn auch nicht ganz so extrem) von hinten nach vorne. Manchmal scheint die Bühne dabei sogar etwas nach links und rechts über die LS hinaus zu gehen. Nahezu Holografisch würde ich es beschreiben. Einziger Wehrmutstropfen: Der Bass. Die räumliche Abbildung klappt am Besten, für Instrumente und Stimmen, die von den oberen beiden Chassis wiedergegeben werden. Der Bass ist bisher nicht ganz so sauber. Trotzdem unglaublich, was eine so simple Anpassung bewirken kann! Und kosteneffizienter kann man eine solche Steigerung der Wiedergabequalität wohl kaum hinbekommen.
Ob das einer der Gründe ist, warum aktive LS oft so viel besser klingen? Bei welcher passiven Box sind denn jeweils Weiche und Chassis rechts und links so präzise einander angeglichen?
Jetzt hab ich aber wirklich Blut geleckt und bin sehr gespannt, wie weit man das noch treiben kann - aber das werde ich vermutlich in den nächsten Monaten herausfinden (ich kenn mich ja
![Wink ;)](./images/smilies/icon_wink.gif)
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Eine meiner Schlussfolgerungungen (gerade aus der Sache mit dem Widerstand) ist, dass die präzise Kontrolle der Chassis offensichtlich sehr viel Einfluß auf die "Klarheit" des Klanges hat. Daher habe ich mich gefragt, ob hier nicht eine andere Endstufe noch bessere Resultate liefern könnte. Bei meiner Recherche im Netz bin ich dann auf die Firma Abacus gestoßen. Diese Endstufen versprechen (zumindest dem Papier nach) genau das zu sein, was ich suche: Präzise Kontrolle (auch ohne Sensor) zu fairen Preisen. Ob diese Geräte genau so funktionieren, wie versprochen oder nicht scheint ja aber in diversen Foren (auch in diesem) heiß diskutiert zu werden. Für mich als gebildeten Laien haben diese Threads wenig Erkenntnisgewinn, da ich dort selbstbewusstes Halbwissen nicht von wirklicher Kompetenz unterscheiden kann. Zumal auch offenbar die wenigsten Schreiber diese Geräte wirklich selbst getestet haben. Daher hab ich dort einfach mal angerufen. Im Ergebnis hatte ich ein sehr nettes Gespräch mit Herrn Sonder und das Angebot die Geräte gegen Zahlung der Portokosten einfach auszuprobieren konnte ich nicht ablehnen. Für mein spezielles Anliegen schnürt er mir ein Sonderpäckchen mit 2 seiner 60-120 Endstufen und 2 Linetreibern (fix + variabel). Ich bin schon sehr gespannt, wie sich das so gegen meine aktuellen Endstufen schlägt (insb. im Bass). Die Geräte sollten in den nächten 1-2 Wochen kommen (Herr Sonder muss noch auf die Rücksendung eines seiner Demogeräte warten, bevor er es mir schicken kann). Ich werde natürlich berichten.
Die Idee mit dem variablen Linetreiber ist übrigens die Endstufe für den HT komplett dadurch zu ersetzen. Die HT haben einen Eingangswiderstand von 1kOhm und eine eigene Class-A Endstufe intern. Allerdings ist die Ausgangslautstärke der Weiche nicht groß genug, um die HT direkt zu versorgen. Es fehlt halt ein bishen an Verstärkung. Diese Lücke könnte der Linetreiber evt. füllen ohne, dass man hier eine ganze Endstufe benötigt. Zumal ja auch keine Leistung gebraucht wird.
Mal abgesehen schon von all diesen Änderungen und dem Erfahrungsgewinn, habe ich mich auch noch gefragt, wie viel Einfluß die Elektronik der FQW evt. noch hat. Sie ist intern zwar sauber und ordentlich aufgebaut - hat "aber" ein Schaltnetzteil und mengenweise "billige" Elektrolyt Koppelkondensatoren. Ich habe schon in diversen Foren (glaube auch hier) Berichte gelesen, dass das klangschädlich sein soll. Sieht man jetzt noch die 5532 OpAmps und vergleicht das mit dem, was man bezüglich High-End Bauteilen so überall lesen kann, dann dürfte aus diesem Gerät ja nahezu kein vernünftiger Ton mehr heraus kommen (mal etwas überspitzt).
Interessanterweise klingt das Gerät aber so in seinem Originalzustand für mich schon richtig gut.
Daher frage ich mich also wie diese ganzen Aussagen bezüglich Bauteilqualität zu bewerten sind: Ist das einfach Unfug (wie ja so vieles andere in diesem Markt)? Oder beziehen sich die Schreiber mit ihren Lobeshymmnen einfach auf ein solch hohes Niveau, dass für sie schon minimalste Verbesserungen ein riesen Erfolg sind, der entsprechend hoch bewertet wird (also andere Einordnung was jetzt klein oder groß bedeutet)? Oder bringts wirklich nochmal richtig was?
Dem will ich jetzt mal auf den Grund gehen und meine eigenen Erfahrungen machen. Daher habe ich meine FQW letzte Woche einmal intern etwas umgelötet: Das einseitig fest verlötete Kabel zum SNT habe ich gegen einen Pfostenstecker (5pol: 5V Digital und ±15V analog, AGnd und DGnd getrennt) ersetzt, so dass ich einfach umstecken kann. Entweder SNT oder externes Labornetzteil (welches ich sowieso schon hatte). Die Garantie ist jetzt wohl weg.
Kurzum: Das klappt prima - aber Umstecken und neu starten dauert ca. 1 Minute. Ob das Eine besser klingt als das Andere kann ich aber bisher nicht wirklich sagen. Die "gigantische" Änderung ist es jedenfalls nicht. Eine kleine Veränderung aber vielleicht schon - aber da muss ich nochmal schauen, ob ich das Setup verbessern kann (z.B. Umschalten über Relais). Vorerst kann ich hier jedoch keine wirkliche Aussage treffen, weil das Umstecken viel zu lange dauert, als dass ich direkt vergleichen könnte.
Anbei noch einige Fotos der Weiche:
Viele Grüße,
Thomas