Ohrensausen in Odelzhausen oder mein Besuch in der Wiege der perfekten aktiven Hörkultur
Nach ein paar kleineren Anlaufschwierigkeiten (meine nächste Anschaffung sollte wohl ein Dauerladegerät sein
), war es letzte Woche tatsächlich so weit und ich konnte Peter alias realperfekt endlich besuchen, nachdem wir das eigentlich schon vor Wochen mal ins Auge gefaßt haben.
Primär ging es mir bei meinem Besuch um die ausgefeilte Elektronik, die Peter an seinen phantastischen BM35 hängen hat, da auch ich nach Kauf neuer Lautsprecher gedenke, meine altertümliche Elektronik in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken und diese Stück für Stück zu erneuern. Die BM35 sind natürlich schon allein die Reise wert, da ich aber bereits wußte, wie gut dieser Schallwandler wirklich ist, war ich vom Ergebnis zwar erneut angetan, aber wenig überrascht.
Um die Eindrücke eines langen Nachmittags auf einen kurzen Nenner zu bringen: Leute, so und nicht anders muß Musik klingen! Ich habe es schon einmal an anderer Stelle hier geschrieben: die Illusion ist perfekt. Ganz egal, welche Art von Musik nun gespielt wurde, man hatte jedesmal den Eindruck, daß der/die Interpret(en) genau vor einem stehen, nämlich in Peters Hörzimmer (erstaunlich, was da so alles reingeht!
). Bei geschlossenen Augen war das alles natürlich am eindruckvollsten, man befindet sich mal im Jazzkeller, mal in der Philharmonie, einfach unglaublich. Manche mögen vielleicht finden, daß alles zu authentisch, zu echt und damit zu langweilig klingt. Aber das, was ich hören durfte hat mich davon überzeugt, so und nicht anders muß sich Musik anhören.
Die BM35 sind natürlich eine Wucht, groß und erhaben im edlen Matt-Finish des Zwetschgenholzes stehen sie da, ein Design, das polarisieren mag, mir aber äußerst gut gefällt. Aber genauso beeindruckend war für mich an diesem Nachmittag der Rest der Anlage.
Okay, Plattenspieler sind bei mir nicht so das Thema und man kann mir hierzu viel erzählen, wobei das erzielte Ergebnis natürlich zu einhundert Prozent überzeugt hat. Was aber Vorverstärker, CD-Laufwerk und DSP angeht, hat meinen höchsten Respekt.
Ich möchte hier nochmals betonen, daß ich, was die Technik angeht, ziemlicher Laie bin. Aber ich bilde mir ein feststellen zu können, ob etwas gut klingt oder eben nicht. Und das bei Peter klingt nicht nur gut, sondern verdammt gut! Ein Laufwerk höchster Qualität gibt die Informationen über einen mir bis dato gänzlich unbekannten I2S-Ausgang (der Begriff "böhmische Dörfer" drängte sich mir unweigerlich auf
), um sodann im selbstgebauten DSP/DAC aufbereitet und schließlich über den perfekten Vorverstärker an die BM35 weitergeleitet zu werden.
Soviel Aufwand beeindruckt. Um so mehr, wenn man – z.B. beim Schlendern über die HighEnd – bedenkt, wie viele Hersteller sich in allen Preisklassen auf diesen Gebieten tummeln und praktisch für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel ein Gerät anbieten. Trotzdem ist Peter seinen ganz eigenen Weg gegangen und das alles zu zwar nicht billigen, aber im Verhältnis zu Klang und Endergebnis doch äußerst günstigen Konditionen.
Am meisten begeistert mich der Pragmatismus, mit dem Peter an die Aufgabenstellung herangegangen ist. Gleichzeitig scheint aber an der Türe zum Hörraum ein großes imaginäres Schild mit der Aufschrift
"Voodoo und sonstiges Gedönse müssen leider draußen bleiben" zu hängen. In der Praxis sieht das alles dann folgendermaßen aus: man nehme einen, wenn nicht den besten Lautsprecher und suche auf dem Markt nach geeigneten Zuspielgeräten. Da der Markt dies offensichtlich leider nicht zur vollsten Zufriedenheit hergibt, bzw. sich nur überteuerte Lösungen finden lassen, beschließt man eben kurzerhand, das Ding selbst zu machen. Herausgekommen ist ein Vorverstärker, der in seiner optischen Schlichtheit auch noch zum Niederknien schön ist. Keine Front à la Meister Proper (daß man sich drin spiegeln kann), nur eine schwarze Alu-Blende, ein paar mega-robuste Knöpfchen, ein Volume-Regler und ein paar schicke bunte Lichtchen, fertig ist die Kiste. Dazu aber vollsymmetrischer Aufbau, Röhrentechnologie (paßt ja so gut zur BM35!), alles streng getrennt und so weiter und so fort. Peter hat hierzu ja bereits mehr Auskunft gegeben, als ich es mit meinem begrenzten technischen Wissen je beschreiben könnte. Übrigens, die zugehörige Fernbedienung erfüllt auch lediglich nur ihren Zweck, nämlich die wenigen Funktionen fern zu bedienen, ohne mit zweifelhaften (und unnötig teuren) Attributen wie "aus dem 3,5 Kilo schweren, vollen Aluminiumblock gefräst und versehen mit mundgeblasenen Kristallglastasten, die in monatelanger Handarbeit von polynesischen Jungfrauen bei Vollmond endmontiert werden" zu wuchern.
In ähnlicher Weise ist das CD-Laufwerk und der DSP aufgebaut, alles strikt unter dem Aspekt, das bestmögliche Ergebnis in Sachen Klang zu erzielen.
Wenn man abschließend bedenkt, daß trotz der Verwendung der äußerst hochwertigen Materialien die Kosten für alle Geräte um den Faktor zwei bis drei (oder sogar noch mehr) unter den vergleichbaren Geräten von der Stange liegen, die dazu noch nicht einmal das gleiche begeisternde Ergebnis liefern, bleibt mir an Ende meiner Schilderungen nur ein mögliches Fazit:
Peter, ich will so was auch!
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals ganz herzlich für die ausgesprochene Gastfreundschaft von Peter bedanken und daß er sich nicht zu schade war, mir – dem technischen Rookie – fünf Stunden seiner Zeit zu opfern, um ihn behutsam an die Raffinessen seiner Elektronik heranzuführen.
Nachdem es mir leider nicht gelungen ist, Peter um zwei oder drei seiner mir sehr zusagenden CDs zu erleichtern (habe sie mir halt selbst bestellen müssen, sind gerade heute eingetroffen), wollte ich mich anschließend wenigstens an seinem exquisitem Weinkeller schadlos halten, was dann dummerweise auch nicht geklappt hat.
Nichtsdestotrotz, wie ich es eingangs bereits erwähnt habe, es war ein rundum gelungener Nachmittag!
Vielen Dank!
Stefan
PS: Was bei meinem Besuch – aus verständlichen Gründen – leider viel zu kurz gekommen ist, war die gesamte Umgebung. Allein das alte Gemäuer des alten Schlosses brachte mich stark in Versuchung, auf Entdeckungstour zu gehen, kann ich mich doch schon seit Kindesbeinen an in höchstem Maße für Burgen und Schlösser begeistern. Und auch die Brauerei mit der angeschlossenen Gaststube übte auf mich eine nur sehr schwer zu widerstehende Anziehungskraft aus, die – Peter das tut mir jetzt für Dich sehr leid – nach einer Wiederholung des Besuches unter leicht geänderten Voraussetzungen schreit.