Guten Morgen Kai,
aston456 hat geschrieben:Wenn vom Akurate DS/1 die Rede ist, dann ist damit die neueste Version des Akurate DS gemeint?
ja genau der.
aston456 hat geschrieben:Und alle Kandidaten wurden dann am Analogausgang getestet oder sind sie digital über Ralfs Studiowandler gelaufen?
Bis auf den kurzen, oben beschriebenen Check am Studiowandler ging's nur um die - exzellenten - Analogausgänge der vier Kandidaten.
Guten Morgen Thomas,
Unicos hat geschrieben:ich hoffe ja, dass der Akurate DS/1 (meiner Meinung nach der neue) im oberen Bereich bleibt, weil den habe ich immer noch im Auge.
ja, es ging um den neuen Akurate DS/1. Dann will ich mal weiter machen mit dem Testbericht.
Zunächst eine kleine Anekdote am Rande. Ich bat Ralf, ob er nicht eine Aufnahme mit Klavier solo hätte. Ja, das sei zwar nicht seine Spezialität, aber er habe da kürzlich was im Rahmen der Aufnahme eines Klavierkonzertes mitgeschnitten. Und schon lief ein Chopin-Prélude, ich weiß nicht mehr von welchem Streamer. Ich rieb mir verwundert die Ohren. Ralf, sagte ich, mach aus, das klingt wie ein E-Piano. Und ich möchte mich jetzt in aller Form dafür entschuldigen, dass ich Ralfs Anlage verdächtigte, diesen Klang zu verursachen. Ich versuchte, Ralf zu beschreiben, wie ein Steinway klingt und was seinen Klang ausmacht. Der erste Impuls, der an das Schlagen einer gusseisernen Glocke erinnert. Die harte Stahlsaite, aber eingebettet in einen warmen, großen Klangkörper, das weiche Aufsetzen der Dämpfer etc. Da sagte Ralf: Das war kein Steinway. Das war ein Bechstein. Ein Blechstein! Klar, ich Esel, genau so klingt der.
Ich will aber zunächst den Hörtest bis zu diesem Zeitpunkt zusammenfassen. Gehört hatten wir bis jetzt ausschließlich 192/24 Studiomaterial von Ralf. Die Details aller Stücke kriege ich sicher nicht mehr zusammen, aber es bot sich folgendes Bild:
Der Akurate DS/1 war der ehrlichste der vier Kandidaten, er spielte unglaublich sauber und ließ viel Raum zwischen den Instrumenten. Der G-Sneaky ging in die gleiche Richtung, aber der Akurate konnte es noch besser. Interessant war der Klimax DS/1. Er war nicht so ehrlich wie der Akurate, bot aber sehr schöne musikalische Linien. Er softete den Hochtonbereich etwas und blies dafür den unteren Mitteltonbereich etwas auf, ohne dabei aber unsauber zu werden. Der Renew machte auch so eine leichte Schönfärberei, etwas weniger als der Klimax, aber war dabei etwas unpräziser als der Klimax DS/1.
Nun, dachten wir, gut möglich, dass die genannten Eigenschaften von Klimax/Renew positiv zum Tragen kommen, wenn es um normale CD-Qualität geht, weil das die grundsätzliche systemimmanente leichte Grobkörnigkeit mit einem Hochglanzlack versehen könnte. Also die DSen über einen Switch an meinen kleinen Reiserouter angedockt, mittlerweile konnte es auch der Twonky auf meiner Backup-Platte gnädigerweise richten. Erster Check mit Klavier solo (diesmal einem Steinway
).
Klimax/Renew zuerst. Ja, schön, aber rundet das nicht den Impuls beim Auftreffen des Hammers auf die Saite ab? Akurate: Ja, endlich die Glocke, Körper und weicher Dämpfer zu hören. G-Sneaky: Der konnte das auch.
Was mich nun brennend interessierte, war der Bachchoral BWV106 "Gottes Zeit". Das habe ich sehr genau im Ohr, und an dem "S" und "Z" kann ich sofort hören, wieviel Jitter das Digitalsignal mitbringt. Hört man diese Sibilanten von den vielen Chormitgliedern zeitlich etwas versetzt aus allen möglichen Richtungen - weil auch der beste Chor nicht hunderprozentig gleichzeitig singen kann - dann ist das richtig. Dabei darf aber kein Verzischen oder Rascheln in den S zu hören sein, einfach viele saubere eben nur fast gleichzeitige S. Und das brachte zu Tage: Völlig sauber kam das aus drei Streamern. Akurate DS/1, Klimax DS/1 und G-Sneaky. Der Renew verschliff das etwas. Ich lehn' mich jetzt einfach mal aus dem Fenster und sage, dass seine DACs ein wackeligeres Signal angeliefert kriegen als bei den anderen drei. Was bedeutet, dass Linn in der Clockfraktion der neuen DS/1-Generation nachgelegt hat im Vergleich zu den Vorgängern. Und dass die Tentclocks im G-Sneaky zu den besten der Welt zählen und ich deshalb auf sie setze, hat sich ja schon rumgesprochen.
Etwas anderes war aber interessant bei dem Choral. Ralf meinte, beim Klimax DS/1 sehe er förmlich die runden, ausladenden Bewegungen des Dirigenten, die den Grundstein für eine fließende, wunderschöne Darbietung der Musiker legt. Beim Akurate dagegen sehe er eher einen Militärkapellmeister vor sich, der die Burschen zu einer zackigen Gangart treibt, was dem Bachchoral, den Johann Sebastian zum Tod seines Onkels komponierte, wenig gerecht wurde. Der G-Sneaky schloss sich dieser Gangart an, ließ den armen getriebenen Sängerknaben aber zusätzlich noch weniger Platz als eh nur vorhanden auf der Bühne. Die Runde ging klar an den Klimax DS/1.
Nun gingen wir etwas nach oben in der Auflösung des verwendeten Digitalsignals, auf 88,2/24. Barb Jungr mit dem wunderschönen Stück "I'll Be Your Baby Tonight". Mir stach wieder sofort der Flügel ins Ohr, dem die Klimax/Renew-Fraktion die Glockenhaftigkeit raubten. Aber etwas anderes war interessant: Die Stimme von Barb Jungr. Schön, aber ein bisschen saturiert über Klimax/Renew, völlig klar im Raum stehend dagegen über den Akurate. Der G-Sneaky klang ebenso klar, aber da waren ja plötzlich neue Details! Wie die Luft strömt zum Beispiel. Für mich ging die Runde an den G-Sneaky.
Jetzt aber doch nochmal zurück zu 192/24, zu Ralfs preisgekrönter Tschaikowsy-Aufnahme, Violinkonzert 3. Satz. Das war die bisher mit Abstand am komplexesten orchestrierte Musik, und hier zeigte der Klimax DS/1 dem Rest, was Sache ist. Nicht nur in puncto musikalischem Fluss, sondern vor allem in der Übersicht, die er auch bei den Tutti bewahrte. Hier distanzierte er sich ein Stück von seinem Vorgänger, dem Renew, noch deutlicher vom Akurate und vom G-Sneaky. Das war eine klasse Darbietung! Ralf legte die Aufnahme zum Vergleich von Platte auf. Auch das war gut, aber lange nicht so sauber wie vom Klimax.
Fazit: Am Ende ist es Geschmackssache. Wir waren zu dritt, und wir hatten oft ein unterschiedliches Urteil. Meines lautet - preisunabhängig - über alles: Ich finde den neuen Akurate DS/1 eigentlich den Player, der meinen Musikvorlieben und meinem Hörempfinden am ehesten gerecht würde. Seine Präzision ist bestechend. Der G-Sneaky geht in die gleiche Richtung, findet aber seinen Meister in den meisten Fällen im Akurate DS/1. Der Klimax DS/1 ist eine Wucht, wenn es um die große Linie und die Durchzeichnung bei komplexen Inhalten geht. Sein kleines Manko ist die leichte Unehrlichkeit bei Soloinstrumenten oder Stimmen, die aber dem einen oder anderen durchaus gefallen mag. Ähnlich der Renew, aber hier ich würde ganz klar den Akurate DS/1 bevorzugen.
Also, alles nicht so einfach, und die Luft ist dünn ganz oben.
Viele Grüße
Gert
P.S. Hallo Rainer, schön von Dir zu lesen, was für mich bedeutet, dass Du nach der langen Reise gestern wieder gut zu Hause angekommen bist. Vielen Dank nochmal für alles!