Hi,
Ralph Berres hat geschrieben:Der niedrige Ausgangswiderstand liegt parallel zur Schwingspule und schließt dessen vom Lautsprecher durch seine Eigenbewegung erzeugte Spannung kurz. Das Verhältnis zwischen Lautsprecherimpedanz und dem Innenwiderstand der Endstufe nennt man Dämpfungsfaktor, und ist ein Mass dafür wie stark die z.B. Eigenresonanz des Lautsprechers bedämpft wird. So gesehen haben wir es auch mit einer ( passiven ) Regelung zu tun.
[...]
Es ist übrigens zunächst mal gleichgültig, ob man das Korrektursignals eines Lautsprechers durch einen
getrennten Sensor gewinnt, oder ob man ein Verfahren anwendet, in dem die durch den Lautsprecher induzierte Spannung an der Schwingspule von dem Verstärkersignal an der Schwingspule getrennt wird.
Die getrennte Sensorlösung ist allerdings wesentlich leichter zu realisieren.
Zum ersten Abschnitt, das sehe ich genauso. Weiter noch, dieser Bedämpfung ist de facto auch eine linearisierende lokake Gegenkopplung, vergleichbar mit der Degeneration von Transistorstufen, nur schmalbandiger. Und mit dem gleichen Nebeneffekt, dass der Output zurückgeht.
Die Trennung der "Sensorspannung" (von der Schwingspule), als Abbild der Geschwindigkeit, ist mE bereits immanent im Chassis und dort passiert auch die lokale Gegenkopplung in gut funktionierender Form, bei dafür geeigneten (PA-)Chassis mit höchtmöglichem Dämpfungskoeffizient BL²/Re (und Re kann extern noch auf etwa 1/5 verkleinert werden) und linearem, niedriginduktivem Motor -- damit auch linearer Sensorsspannung. Systemgüten von weit unter 0.1 sind problemlos erzielbar und erreichen damit eine sehr lange 6dB-Flanke (gemäß eines Geschwindigkeitssensors) und hohen Gegenkopplungfaktor (Abstand zur Kurve im reinen Strombetrieb), bis man weit links und rechts von der Systemreso an jeweils einen Pol der Membranauslenkung anstößt ab wo die Gegenkopplung zusammenbricht (links der "Feder-Pol" ab dem es mit dann endlich 12dB abwärts geht, und rechts der "Masse-Pol" ab dem der akustische Output dann flach wird, Strahlungslast mal ignorierend). In
diesem Paper wird mE die physikalischen Vorgänge eines Chassis unter verschiedener Dämpfung (von Strombetrieb bis echter Kurzschluss einer -- fast -- widerstandsfreien Spule) sehr einfach und verständlich erklärt, quasi alles was man wissen muss steckt in den ersten drei Gleichungen, und die Effekte von Nichtlinearitäten kann man dort ganz gut reinfaktorisieren, qualitativ.
Das alles gilt bei signalproportionaler Eingangsspannung, d.h. im Nutzbereich (der 6dB-Flanke) muss man einmal integrieren, ähnlich der Korrektur für Dipol-Lautsprecher. Das (niedrigstes Qes als Resultat) kostet auch ggü hartnäckiger bestehender landläufiger Meinung keine Mehrleistung am Chassis, weil das Chassis fast nur als hochimpedante reaktive Last erscheint, und mit Class-D Endstufen gibt es keine Einbußen durch den erhöhten Spannungsgang bei LF und damit mehr nötigem Headroom. Ausserdem wird die "Gegen-EMK" (Bezeichnung einer Folge, nicht der Ursache -- deswegen mag ich sie nicht) in's Netzteil zurückgepumpt anstatt eben verheizt. Energiemäßg effizienter als Class-D an niedrigst-Qes-Chassis kann man keinen Lautsprecher bauen, das Optimum dann noch mit Horn- oder ähnlicher akustischer Ladung (Impedanztransformation) auch im Nutzbereich.
Wie bei allen Systemen mit GK in irgendeiner Form wird zwar das Verhalten linearisiert, aber wenn Motor (damit gleichzeitig der Sensor) an ihre Grenzen kommen gibt es die unschönen Nebenwirkungen, hier zB identisch wie bei "echter" Regelung über separaten Sensor -- d.h. globaler Gegenkopplung --, der Effekt dass Unmengen an Strom in die Spule gepumpt wird wenn die Mikrofonspannung zusammenbricht, gerade das was das Chassis ansonsten im Normalbetrieb ja linearisiert, denn stimmt die Mikrofoniespannung nicht ggü dem Soll, wird der Strom im Chassis in richtige Richtung verstellt. Da macht es Sinn, vorher per Softclipping und mit einer Überwachung Schaden am Chassis abzuwenden ... was bei den von mir bevorzugten PA-Chassis kaum passiert.
Größeres Problem ist DC-Offset der Membranposition, der sich nur langsamst abbaut wenn er sich erstmal aufbauen konnte, durch asymmetrische Überauslenkung und/oder "schiefe" Motorkennlinien bzw ungleiche Aussenränder der Kennlinien-Plateaus. Diese Randeffekte sind mittlerweile für mich manchmal maßgebend welche elektrische Dämpfung ich einstelle, sprich dorthin läuft die Optimierung. Nicht ganz unerwartunggemäß schlägt sich aperiodische oder leichte Überbedämpfung der Membranauslenkung oft am besten, egal ob für Eigen- oder für Fremdanregung (Sekundärschall), wenn man mit gelegentlicher Übersteuerung rechnen muss die nicht erkannt/behandelt wird. Wenn nicht, also wenn man Reserven en masse hat, dann ist maximale Dämpfung für LF schon sehr effektiv für eine Lineariserung, besonders bei Chassis mit stark progressiven und harten Einspannungen (deren Effekte werde besser "weggedämpft").
Für Vergleiche (hörend wie messend) muss man zwingend aber den FG von Amplitude und Phase identisch einstellen (per Vorsteuerung, mit FIR-Filtern/Convolution am besten), nur so kann man Unterschiede die rein von der unterschiedlichen Dämpfung kommen finden und isolieren. Gleiches gilt für Betrachtung geregelt vs. ungereglt bei den "echten Reglern".
Fazit : Es gibt immer mehrere Seiten zu beleuchten... funktionierende Systeme kann man von vielen Seiten her aufzäumen, und ich bin der festen Überzeugung, dass man mit einer frequenzvariablen Dämpfung (LF: viel, HF:wenig) die besten Ergebnisse diesseits von echter Membransensor-Regelung erhalten kann, gute Chassis als Basis. Vor allem in komplexeren Lasten als Closed-Box...
Grüße, Klaus