DAC - Styleaudio Carat Sapphire

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Fujak
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DAC - Styleaudio Carat Sapphire

Beitrag von Fujak »

DAC Styleaudio Carat Sapphire


1. Einleitung

Vor ein paar Wochen hatte ich einen DAC-Test durchgeführt und darüber auch einen Bericht geschrieben. Da es sich um einen DAC eines Forenmitglieds aus dem Hifi-Forum handelte, hatte ich meinen Bericht auch dort veröffentlicht. Ich glaube aber, dass dieser DAC auch für den ein oder anderen hier im AH-Forum interesant sein könnte, denn für mich war er eine echte Überraschung in Sachen Audioqualität. Daher möchte ich den Bericht im Orignal-Wortlaut auch hier nochmal einstellen:

Nachdem ich schon länger keinen DAC-Test mehr veranstaltet hatte (siehe Profil), war es vor einigen Wochen wieder einmal soweit: Ich bekam eine E-mail von dem Forenmitglied Relaxxer mit einer Anfrage, ob ich wohl Lust habe, den "Carat Sapphire" von der koreanischen Firma Styleaudio zu testen. Ja, ich hatte - denn auf diesen DAC bin ich bereits aufmerksam geworden durch einen Test in der Zeitschrift Audio im Herbst vergangenen Jahres. Dabei hatte er sehr gut abgeschnitten. Insofern interessiert mich dieser DAC, zumal er über eBay zwischen 350 € und 380 € (je nach Anbieter und die nach Dollar-Kurs) erhältlich ist.

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Als ich das Päckchen erhielt und öffnete, war ich zunächst einmal von den Abmessungen überrascht. Mit seinen 7,5 cm x 3,5 cm x 13,1 cm ist er wirklich ein Zwerg. Erwartungsgemäß weist ein DAC mit diesen Abmessungen ein externes Netzteil auf – und wie meistens auch hier in diesem Falle ein Schaltnetzteil. Nach meinen Erfahrungen mit meinem Labornetzteil sehe ich hier gleich eine Möglichkeit, den DAC damit mal im Vergleich zu testen (siehe weiter unten).


2. Verarbeitung

Die Verarbeitung ist vorbildlich. Das Gerät befindet sich in einem stabilen und professionell lackierten Aluminium-Gehäuse mit sauberer Beschriftung. Auf der Unterseite befinden sich vier rutschfeste Gerätefüße. Auf der Vorderseite befindet sich der Betriebsschalter mit einer blauen, kleinen und dezenten LED sowie ein Umschalter für koaxialen / optischen Eingang – ebenfalls durch kleine LED angezeigt.

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Auf der Rückseite befinden sich grundsolide RCA-Cinchbuchsen für den koaxialen Eingang sowie den analogen Stereo-Ausgang. Dazwischen befinden sich noch der optische Eingang sowie die Hohlstecker-Buchse für das Netzteil. Die RCA Cinchbuchsen sind hochwertig und sehr solide verankert, so dass auch Kabel mit größerem Durchmesser angeschlossen werden können, ohne dass man Angst haben muss, dass die Cinchbuchsen einer zu starken Belastung ausgesetzt werden. Für die Verarbeitungsqualität kann man hier also nur Bestnoten vergeben.


Auch das Innenleben beherbergt feine Bauteile sauber und durchdacht aufgebaut. Geradezu fürsorglich: die Bleche zur Abschirmung.

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Technische Daten

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Kommen wir also nun zum wichtigsten Kriterium, dem Klang:


3. Klang

Zum Versuchsaufbau: der Hörvergleich fand in meinem Hörraum statt, welcher Wohnraum typische akustische Eigenschaften aufweist, und der zusätzlich an den akustischen Spiegelflächen und in den Lautsprecher-Ecken mit Basotect-Absorbern versehen ist. Gehört wurde in einem gleichseitigen Stereo-Dreieck von etwas mehr als 3 m. Die Wiedergabekette ist per Acourate und Convolver in Hinsicht auf Frequenzgang und Phase bezogen auf den Hörplatz liniearisiert.

Das gespielte Musik-Material vom Netbook beinhaltete alle Sampleraten von 44.1 kHz bis 192.0 kHz. Vorzugsweise kam klassische Musik zum Einsatz, zu etwa 20 % auch Jazz und Rock/Pop.

Die Wiedergabekette besteht aus Netbook als Zuspieler, Hiface als USB-SPDIF-Interface, zum Teil mit Apogee Big Ben als Reclocker, den beiden Test-Kandidaten Styleaudio DAC und Fireface DAC, Symphonic Line RG10 als Vorverstärker, sowie schließlich Aktivlautsprecher plus Subwoofer (Anlageninfo: auf meinen Usernamen klicken).

Ich habe dabei drei vergleichende Test-Durchläufe durchgeführt, die sich durch Modifikationen im digitalen Signallauf sowie durch die Art der Stromversorgung voneinander unterscheiden.

1. Durchgang: Style Audio und Fireface jeweils mit werkseitigem Schaltnetzteil, ohne Big Ben
2. Durchgang: Style Audio und Fireface jeweils mit Labornetzteil Peaktech 6080, ohne Big Ben
3. Durchgang: Style Audio und Fireface jeweils mit Labornetzteil Peaktech 6080, und mit Big Ben

Innerhalb dieser drei Durchläufe unterteile ich in die Klang-Kriterien, die ich bei meinen DAC-Tests verwendet habe:
- Detail-Auflösung
- Tonalität
- Räumlichkeit
- Lebendigkeit


1. Durchgang: Audio Style und Fireface jeweils mit werkseitigem Schaltnetzteil, ohne Big Ben

Detail-Auflösung
bereits bei den ersten Takten des Styleaudio DAC wurde deutlich, dass dieser DAC in der Oberklasse spielt. Er brachte genau jene feinen Details zu Gehör, wie ich sie auch vom Fireface kenne: das Atmen der Musiker, die Geräusche der Mechanik bei den Blasinstrumenten, die Anstrichgeräusche der Streicher, dass Rasseln der Noten-Blätter beim Umblättern, die Ventile der Kirchenorgel. Manches kommt noch einen Tick schärfer als beim Fireface heraus, allerdings gibt es bei Stimmen auch einen gewissen Überzeichnungseffekt, wenn es um die Zischlaute geht. Hier geht für meinen Geschmack das Fireface natürlicher mit der Wiedergabe um. Im Bassbereich werden Musik-Passagen sehr konturiert und durchhörbar wiedergegeben. Bei der Kirchenorgel allerdings werden schnellere Melodie-Verläufe auf dem Pedal nicht ganz so gut voneinander abgesetzt übertragen wie beim Fireface. Gleiches gilt auch für Kontrabass-Läufe in diversen Jazz-Stücken. Dennoch: insgesamt bewegt sich die Detail-Auflösung auf einem klanglich sehr hohen Niveau.

Tonalität
vom Klangeindruck bewegt sich der Styleaudio DAC eher auf der neutralen bis hellen Seite. Dazu trägt auch der Umstand bei, dass die Höhen sehr farbig klingen, während der Bass im Vergleich zum Fireface etwas schlanker klingt. Meine Messung mit der Acourate-Software ergibt allerdings einen ähnlich langen glatten Strich im hörerrelevanten Bereich 20 Hz bis 20 kHz wie beim Fireface. Als Ursache für die tonalen Unterschiede vermute ich neben einer anderen Wandlercharakteristik (Fireface: Cirrus/AKM, Styleaudio: Cirrus/Burr Brown) auch die Tatsache, dass das Fireface über wesentlich kräftigere Ausgangsstufen verfügt. Lasse ich den Vorverstärker beiseite und betreibe wie gewohnt mein Fireface direkt an den Aktivmonitoren und tue im Vergleich dasselbe mit dem Styleaudio DAC, dann hört sich der Styleaudio DAC regelrecht dünn an, während es beim Fireface keinen Unterschied gibt zwischen der Verbindung über den Vorverstärker und der direkten Verbindung zu den Aktivmonitoren.

Ordnungsgemäß über einen Vorverstärker angeschlossen ergibt sich in meinen Augen jedoch keinerlei Grund für eine Beanstandung. Die Unterschiede würde ich eher im Bereich von geschmacklichen Präferenzen sehen. Denn die tonale Wiedergabe ist in sich ausbalanciert - ohne Betonungen und ohne Abschwächungen. Gerade bei einem Orchester fällt es nämlich sehr schnell störend auf, wenn im Frequenzverlauf solcherlei Unregelmäßigkeiten auftauchen.

Räumlichkeit
In Sachen Räumlichkeit sind beide Wandler auf gleichem Niveau. Beide erzeugen gleichermaßen eine weite und zugleich definierte Bühne, auf der die Instrumente einen klar zu ortenden Platz haben. Bei komplexen Orchester-Werken ist der Überblick, wo welche Instrumente angesiedelt sind, gegenüber dem Fireface allerdings ein wenig geringer. Bei Kammermusik und kleineren Jazz-Ensembles hingegen konnte ich keinerlei Unterschied feststellen. Bei manchen Aufnahmen fand ich sogar den Styleaudio DAC authentischer im Sinne von mehr drin im Geschehen.

Lebendigkeit
Während das Fireface in den mittleren Lagen farbiger spielt, ist die Lebendigkeit des Style Audio DAC im Hochtonbereich zuhause. Er wirkt dadurch im Klang etwas spritziger und impulsiver, aber niemals überzeichnet oder gar schrill (von oben erwähnten Zischlaute auf manchen Aufnahmen einmal abgesehen). In jedem Falle aber ist der Style Audio in der Lage, die Emotionalität der Musik mit großer Direktheit zu vermitteln. Auch während des Testens blieb ich immer wieder unwillkürlich im Musikhören stecken und vergaß, dass ich ja beim Testen bin.


2. Durchgang: Style Audio und Fireface jeweils mit Labornetzteil Peaktech 6080, ohne Big Ben

Nach den positiven Erfahrungen im Einsatz mit dem Labornetzteil Peaktech 6080 an meinem Fireface, interessierte mich natürlich, welche klanglichen Vorteile dieses Netzteil in Verbindung mit dem Styleaudio DAC aufweist. Nachdem ich noch wegen des anderen Hohlsteckers einen kleinen Adapter für das Netzkabel meines Labornetzteils zu löten hatte, konnte es losgehen. Resultat: auch der Style Audio DAC profitiert außerordentlich von den Segnungen einer sauberen Stromversorgung. Vor allem in Sachen Detail-Auflösung verlor er nicht mehr so leicht den Überblick bei komplexen Orchester-Passagen und konnte hier gleichziehen mit meinem Fireface plus Labornetzteil. Auch in Sachen Räumlichkeit legte er noch eine Schippe drauf im Vergleich zu seinem werkseitigen Schaltnetzteil. Es gelang mir auch hier nicht mehr, Fireface und Style Audio klanglich voneinander zu unterscheiden.

Zur Gegenprobe betrieb ich den Styleaudio-DAC am Labornetzteil, während ich das Fireface wieder an seinem werkseitigem Netzteil laufen ließ. Ergebnis: in dieser Kombination überrundet der Styleaudio-DAC das Fireface in den Disziplinen Räumlichkeit und Detailauflösung.

Lediglich der tonale Charakter änderte sich durch den Einsatz des Labornetzgerätes nicht. Die Unterschiede blieben bestehen.
Was die Lebendigkeit anbelangt, so wirkte der Styleaudio-DAC mit Labornetzteil in den Höhen ein bisschen gezähmter – was ich allerdings nicht als unangenehm empfand sondern eher als feingeistiger und auch sauberer. Wie gesagt, diese Kategorie ist eher eine Geschmacksfrage.


3. Durchgang: Styleaudio und Fireface jeweils mit Labornetzteil Peaktech 6080, und mit Big Ben

Dieses Kapitel ist relativ schnell abgehakt mit einem Satz: was ich bereits über die Unterschiede im zweiten Durchgang beschrieben habe, gilt in gleicher Weise für diesen dritten Durchgang. Alle beschriebenen Verbesserungen erfahren noch mal eine deutliche Steigerung. Von den tonalen Unterschieden abgesehen höre ich hier beide DACs auf gleichem Qualitätslevel. Es zeigt mir, dass der Styleaudio-DAC in der Lage ist, mit einem sauber angelieferten SPDIF-Signal ebenso sauber weiterzuarbeiten. Das spricht auch für die Qualität des Wandlungsvorgangs.


4. Fazit

Dieser DAC ist für mich eine echte Überraschung hinsichtlich seiner klanglichen Leistung. Ich glaube kaum, dass man mehr DAC fürs Geld bekommen kann, wenn es einem ausschließlich um die D/A-Wandlung eines SPDIF-Signals geht und man auf alle weiteren Ausstattungsmerkmale verzichten kann - wie zum Beispiel USB-Anschluss, geregelte Ausgangsstufen, zusätzliche Eingänge et cetera. In diesem Falle ist er in meinen Augen (bzw. Ohren) eine klanglich ebenbürtige Alternative zum RME Fireface UC bzw. zum RME ADI-2.

Zudem ist er sehr akkurat und solide verarbeitet mit stabilen Bedienelementen und Buchsen. Das Schaltnetzteil, was ich als einziges Ausstattungsmanko sehen würde, ist damit aber auch zugleich ein Vorteil für diejenigen, die diesen DAC mit dem Labornetzgerät klanglich aufwerten möchten. Für zusätzlich 50 € ist dies in meinen Augen in jedem Falle ein empfehlenswertes Upgrade.

Wie immer an dieser Stelle die aktualisierte DAC-Vergleichstabelle mit dem neuen Mitglied:

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Zum Schluss möchte ich mich hier beim Forumsmitglied Relaxxer bedanken, dass er die Inititative ergriffen hat und mit dem Vorschlag eines DAC-Tests an mich herangetreten ist, und der darüber hinaus für die reibungslose Abwicklung beider Versandwege gesorgt hatte.
:prost

Neben den immer wieder stattfindenden gegenseitigen Besuchen von Hifi-Freaks ist eine solche Initiative für mich genau die Art von Austausch und Kontakt, die für mich das Hifi-Hobby beleben und inspirieren. Also nochmals besten Dank, Relaxxer.

Grüße
Fujak
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Moin,

ein, wie immer, schöner und aufschlußreicher Test.

Bei der Versammlung erstklassiger Chips (BB PCM1792 A und OPA827) ist das eigentlich auch kein Wunder. Der OPA827 soll in einer Liga mit dem OPA627 spielen, ist aber deutlich preiswerter. Lediglich die OPA604 könnten ein wenig Auffrischung vertragen, aber das ließe sich für schlappe 20,-€ bewerkstelligen.

Und wahrscheinlich würde ihm ein Ausgangsbuffer auch gut tun:
Fujak hat geschrieben:...dann hört sich der Styleaudio DAC regelrecht dünn an...
Weiterhin bleibt anzumerken, daß am SPDIF Eingang ein Übertrager werkelt, dessen unheilvollen Einfluß wir ja mittlerweile identigertifiziert haben.

Gruß,
Kai
Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Fujak,

auch von mir ein dickes Dankeschön für deinen Test aus der Reihe bezahlbarer Audiokomponenten!

Viele Grüße
Rudolf
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Aktivboxer
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Beitrag von Aktivboxer »

Hallo Fujak,

Danke für die sehr detailreiche Beschreibung des DAC! :cheers:
Für die "Nur Wandler" Betreiber sicher eine interessante Alternative.

Aufschlussreich auch der Part mit dem kleinen Spannungschinesen. Bei den beobachteten Unterschieden, muss das beiliegende SNT ganz schön miserabel sein. :shock: und der Störschmutz dann vorwiegend die digitale Sektion samt DAC treffen. Zumal für die Versorgung der OV`s im Gerät selbst ein geschalteter DC-DC-Wandler sitzt.

Viele Grüße

Lutz
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo zusammen,

@Kai: Ja, die Op-Amps sind schon ganz gut. Den SPDIF-Übertrager ließe sich ja auch mit wenig Aufwand extrahieren, so wie es Ulli bei seinem Hiface gemacht hat. Es müsste sich nur noch jemand finden, der sich das Teil zulegt und dann unter fachkundiger Anleitung das Ding filettiert. :mrgreen:

@Rudolf: Besonders dieser Aspekt "bezahlbare Audiokomponenten" ist das, was mich an solchen Tests am meisten reizt - vor allem dann, wenn solche klanglichen Resultate dabei herauskommen.

@Ulli: Ja, der Klang ist schon unglaublich. Zum Verhalten der Stromversorgung: Ich bin leider technisch nicht so bewandert, dass ich mir schlüssig erkären könnte, weshalb auch hier das Peaktech zu ähnlichen klanglichen Verbesserungen führt wie beim Fireface. Dieses hat übrigens auch intern noch eine DC/AC-DC-Wandlung hinter der Strom-Eingangsbuchse (die Eingangsbuchse verträgt dort nämlich alles zwischen 9 und 20 Volt Wechselstrom oder Gleichstrom und ist damit ein wahrer Allesfresser im Niedervoltbereich).
modmix hat geschrieben:Und ein Bauteil in meinem Katalog möglicher Bauteile aufgenommen, das ich ohne Deinen Test vermutlich nicht ernsthaft in Erwägung gezogen hätte. Danke!
Meisnt Du damit das Peaktech-Netzteil, den POWÈRPLAZA SPD6-5-1212 oder gleich den ganzen DAC?

@Lutz: Für den, der nur SPDIF in analog wandeln muss, ist das in meinen Augen ein Bestbuy. Kauft man noch einen gebrauchten Big Ben dazu und das Peaktech-Netzteil dazu, hat man für etwas mehr als 1.000,-€ einen exzellenten Wandler. Um den zu toppen, würde der Preissprung dann ziemlich deutlich ausfallen (müssen).

Grüße
Fujak
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