So, inzwischen kann ich mehr berichten:
Zunächst war mein XTZ Messequipment nicht kaputt. Ich musste nur in Windows der XTZ Software die Benutzung eines Mikrofons erlauben...
Das hätte m. E. in die Gebrauchsanweisung gehört, spätestens der Support hätte mich da aufklären können sollen, finde ich. Gefunden habe ich den Hinweis als Tipp für den Room EQ Wizzard.
Den wollte ich dann auch nutzen, aber bin mit der XTZ Hardware schon daran gescheitert, Ein- und Ausgang kurzzuschließen (zu eichen).
Also habe ich mit XTZ gearbeitet: Messmikrofon senkrecht, Gehörschutz aus dem Bastelkeller auf, laut gedreht und Lautsprecher gemessen, Mono und Stereo. In meinem sehr unregelmäßig geformten Raum hat XTZ _keine_ Raumresonanzen gefunden! Die Nachhallzeiten waren (für mich) noch o.k. Sehr erstaunlich, wie unterschiedlich der Bass links und rechts ausfiel: rechts starke Überhöhung bei 30 Hz, darunter fast nichts mehr, links ähnlich bei 50Hz. Annahme: Die Dachschräge hinter beiden Lautsprechern haben wir mit 2 Lagen Steicoflex (Holzfaserdämmstoff) a 3 cm unter Rauhspund gedämmt, links die Trockenwand (Rigips) ebenso. Rechts gibt es nicht nur dahinter, sondern auch seitlich bis über den LS eine Schräge, hier eine gedämmte Rigipsdecke. Ich denke, dass wir da im Dienste der Wärmedämmung erhebliche Plattenresonatoren gebaut haben, die meinen Lautsprechern den Tiefbass nehmen.
Nächster Schritt war, die beiden LS (je 125kg oder so) auf dafür gekaufte Rollbretter zu stellen und in Reichweite meiner 1,50m Lautsprecherkabel (mit einigem Rücken der Endstufen) zu verschieben, zu hören und immer wieder zu messen. Das mögen so um die 40 Messungen gewesen sein.
Letztendlich haben die LS ihre neuen Plätze nach Gehör bekommen: Optimale Raumabbildung, Stimmen mittig und konturiert, rechts-links ausgewogen, Tiefe deutlich verbessert. Der rechte LS steht etwas weiter weg von der Wand als der linke, aber es klingt so stimmiger.
Die Positionen am Boden mit Malertape abgeklebt, LS runter von den Rollbrettern und gleichmäßig ausgerichtet endgültig aufgestellt. Zu diesem Zeitpunkt war für mich die Entscheidung für zwei Subwoofer schon gefallen: Die Messungen hatten meine Unzufriedenheit mit dem Tiefton bestätigt und das Rücken hatte keine grundsätzliche Besserung gebracht.
Die Messung der endgültigen Positionen ergab eine leichte Milderung der Überhöhung auf der rechten Seite, der Tiefton also (nur) etwas gleichmäßiger.
Gehörmäßig war ich aber schon einen deutlichen Schritt weiter.
Enter Subwoofer.
Die Entscheidung ist für Bowers & Wilkins gefallen, DB2D (
https://www.bowerswilkins.com/de-de/pro ... akers/db2d), neu für ca. 4000€/Stück, Straßenpreis 3500€. Ich hatte bis vor einiger Zeit erhebliche Vorbehalte (noch aus den 80ern und 90ern) gegen B & W, u. a. aber im Mai in Mannheim bei MT Tonstudio ein Paar große LS von denen (ohne Sub) an großen McIntosh Röhrenmonos gehört, sehr aufwändig bedämpfter (überdämpfter?) Raum, sehr eindrucksvoller Tiefton. Überzeugt für den DB2D hat mich die wirklich sehr tiefe untere Grenzfrequenz von 10Hz, die aktive Ansteuerung beider 25cm Chassis, das 1000W Hypex Modul, die wohnraumfreundlichen Abmessungen, die Steuerung über App und deren Einstellmöglichkeiten, die recht weite Verbreitung, also Gebraucht-Verfügbarkeit.
Gekauft habe ich gebraucht, für 2250€, zunächst einen, der zweite ist unterwegs, eine neue B-Ware vom Händler über eBay, der ein im Vergleich zur ursprünglichen Forderung eher unverschämt niedriges Angebot sofort angenommen hat, nur wenig teurer als der gebrauchte Sub bei kostenloser Lieferung.
Die Aufstellung für den Einzelsub erfolgte leicht nach links aus der Mitte auf Höhe zwischen den Lautsprechern, ohne große Messorgien bezüglich Platzierung, später soll er ja auf eine Stereo-Seite wandern, dann hole ich die Rollbretter wieder raus.
Thomas Kreder von Kreder Audio Tuning hatte mich vorsorglich mit einer großzügigen Auswahl an Netz- und XLR Kabeln (je 4m) versorgt. (Fazit: NF-Kabel machen nur wenig Unterschied, Netzkabel dürfen gern hochwertig sein.)
Der B & W wird mit drei Sorten Schraubfüßen geliefert, für verschiedene Böden. Die Kiste, ca. 36kg, vibriert wenig, mag aber Beschwerung von oben (bei mir ca. 30kg Granit Klotz).
App aufs iPad laden, dessen Mikro nach Gebrauchsanweisung eichen, den Sub seinen automatischen Messzyklus laufen lassen (Hörschutz!). Das Ergebnis ist erwartungsgemäß unbefriedigend, da völlig unabhängig von den Hauptlautsprechern eingemessen wird.
So klingt das Ganze wie um alle Vorurteile gegen Subwoofer zu bestätigen: Der Sub als solcher hörbar (nicht ortbar), topfig-muffig, doof: pfui!
Also wieder das Messequipment aufgebaut (Tieftonanhebung an den Hauptlautsprechern raus, versteht sich): aha, Überhöhung bei 57 Hz und bei 19 Hz (! unteres Ende des Messbereichs), dazwischen Senke bei 30 Hz etwa zur Hälfte gefüllt (ich brauche den zweiten!), von Hand nachgeregelt: -5 dB bei 20Hz, +5 bei 28, -5 bei 40, -10 bei 56, -10 bei 80. (Diese Frequenzen gibt die Software vor, manueller Regelbereich +/- 10dB.) Tiefpass mit 24dB bei 40 Hz, Phase 0 Grad.
Die Eingangslautstärke hatte ich zunächst bei +6db, inzwischen nach vier Tagen über mehrere Schritte auf 0dB zurück genommen, jetzt wieder bei +4. Letzte Anpassungen (Übernahmefrequenz, Flankensteilheit, Gesamtpegel) sind bei mir aber Hörgeschmack gewesen, weniger Messergebnis. Gut geeignete Musik: „Saxnbass“ von markusphilippe (Qobus).
Der ganze Aufbau und das Grundsetup waren in einer Stunde etwa erledigt, die Experimente mit Kabeln und Beschwerung haben dann länger gedauert.
[In der Gebrauchsanweisung nicht erklärt, deshalb hier für Interessierte: Wenn ich den Sub mit 2NF-Kabeln XLR stereo von der Vorstufe ansteuere (bei mir der DAC), ist das nicht anders als mit einem mono Kabel, man hört nur den doppelten Querschnitt minimal. Einstellung in der Software ist dabei nicht angesagt.]
Wie klingt´s denn nun, so vorläufig, „nur“ mit einem?
Schlicht sensationell viel besser!
Zunächst, was ich vorher immer mehr oder weniger für Marketing (Firma REL!) gehalten hatte, findet sich bestätigt: Mit Sub öffnet sich der Raum in Breite (weniger) und Tiefe (mehr!), Mittel- und Hochton wirken klarer, präziser. (Der Sub ohne Hauptlautsprecher gibt meist erstaunlich wenig Pegel aus.)
Der Sub ist tatsächlich nicht hörbar oder gar ortbar, aber die Hauptlautsprecher scheinen erheblich nach unten erweitert. Der Bass ist trocken, schnell und dynamisch, die Überhöhung bei paarundfünfzig Hz ist jedoch hörbar. Die letzten Tage bin ich viel von Titel zu Titel gesprungen auf der Suche nach tollem Bass, habe in ihm gebadet, mir die Gänsehaut über Rücken und Arme laufen lassen, einfach nur saugeil! So nach und nach habe ich den Basspegel dann etwas auf normaleres Maß zurück genommen und höre vorläufig sehr zufrieden.
Tatsächlich ist sogar auch meine Frau sehr angetan vom Ergebnis, die meine Anlage vorher immer als zu hochtonlastig empfunden hatte.
Ich versteige mich dazu, jedem, wirklich jedem zu empfehlen, sich einen passenden Sub zuzulegen (Nicht nur B&W, andere Mütter haben sicher auch schöne Töchter!), aber das sekundäre Messequipment nicht zu vergessen. Ohne eine Einmessung ist die Anpassung Stochern im Nebel und m. E. zum Scheitern verurteilt, die Automatik des Subwoofers wird in den seltensten Fällen reichen.
Leute, kauft Subwoofer!