Lieber Jens,
liebe Forenten,
Boxen in Schichtbauweise herzustellen ist doch mehr was für Angeber...
Früher habe ich mich gewundert, warum die Menschen micht nicht mögen.
Ich komme nochmal herein. Boxen in Schichtbauweise herzustellen hat nicht direkt mit Gehäuseresonanzen zu tun. Indirekt vielleicht, weil sich gewölbte Flächen, die in sich eine höhere Stabilität als ebene Flächen aufweisen, anbieten, als auch uneinheitliche Wandstärken, die Resonanzen verteilen, also entzerren. Das mag hilfreich sein, ist als Grund, diesen doch um Größenordnungen höheren Aufwand gegenüber einfachem Plattenbau zu betreiben, keinesfalls ausreichend. Akzeptable Gründe sind die Freude am Ergebnis, wie auch die Freude am Bauen an sich (das wäre dann die Modelleisenbahn des Erwachsenen: da geht es auch ums entwerfen und aufbauen; sowie die Anlage fertig ist, bräuchte man eigentlich einen Abnehmer, der einem die Anlage zum Materialwert abkauft, damit man weitermachen kann, also wieder von vorne anfangen kann). Beides mit Gedanken über die Optimierung der Gehäusesteifigkeit zu verbinden, bietet sich an und könnte sogar einen besonders geschickten Schachzug darstellen.
Meine Gedanken bleiben auf von der konkreten Bauweise unabhängige grundsätzliche konzentriert, aber vielleicht nehme ich das eine oder andere mal auf die Auswirkungen auf die Schichtbauweise Bezug. Weiß ich noch nicht. Mal sehen.
Uli schreibt zu Recht, dass der beste Weg, Gehäuse zu bedämpfen, in der Erhöhung der Resonanzfrequenz liegt, da sich höhere Frequenzen -- im doppelten Wortsinn -- leichter bedämpfen lassen. Man braucht nicht so viel zähe, physikalisch also plastische, Masse -- zum Beispiel Antidröhn-Matten, aber auch Unterbodenschutz oder Teer wäre denkbar (es darf halt nicht spröde werden) -- um die federnde, physikalisch also elastische, Masse -- die Seitenwände -- zu beruhigen.
Die Resonanzfrequenz richtet sich nach Federkonstante und Masse.
- Federkonstante (Steifigkeit) ∧ ⇒ Frequenz ∧
- Masse ⋁ ⇒ Frequenz ∧
- Federkonstante (Steifigkeit) ⋁ ⇒ Frequenz ⋁
- Masse ∧ ⇒ Frequenz ⋁
Bei gegebener Platte als Wand hängt die Federkonstante wie auch die Masse nur von der Spannweite ab.
- Spannweite ∧ ⇒ Masse ∧
- Spannweite ⋁ ⇒ Federkonstante (Steifigkeit) ∧
- Spannweite ⋁ ⇒ Masse ⋁
- Spannweite ∧ ⇒ Federkonstante (Steifigkeit) ⋁
Daraus lässt sich ableiten:
- Spannweite ⋁ ⇒ Federkonstante (Steifigkeit) ∧ und Masse ⋁ ⇒ Frequenz ∧∧
- Spannweite ∧ ⇒ Federkonstante (Steifigkeit) ⋁ und Masse ∧ ⇒ Frequenz ⋁⋁
Deshalb plädiere ich für eine möglichst engmaschige Struktur von Wand-zu-Wand-Verstrebungen in der Box, direkte, nicht kreisförmig oder was auch immer und, ganz wichtig, in jeder der drei Dimensionen (mit den bekannten Einschränkungen zur Schallwand, denn da sind die Chassis, die als Widerlager nicht taugen). Die Resonanzfrequenz schnellt hoch und die Bedämpfung kann dann mit relativ wenig Material erfolgen. Dann reichen 4 mm Bitumen wahrscheinlich tatsächlich und die 16 mm der BBC sind entbehrlich; wenn überhaupt noch eine Bedämpfung erforderlich ist.
Quelle:
https://www.bowerswilkins.com/de-de/home-audio/800-d3
Recht weit nach unten scrollen, dann kommt es irgendwann.
Von früher meine ich, mich an noch engere Maschen zu erinnern, aber das muss nicht stimmen. Ich war früher anfällig dafür, meinen Wünschen zu viel Raum in meinen Erinnerungen einzuräumen. Geschenkt. Dennoch würde ich 3 oder 4 statt 2 Streben (hier in der Senkrechten; waagerecht sind es hier bereits mehr als 2) nicht a priori ausschließen wollen, im Gegenteil.
Mal ins unreine fantasiert und auf Deinen Grundriss zurückkommend, könnte ich mir vorstellen, entlang der gesamten Seiten Langlöcher vorzusehen, die man, bevor man den Deckel draufmacht, denn doch mit Quarzsand füllt; oder, für die Angeber (in Beraterdeutsch: Poser) unter uns, gleich mit Schrotkugeln. Die runden Löcher sind nur für die Gewindestangen, als Schraubzwinge? Mit Kotflügelscheiben kann man die Gewindestangen auch an den Langlöchern nutzen. Dann reichen zwei diagonal gegenüberliegende Rundlöcher, durch die man Alurohre steckt, als saubere Führung völlig aus. Die Rundlöcher kann man am Ende auch noch mit Quarzsand füllen. Oder Bleischrot, wenn man, wie gesagt, zu viel Geld hat und es auf die Spitze treiben möchte.
Dort, wo die Innenverstrebungen auf die Wand stoßen, stoßen dann auch immer zwei Langlöcher aufeinander, damit die Kraft direkt eingeleitet werden kann. Die Verstrebungen selbst direkt aus der Platte zu fräsen, statt später, wie bei B+W, welche einzuleimen, bietet sich an, da hat Thomas vollkommen recht: wenn schon, denn schon. Ich sage mal: jedes dritte Brett: viel hilft viel (alte Pharmazeutenregel; mein Vater war Apotheker). Aerodynamik wäre dabei wieder mehr was für die Poser unter uns. Die Innenwand der Langlöcher wäre ja eher dünn, sprich wabbelig ausgeführt, da es dabei nur darum gehen würde, den Sand nicht herausrieseln zu lassen. Oder die Schrotkugeln halt. Festigkeit gibt die Außenwand. Außen sowieso, aber eben ganz wesentlich auch deshalb, weil man Vibrationen außen hören würde. Wie es drinnen zugeht, ist ja wurscht, also einem selbst. Natürlich nicht der Fliege, die man aus Versehen mit einschließt, wenn man die Endstufe hinten draufschraubt, aber Insekten sind eh keine Musikexperten. Also alles in Butter.
So viel mal für den Moment.
Danke für Euer Interesse
Peter