Andi (AGM 5.4, Abacus C-Box 4, C-Box 2)

audiophile Biografien unserer Mitglieder
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Bei Vorstellungen steht die persönliche, subjektive Erfahrungswelt des Verfassers im Vordergrund. Insbesondere soll die Vorstellung als "Visitenkarte" des Mitglieds gewürdigt bzw. respektiert werden. Dialoge sollten hier vorrangig mit dem Verfasser und nicht mit Dritten geführt werden. Siehe auch die Forumsregeln.
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Andi,

seit unserem letzten Forumstreffen, auf dem Jürgen (shakti) sehr eindrücklich die Wirkung unterschiedlicher Füße und Basen demnostriert hat, lese ich diese Themen mit großem Interesse. Auch mir kam die gleiche Idee beim Lesen Deiner Zeilen, dass Du die 1A ausprobieren solltest. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn diese zu schrill klingt, etwas in der Kette nicht korrekt abgestimmt ist. Denn wie Thomas schon sagte, ist die 1A die präziseste Einstellung mit der besten Detailauflösung. Da sollte man nicht verschenken. Insofern bin ich gespannt, inwieweit Du damit eine gute Abstimmung findest.

Experimentierfreudige Grüße
Fujak
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shakti
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Beitrag von shakti »

Hallo ihr Holzbastler,

seitens des Herstellers shun mook gab es ein paar Basen, die man sich mit vertretbarem Aufwand selber herstellen kann, Basis ist ein Schneidebrett von Ikea, holz nach wahl, dann macht man in dieses drei loecher , schenkellaenge gleichseitiges dreieck, ungefaehr 5-markstueckgroesse, in diese presst man dann ebenholzscheiben, so kann man sich seine individuell klingende Base zaubern, klangunterschiede machen die schenkellaenge der basis in relation zur basisgroesse, groesse der eingepressten holzscheiben und natuerlich das Material der Basis und der Holzscheiben ... unendliche spielwiese ...

Bei den shun mook mpingo discs ist noch mit einem punkt die Faserichtung des holzes markiert, da man mit dem drehen des mpingo den klang aendern kann Einen aehnlichen effekt wie mit der basis erreicht man auch mit holzkegeln oder scheiben auf dem Gehaeusedeckel.

Netten Gruss
Juergen
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Hallo,

ich war ja noch einen kurzen Kommentar schuldig bezüglich der Umstellung auf AO 1A. In der Tat, das passt sehr gut zusammen mit den komponenten, die nun (auch) auf den Aptitlig-Bambuskompositplatten stehen. So bleibt das, maximale Auflösung und Präzision von der Quelle ohne was zu verschenken, bei durch Holz angepasster Aufstellung der Komponenten.

Beste Grüße,
Andi
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Und weiter gehts!

einige mögen mitverfolgt haben, dass ich mich gerade mit einer Modifikationen der Audio-gd-Geräte und AGMs beschäftige. Mein Hörraum ist also gerade Lautsprecherfrei und auch bald Audio-gd frei, zumindest für die nächsten Wochen.

In der Zwischenzeit befasse ich mich gerne einmal wieder mit einem Thema, das bislang noch immer lohnenswerte Erfolge zeitigte: die Raumakustik des Hörraums.

Ich habe mittlerweile ja eine selektiv nur den Tieftonbereich dämpfende Akustikdecke aus Rigips, abgehängt und mit Akustikvlies darüber, selektiv gelocht, sowie großflächig dicke und mit Abstand zur Wand angebrachte Breitbandabsorber bis in den Bass herunter wirksam an der Vorderseite, dort wo die Lautsprecher sind, sowie großflächig als Diffusor wirkende Bücherregale direkt seitlich von Hörplatz und hinter dem Hörplatz. Zur Veranschaulichung mögen einige Fotos weiter oben im Thread dienen.

Nun gibt es aber links und rechts an den Hörraumwänden, zwischen Lautsprecher und Hörplatz, jeweils eine sehr große, nachte Wand mit Rauhfasertapete auf Betonwand. Dort standen mal Absorber, diese waren aber klanglich nicht zuträglich und sind an den Seitenwänden nun neben die Lautsprecher gewandert, auch das hatte ich weiter oben mal beschrieben. Es hat nun also diese ca. 2,5x2,5m großen, schallharten, nackten Wandflächen an den Hörraumseiten.

Ich habe dadurch hässliche Flatter- und Klatschechos im mittleren Raumbereich druch diese parallelen schallharten Seitenwände und auch noch wenn ich mich an die Stelle der Lautsprecher stelle (sind ja gerade weg) und in Höhe der Hochtöner klatsche, höre ich immer noch einen leichten, scharfen, metallischen Nachhall des Flatterechos im Raum bis hin zum Hörplatz, also ist das wohl auch am Hörplatz so, wenn die Lautsprecher spielen.

Um dem entgegenzuwirken, kommen nun links und rechts an die nackte Hörraumwand jeweils 9 (3x3) Sonitus Big Diffusor (insges. dann also 1,8x1,8 m). Die Diffusoren werden das Flatterecho abstellen und dadurch hoffentlich für mehr natürliche Behaglichkeit sorgen, de akustische Energie erhalten aber gleichmäßiger verteilen und dem Klang am Hörplatz hoffentlich etwas Schärfe nehmen, dabei aber nicht weiter bedämpfen, da null Absorption. Damit wäre auch das
LEDE-Konzept

https://de.wikipedia.org/wiki/LEDE

dann so umgesetzt, dass ca. 40% des Raums direkt bei den LS absorbieren (dead end) und ca. 60% das live end mit Hörplatz und vornehmlich akustischem Diffusionsfeld drumherum sind und hier dann um den Hörplatz eine etwas natürlicher anmutende akustische Hintergrundumgebung darstellen sollen. Dies aber mit Zeitverzögerung von LS-Direktschall aus dem dead end zum Diffusschall im live end von möglichst mindestens 20 ms. Das wären dann wirklich Tonstudiobedingungen. Mal sehen, ob die Idee mit den zusätzlichen Diffusoren fruchtet und der klangliche Eindruck noch besser wird. Damit wäre dann nach meinem Verständnis die raumakustische Arbeit im Hörraum abgeschlossen.

Entsprechend bin ich zum Entschluss gekommen, dieses und auch nächstes Jahr nichts mehr an der Anlage zu machen, kein Kabel, nichts. Mutec-3+-USB und afi-USB und manche Röhrenvorstufen werde ich mir zwar bei Gelegenheit (Besucher! :cheers: ) in der eigenen Anlage anhören, aber wie gesagt, für mindestens 14 Monate ist dann Pause und wird nix mehr gekauft und vielleicht ist das ja auch gut so :-)

Es wird Zeit, einmal die Früchte der Arbeit in einer Plateau-Phase zu genießen, schließlich gibt es in der Woche auch Sonntage :) und ich möchte nach Rückkehr der AGMs und Audio-gd-Geräte, worüber ich natürlich nochmal gesondert berichten werde, entspannen und einfach nur noch genießen.

Beste Grüße,
Andi
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo Andi,
... aber wie gesagt, für mindestens 14 Monate ist dann Pause und wird nix mehr gekauft und vielleicht ist das ja auch gut so :-)
wußte nicht, daß du mal für ne Weile auf der ISS arbeitest.

Sehr interessant.

Gruß

Bernd Peter
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shakti
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Beitrag von shakti »

Hallo Andi,

na dann mal viel Ruhe auf dem "Gipfel", ich kann gut verstehen, dass man mal eine Zeit der Ruhe einkehren lassen will. Dank Deiner Seitenwanddiffusoren wirst Du ja nach der Rueckkehr der Geraete eine mehrfache Veraenderung der Anlage im Raum haben. Solltest Du das Gefuehl haben, dass Energie im Raum fehlt, kann das auch an den flaechigen Diffusoren liegen. Um Flatterechoes zu bekaempfen gibt es aber auch ganz gute und sehr kleine Mittel von Michael Green. Diese verwende ich in meinem Zimmer, evtl sind diese Dir aufgefallen.

http://www.musicdirect.com/p-13755-room ... c-kit.aspx

Vielleicht ja auch fuer Dich mal einen Versuch wert. Zum ausprobieren haette ich was da (habe in meinem Zimmer weniger verwendet als gedacht).

netten Gruss
Juergen
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Hallo zusammen,

nach Anbringen der Diffusoren und anschließendem "Klatschtest" scheint alles wie gewünscht geklappt zu haben:

Bei Klatschen im "Dead End" in der Ecke werden insbesondere Höhen regelrecht verschluckt, es klingt dumpf.

Bei Klatschen neben der Diffusorwand an der Seite/im mittleren Raumbereich (Übergangsbereich zum "Live End") klingt es deutlich lebhafter im Hochton, aber insgesamt weniger hell oder peitschend, als man es in normalen Wohnräumen gewohnt ist. Aber vor allen Dingen sind nun die Flatterechos weg und damit auch der peitschende, metallisch scharfe Nachhall im Raum, wenn in der Mitte des Raums oder sogar noch an der Stelle der Lautsprecher ein helles, dynamisches Schallereignis wie Klatschen ausgelöst wird.

Bei Klatschen vor den Bücherregalen am hinteren Bereich des "Live End", in der Nähe des Hörplatzes, klingt das Klatschen am natürlichsten.

Trotzdem ist die Nachhallzeit im Raum sicherlich insgesamt stark gesenkt im Vergleich zu normalen Räumen, sie liegt ja im Bereich von um die 0,15-0,2 Sekunden am Hörplatz, es ist also auf jeden Fall ein sehr trockener Hörraum und eine natürliche Raumumgebung bzgl. des Nachhalls, wie wir sie aus unseren Wohnräumen kennen, liegt höchstens im "Backstagebereich", so nenne ich den Bereich hinter der großen Bücherwand, wo mein Rip-PC steht und nackter Fliesenboden ist, vor.
Es gibt dabei aber ein Gefälle/einen Gradienten von der Absorption vom "Dead End" zum "Live End" hin, dafür eine Zunahme des Diffusschallanteils vom "Dead End" zum "Live End" hin. Diese Gradienten setzen sich zum "Backstagebereich" hin sogar noch weiter fort. So sollte das ja sein.

"Dead End":
(ohne Lautsprecher derzeit auf jeden Fall "dead" ;) )

Bild


"Live End" mit Diffusorwand in der Mitte:
hier fülle ich die leeren Regalfächer mit dicken Büchern in den nächsten Tagen noch unregelmäßig auf.

Bild

Wie sich das Ganze dann subjektiv als Hörerfahrung manifestiert, da bin ich schon gespannt drauf, muss aber noch drei Wochen darauf warten, es auszuprobieren.

Wie sieht das denn bei euch aus, habt ihr auch Erfahrungen mit dem "LEDE"-Ansatz" machen können? Wie empfandet ihr das? Auf eure Erfahrungen wäre ich gespannt!

Beste Grüße von der ISS,
Andi
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Andi,

auch ich habe das LEDE-Prinzip angewendet - mit Basotect-Platten als Absorber, Rigipsplatten-Verschalung als natürlicher Plattenabsorber, sowie "Öko-Diffusoren" (große Pflanzen). Aus meiner Sicht die am natürlichsten klingende Raumbehandlung, wenn der Raum auch anderweitig genutzt wird.

Grüße
Fujak
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Liebe Forumskollegen,

ich möchte meinen Vorstellungsthread nutzen, um von einer eigenen Entwicklung und Erkenntnis zu berichten, die ich ja bereits einmal hier angedeutet hatte, und die vielleicht auch einige andere hier umtreibt und beschäftigt, vielleicht ja sogar ohne dass sie es wissen.

Ich bin 40 Jahre alt und bin mit der Schallplatte als Kind aufgewachsen, bereits als kleiner Junge saß ich andächtig vor der ziemlich guten Dual-Stereoanlage meiner Eltern und habe begeistert und freudig der Musik meiner Eltern und meinen Hörspielen gelauscht, schon damals genau in einem Stereodreieck positioniert nah vor den Boxen. Durch diesen Klang bin ich geprägt, von Kindesbeinen an und auch schon im Mutterleib.

Nun bin ich aber auch die Generation, die geprägt ist durch den Siegeszug der Digitalisierung und der CD. Bis vor kurzem habe ich mir keine einzige LP selbst gekauft, besitze aber eine umfangreiche Sammlung von hunderten, vielleicht über 1000 CDs. Und jede Menge selbst gekaufter Hochbitfiles. Es gab damals ja auch nicht den geringsten Zweifel, dass die CD technisch überlegen ist, und dieselben Argumente bekommt man ja auch heute noch serviert. Kein Rumpeln, kein Knacksen, keine Gleichlaufschwankungen, größerer Dynamikumfang, kein Rauschen etc. Und damals gab es als Schüler/Student weder die Reflektion, Lebenserfahrung, noch die monetäre Grundlage, wesentliche Unterschiede zu untersuchen oder feststellen zu können bzw. dies überhaupt zu wollen. LP war out, CD besser, moderner, einfach „in“.

Seit nunmehr ca. 7 Jahren befasse ich mich in der wieder ernsthaften Aufnahme meines Hobbys „hochwertig Musik hören“ nun also damit, das was ich gelernt habe, “ digital ist überlegen“, zur Perfektion zu bringen. Allein, es stellt sich trotz immer weiterer Perfektionierung von Anlage und Hörraum keine Zufriedenheit ein. Woran mag das liegen, dass ich immer bessere Kabel und Digitalsignalübermittlung und DACs brauche, das letzte Fitzelchen herauskitzeln muss, warum bin ich nie zufrieden, muss und will immer weiter? Wo ich doch sonst durchaus in der Lage bin, zufrieden zu sein.

Mir ist nun endgültig klar geworden, warum, und letztlich schiebe ich diese Erkenntnis schon seit 1-2 Jahren nur immer weiter vor mir her. Die Antwort ist ganz einfach. Die Wiedergabe über digitale Medien bringt mir in den ganz allermeisten Fällen einfach keine Zufriedenheit, weil mir etwas ganz Grundsätzliches fehlt, das ich aus den Hörerfahrungen meiner Kindheit liebe und schätze und das ich niemals bekommen werde, egal wie sehr und gut ich meine digitale Wiedergabekette optimiere, und das ist der Klang der Schallplatte.

Eine Schallplattenwiedergabe, und nur die, macht mich auch dann schon innerlich wohlig zufrieden, wenn sie technisch NICHT perfekt ist. Bei digitaler Wiedergabe ist es genau umgekehrt, da bin ich mittlerweile ganz nah bis hin zum (derzeit) technisch Machbaren gekommen, und sie macht mich immer noch nicht zufrieden, auch dann nicht, wenn Reclocking oder hohe Taktgenauigkeit/ Jitterreduktion, Flow und Cleaner zusammenwirken mögen, es ist nicht so gut wie von Schallplatte.

Die Wiedergabe von Schallplatte empfinde ich als zutiefst natürlich, behaglich, körperhaft, räumlich, melodisch, rhythmisch und dynamisch. Das passt für mich selbst dann, wenn ich wie derzeit über ein uraltes Erbstück des Vaters meiner Patentante mit den alten Dualboxen meiner Eltern dran höre und dies ganz sicherlich nicht mal auch nur annäherungsweise dem heute technisch Machbaren bzgl. Schallplattenwiedergabe entspricht. Da stört mich kein Knacksen, was eigentlich gar nicht auftritt, und sitze mit offenem Mund und wippendem Fuß vor der Anlage und den Boxen meiner Eltern wie vor 35 Jahren oder laufe laut pfeifend durchs Haus und genieße einfach nur. Dass die Anlage dabei schlecht ist, juckt mich dabei komischerweise nicht die Bohne. Setze ich mich aber vor meine hochgezüchtete Digitalanlage, kommt beim Musikhören immer nur unbewusst Unzufriedenheit und innere Unruhe auf. Weil mir bei aller technischer Faszination ob des erreichten Niveaus ganz deutlich etwas fehlt.

Denn letztlich liegt hier ein Missverständnis meinerseits vor. Ich hatte nämlich nie klar für mich definiert, was ich eigentlich erreichen wollte. Man kann es aber mit dem Wort „Zufriedenheit“ ganz gut zusammenfassen. Und da ich als eigentlich analog geborener, aber digital aufgewachsener Enthusiast nunmehr nur noch in digitalen Bahnen dachte, habe ich mich also daran gemacht, nach bestem Wissen und Gewissen zu verbessern, was es nur zu verbessern gibt bei der digitalen Wiedergabe. Ziel: Zufriedenheit. Die Fortschritte, die ich dabei gemacht habe, sind auch absolut bemerkenswert, und so manches, z.B. Verbesserungen bei der Raumakustik und viele andere Erkenntnisse kommen JEDER Art von Wiedergabe zugute. Die rein auf das Digitale bezogen erreichten Errungenschaften überlappen sich aber nur zum Teil mit dem, was „Zufriedenheit“ erzielen kann. Mittlerweile habe ich einen exzellent differenzierten Bass und eine unerreichte Detailvielfalt, präziseste räumliche Staffelung und Ortbarkeit, allein, wirkliche Zufriedenheit will sich trotzdem zumeist nicht einstellen. Es fehlt der Musik die innere Seele, das was einen mit einem behaglichen Seufzer zurück in den Sessel sinken lässt und man mehr fühlt als denkt, „So soll es sein, mir fehlt hier nix mehr, ich entspanne mich“. Das gelingt mir bei digitaler Wiedergabe nur ganz selten, muss ich mittlerweile ernüchtert feststellen. Lange dachte ich, ich brauche Komponenten, die „schönere Mitten“ haben und habe versucht, diesbezüglich weiter zu „optimieren“. Ich glaube mittlerweile, dass das Problem darin liegt, dass ich das falsche Medium für die Musikwiedergabe benutzt habe. Und zwar wegen der auf den jeweiligen Medien vorliegenden Aufnahmequalität. Und die ist auf Platte ganz oft einfach besser.

Propheten dieser nicht gerade neuen Erkenntnis gibt es deren viele, auch bei uns im Forum, Reiner (easy), Rainer (funky), Melomane, Jochen, und Jürgen (shakti), um nur einige zu nennen, haben das schon lange erkannt.

Natürlich ist das keine schwarz-weiss-Geschichte. Natürlich mögen sich hochwertigste Digitalwiedergabe und ein guter Plattenspieler bzgl. der Performance angenähert haben, das berichten ja einige, die solche System parallel betreiben, so wie Ludger (llucki). Trotzdem bleiben für mich zwei Unterschiede, die immer noch klar für Platte sprechen. Trotz massivem Aufwand gelingt das Kunstwerk der Zufriedenheit bei digitaler Wiedergabe nur dann, wenn man a) extremen technischen Aufwand betreibt und daher viel mehr Geld hinlegen muss (siehe Jürgens Demo eines kleinen Schallplattenspielers beim letzten Forumstreffen), und b) nur wenn das Musikstück bei digitaler Wiedergabe von exquisiter Qualität ist. Und da liegt das Problem. Meine Musiksammlung hat ihren Fokus klar in den letzten 30 Jahren. Und da sind die auf CD veröffentlichten Versionen einfach nur zum Weglaufen. Von Schallplatte dagegen im Vergleich ein Traum. Da hilft kein Optimieren, da hilft dann, wenn man digital bleiben möchte, nur die Flucht in Files von hochspezialisierten Aufnahmestudios oder Labels. Das ist ja ganz nett. Aber wo bleibt dann der genussvolle Konsum der Musik, die meine Lebensgeschichte mitbestimmt hat? Die bleibt mir in Zufriedenheit verwehrt, und dafür soll ich dann den ganzen Aufwand für den Hörraum und die Anlage getrieben haben? Da stimmt der finanzielle und zeitliche Aufwand-/Nutzenfaktor nicht mehr. Und man fühlt sich extrem eingeschränkt. So bin ich dann nur einer der audiophiles Geschwurbel auf supertollen Aufnahmen in Perfektion hören kann.

Nur ein Beispiel von vielen: Habe mir von Midnight Oil die „Diesel and Dust“-Schallplatte auf dem Flohmarkt mitgenommen. Über Platte bei aller technischen Einschränkung bzgl. der Wiedergabe über das jahrzehntealte Gerümpel emotional involvierend, melodisch, räumlich. Fusswippen. Durchhören. Dann im Nahfeld über meine recht guten PC-Monitore gehört, das bitgenau gerippte Flac-file von meiner CD: Präziser, nuancierter Bass, mehr Details. Aber auch vergleichsweise flach und irgendwie technisch und vor allem gleich wieder der Drang, das Wegklicken zu wollen. Viele aus dem Zeitraum der letzten 30 Jahre recht ordentlich produzierte Mainstreammusik ist schlicht von der Qualität der Aufnahme auf dem Medium Schallplatte so sehr überlegen, da hilft alles Optimieren der digitalen Wiedergabekette nichts, das eigentliche File auf den CDs ist schon verhunzt. Noch weiter dynamikkomprimierte Remaster in Hochbit helfen da dann auch nicht weiter, die machen alles nur noch schlimmer! Und das gilt für die ganz große Mehrheit aller Veröffentlichungen von ungefähr drei Jahrzehnten Musikgeschickte. Und wenn ich in die Zeit VOR Erscheinen der CD gehe, warum sollte ich mir nun Hochbitfiles davon kaufen, wenn ich mir auch gleich eine Schallplatte kaufen könnte?

Klar gibt es digital produzierte Schallplatten aus den letzten 5 Jahren, die genauso Grütze klingen wie die CD dazu. Aber ist das ein Argument gegen alles, was ich vorher geschrieben habe? Ich denke nicht, denn das sind dann Ausnahmen, mit denen man leben muss, und von denen gibt es dann eben GAR KEINE vernünftigen Tonträger. Klar, es gibt bei mittelgradigen Systemen technische Limitierungen bei der LP-Wiedergabe, und was den Aufstieg in die Championsleague der Wiedergabe anbetrifft was Detailreichtum, Basspräzision, Ortungsgenauigkeit betrifft, da muss man für Laufwerk, Tonabnehmer und Phonovorstufe ordentlich Geld in die Hand nehmen. Dann bekommt man aber neben der emotionalen Zufriedenheit, die es schon für ganz wenig Geld gibt, auch noch technische Perfektion als Sahnehäubchen on-top.

Langer Rede, kurzer Sinn, all diese Dinge haben sich mir nun endlich nicht nur erschlossen, sondern ich werde sie auch nicht länger ignorieren sondern die entsprechende Konsequenz ziehen. Es wurde aber auch Zeit! In meine digitale Wiedergabekette wird nicht mehr investiert. Dies fällt umso leichter, als sie bereits ein technisches Niveau erreicht hat, bei dem ohnehin quasi nichts mehr zu erreichen ist. Und Zufriedenheit zumeist ohnehin leider eh nicht, wenigstens bei ganz viel Musik, die mir sehr am Herzen liegt.

Nach meiner finanziellen Schaffenspause in 2016 werde ich mich ab in 2017 daran machen, mir mit Liebe ein schönes analoges LP-Wiedergabesystem zusammenzustellen. Bis dahin höre ich nun also über mein fertig optimiertes Digitalsystem weiter und fange parallel bereits an, auf Flohmärkten Platten meiner Lieblingsmainstreammusik der letzten 30 Jahre zu sammeln. Über ein wenig Unterstützung beim Erstellen meines Analogsystems aus dem Kreise der versammelten Experten hier wäre ich sehr dankbar, sobald ich die Sache angehe.

Beste Grüße,
Andi
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shakti
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Beitrag von shakti »

Hallo Andi,

freut mich zu lesen, dass Du dem analogen Klang nun wieder eine Berechtigung einraeumen magst! Wie gut, dass Deine AGM Lautsprecher eine rein analoge Wiedergabe ermoeglichen und Dir somit alle analogen Wege offen stehen, meine B&M 35 war damals in dieser Richtung definitv eine Sackgasse.

Und hinsichtlich der Software...,
mitunter kann man ganze Sammlungen fuer "kleines" Geld kaufen und hat dann viel Spass beim Stoebern, vor allen Dingen, wenn es die Sammlung eines Audiophilen war und entsprechend viele mfsl oder direct disc Scheiben dabei sind.

Hinsichtlich eines optimalen Drehers kann man auf jeden Fall vortrefflich philosophieren. :-) Freue mich schon auf einen interessanten thread und vielleicht mal wieder einen phono workshop in 2016.

netten gruss
Juergen
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music is my escape
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Beitrag von music is my escape »

Hallo Andi,

interessanter Beitrag. Über viele der gesagten Dinge könnte man trefflich streiten, letztenendes ist es aber müßig, denn als Fazit bleibt Deine Unzufriedenheit, egal womit diese jetzt genau erklärt werden kann.

Ich wünsche Dir viel Erfolg mit der analogen Kette, auch wenn dieser bestimmt nicht erst 2017 in Betrieb gehen wird... ;)

VG,
Thomas
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Tinitus
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Beitrag von Tinitus »

Hallo Andi,

ich wünsche Dir, dass analog nicht der neue Gral ist auf dessen Suche Du dich machst,für einige hier im Forum scheint der Weg ja das Ziel zu sein, sondern dass Du wirklich für dich erkannt hast, dass bei digital was fehlt. Falls Du deinen vollständig gemoddeten HE7 los werden willst, wird es hier imForum sicherlich viele Abnehmer finden.

Wie Thomas ja schon andeutete, kann über einiges sicherlich trefflich streiten. Meiner bescheidenen Meinung nach, handelt man sich mit analog und digital eben prinzipienbedingt andere Fehler ein und vielleicht kommt man eben mit den Fehlern der einen Art persönlich besser zurecht als mit den Fehlern der anderen Art. Sicherlich spielt da auch die hörtechnische Sozialisierung eine Rolle.

Daraus ergibt sich für mich aber eindeutig der Schluss, dass eben die richtige Art der Musikwiedergabe nicht gibt und jeder für sich entscheiden muss, was ihm gefällt. Dann werden allerdings alle Diskussionen um "neutral" bzw. "gesoundet" hinfällig, da es das absolut Richtige eben nicht gibt. Bei Lautsprechern gibt es hier bei uns ja die überzeugte Studiomonitor Fraktion, wobei auch diese ja mit so unterschiedlichen Konzepten wie Genelec, K+H und Geithain bedient wird. Dann die B+M Fans, die sich in klassische und solche denen auch die neuen B+M gefallen unterteilen lassen und dann noch die für die ohne Reglung gar nichts geht.

Ich stimme mit dir überein, dass entscheidend ist, ob es einen mitreißt und meiner Meinung nach ist Neutralität da keine Kategorie, die einem weiterhilft.

Man könnte auch sagen, dass Du konsequent die Maxime "source first" weiter verfolgst. Ich gaube schon, dass es einfacher ist gut produziertes Material auf Vinyl als in Bits zu finden, dafür gibt es halt das Problem mit der schlechteren Übersprechdämpfung, welches andere dann wieder als FLOW nutzen. Ich persönlich kann den Vergleich nur mit Santana machen, da habe ich das Vinyl, eine CD und ein HiRes-File und was soll ich sagen? Das Vinyl erkenne ich an den (bei mir) unvermeidlichen Störgeräuschen, aber ansonsten könnte ich nicht sagen, dass für mich Welten zwischen den Formaten liegen, da habe ich wohl Glück. Ich gehöre auch nicht zur Gruppe der Immer-Weiter-Optimierer.

Ich wünsche dir, dass Du irgendwann mal ankommst bzw. einen Punkt erreichst, an dem Veränderungen/Verbesserungen eher aus dem Spieltrieb heraus erfolgen als durch einen wie auch immer gearteten Leidensdruck.

Gruß

Uwe
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Hallo Jürgen, Thomas und Uwe,
Danke für eure Wünsche und Kommentare!

Jürgen, auf die angebotene Hilfe komme ich dann gerne zurück!

Thomas, es muss und wird 2017 werden mit der analogen Quelle. Mein Frust rührt von der mangelnden Qualität vieler digitaler Tonträger, die ich vergeblich über ein Verbessern der Anlage zu korrigieren suchte. Bin froh, das nun erkannt zu haben.

Uwe, der modifizierte HE-7 wird natürlich behalten! Es ist ja kein entweder/oder, sondern ein “und“! Denn genau, es geht um die Software, gerade beim Mainstream der 80er und 90er. Da sehe ich die Schallplatte vorne. Meine elektronische Musiksammlung hingegen profitiert vom digitalen System sehr gut und das, was ich an guten digitalen Aufnahmen bereits habe, kann ich damit auch prima hören. Und meine über Jahrzehnte zusammengetragene Musiksammlung will ich ja auch (teilweise) noch digital weiterhören.
Aber zukünftig werde ich wohl fast nur noch Platten kaufen. Da gibt es zu viel Schönes, was ich emotional befriedigend digital einfach nicht hören kann.

Habe mir gestern von Queen die erste Greatest Hits von 1981 gebraucht auf Platte gekauft, die CD-Version geht gar nicht, bestimmt schon per DDD entblutet und totkomprimiert Und das bei so toller Musik! Bin schon gespannt, wie sich die originale Schallplatte über das Flohmarktgerümpel dagegen anhört. :-)

Beste Grüße,
Andi
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Schöngeist
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Beitrag von Schöngeist »

Hallo Andi,

ich kann Deine Empfindungen sehr gut nachvollziehen. Ging es mir vor vielen Jahren doch sehr ähnlich. Du kannst das kurz gefasst in meinem Vorstellungsbeitrag nachlesen. Mittlerweile bin ich wieder komplett analog. Da mein Digitalequipment damals nicht so ausgefeilt war wie das Deine, konnte ich mich gänzlich davon trennen.

Allerdings gibt es auch rein digitale Anlagen, habe vor einiger Zeit eine ganz Besondere gehört, die nicht mehr nach Anlage sondern nach Livemusik klingen und das Vorhandensein einer Anlage ganz vergessen lassen. Das wäre für mich dann die nächste Stufe. Bin hierfür aber wohl zu alt und habe auch nicht den Raum dazu.

Gruß Alfons
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Hallo Alfons,

auch über meien digitale Quelle kann es traumhaft klingen. Wenn ich die richtigen Stücke aneinanderreihe, geht das auch stundenlang. Daher, und auch um elektronische Musik mit dem Kick des ultrapräzisen Basses und mit sehr hohem Detailreichtum zu hören sowie zur Wiedergabe hochwertiger Aufnahmen hat die digitale Quelle sehr wohl ihre Berechtigung, zumal ich hier ja noch meine digitale Raumkorrektur nutzen kann.

Nur, sowas "versaut", und man möchte das dann bei jeder Musik so gut haben, die einem etwas bedeutet. Und das geht bei mancher Musik eben nicht, weil sie in allen erhältlichen Formaten in miserabler Qualität vorliegt. Das ist dann was für mein Tivoli-Küchenradio.

Bei anderer Musik gibt es aber sehr wohl besseres Material, nur halt eben nicht digital, sondern auf Platte. Da müsste man dann eben auf Platte ausweichen, und ehrlich gesagt, warum denn eigentlich nicht? Somit erschliesst sich nochmal ein riesiger Fundus an zugänglichen sehr guten oder zumindest deutlich besseren Aufnahmen, und das vor allem auch aus dem Mainstream.

Noch vor dem Realisieren des oben Beschriebenen habe ich mir kürzlich in einem weiteren Frustanfall von Bon Jovi die "Slippery When Whet" als remastertes Hochbitfile geleistet, einfach, weil ich das Album gerne mag, aber die Tonqualität des Flac-Rips von der CD recht schlecht ist. Das Hochbit-file war noch schlechter! Ich werde mir genau das Album jetzt mal auf Platte holen. Schlechter wirds nicht werden, ich berichte dann gerne mal.

Dafür habe ich letztens die "Speak & Spell" von Depeche Mode auf dem Flohmarkt erworben, und so gut und einfach mit Drive und anmachend wie über das Sperrmüllgerümpel hat sich das auf CD bei mir noch nie und nimmer angehört. Also für mich ist klar, wo die Reise bei manchen Sachen hingehen wird, und wenn ich mehr Spaß habe am Musik hören, ist doch alles gut .:)

Die Digitalalnlage wird ihren Platz und ihre Berechtigung trotzdem behalten, es gibt ja auch überragend gute Aufnahmen im Digitalformat!

Beste Grüße,
Andi
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