Hallo Klaus und Sven,
zunächst mal Danke für eure Beiträge, aber da der Schirm idealerweise nur die Gerätegehäusemassen verbinden sollte, die verdrillten Leiterpaare beidseitig mit symmetrischen Übertragern (fast alle haben eine nicht konnektierte Mittelanzapfung) an/abgeschlossen sind, darf man auch von einer sehr hohen Gleichtaktunterdrückung ausgehen.
Ähnlich wie bei der symmetrischen abgeschirmten XLR-Verbindung als Audioleitung ist das verdrillte Leiterpaar der Netzwerkleitung für die Einkopplung von Mantelströmen einerseits gleichberechtigt, andererseits Dank der Übertrager CMRR praktisch (??) immun. Oder sind die Übertrager doch nicht so gut, wie man idealisiert annimmt?
In allen EMV-Büchern wird sogar die verdrillte Leitung mit beidseitig aufgelegtem Schirm als besonders störfest beschrieben.
Es muss eine Erklärung geben, weshalb die Praktiker lieber auf den Schirm verzichten.
Ist es die erhöhte dielektrische Absorption der Isoliermaterialien im Kabel, die gegenüber dem Schirm hinzukommt, oder ist es die Verdreckung der Masse des Empfängers mit einem Störnebel von einem fremden Spender? Der landet dann auf dem Gehäuse oder auf der Netzwerkkarte, oder nicht sofort auf dem Gehäuse des Rechners, fließt über eine Steckverbindung vielleicht neben Stromversorgungsmasse /0 und Signalmasse über gemeinsame Pins (über 10 auf der Karte unten) und mogelt sich so ins Signal trotz galvanischer Trennung der TPs?
Und es ist nicht gesagt, dass bei einer Ground Plane diese auch am besten Ort geerdet ist, bzw die externe Störeinspeisung an günstiger Stelle erfolgt, wo eine optimale Ableitung erfolgt.
In der (SPDIF-/AES-EBU-))Digitalübertragung bevorzuge ich die UTP Variante und empfinde schon einen Isolierschlauch über dem TP als klangliche Einschränkung, mit Schirm noch schlechter.
Wenn eine Netzwerkkomponente mit einem Schaltnetzteil versorgt wird, welches keinen Schutzerdebezug bei der Ableitung der Y-Kondensatoren des Netzfilters hat, sondern allen Dreck, den die Netzfilter über die Y-Cs dann zur Versorgungs-0 hinleiten, also zur Signalmasse, dann hat ein DVD-Player, ein Switch, ein NAS-Server, ein Streamer ein Potential auf 80-115V~, also bis zur halben Netzspannung, und die Phasenlage ist evtl. noch ein Thema für sich.
Man kann mit einem Phasenprüfer alle Geräte solo betrieben abtasten, bei nicht geerdeten Geräten spricht er erschreckend häufig an, die billigen LCD-Prüfer zeigen dann das Zeichen für die 120V-Stufe.
Dann haben bei ordentlichen Übertragern die Leitungen einen kleinen kapazitiven Bezug zur Signalmasse, aber aufgrund ihrer Länge einen großen kapazitiven Bezug zu ihrer Umgebung, sei es die Wand oder der Estrich oder Leitungen in der Nachbarschaft. Wenn das Vorhandensein jeglicher Störungen, und allgegenwärtigen Handy- und Rundfunkwellen, die man mit jedem billigen Kofferempfänger in jedem Raum leicht nachweisen kann, auf die UTP Leitung keinen Eindruck hinterlässt, wie glaubwürdig ist dann die Theorie, dass ein Störstrom auf dem Schirm, der irgendwo über die Impedanz des Schutzerdeleiters seinen Weg nimmt?
Ich habe gerade eine ausgemusterte Netzwerkkarte von einem Desktop-PC in der Hand:
einen Metallkragen hat die Buchse nicht, die Metallhalterung der Karte ist per 2x 1nF an Platinen-GroundPlane gekoppelt, aber meine Fritzbox, mein Laptop u.a. haben Metallkragen an den Buchsen
Mit dem Ohmmeter kann ich zwischen den Metallkragen meiner USB-Buchsen und der Monitorbuchse eine Masseverbindung feststellen, aber die Netzwerkbuchse erscheint rein ohmsch isoliert und mein Multimeter kann hier eine kapazitive Kopplung bei 50pF messen (abzüglich 6pF Messkabel, +/- Auflösungs/Anzeigefehler).
Kann es sein, dass die Netzwerkkabel untereinander beim Switch über Buchsenmasse verbunden sind, aber das jeweilige Gerät bzw. dessen Entwickler darüber befindet, ob der Schirm konnektiert wird? Meine alte Siemens NAS-Festplatte hat ein schutzgeerdetes Netzteil, schon war meine Squeezebox auch mit geerdet.
Bei der neueren Netgear war das nicht der Fall.
Es tut mir Leid, aber ich gebe mich mit euren Antworten noch nicht zufrieden. Da ist gewiss noch mehr zu entdecken, und des Pudels Kern ist für mich noch nicht zum Vorschein gekommen.
Grüße Hans-Martin