Hallo zusammen,
hier nochmal etwas Grundlagenliteratur zu beiden Gehäusetypen im Vergleich, CB vs. BR
CB:
"Closed Box Loudspeaker Systems Part I: Analysis", Richard H. Small, The University of Sydney
http://www.atps.net/notes/Closed-Box-Lo ... alysis.pdf
Fig. 6 auf Seite 289 zeigt Sprungantworten veschiedener Abstimmungen (Systemgüten).
BR:
"Vented Box Loudspeaker Systems Part I: Small Signal Analysis", Richard H. Small, The University of Sydney
http://www.northreadingeng.com/R_Small_Part_I.pdf
Fig. 14. auf Seite 324 zeigt Sprungantworten verschiedener Abstimmungen
Wenn man die Sprungantworten der BR Alignments "Keibs", "QB3", "SC4" mit den entsprechenden Sprungantworten der geschlossenen Gehäuse aus dem ersten Artikel vergleicht, dann sind diese BR- Abstimmungen vom Einschwingverhalten etwa vergleichbar mit CB Lautsprechern, welche Güten um 1 oder leicht darüber aufweisen.
Bei BR Abstimmungen nahe "QB3" ist z.B. nach ca. einer Schwingungsdauer bezogen auf die -3dB Grenzfrequenz die Amplitude auf rund 10% zurückgegangen. Bei Abstimmfrequenzen um 40Hz wäre das eine Zeit von ca. 0,025s.
Es sind jedoch ohne Weiteres auch BR Abstimmungen möglich, die im Einschwingverhalten CB Gehäusen mit Gesamtgüten unter 1 nahekommen. Eine interessante Reduktion des Mebranhubs und der Verzerrungen gegenüber CB lässt sich übrigens auch mit solchen Abstimmungen noch erreichen.
Jetzt versuche ich ein Spiel:
"Wer zuletzt bremst, hat verloren ..."
Ich nehme eine BR-Box nahe "QB3" Abstimmung, es ginge also vom Impulsverhalten "noch besser", ist aber schon auf der "eher braven" Seite. Untere Grenzfrequenz der Box sei ca. 40Hz.
Nach 1/40 Sekunde (ca. eine Schwingungsdauer der Grenzfrequenz) sei der Schalldruck nach Abschalten des Signals unter Freifeldbedingungen auf ca. 1/8 gefallen also auf
ca. -18dB in 0,025s.
Ich stelle den LS jetzt einen Raum
mit einer Nachhallzeit RT60 um 0.5s, von der wir annehmen, daß sie auch im Tiefton gelte, obwohl wir uns im Eigenfrequenzbereich üblicher Lautsprecher weit unterhalb der Schröderfrequenz befinden. Diese können wir mit 100 Hz annehmen, was in einem nicht ganz kleinen und wohlbedämpften Raum "so passen" kann.
Solch schnelles Abklingen von 60dB in 0.5s wäre für einen Raum schon sehr sportlich und weitaus schneller als das, was die meisten von uns in Ihren Räumen im Tiefton je erwarten könnten. Über Raummoden reden wir also vorerst gar nicht ... nur daß wir unter 100 Hz nicht mehr "Direktschall" und "Raumanteil" unterscheiden können.
Unser Modellraum "vernichtet" den Schalldruck nach Abschalten einer Schallquelle dann mit -120dB/s oder
-3dB in 0,025s.
Der o.g. Bassreflex Lautsprecher nahe einer "QB3" Abstimmung klingt mit etwa -18dB innerhalb dieser Zeit ab, "bremst" also um ca. -15dB pro Schwingungsdauer seiner Grenzfrequenz "schneller" (knapp um Faktor 6) als der im Tiefton fast schon "unrealistisch" stark bedämpfte Modellraum.
Fragen zur Anregung ...
Wer kann eine BR Box dieser oder vergleichbarer Abstimmung im o.g. Modellraum (oder gar in einem normalen Wohnraum ?) in ihrem Eigenresonanzbereich "nachschwingen" hören und wie bewerkstelligt er (oder sie) das ?
Habe ich in den o.g. Überlegungen einen Fehler gemacht ?
Was bedeutet es eigentlich, in einem gegebenen Raum zu sagen, "eine gegebene BR Box (oder eine gegebene geschlossene Box) 'klingt' auf eine bestimmte Weise " ?
Grüße Oliver