Einleitung
Ich möchte hier mein Hifi-Projekt vorstellen, das vor allem in der Kombination mehrerer Komponenten aus Hardware und Software ein, wie ich finde, überragendes Klangerlebnis beschert. Dabei geht es zunächst nur um den Abschnitt des Abspielens und Wandelns des digitalen Ausgangssignales in ein analoges, welches dann in der weiteren (natürlich möglichst hochwertigen) Kette wiedergegeben werden kann.
Klar ist natürlich auch, dass jeder seine individuellen Vorstellungen davon hat, was high-endiger Klang ist - gleiches gilt auch für die Kosten. Ich bin der Auffassung, dass es zumindest bezogen auf das Preis-Leistungsverhältnis wenige Alternativen dazu gibt.
Dieses Projekt hatte ich ursprünglich im Hifi-Forum vorgestellt. Doch nachdem mich Rudolf dazu eingeladen hat, es doch auch hier zu veröffentlichen, tue ich das hiermit gerne.
Beweggründe und Werdegang zu diesem Projekt
Schon lange beschäftigt mich die Frage, wie man highendigen Klang ohne highendige Kosten erreichen kann. Meine ersten erfolgreichen Gehversuche unternahm ich Anfang 2008 mit einem reinen Audio-PC, mit konventionellem Motherboard, lautlosen Netzteil, langsam und damit lautlos drehenden Gehäuse-Lüftern, sowie einer höherwertigen Soundkarte (Asus Xonar D2):
Das Resultat stellte mich mehr als zufrieden. Hier der entsprechende Thread:
Erfahrungen mit High-End Audio auf (HT)PC. Ich baute es dann aus, indem ich mich mit der sogenannten digitalen Raumkorrektur intensiv befasste - zunächst mit DRC, der Opensource Software von Dennis Sbragion (dazu auch ein eigener Thread (
Der DRC-Thread). Trotz deutlicher Verbesserung, gab es klanglich noch einiges, was mich nicht gänzlich an dieser Software zufriedenstellte. Das brachte mich schließlich im Herbst 2009 auf die Acourate-Software, dessen klangliche Resultate mich absolut überzeugen.
Weiter ging es dann im Dezember 2009 mit einer erleuchtenden Hörerfahrung bei einem Hifi-Händler. Ich vereinbarte bei ihm einen Hörtermin, da ich der Meinung war, dass eine nächste klangliche Steigerung nur mit neuen Lautsprechern zu erreichen wäre. Doch ich wurde eines besseren belehrt: Allein der Anschluss meines Audio-PCs via SPDIF an einen externen Wandler zeigte mir schlagartig, dass sich dadurch genau die Klang-Dimension eröffnet, nach der ich gesucht hatte. Auf einmal saß ich mitten im Musik-Geschehen und war in einer Weise emotional involviert, wie ich es sonst nur von Live-Konzerten kenne.
Nach diesem Erlebis befasste ich mich (und tue es noch immer) mit D/A-Wandlern. Der Wandler meines HiFi-Händlers war für 2.700 € zu haben (B.M.C). Ich dachte, dass es vielleicht auch preisgünstiger gehen müsste. Von Dezember 2009 bis Februar 2010 kaufte ich insgesamt 4 Wandler, die ich der Reihe nach im Vergleich (auch zu meiner Soundkarte) testete. Vor ein paar Tagen blieb ich am Valab 4395 Platinum hängen. Wer sich näher für diesen Teil meines "HiFi-Werdegangs" interessiert, sei auf folgende Threads verwiesen:
Beim Valab 4395 Platinum bin ich (bislang) hängengeblieben, weil er von allen Wandlern, die ich im Vergleich gehört habe, bislang den besten Klang aufweist.
Es folgte die nächste Stufe: Denn mit einem externen Wandler fiel für mich der wichtigste Grund (nämlich Soundkarte) weg, ein so sperriges und stromfressendes Gerät wie einen Audio-PC zu betreiben.
Realisation
1. Netbook
So kam ich auf die Idee, dass doch auch ein kleines Netbook reichen müsste, um die Aufgabe des Daten-Lieferanten zu übernehmen. Zudem kann man es mit einem qualitativ guten USB-Kabel (bei mir 5m) direkt am Hörplatz aufstellen und damit auch die Fernbedienung überfüssig machen. Damit hat man gleich zusätzlich ein aussagekräftiges Display (Monitor) für seine Playlist.
Nach einigen Recherchen entschied ich mich für das Asus EEE-PC 1001P, und zwar aus folgenden Gründen:
- Der günstige Preis von 250 €
- Lange Akku-Laufzeit von über 10 Stunden (siehe weiter unten).
- entspiegelter Bildschirm
- Windows XP SP3 (weil ich dieses Betriebssystem am besten kenne, und es weniger Rechenpower als Win7 benötigt)
Netbook Asus EEE PC 1001P - mit USB-Kabel:
Eine ständige Stromversorgung über Netzteil entfällt: da das Netbook mit dem Atom-Prozessor eine geringe rechenleistung aufweist, läuft es zwischen 10 und 11 Stunden im Play-Modus bei mittlerer Display-Helligkeit und niedrigster Prozessoraktivität (Battery-Save-Mode). Wird in den Energiesparoptionen eine Ausschaltzeit des Displays nach 10 Minuten Inaktivität eingestellt, verlängert sich die Zeit auf ca. 14 Stunden im Play-Modus. Aufgeladen ist es übrigens innerhalb einer Stunde (bei 10% Restladung)!
Die niedrige Rechnerleistung hat noch einen Vorteil: wo wenig gerechnet wird, ensteht auch wenig Abwärme. Und wo wenig Abwärme ensteht, muss auch wenig gekühlt werden. So läuft der ohnehin leise eingebaute Lüfter imm Play-Modus stets in der niedrigsten Stufe. Bei absoluter Stille im Raum ist er 50 cm von meinem Ohr gerade eben zu hören - gleiches gilt für die 160 MB Festplatte mit ihren Zugriffsgeräusche. Beides ist so leise, dass beim ersten Pianissimo aus den Lautsprechern davon nichts mehr zu hören ist.
Sämtliche bauartbedingten Nachteile dieses Netbooks fallen für mein Anwendungsgebiet nicht ins Gewicht:
Die schwache Rechenleistung reicht völlig aus, um sowohl eine Abspielsoftware wie Foobar oder Winamp zu betreiben sowie den Convolver für die Berechnung der Korrekturfilter. Auch das kleine und wenig lichstarke Display reicht in geschlossenen Räumen selbst bei heller Sonneneinstrahlung aus, so wie auch der schwachbrüstige Grafikprozessor für die grafische Darstellung der Abspiel-Software.
2. USB-Interface
Zwei schwerer wiegende Probleme mussten allerdings noch gelöst werden:
1. Problem: Die USB-Schnittstelle eines PCs/Netbooks produziert einiges an Jitter, der durch meine 5m lange USB-Zuleitung von Netbook am Hörplatz zum Wandler sicher nicht weniger wird,
2. Problem: Die meisten Wandler (wie auch meiner) können am USB-Anschluss Musiksignale nur bis 48 kHz bei 16 bit Wortbreite verarbeiten, was für meine hochauflösenden Files unbrauchbar wäre.
Beide Probleme löste ich mit einem separaten USB-Interface, dem TeraLink X2, welches ich nach einigen Recherchen und Hinweisen aus dem Hifi-Forum (Dank besonders an perfect_pitch) und amerikanischen Foren (head-fi.com und diy-audio.com) gefunden hatte. Es wird zwischen Netbook und Wandler eingschleift und übersetzt das digitale Signal aus der USB-Schnittstelle des Netbooks wahlweise in ein SPDIF-Signal oder Tos-Link-Signal, bis zu 96 kHz bei 24 bit.
TeraLink X2 - Input-Seite:
TeraLink - Output-Seite:
Zur weiteren Optimierung ist die räumliche Trennung zwischen Netbook und Wandler wichtig. Das Netbook ist wie jeder PC eine Quelle von Störeinstrahlung in die sensible Elektronik des Wandlers. Insofern bietet es sich geradezu an, das Netbook gleich zum Hörplatz zu stellen (und damit gleich eine Fernbedienung zu haben). Bei der dafür benötigten längeren Zuleitung vom Netbook zum Wandler, empfiehlt es sich, lieber ein langes USB-Kabel zwischen Netbook und TeraLink X2 und ein kurzes Toslink/SPDIF-Kabel zwischen TeraLink X2 und Wandler. Grund: Das TeraLink X2 bereitet mit einem eigenen PLL-Oszillator den Takt auf, sodass der Jitter, den Netbook bzw. USB-Kabel produzieren, weitgehend abgeschirmt wird. Zudem wird damit das Netbook noch mobiler, da man kein zusätzliches Kästchen am Hörplatz hat.
Zur weiteren galvanischen Trennung zwischen Netbook und Wandler bietet sich der Tos-Link an, der bei mir auch im Hörvergleich zum SPDIF einen Hauch besser abschneidet. Allerdings hat sich herausgestellt, dass bei 96kHz/24bit der Anschluss über Toslink Aussetzer und Knacken produziert. Über SPDIF läuft es ohne Probleme. Nach einigen Versuchen kann ich den Fehler auf das TeraLink einkreisen, da der
DAC an meinem Audio-PC bis 192kHz/24bit ohne Probleme läuft. Möglicherweise schafft der optische Übertrager die Datenmenge nicht.
Ein weiteres wichtiges Detail besteht in der Möglichkeit, den TeraLink X2 mit einem proprietären ASIO-Treiber zu betreiben, der gegenüber Asio4All vor allem in einer saubereren Bass-Übertragung eine deutlichen Klangvorteil bietet. Es handelt sich hier um den Tenor-Asio-Driver (vorerst noch im Beta-Stadium).
Eine weitere Optimierung ist durch den Einsatz eines externen Netzteils für das TeraLink X2 zu erreichen, denn die Versorgungsspannung via USB vom Netbook öffnet wieder ein Einfallstor für Störeinstreuung. Ich verwende hierzu ein kleines stabilisiertes Steckernetzteil für 10 €. Das Klangbild ist damit noch ein bißchen ruhiger.
Jede dieser kleinen Optimierungsdetails fällt für sich genommen nur wenig ins Gewicht, aber in der Summe addieren sie sich zu einem deutlich hörbaren Klangvorteil, auf den man bei den vergleichsweise geringen zusätzlichen Kosten nicht verzichten sollte.
Klar ist aber auch, dass jeder Versuch, den Onboard-Chip des Netbook zu einem high-endigen analogen Ausgangssignal zu bewegen und sich damit externe Wandler, USB-Interface etc. zu sparen, zum Scheitern verurteilt ist. Das Netbook klingt nur dann fantastisch, wenn die Aufbereitung und Wandlung extern erfolgt, ansonsten eher wie ein guter MP3-Player.
Damit besteht die Kette also aus folgenden Komponenten:
Netbook -> 5m USB-Kabel -> USB-Interface -> SPDIF-/Toslink-Kabel -> Wandler -> Verstärker -> Lautsprecher
3. Software
Als Software kommt die Playersoftware Foobar zumm Einsatz, die wenig CPU-Ressourcen benötigt. Sie wird ergänzt mit dem ASIO-PlugIn "foo_out_asio.dll", was diese Playersoftware ASIO tauglich macht. Von dort wird es über den bereits erwähnten proprietären Tenor ASIO-Treiber - von Windows-Audio unbehelligt - zur USB-Schnittstelle des Netbook geroutet. Das USB-Kabel schickt die Daten zum TeraLink X2, welches das Signal mit eigenem Takt versieht und an den Wandler weiterleitet. Für den Bereich der digitalen Raumkorrektur kommt bei mir das bewährte Convolver-PlugIn "foo_convolve.dll" zum Einsatz.
Und wie klingt es?
Man sollte es nicht glauben: im Vergleich zu meinem Audio-PC, den ich bislang ebenfalls an meinen externen Wandlern betrieben hatte, deutlich besser im Sinne von mehr Details und räumliche Auflösung (die tonale Abbildung ist bei beiden durch Acourate sehr gut). Die Bühne ist sowohl in Breite als auch Tiefe größer, das Klangbild insgesamt noch lebendiger und farbiger. Im Bassbereich eine deutlich bessere Detailabbildung - gerade bei schnellen Passagen lassen sich die einzelnen Noten klarer auseinanderhalten. Stimmen klingen noch klarer und mit mehr Korpus. Ich könnte süchtig nach diesem Klangerlebnis werden.
Der Unterschied zwischen Dateien mit 44.1kHz/16bit und 96kHz/24bit besteht in einer nochmaligen Steigerung der beschriebenen Klangeindrücke. Neben mehr Details und Räumlichkeit kommt zusätzlich mehr Feinheit ins Spiel. Beim Zurückschalten auf CD-Format wirkt das CD-Format gröber und das Klangbild verengt sich. Ich habe allerdings auch einige hochauflösende Musikstücke, die so schlecht produziert sind, dass sie von einer gut produzierten CD trotz ihrer geringerer Auflösung klanglich überholt werden.
Verwendete Komponenten
Hardware
- Netbook Asus EEE PC 1001P - ca. 250 €
- TeraLink X2 - ca. 60 €
- Steckernetzteil - ca. 10 €
- Valab 4395 Platinum 24bit/192k Hi-Bit Re-data
DAC USB - ca. 480 €
- USB-Kabel 5m Clicktronic - ca. 20 €
- Toslink-/SPDIF-Kabel - ca. 10 €
Software
- Windows XP SP3
- Tenor ASIO-Driver
- Foobar mit PlugIns (foo_out_asio.dll, foo_out_ks.dll, foo_convolve.dll)
Summe: ca. 830 €
Dafür bekommt man ein absolut highendiges Ausgangssignal für Verstärker und Lautsprecher, was man nach meinen bisherigen Hörerfahrungen mit keinem CD-Player bis 2.000 € erreichen kann. Alleine das, was in einem externen Wandler an Bauteilen steckt, würde die üblichen Abmessungen eines konventionellen CD-Players sprengen.
Digitale Raumkorrektur
Um die Klangqualität dann noch weiter zu optimieren, habe ich wie bereits erwähnt seit einiger Zeit die Digitale Raumkorrektur im Einsatz, um nicht nur einen linearen Frequenzgang am Hörplatz zu bekommen sondern - was für eine überzeugende Räumlichkeit und Abbildungsschärfe noch viel wichtiger ist - die Zeitrichtigkeit des Musiksignals am Hörplatz, d.h. dass alle Frequenzen sämtlicher Lautsprecher-Chassis zur gleichen Zeit am Hörplatz eintreffen. Der Unterschied ist nach meiner Erfahrung so groß, dass ich nicht wüsste, wie man diesen klanglichen Unterschied auf andere Weise mit ähnlich geringem finanziellen Aufwand erreichen könnte.
Konkret funktioniert dies bei der Acourate-Software folgendermaßen:
Schritt 1
Zunächst wird ein Sweep über den gesamten Frequenzgang sowie zwei Diracs (kurzer Impuls von 1 Sample Dauer) abgespielt und mit einem kalibrierten Mikrofon aufgenommen. Dies wird jeweils für linken und rechten Kanal hintereinander durchgeführt.
Schritt 2
Die Acourate-Software errechnet daraus anhand einiger vorzugebender Parameter die notwendige Korrektur für Frequenzgang, Phase/Laufzeiten und übersetzt dies in ein Filter, der als Wav-Datei ausgegeben wird.
Schritt 3
Diese Wav-Filterdatei wird in das Convolver-PlugIn von Foobar geladen und korrigiert in Echtzeit während des Abspielens Frequenzgang, Phase bzw. Laufzeiten (=Sprungantwort).
Hier mal ein Beispiel von meiner Korrektur bezogen auf Frequenzgang und Sprungantwort:
Messung vor der Korrektur:
Messung nach der Korrektur:
Der Unterschied ist nicht nur in der Grafik gewaltig. Mit keiner anderen Maßnahme habe ich für dieses Geld (ca. 550 € für Software und Mess-Equipment) einen solchen qualitativen Sprung nach vorne gemacht.
Der kleine Buckel in der Sprungantwort zwischen 0,274 s und 0,275 s rührt von einer Reflektion am Boden her; sie verschwindet zwar, wenn ich über meinen Teppichboden noch einen Berberteppich lege, es entbehrt aber einer gewissen Ästhetik, und nachdem ich vom Höreindruck einen nur sehr geringen Unterschied feststelle, lebe ich lieber mit dem Buckel als mit einem zusätzlichen Teppich.
Gerade bei der Sprungantwort ist zu erkennen, dass der Impuls gleichmäßiger abfällt und beide Kanäle synchronisert sind. Genau das ist die Korrektur, die für eine klare, aufgeräumte Bühne sorgt. Jedes Instrument steht definiert im Raum.
Der Vollständigkeit halber sollte ich noch hinzufügen, dass eine Digitale Raumkorrektur raumakustische Maßnahmen nicht ersetzt aber auch umgekehrt ersetzen raumakustische Maßnahmen nicht die Digitale Raumkorrektur, da zum einen kein Raum mit vertretbarem Aufwand akustisch perfektioniert werden kann, und zum anderen weil die Digitale Raumkorrektur auch die komplette Kette, insbesondere die Lautsprecher, auskorrigiert.
Hardware für Messung
Behringer ECM 8000 - ca. 60 €
Kalibrierung - ca. 25 €
Behringer Xenyx 802 - ca. 90 €
Mikrofon-Kabel 10m - ca. 20 €
Software für Messung/Korrektur
Acourate Software ca. 350 €
Acourate LSR2 (Freeware, siehe unter
http://www.acourate.com)
Summe für Digitale Raumkorrektur ca. 550 €
Der Lohn des Einsatzes all dieser Komponenten ist ein m.E. überragendes Klangerlebnis. Ich glaube, damit kann ich erstmal eine Weile mehr als zufrieden sein.
Ich hoffe, Euch hat diese Projekt-Vorstellung gefallen. Falls Ihr Fragen dazu habt, beantworte ich sie gerne.
Grüße
Fujak