Hallo zusammen,
seit 2 Wochen gibt es wieder eine Änderung in meinem Setup. Schon länger war mir klar, dass ich an der digitalen Seite meiner Wiedergabekette relativ weit gekommen bin und weitere Optimierungen nun erstmal an der analogen Seite erfolgen müssen. Zwar ist die Adam A5X in meinen Ohren immer noch ein hervorragender kleiner Monitor, doch war mir klar, dass es gerade in puncto Präzision und Direktheit noch besser geht.
Doch die Tatsache, dass mein Traumlautsprecher AGM 5.4 bei mir nicht steht, mag verdeutlichen, dass bei der Wahl der Komponenten auch noch ein Budget eine Rolle spielt. So musste ich mir gut überlegen, was ich eigentlich mit einer Optimierung erreichen möchte:
Vorüberlegungen
Die Monitor-Subwoofer-Kombination wollte ich auf jeden Fall beibehalten. Die Bass-Wiedergabe ist dank
Acourate (Stichwort: virtueller Gegenbass) so gut (im Sinne von präzise und dynamisch), dass hier zur Zeit kein Bedürfnis nach Verbesserung besteht.
Anders dagegen im Bereich Hochton- und Mittenbereich, bei dem ich mir mehr Präzision und Detailauflösung wünsche - und damit auch eine bessere räumliche Abbildung.
Zum anderen hatte ich besonders bei orchestralen Werken in Naturlautstärke™ immer wieder den Eindruck, dass die kleinen Monitore an ihre Grenzen kommen, indem der Überblick an den Fortissimo-Stellen ein wenig verloren geht.
Besonders im Kontrast zu Live-Konzerten kann ich erleben, wie durchhörbar ein Orchester selbst bei großen Lautstärken bleibt. So wünsche ich mir das auch bei einem Monitor: Pegelfest, präzise bis ca. 60Hz; den Rest übernimmt mein Sub.
Auswahlverfahren
Mit diesen Vorgaben begab ich mich auf die Suche nach einem Monitor, der das Plus an Souveränität, Präzision und Detailauflösung zustandebringt. Ich habe viele gehört - zum Teil in Geschäften, die besseren / in der engeren Wahl befindlichen auch zu Hause.
Die kleineren Kandidaten wie K+H 120, Focal CS 65, Genelec 8040, Opal Event etc. erbrachten für mich nicht das erhoffte Plus, obwohl sie allesamt deutlich besser als die A5X klingen - vor allem im Bass (gerade die Opal Event hat einen gut duchgezeichneten Bass). Aber in den Mitten und Höhen stellte sich nicht der gewünschte Aha-Effekt ein.
Erst bei einer Adam A77X und einer Adam S2X kam ein bißchen der Eindruck auf, dass es in die richtige Richtung geht. Und dann bei der Adam S3X hörte ich in puncto Mitten- und Höhendarstellung genau das, was ich an Steigerung erhoffte. Im Unterschied zur A5X befindet sich in der S3X ein größerer X-ART-Hochtöner in Verbindung mit einem besseren Verstärker, sowie ein separater Mittentöner, der gegenüber der S2X Stimmen viel natürlicher rüberbringt, vor allem aber detaillierter.
Den Bass bei der S3X empfinde ich allerdings als zu unpräzise (das allerdings auf hohem Niveau gesprochen). Nun gut, der würde ja durch den Subwoofer abgelöst. Aber für einen Bass so viel mehr Geld ausgeben, den ich dann faktisch still lege, nur um in den Genuss eines besseren Hochton- und Mittenbereich zu kommen?
Da erinnerte ich mich an die im vergangenen Jahr stattgefundene Ausverkaufsaktion der alten Adam Tensoren. Insbesondere Tensor Epsilon und Delta wären geeigenete Kandidaten für eine Subwoofer-Kombination; über beide hatte nur beste Berichte gehört und gelesen; und für den günstigen Ausverkaufspreis auf jeden Fall einen Versuch wert.
Nachdem ich allerdings weder Neue noch Gebrauchte im Internet ausfindig machen konnte, nahm ich Kontakt mit meinem nächstgelegenen Aktivhändler Reinhard von "Hörzone" auf. Auch er hatte keine mehr, konnte dann aber direkt von Adam Audio in Berlin noch ein letztes Pärchen Epsilon ergattern, und ein paar Tage später konnte ich sie bei Reinhard abholen, der sie mir netterweise zum Probehören zu Hause überlies .
Adam Tensor Epsilon
Nachdem ich die Epsilons per
Acourate auf den Hörplatz eingemessen und an den Sub angekoppelt hatte, konnte ich bereits nach den ersten Minuten hören, dass sich meine Erwartungen in puncto mehr Präzision und Detailauflösung voll erfüllten. Sie spielen so dermaßen frei und direkt, dass sich die A5X dagegen komprimiert anhört. Das hat weniger mit den tonalen Eigenschaften zu tun (durch
Acourate ist das bei A5X und Tensor Epsilon relativ gleich), sondern mit der hinzugewonnenen Detailfülle und Präzision.
Auch die räumliche Abbildung hat deutlich hinzugewonnen. Mehr Plastizität und Lokalisationsschärfe. Mit den A5X habe ich bei manchen Aufnahmen ein leichtes "Wandern" von Solostimmen zwischen den Lautsprechern gehört, was mit den Tensor Epsilon weniger und bei manchen Aufnahmen ganz verschwunden ist. Auch löst sich der Klang besser von den Lautsprechern.
Im Vergleich zur S2X und S3X würde ich sie in der Klangcharakteristik zwischen den beiden ansiedeln. Obwohl auch nur eine 2-Wege-Box, klingen die Mitten und der obere Bassbereich hier wesentlich konturierter und prägnanter als mit der S2X. Zudem klingt die S2X im Grundtonbereich immer ein wenig nach Box, während die Tensor Epsilon absolut "materialfrei" klingt.
Das folgende Zitat aus dem Stereoplay-Test finde ich trifft es ziemlich gut:
Stereoplay 4/2009 hat geschrieben:So unerschütterlich solide wie das Äußere war auch der Klang der ADAM Tensor Epsilon (5400 Euro das Paar), die trotz größter Klangfülle extrem schmierfrei und glockenrein-feinfühlig zu Werke ging. Trotz der überraschenden Feinzeichnung enthielt sie sich jeder Nervigkeit, sodass auf Sanftheit erpichte Genießer gleichermaßen auf ihre Kosten kommen wie Forschernaturen, denen kein Detail entgehen darf. Hinzu kam eine Abbildungsneutralität, wie sie Passivboxen nur in Ausnahmefällen erreichen - in sehr viel höheren Preisklassen. Fazit: Gediegen verarbeiteter Aktivmonitor mit Air-Motion-Hochtöner und Ortsfiltern. Traumhaft kontrollierter und feiner Klang von höchster Reife. Preis/Leistung: überragend“
Hier noch ein paar Details:
Schon das Gewicht ist mit knapp 20 Kg ein anderes Kaliber als die A5X mit 6,6 Kg. Auch bei größeren Lautstärken bleibt das Gehäuse damit ruhig. Zusätzlich befinden sich auf der Rückseite sich 3 Einfüll-Öffnungen, über die Quartzsand in Hohlräume im oberen Teil des Gehäuse eingefüllt ist. Wer es noch solider mag, kann stattdessen auch kleine Bleikugeln nehmen.
Ein Blick in das Innenleben welches in einem separaten Raum abgeschirmt von der akustischen Kammer untergebracht ist:
Und hier noch ein Blick auf das Bedien- und Anschlussfeld auf der Rückseite:
Fazit
Wer immer im vergangenen oder in diesem Jahr diesen Lautsprecher ergattern konnte, dem kann man nur gratulieren - zumal angesichts des um mehr als die Hälfte reduzierten Preises. Ich jedenfalls bin froh, dass die beiden Tensoren nun bei mir für feinen Musikgenuss sorgen.
Hier noch das neue Setup:
Grüße
Fujak