Lieber Rudolf,Rudolf hat geschrieben:Hallo Hans-Martin,
ich heiße dich willkommen als einen der versiertesten Raumkorrektur-Gurus, die man im www antreffen kann - und der überdies mit klar verständlichen Worten zu formulieren weiß.
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Viel Spaß im Forum!
danke für die freundliche Begrüßung im Forum.
Der Begriff Raumkorrektur-Guru gebührt sicherlich Uli, dessen wissenschaftliche Herangehensweise uns in der Vergangenheit schon so manches Tool zur Behebung von TacT-Raumkorrektur- Schwachpunkten beschert hat, und der die Konsequenzen gezogen hat, die wir als Acourate kennen. Mit "uns" meine ich die Mitglieder diverser internationaler Foren, die sich mit Raumkorrektur und Digitalverstärkern oder HiFi im weitesten Sinne beschäftigen, wo Uli und ich uns immer wieder seit vielen Jahren begegnen.
Ich werde später darauf eingehen, wie ich zum aktiven Hörer wurde, wobei die Doppeldeutigkeit des Begriffs mich eines vorwegnehmen lässt: Mit 10 Jahren konnte ich es nicht ertragen, wenn beim Küchenradio der Sender nicht richtig sauber eingestellt war. Ich wurde dann immer Radio-aktiv.
Momentan beschäftige ich mich praktisch mit Ripping und Streaming, mit absolute polarity der Aufnahmen und mit den Erkenntnissen von deBoer, Klaus Wendt, Griesinger, Theile, Sengpiel (einige Namen ausgelassen) hinsichtlich der Lokalisation von Schallereignissen als virtuelle Quelle zwischen den Lautsprechern.
Zum letzten Punkt: Hier gibt es gute Gründe, die Woofer weiter auseinander zu stellen als die Hauptlautsprecher. Hier findet man auch Gründe, warum Woofer durchaus bis 700Hz eingesetzt werden können. Wie Peter Lyngdorf in München einst demonstrierte, kann das durchaus gut klingen. Zum Einsatz kommt 70 Jahre altes Wissen um die Lokalisationsmechanismen des Gehörs, welches mit dem Ohrabstand und der diesem entsprechenden Wellenlänge einen Übergang zwischen Phasen- (Laufzeit-) und Intensitäts-Ortung macht.
Klaus Wendt hat 1963 in seiner Dissertation "Das Richtungshören bei der Überlagerung zweier Schallfelder bei Untensitäts- und Laufzeitstereophonie" folgende Schlußfolgerungen gezogen (s.88f):
Wer mit Raumkorrektur vertraut ist, schätzt vermutlich den Zugewinn an Fokussierung und Luft zwischen den Instrumenten. Mancher sucht "Räumlichkeit", ich schätze Fokus höher. Aus den Kurven von Wendt et al lässt sich schließen, dass die Bässe breiter aufgestellt werden müssen, die Hochtöner enger. Das ist eine Beobachtung, die ich in meinem ersten Aktivsystem 1980 schon gemacht habe: 2 Bailey Transmissionlines mit Isophon PSL320, Magneplanar MG1, Ionofane 601(Plasmahöchtöner), Pioneer D23 Aktivweiche.Klaus Wendt hat geschrieben:Da durch die Schallfeldüberlagerung solche interauralen Pegel- und Phasenunterschiede gemeinsam auftreten können, die bei einer einzigen Schallquelle niemals entstehen, ermöglichten die Hörversuche die folgenden Schlüsse auf ihre gegenseitige Bedeutung für die Lokalisation:
1. Bei tiefen Frequenzen bis etwa 1000 Hz spielt der interaurale Intensitätsunterschied als Ortungskriterium praktisch keine Rolle. Selbst stark gegensinnig wirkende Intensitätsunterschiede vermögen den durch den interaurale Phasenunterschied erzeugten Lokalisationsreiz nicht wesentlich abzuschwächen.
2. Bei Schallimpulsen mit breitem Frequenzspektrum ist eine sehr deutlich ausgeprägte Wirkung des interaurale Intensitätsunterschiedes auf die empfundene Schallrichtung vorhanden.
3. Impulsartige Schallsignale geringer Bandbreite werden vom Gehör wie Dauertöne lokalisiert.
Für die praktische Anwendung bezüglöich der Übertragung der Richtungsinformation gilt folgendes:
4. Die Abhängigkeit der empfundenen Schallrichtung von der Kopfhaltung ist bei der Intensitätsstereophonie geringer als bei der Laufzeitstereophonie.
5. Die Abhängigkeit der empfundenen Schallrichtung ist bei der Intensitätsstereophonie geringer als bei der Laufzeitstereophonie.
6. Die Fehlerbreite der Lokalisationist bei der Intensitätsstereophonie geringer als bei der Laufzeitstereophonie. Dies gilt insbesondere für hohe Frequenzen.
7. Die Steilheit der Ortungskurven von Tonimpulsen für Qp=0° und hohe Frequenzen ist bei der Intensitätsstereophonie sehr groß; bei der Laufzeitstereophonie dagegen sehr klein.
Daraus ergeben sich nachstehende Schlußfolgerungen
für die praktische Anwendung:
Die ist bei der Intensitätsstereophonie ist der Laufzeitstereophonie in allen Punkten überlegen. Punkt 7 zeigt, daß sich bei hohen Frequenzen durch Verbindung beider Prinzipien vielleicht die beste Wirkung erzielen läßt.
für die Theorie des Richtungshörens:
Die Summenlokalisation ist geeignet, Aufschlüsse über das Richtungshören von Tönen tiefer und mittlerrer Frequenzen sowie von Schallimpulsen mit breitem Spektrum zu liefern.
Für mich ist dieses Kapitel noch nicht abgeschlossen, ich stecke mittendrin. Stellt sich doch die Frage, warum seit Jahrzehnten die Lautsprecher immer wieder falsch gebaut werden. Ich erinnere mich an einen Artikel zur Anfangszeit der CD "Wieviel Kanaltrennung braucht der Mensch" in einer unserer Audio-Gazetten, den ich leider nicht mehr wiederfinden konnte.
Das zweite Thema ist die auf vielen Tonträgern verpolte Information, die, sobald sie invertiert wird, besser fokussiert, mehr Tiefenstaffelung, besseren Impuls, mehr Lebendigkeit, entspannteres Hören bei besserer Überschaubarkeit bringt. Als ich die CD-Liste im Forum sah, mit den Empfehlungen (Zwischenfrage Bach Orgelwerke, was ist damit gemeint?), fand ich viele Aufnahmen, die durch Invertieren korrekter wiedergegeben werden können. Für die Genauigkeitsfanatiker mit membranregulierten Aktivlautsprechern ist das Thema eigentlich ein Muss.
Findet man dann bei Klassik alle (oder ein Großteil) Decca (auch Loiseau-Lyre etc), Deutsche Grammophon, RCA (bis zu Living Stereo zurück), viele Harmonia Mundi, Opus3, Proprius, bei Pop WarnerBros und Unterlabels, Triloka, etc... invertiert vor, hilft nur noch der Druck auf die Invert-Taste der Fernbedienung ...
... oder die Datei auf der Festplatte mit WAV Editor oder SOX einmal zu invertieren.
Dann kann ich endlich auch Deutsche Grammophon entspannter ertragen, die mir von Anbeginn der CD-Ära Unbehagen auslösten. Von der Festplatte bietet spezielle Chancen.
Ich denke, damit habe ich mich zunächst hinreichend vorgestellt.
"Ich grüße alle, die mich kennen"
Hans-Martin
P.S.
Die Stationen zur Hörmenschwerdung über "A concrete corner horn", dem fehlerbehafteten Bauplan von Toneburst aus Wireless World ca 1972, und später K-Horn mit für mich ebenfalls deutlich hörbaren Timingfehlern, Bose 901Nachbau mit Isophon PSL130, KEF124/B110/T27 DIY in Bailey Transmissionline, Eckkorn aus Gasbetonsteinen mit ParEQ haben mich vieles lernen lassen, aber wer gibt schon gern seine Irrtümer und Fehler preis?