Messung von Gehäuseresonanzen

musikgeniesser
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In einem ordentlichen Haushalt...

Beitrag von musikgeniesser »

... findet sich alles wieder an...

Lieber Jens,
liebe Forenten,

ich habe den Bericht
Lauscher hat geschrieben: 21.01.2021, 19:29 Wenn es Dir nicht zu viel Arbeit macht wäre ich an dem Artikel zum Gehäusewandtest natürlich sehr interessiert.
gefunden. Entgegen der allgemeinen Empfehlung verkleinere ich die Bilder nicht allzu sehr, damit der Inhalt lesbar bleibt. Also Geduld beim Laden, aber wen's interessiert, für den lohnt es sich, denke ich. Ich habe alle 9 Seiten hochauflösend als jpeg und pdf gescannt und kann sie gerne per E-Mail zuleiten. Näheres hier per PN. Ich glaube allerdings, dass man auch hier soweit alles erkennen kann, aber vielleicht möchte der eine oder andere doch die Dateien haben. Jede Seite einzeln, da habe ich kein großes Federlesen drum gemacht.

Nachdem ich mir den Bericht angesehen habe, erinnere ich mich wieder an meine damalige Wahrnehmung. Ich war überrascht, dass der Aufbau mit Sand so wenig bringt. Da hätte ich viel mehr erwartet, also da war ich damals echt enttäuscht. Andererseits finde ich die Vorteile der Versteifung zu gegenüberliegenden Wänden sehr beeindruckend, mehr, als mir in Erinnerung geblieben ist. Na ja, über 30 Jahre her und ich habe damals wahrscheinlich wahre Wunder von derartigen Versteifungen erwartet, wohinter das doch sehr gute Ergebnis ein wenig zurückbleibt. Wunder gibt es eben nicht und früher war ich perfektionistisch und fand halt alles unter 99% Mist. Selbst schuld.

Wenn ich mir das so ansehe, würde ich heute wohl gezielt zur gegenüberliegenden Wand versteifen und die Weichfaserplatten in Erwägung ziehen. Also Nr. 15 und Nr. 16 kombinieren. Mit Sand würde ich nicht mehr arbeiten und wohl auch nicht mit Hawaphon.

Ach ja: es war nicht Birkensperrholz, sondern Kiefer massiv. Aber an die groteske Resonanz erinnere ich mich noch gut. Nr. 8.

Marmor ist echt der Hammer, aber dass 20 mm Marmor fast das doppelte von 44 mm Spanplatte wiegen soll, kann ich fast nicht glauben. So oder so, Stein oder Beton scheidet als realistisch einsetzbares Material aus. Das ist was für Sektierer oder Angeber oder sehr kleine Boxen, also (inzwischen) nichts mehr für mich. Soll aber jeder selber wissen, klar.

So, kurz gecheckt:
  • Marmor hat eine Dichte von 2,7 bis 2,9 kg/l (https://www.steine-und-minerale.de/atla ... ame=Marmor)
  • Spanplatte hängt von der Dicke ab und nimmt mit zunehmender Dicke ab, hm. Also bei 44 mm geht das runter auf 0,55 bis 0,65 kg/l
    (https://de.wikipedia.org/wiki/Spanplatte)
  • 2,7 kg/l x 20 l/m² = 54 kg/m²
  • 0,65 kg/l x 44 l/m² = 28,6 kg/m²
  • macht bei 0,5 m² 27 kg Marmor, das kommt gut hin (angegeben: 26 kg)
  • und 14,3 kg Spanplatte, das kommt auch gut hin (angegeben: 14 kg)
Hätte ich jetzt nicht gedacht, dass das so ist, aber es beruhigt mich sehr, denn es spricht für die Qualität des Artikels. Wieder was gelernt. Über Marmor, Spanplatten und Elektor.

Quelle: Elektor Plus 8 Sonderheft HiFi-Boxen, Aachen, 1988

Doch seht selbst:

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Ich freue mich sehr, dass mein Archiv funktioniert und ich den Bericht gefunden habe. Jetzt bin ich mal gespannt, was Du, Jens, daraus für Schlüsse ziehen wirst. Vielleicht ist der Artikel eine Anregung für Dich.

Danke für Euer Interesse

Peter
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Lauscher
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Beitrag von Lauscher »

Guten Morgen Peter,

Dein Archiv ist ja Perfekt - Du warst schneller als ich erwartet hatte - das bringt mich ja nun in Zugzwang an die nächsten Messungen ran zu gehen :D Davor werde ich noch ein Gehäuse mit 36mm MDF zusammen basteln. 18er Plattenstärke bekomme ich ohne Probleme im Baumarkt.

Übrigens: ich höre ja nun schon einige Abende mit den „Gummi-MDF“ Gehäuse für den MHT und HT Bereich und muss sagen dass ich damit schon recht zufrieden bin. Da ich ja auch noch einen ursprünglichen Satz Gehäusemodule habe konnte ich auch wieder zurück tauschen. Der Unterschied ist schon stark hörbar.

Den Text lese ich mir in Ruhe durch und mach mir meine Gedanken. Gesehen habe ich schon das kein Aufbau mit einem zusätzlichen elastischen Material in nennenswerter Materialstärke gemacht wurde.

Meine Idee es auch mit Gummi zu versuchen hat seinen Ursprung in diesem Artikel von 2003.
Irgendwo wird hier ausgesagt das das biegeweiche Material mindestens die halbe Materialdicke des biegesteifen Materials haben sollte. Da ich genügend Platz hatte, habe ich die gleiche Materialstärke verwendet.
http://www.picosound.de/D_gehmat.htm#Funktion

Im zweiten Abschnitt wird auch auf Deinen Artikel verwiesen - der Link läuft aber leider ins leere.
Durch Deinen Artikel ist die Lücke nun für mich geschlossen. :D

Viele Grüße
Jens
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musikgeniesser
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Beitrag von musikgeniesser »

Lieber Jens,
liebe Forenten,
Lauscher hat geschrieben: 27.01.2021, 08:25 Dein Archiv ist ja Perfekt
Leitz Hängesammler Alpha Plus oder so ähnlich, die es gar nicht mehr gibt, nämlich vorne mit zusätzlichem Haken oben, sodass ich sie ganz ähnlich wie in einer Pendelregistratur, allerdings auf zwei Stangen aufhängen kann, ohne, dass ich Schubzüge brauche (die Sammler ohne diesen zusätzlichen Haken muss man nach oben entnehmen, was Schubzüge erfordern würde. Die mit dem Exta-Haken vorne kann man auch nach vorne entnehmen, wie Pendelregistratur auch, nur mit Zweischienen-System. Das fand ich damals schon praktisch und davon habe ich 200 (!) 4 cm breite und nochmal 100 (glaube ich) 6 cm breite. Die Reiter dann tatsächlich mit Schreibmaschine beschriftet. Das bewährt sich wirklich gut: gerade bei schlechten Lichtverhältnissen, in Kellern und Speichern eher die Regel als die Ausnahme, erhöht das die Lesbarkeit dramatisch.
Lauscher hat geschrieben: 27.01.2021, 08:25 Du warst schneller als ich erwartet hatte
Auch schneller, als ich dachte, aber da wusste ich noch nicht, dass sich der Heizungsmonteur gestern anderthalb Stunden verspäten würde. Da habe ich dann gleich danach gesehen und mich deshalb so sehr gefreut, weil ich die anderthalb Stunden nicht ansatzweise gebraucht habe, sondern nach wenigen Minuten fündig geworden war: ich war seit meinem letzten Umzug 2006 kaum noch in meinem Archiv, eigentlich nur, um es zu straffen, aber dafür kann es jetzt auch so bleiben, wie es ist.

Zum Thema
Lauscher hat geschrieben: 27.01.2021, 08:25 das bringt mich ja nun in Zugzwang an die nächsten Messungen ran zu gehen
Jeder ist seines eigenen Stresses Schmied. Meinetwegen brauchst Du Dich nicht umzubringen, aber Deine Neugierde will ich keinesfalls bremsen. Ich finde das auch interessant, weil mir zielführende Versuchsreihen noch nicht untergekommen sind. Es wird, wenn überhaupt, alles mögliche nebeneinandergestellt, aber in letzter Konsequenz kneifen sie. Eine Kombination, zum Beispiel aus Versteifungen nach Gegenüber und Beschwerungen durch Bitumenbahnen zu bauen und zu messen unterbleibt, sodass man mit den Ergebnissen alleinegelassen wird: "such dir was aus unter den Nebenoptima, das Optimum haben wir nicht gemessen, ätsch."

Klar, die Beschwerungen lassen sich am besten vorm zusammenbauen der Boxen aufbringen, da würde es schon kitzlig, die Aussparungen für die Verstrebungen, die natürlich stets an die Außenwand selbst zu führen sind, vorab vorzusehen, aber andererseits ist das auch kein Hexewerk. Eher wird es fummelig, in der Box in die Aussparungen dann den Leim einzubringen und sich vorher zu überlegen, wie man die Leisten überhaupt einleimt, weil das alles beim Zusammenbau direkt mit geschehen muss. Man kann die Leisten schließlich nicht biegen, um sie an den Beschwerungen vorbei in die Löcher einzufädeln.

Der Teufel steckt im Detail und so glaube ich, liegt hier ein weites Feld, über das intensiver nachzudenken ist, bevor man zur Tat schreitet.

Eine Frage habe ich: mir leuchtet nicht ein, wozu die dritte Schicht, also die zweite Holzschicht, gut sein soll. Autobauer kleben Antidröhnmatten auf die Bleche, ohne dann noch ein weiteres Blech aufzukleben. Warum also sollte man bei Holz anders vorgehen? Ich stelle mir vor, dass eine zweite Bitumenbahn mehr Effekt hätte als eine Hartfaserplatte.

Das zum einen. Zum anderen aber habe ich einen konkreten Materialvorschlag für die Wände: wie wäre es mit Panzersperrholz, das mir eine Überlegung wert zu sein scheint. Holz als Grundstoff erscheint mir naheliegend, nur, dass dieses viel schwerer ist, was halb in Richtung Marmor gehen könnte, aber einmal gemessen werden sollte.

https://www.delignit.de/anwendungen-pro ... Panzerholz

Nur so eine Idee. Ich habe mal einen Testbericht über eine Box mit Manger-Wandler gelesen, die war aus Panzersperrholz und sogar teilaktiv, also aktiv im Bass. Audio Physic Medea, hab gerade recherchiert. Ich stelle mir vor, dass sich Panzerholz wie Holz be- und verarbeiten lässt, nur mit dem Unterschied, dass es deutlich schwerer und fester ist, also alles etwas mehr Kraft erfordern dürfte: heben wie bearbeiten.

Keine Ahnung, ob man Kleinmengen vernünftig beziehen kann, das recherchiere ich jetzt nicht. Aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen.

Danke für Euer Interesse

Peter
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Lauscher
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Beitrag von Lauscher »

Hallo Peter,

Zu Deinen Überlegungen der zumindest bis jetzt im TMT Bereich vorgesehenen Verstrebungen und der Umsetzung werde ich Dir gerne Bilder einstellen. Das schreibe ich gleich auf - sonnst rutscht das runter.
Die Auflage / Befestigungsstelle der jeweiligen Strebe wird mit ausgefräst. Zumindest erstmal in meiner Vorstellung.
Ob das auch für den HMT / HT Bereich sinnvoll ist muss sich ja erstmal zeigen.

Deine Frage warum ich eine Holzschicht zwischen Gummi und Gummi eingeleimt habe kann ich Dir Materialtechnisch nicht erklären - dazu fehlt mir das Physikalische Material - Hintergundwissen. Allerdings sind die Autobleche sehr viel dünner als die verwendeten Holzstärken beim LS-Bau.
Wenn Du unter anderem in den von mir verlinkten Artikel von picosound schaust :
Variante: 10 MDF 16mm + Bitumen 4mm + Sperrholz 4mm

Zitat: Bei normaler, einseitiger Belegung muss die Biegesteifigkeit des Dämpfungsmaterials etwa 10% des Basismaterials betragen um eine optimale Wirkung zu zeigen. Da bereits der E-Modul des Dämpfungsbelages häufig niedriger als das Basismaterial ist muss also die Dicke mindestens die Hälfte der Basisdicke betragen! Darum eben zeigen 2 mm Bitumen auf 19 mm MDF so gut wie keine Wirkung, obwohl die Eigendämpfung des Bitumens mit 0.5 wesentlich höher als die von Holz ist (0.01 - 0.03)!
Die Schichtdicke kann nur durch einen eingezwängten Belag (= Sandwich) reduziert werden. Hier wird das Dämpfungsmaterial auf Scherung belastet, was schwieriger ist und daher die Gegenkraft des Materials erhöht. Die Deckschicht muss eigentlich nur zug- und druckfest sein.
Ganz wesentlich ist auch die Verklebung der Schichten.

Nach dem Material Panzerholz werde ich mal bei Holzhändlern in meiner Umgebung fragen. Anschauen kann ich mir das ja mal :D
Danke für Deinen Hinweis.

Viele Grüße
Jens
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musikgeniesser
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Beitrag von musikgeniesser »

Lieber Jens,
liebe Forenten,
Lauscher hat geschrieben: 27.01.2021, 13:01 Nach dem Material Panzerholz werde ich mal bei Holzhändlern in meiner Umgebung fragen. Anschauen kann ich mir das ja mal
Festholz habe ich eben gerade entdeckt. Das klingt so ähnlich, aber da lese ich noch das Wort "Geräuschmindernd", was immer damit genau gemeint sein mag. Bei Panzerholz lese ich das nicht, also könnte Festholz noch eher infrage kommen.

Die Sache mit der zweiten Holzschicht werde ich versuchen, zu verstehen. Ich habe mir den Test als Powerpoint-Präsentation heruntergeladen und werde das wohl doch mal ausdrucken und in Ruhe lesen. Ich werde darauf zurückkommen. Einleuchtend finde ich es erstmal nicht. Da finde ich den Aufbau der BBC einleuchtender, sprich, mit richtig schwerer, weil dicker, Beschwerung. Aber die BBC scheint das damals eher durch trial and error bestimmt zu haben, das war wohl auch in den 50er oder 60er-Jahren, sodass die Welt sich weitergedreht haben mag.

Ich muss an einen Dynaudio-Bauvorschlag denken, der mit 40 mm Sandfüllung gearbeitet hat. Das fand ich damals sehr beeindruckend, aber das dürfte eher eine Kinderei sein, würde ich heute sagen.

Ach ja: Herr Ahlersmeyer, der Verfasser Deiner Quelle, schreibt ebendort:
  • Für 2-Wege-Lautsprecher, Breitbandlautsprecher und Mitteltongehäuse ist diese Kombination daher optimal geeignet
  • Für Subwoofergehäuse ist eine maximal steife Ausführung. mit Ringversteifungen vorzuziehen, da die relativ hoch liegenden Plattenresonanzen dort nicht angeregt werden.
Warum sind Ringversteifungen so populär? Sie versteifen in erster Linie die Ecken bzw. Kanten, die eh schon stabil sind. Mir erscheinen Kreuzversteifungen viel sinnvoller. Aber die sind viel weniger verbreitet. Mache ich einen Denkfehler?

Danke für Euer Interesse

Peter
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

musikgeniesser hat geschrieben: 27.01.2021, 13:20 Warum sind Ringversteifungen so populär? Sie versteifen in erster Linie die Ecken bzw. Kanten, die eh schon stabil sind. Mir erscheinen Kreuzversteifungen viel sinnvoller. Aber die sind viel weniger verbreitet. Mache ich einen Denkfehler?
Peter,

bei mechanischen Bauwerken sind Dreieckskonstruktionen am steifsten, siehe Brücken, Kräne etc.
Vierecke oder ähnliches kann scheren.
Also nein, kein Denkfehler.

Bei LS ist allerdings die Frage ob sich das Gehäuse verformt, dann wären Versteifungen nötig. Die im übrigen Resonanzfrequenzen zu höreren Frequenzen hin verschieben.
Oder ist das Ziel, Plattenschwingungen der LS-Wände zu vermeiden. Resonanzen lassen sich am einfachsten beseitigen, wenn man sie in höhere Bereiche verschiebt UND dort dämpft. Niederfrequente Schwingungen sind schwieriger zu dämpfen. Allerdings bedeutet eine Dämpfung eine Vernichtung von Schwingungsenergie in Wärme durch Reibung bzw. innere Reibung. Was sich reibt hat wiederum aber eine gewisse Nachgiebigkeit.
Also kommt man dann auf die Lösung von gepaarten Konstrutionen. Ein steifes Bauelement plus ein dämpfendes Bauelement.

Just my 2 cents
Grüsse
Uli
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Lauscher
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Beitrag von Lauscher »

Lauscher hat geschrieben: 27.01.2021, 13:01 Hallo Peter,

Zu Deinen Überlegungen der zumindest bis jetzt im TMT Bereich vorgesehenen Verstrebungen und der Umsetzung werde ich Dir gerne Bilder einstellen. Das schreibe ich gleich auf - sonnst rutscht das runter.
Die Auflage / Befestigungsstelle der jeweiligen Strebe wird mit ausgefräst. Zumindest erstmal in meiner Vorstellung.
Ich habe daran gedacht:

Mein nächster (oder übernächster?) LS soll in Schichtauweise aufgebaut werden. Durch verschiedene Materialien die übereinander gestapelt werden sollen müsste sich das Resonanzverhalten ja eigentlich auch noch ein Stück verbessern da m.E. jedes Material eine andere Resonanzfrequenz hat und auf dieser Frequenz nur eine kleine Fläche vorfindet. Falls ich mich täusche bitte ich um Aufklärung :D

Hier ist ein erster - leider misslungender - Versuch für einen Schichtaufbau zu sehen.
Peter: anstatt der Ausbuchtungen kann ich auch Aussparungen ausfräsen in die dann die Versteifungsmatrix eingeleimt werden kann - oder ich fräse diese auch gleich in einem Stück aus - also beide Seitenwände inklusive der Versteifung. Und dann davon nur jede z.B. jede 4te Schicht.

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Ich glaube jetzt wird es klarer wie ich die Versteifung vorgesehen habe?

Viele Grüße
Jens
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Jens,

das sieht aber schwer dem Prinzip Gauder (z.B. https://www.zim.de/ZIM/Redaktion/DE/Pub ... onFile&v=4) ähnlich ;)

Grüsse
Uli
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Lauscher
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Beitrag von Lauscher »

Hallo Uli,

Danke für den Link - das wusste ich noch gar nicht. Gauder habe ich aber auch nicht auf dem Schirm.

Ich habe bisher - um auszuprobieren ob ich damit gerundete LS bauen kann - mit Unterdruck dünne Holzschichten geleimt in eine runde Form (auf das Innengerippe) gebracht. Das ging eigentlich nach einer etwas längeren Trocknungszeit auch sehr gut - formstabil. Nur die Übergänge zu der Schall- und Rückwand wurden dadurch sehr fummelig / ungenau. Irgendwie habe ich da keinen für mich befriedigenden Dreh dran bekommen und diese Art des LS Aufbaus wieder aufgegeben.

Dadurch das ich auf die Origin von Shapertools gestoßen bin habe ich nun die Möglichkeiten mir Schablonen anzufertigen mit denen ich mit einem Bündig Fräser in einer Tischfräse nun auch wiederholgenau runde Bauteile fräsen kann. Aus diesem praktischem Grund verfolge ich nun diesen von mir gewählten Aufbau.

Was meinst Du aus der Hüfte geschossen: Könnte sich das Resonanzverhalten dadurch verbessern das ich verschiedene Holzarten übereinander stapeln möchte verbessern ?

Viele Grüße
Jens
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Es gibt auch einen DIY Anbieter für dieses Gehäusebaukonzept. Vielleicht inspiriert das ja :cheers:

Grüße,
Winfried

5056
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chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

Hallo Jens

schau dir mal das an... da sind auch fallstricke, wenn man zu hoch baut ;)

https://www.diyaudio.com/forums/full-r ... oject.html

Aber genau nach dem Prinzip möchte ich meine Hörner bauen... nur ist meine CNC zu klein ;)


Grüße

Christian
Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Lauscher hat geschrieben: 28.01.2021, 10:20Könnte sich das Resonanzverhalten dadurch verbessern das ich verschiedene Holzarten übereinander stapeln möchte verbessern ?
Hallo Jens,
es gibt einen Hersteller, der die Innenseite unterschiedlich ausformt, womit sich innerhalb des Gehäuses eine sehr zerklüftete Wand bildet, mit entsprechenden Reibungsverlusten und Diffuserwirkung im Mitteltonbereich (mit leichtem Volumenverlust).
Unterschiedliche Holzarten schaden sicherlich nicht.
Grüße
Hans-Martin
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Notenschlüssel
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Beitrag von Notenschlüssel »

Servus Zusammen,

die Italiener (Eventus Audio) haben dieses Prinzip schon lange vor Gauder angewendet. Das habe ich schon 2001 auf der High End gesehen.

Hier wurde ein Profil asymetrisch gefräst und einmal links und einmal rechts herum verleimt. Die einzelnen Schichten wurden mit einer Schattenfuge versehen damit es einfacher war die Oberfläche fein aussehen zu lassen. Sonst wären sicher die Arbeiten extrem gewesen dies perfekt auszugleichen.

Wenn schon aus den Vollen gefräst wird ist es doch schade die Versteifungen im Nachgang wieder einzusetzen, zumal hier noch mit strömungsgünstigen Formen gearbeitet werden kann.

Übrigens ein sehr spannendes Thema :cheers: welches ich auf jeden Fall weiter verfolgen werde.

Viel Erfolg noch beim Forschen

Grüße
Thomas
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musikgeniesser
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Beitrag von musikgeniesser »

Lieber Jens,
liebe Forenten,

Boxen in Schichtbauweise herzustellen ist doch mehr was für Angeber...

Früher habe ich mich gewundert, warum die Menschen micht nicht mögen.

Ich komme nochmal herein. Boxen in Schichtbauweise herzustellen hat nicht direkt mit Gehäuseresonanzen zu tun. Indirekt vielleicht, weil sich gewölbte Flächen, die in sich eine höhere Stabilität als ebene Flächen aufweisen, anbieten, als auch uneinheitliche Wandstärken, die Resonanzen verteilen, also entzerren. Das mag hilfreich sein, ist als Grund, diesen doch um Größenordnungen höheren Aufwand gegenüber einfachem Plattenbau zu betreiben, keinesfalls ausreichend. Akzeptable Gründe sind die Freude am Ergebnis, wie auch die Freude am Bauen an sich (das wäre dann die Modelleisenbahn des Erwachsenen: da geht es auch ums entwerfen und aufbauen; sowie die Anlage fertig ist, bräuchte man eigentlich einen Abnehmer, der einem die Anlage zum Materialwert abkauft, damit man weitermachen kann, also wieder von vorne anfangen kann). Beides mit Gedanken über die Optimierung der Gehäusesteifigkeit zu verbinden, bietet sich an und könnte sogar einen besonders geschickten Schachzug darstellen.

Meine Gedanken bleiben auf von der konkreten Bauweise unabhängige grundsätzliche konzentriert, aber vielleicht nehme ich das eine oder andere mal auf die Auswirkungen auf die Schichtbauweise Bezug. Weiß ich noch nicht. Mal sehen.

Uli schreibt zu Recht, dass der beste Weg, Gehäuse zu bedämpfen, in der Erhöhung der Resonanzfrequenz liegt, da sich höhere Frequenzen -- im doppelten Wortsinn -- leichter bedämpfen lassen. Man braucht nicht so viel zähe, physikalisch also plastische, Masse -- zum Beispiel Antidröhn-Matten, aber auch Unterbodenschutz oder Teer wäre denkbar (es darf halt nicht spröde werden) -- um die federnde, physikalisch also elastische, Masse -- die Seitenwände -- zu beruhigen.

Die Resonanzfrequenz richtet sich nach Federkonstante und Masse.
  • Federkonstante (Steifigkeit) ∧ ⇒ Frequenz ∧
  • Masse ⋁ ⇒ Frequenz ∧
  • Federkonstante (Steifigkeit) ⋁ ⇒ Frequenz ⋁
  • Masse ∧ ⇒ Frequenz ⋁
Bei gegebener Platte als Wand hängt die Federkonstante wie auch die Masse nur von der Spannweite ab.
  • Spannweite ∧ ⇒ Masse ∧
  • Spannweite ⋁ ⇒ Federkonstante (Steifigkeit) ∧
  • Spannweite ⋁ ⇒ Masse ⋁
  • Spannweite ∧ ⇒ Federkonstante (Steifigkeit) ⋁
Daraus lässt sich ableiten:
  • Spannweite ⋁ ⇒ Federkonstante (Steifigkeit) ∧ und Masse ⋁ ⇒ Frequenz ∧∧
  • Spannweite ∧ ⇒ Federkonstante (Steifigkeit) ⋁ und Masse ∧ ⇒ Frequenz ⋁⋁
Deshalb plädiere ich für eine möglichst engmaschige Struktur von Wand-zu-Wand-Verstrebungen in der Box, direkte, nicht kreisförmig oder was auch immer und, ganz wichtig, in jeder der drei Dimensionen (mit den bekannten Einschränkungen zur Schallwand, denn da sind die Chassis, die als Widerlager nicht taugen). Die Resonanzfrequenz schnellt hoch und die Bedämpfung kann dann mit relativ wenig Material erfolgen. Dann reichen 4 mm Bitumen wahrscheinlich tatsächlich und die 16 mm der BBC sind entbehrlich; wenn überhaupt noch eine Bedämpfung erforderlich ist.

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Quelle: https://www.bowerswilkins.com/de-de/home-audio/800-d3
Recht weit nach unten scrollen, dann kommt es irgendwann.

Von früher meine ich, mich an noch engere Maschen zu erinnern, aber das muss nicht stimmen. Ich war früher anfällig dafür, meinen Wünschen zu viel Raum in meinen Erinnerungen einzuräumen. Geschenkt. Dennoch würde ich 3 oder 4 statt 2 Streben (hier in der Senkrechten; waagerecht sind es hier bereits mehr als 2) nicht a priori ausschließen wollen, im Gegenteil.

Mal ins unreine fantasiert und auf Deinen Grundriss zurückkommend, könnte ich mir vorstellen, entlang der gesamten Seiten Langlöcher vorzusehen, die man, bevor man den Deckel draufmacht, denn doch mit Quarzsand füllt; oder, für die Angeber (in Beraterdeutsch: Poser) unter uns, gleich mit Schrotkugeln. Die runden Löcher sind nur für die Gewindestangen, als Schraubzwinge? Mit Kotflügelscheiben kann man die Gewindestangen auch an den Langlöchern nutzen. Dann reichen zwei diagonal gegenüberliegende Rundlöcher, durch die man Alurohre steckt, als saubere Führung völlig aus. Die Rundlöcher kann man am Ende auch noch mit Quarzsand füllen. Oder Bleischrot, wenn man, wie gesagt, zu viel Geld hat und es auf die Spitze treiben möchte.

Dort, wo die Innenverstrebungen auf die Wand stoßen, stoßen dann auch immer zwei Langlöcher aufeinander, damit die Kraft direkt eingeleitet werden kann. Die Verstrebungen selbst direkt aus der Platte zu fräsen, statt später, wie bei B+W, welche einzuleimen, bietet sich an, da hat Thomas vollkommen recht: wenn schon, denn schon. Ich sage mal: jedes dritte Brett: viel hilft viel (alte Pharmazeutenregel; mein Vater war Apotheker). Aerodynamik wäre dabei wieder mehr was für die Poser unter uns. Die Innenwand der Langlöcher wäre ja eher dünn, sprich wabbelig ausgeführt, da es dabei nur darum gehen würde, den Sand nicht herausrieseln zu lassen. Oder die Schrotkugeln halt. Festigkeit gibt die Außenwand. Außen sowieso, aber eben ganz wesentlich auch deshalb, weil man Vibrationen außen hören würde. Wie es drinnen zugeht, ist ja wurscht, also einem selbst. Natürlich nicht der Fliege, die man aus Versehen mit einschließt, wenn man die Endstufe hinten draufschraubt, aber Insekten sind eh keine Musikexperten. Also alles in Butter.

So viel mal für den Moment.

Danke für Euer Interesse

Peter
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

musikgeniesser hat geschrieben: 28.01.2021, 16:36 Boxen in Schichtbauweise herzustellen hat nicht direkt mit Gehäuseresonanzen zu tun.
Peter,

m.b.M.n. aber doch. Ich hatte das Vergnügen, den Zussammenbau bei Gauder vor Ort verfolgen zu dürfen.
Hier wird ja u.a. Aluminium verwendet. Das Material (E-Modul) drückt die Resonanzen ja in höhere Frequenzbereiche.
Was sich im ungünstigen Fall in "Klingeln" äussern kann. Es ist schon spannend wie ein kleiner Hammerschlag einen am Kranseil hängenden T-Träger aus Stahl zum Glockenklang bringt.
Bei den Schichten werden aber hier nun Dämpfungsschichten dazwischen verspannt. Es ist also ein gezielter Aufbau von steifen Elementen plus Elementen mit innerer Reibung machbar.
Ergebnis: da resoniert praktisch nichts mehr. Es macht nur noch Tok.
Nachteil: aufwendiger Materialeinsatz = Kosten.

Disclaimer: nein, ich promote keine Gauder LS : :wink:

Viele Grüsse
Uli

Edit: IIRC gibt es dort auch kreuzverspannte Schichtelemente.
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