uli.brueggemann hat geschrieben:
Nun habe ich mal willkürlich einen sinc-Bandpass von 300 Hz bis 3 kHz erzeugt und damit Original und digitalisierte LP gefiltert. Das schmeisst Rumpel, aber auch hochfrequentes Zeugs raus.
Der Vergleich der gefilterten Daten zeigt, dass sich Timing-Unterschiede ergeben. Klar, die 33 1/3 rpm sind definitiv nicht genau. Wenn ich dann aber ein Resampling durchführe, so dass zwei auseinanderliegende Ereignisse zeitlich zusammenpassen, zeigt sich, dass das bei Ereignissen dazwischen nicht der Fall ist. Im Klartext: die Drehzahl schwankt standig, die LP-Wiedergabe drückt einen Modulationsstempel auf.
Hallo Uli
Da hängen so viele Sachen zusammen, von Paul Ladegaard /Brüel&Kjaer
über Resonanzen in Plattenspielern in den 1970ern... aus
Analoge Hörer - Is there anybody out there?
Allein das Füllschriftverfahren bringt schon ein Herumgeeier zusätzlich zu der Exzentrizität des Mittellochs. Und die Kompenente eines vertikal schwingenden Arms auf dem Nadelträger verursacht eine effektive Längenänderung, also Modulationskomponente der Rillengeschwindigkeit.
von der Seite
http://www7a.biglobe.ne.jp/~yosh/vta.htm
Mit dem Kardanlager auf Niveau der Abtastebene ist das immerhin etwas besser.
Da nun bei der LP-Wiedergabe soviele Effekte mit reinspielen, noch nicht genannt wurde z.B. das Übersprechen, ist es schwierig, die einzelnen Ursachen und Bestandteile aus dem Summensignal aufzudrisseln. Dazu noch ein Beispiel: Hans-Martin hat sich einen kleinen Ausschnitt Deiner Denon-Platten-Aufnahme (Sweep) zwecks Übersprechen angeschaut. Das liegt bei ca. -35 dB, wobei die Phase bei Frequenzen > 1kHz ca. 160° gedreht ist, darunter aber eher unkorreliert.
Ach ja, die Polarität hat sich auch gedreht bei der Aufnahme. Ob es nun am Anschluss des Tonabnehmers liegt oder an der LP selbst, kann ich nicht feststellen.
Welche Polarität meinst du?
Angenommen, linker Kanal drückt die Nadel zum System, rechter Kanal saugt sie heraus, beides soll nach Normdefinition positives Signal liefern. Vertikale Bewegungen erzeugen gegenphasige Signale, die Seitenschrift bedingt bei rein lateraler Auslenkung Gleichphasigkeit. Zeichnet man ein Absenkgeräusch auf ein plane Fläche auf, lässt sich beim WAV-Editor die korrekte Polarität prüfen.
Bei dem Übersprechtest stellte ich ein überwiegend gegenphasiges Signal auf dem Kanal fest, wo kein Signal in die Rille geschnitten war. Es ist also eine vertikale Komponente, die oberhalb 1kHz durchschlägt
Es ist üblich, den Azimuth des Systems so zu justieren, dass sich ein Minimum im Übersprechen ergibt, auch eine Symmetrie L>R und R>L. Das Übersprechen beim mir vorgelegten Frequenzsweep musste immerhin mehr als 30dB verstärkt werden, um gut erkennen zu können, was passiert. Das muss man relativierend bemerken. Ob man diese Beobachtung generalisieren kann?
Und schon beim Schneiden ergeben sich Probleme:
http://www7a.biglobe.ne.jp/~yosh/vta.htm hat geschrieben:Another complication: there is difference in the cutter structure between Neumann type and Ortofon type. JVC book (1979) P.205 indicated the following drawing 5.33 and explained as follows: "When a cartridge is designed based on one of the principles, there arises a difference of crosstalk. But this difference as calculated is less than -30dB so that it is no real harm."
Daraus geht hervor, dass die mathematisch ideale 90°-Bedingung zwischen den Kanälen für geringstes Übersprechen praktisch gar nicht erreicht werden kann, außer Schneidvorrichtung und TA-System sind genauestens aufeinander abgestimmt, was in der Praxis und ihrer Vielfalt scheitert.
Die Gegenphasigkeit des Übersprechsignals verlangt nach weiterer Überprüfung anhand neuer Sweepaufzeichnungen unter variierten Azimuthwinkeln, um festzustellen, wie der Pegel verläuft, vor allem, wie sich das auf die Phase des "Fehlersignals" auswirkt, denn eigentlich soll es nicht existieren. Wenn die Gegenphasigkeit von L auf R zugespielt wird, entsteht mehr Räumlichkeit, die "Wide" Einstellung beim TV-Ton oder Ghettoblaster macht eigentlich nichts anderes. Es entspricht auch mehr S als normal, wenn man es nach M/S betrachtet.
Beim Azimuth gibt es noch ein weiteres Problem, wenn der Arm ein Lager für die Vertikalbewegung hat, welches nicht parallel zum Radius der Platte steht, dann verkippt das System bei Vertikalbewegung.
Nur der Tangentialarm kann diese Bedingung gut einhalten (da er idR kürzer ist, hat er mehr vertikale Abtstwinkeländerung bei Höhenschlag). Der 9" Arm :
Beim Vinyl/System/Tonarm gibt verschiedene Resonanzstellen:
1.Vinyl- Nadel (effektive Masse an der Nadelspitze), die liegt oberhalb 17kHz, je nach System bis 55kHz
2.Nadel-Nadelträger oberhalb 10kHz
3.Unerwünschte Resonanzen im Tonarmrohr (horizontal u. vertikal unterscheiden sich in der Phasenlage zwischen den Kanälen, horiz=gleichph., vert=gegenph.)
4.Systemnadelnachgiebigkeit- eff.Tonarmmasse zwischen 5-10Hz
5.Chassisaufhängung Federfüße- Masse unter 4Hz
Die 4 ersten müsste man aus der Aufnahme herausfinden können, da ist die generelle Vorweg-Bandpass-Filterung kontraproduktiv, wenn sie die Bereiche, die untersucht werden sollen, ausschließt. Ein Rumpelfilter -Hochpass im Aufzeichnungsweg wäre so ein Fall.
Eine interessante Alternative wäre, die Aufzeichnung über den linearen Vorverstärker zu machen (Mikrofoneingang bei MC - aber vorher prüfen, dass die Phantomspeisung abgeschaltet ist!) und die RIAA Entzerrung per WAV-Editor. Dann hat man alle Freiheiten, neben überragender Präzision, und Blindtests, an denen ich in einem anderen Forum teilgenommen habe, zeigen, dass diese Alternative sogar klanglich hervorragend ist.
Und dann ist da noch die Schwingung, die durch das Armrohr wandert, ein Testton von der Messschallplatte, den man mit der Fingerkuppe am Arm nahe des Lagers ertasten kann, selbst bei auf geringes Spiel nachgestelltem Lager. Biegewellen wandern zeitverzögert auch zum System zurück. Es könnten auch Rohrbewegungen sein, die sich als Übersprechen niederschlagen.
Eine Versuchsreihe wäre wohl nötig, um auf die offenen Fragen Antworten zu finden.
Grüsse Hans-Martin