Hallo zusammen,
heute ist mein Apogee Wyde Eye-Digitalkabel (endlich!) eingetroffen, und nach ausgiebigem Hören heute Nachmittag und Abend möchte ich hier meine ersten Höreindrücke wiedergeben - und zwar im Vergleich mit meinem selbstkonfigurierten Kabel, über das ich hier schon weiter oben berichtet hatte. Auf dieses Kabel habe ich bislang im Vergleich zu anderen gehörten Digital-Kabeln große Stücke gehalten. Voranschicken möchte ich wie immer, dass meine Höreindrücke subjektiv sind und immer im Zusammenhang mit meiner Wiedergabekette gesehen werden müssen. Das kann sich mit anderen Wiedergabeketten und im Vergleich der dort bisher verwendeteten Digitalkabel anders darstellen.
Zum Wyde-Eye-Kabel:
Ich habe das Wyde-Eye-Kabel bei Thomann für 44 Euro erstanden. Seine Länge beträgt 50cm, seine Dicke ist die eines Bleistifts. Verglichen mit manch anderem "Highend-Kabel" ist es ziemlich flexibel. Allerdings sollte man den Biegeradius nicht zu sehr strapazieren, um Veränderungen im Wellenwiderstand zu vermeiden. Bestückt ist das Kabel mit gut sitzenden Cinch-Steckern (RCA).
Zu beachten ist bei diesem Kabel die "Laufrichtung", die auf dem Kabel mit kleinen Dreieck-Pfeilen gekennzeichnet ist. Einen Unterschied konnte ich auf die Schnelle nicht heraushören; aber sicher ist sicher...
Test-Umgebung:
Getestet habe ich das Kabel in meinem Setup zwischen Apogee Big Ben und DAC, dem RME Fireface UC, weil an dieser Stelle (bis auf die interne Clock des DAC) keine weiteren Jitter-Korrekturen erfolgen und hier die Unterschiede folglich am stärksten zu Tage treten.
Zum Einsatz kamen alljene Stücke, die ich auch sonst bei meinen Tests nehme und die ich z.T. ausführlicher im Abacus-APC-Test besprochen habe. Vorzugsweise Klassik und Jazz in Auflösungen von 44.1/16 bis 192/24.
Verglichen habe ich zum Teil einzelne Passagen von etwa 1 Minute Länge immer wieder durch umstöpseln; zum anderen habe ich immer auch längere Phasen mit dem Wyde Eye gehört und dann das Ganze nochmal mit meinem bisherigen DIY-Kabel. Besonders dieser Wechsel, nachdem ich mich längere Zeit in das neue Kabel eingehört hatte, war dann besonders deutlich zu hören.
Bei den nachfolgenden Schilderungen greife ich nur ein paar Stellen exemplarisch heraus, wo ich den Unterschied besonders deutlich wahrgenommen habe.
Ich bewerte das Kabel mit den gleichen 4 Kriterien, die ich auch sonst bei meinen DAC-Tests verwende: Tonalität, Räumlichkeit, Detailabbildung, Lebendigkeit.
Tonalität
Im Bassbereich drückt sich der Unterschied zu meinem DIY-Kabel darin aus, dass der Bass schlanker und konturierter zugleich aber tiefer klingt. Bei der Orgel sind vor allem die Bassläufe der Pedalregister leichter zu verfolgen. Bei komplexen Orchesterpassagen bleibt der Überblick besser erhalten. Diesen Effekt konnte ich bereits bei früheren Optimierungsschritten in der digitalen Sektion meiner Wiedergabekette beobachten. Für mich erstaunlich, dass da noch immer Steigerungen möglich sind.
Die Höhen bildet das Wyde-Eye-Kabel feiner und heller ab, als mein DIY-Kabel. Es gibt Musikstücke, die mir bisher immer einen Tick zu dumpf abgemischt klangen, und die mit dem WideEye-Kabel nun ausbalancierter klingen, ohne dass es nun so klingt, als habe man einen schnöden Höhenregler aufgedreht. Zischlaute kommen glasklar und natürlich rüber.
In den Mitten gibt es für mich ein bemerkenswertes Detail, dass diese nämlich durch das Wyde Eye in einer Weise zurückgenommen werden, dass es anstrengungsloser anzuhören ist, ohne dass aber dadurch die Präsenz insbesondere von Stimmen zurückgeht oder in das berüchtigte Näseln driftet. In komplexen Chorpassagen (z.B. Messe H-moll von J.S. Bach "In sancto spiritu" zusammen mit Orchester ist der Chor dennoch mit seinen einzelnen Stimmführungen perfekt zu verfolgen.
Räumlichkeit
Hier sind mir zwei Aspekte aufgefallen: Zum einen eine deutlichere Phantommitte bei gleichzeitig weiterer Bühne. Und zum anderen ein interessantes Phänomen bei einer 88.2-Aufnahme (Camille Saint-Saens - Cyprès et lauriers Op. 56), bei der die Orgel und das Orchester sehr stark im Raumhall stehen, die ganze Aufnahme also ein wenig "versoßt" klingt, wie es nun mal in einer Kirche anzutreffen ist. Im Vergleich zu meinem DIY-Kabel klingt die Aufnahme immer noch mit starkem Hallanteil, aber dennoch differenzierter als mit meinem DIY-Kabel. Der starke Hallanteil führt mit dem Wyde-Eye-Kabel nicht zu einer "Versoßung" sondern hört sich so an, dass man differenziert in die Tiefe des Kirchenraumes hineinhören kann. Eine echte Klanglupe. Zudem setzen sich die Streicher besser gegenüber der Orgel ab.
Detailabbildung
Hier fallen mir vor allem die mechanischen Geräusche der Blasinstrumente auf, sowie das Luftholen der Musiker; beides ist deutlicher vernehmbar. Mit dem Wyde Eye bin ich gerade bei Live-Aufnahmen mehr drin im Geschehen: Das Geraschel der Notenblätter, das Knarren des Podiums, Hüsteln im Publikum etc. .
Lebendigkeit
Die Musik hört sich mit dem Wyde Eye fließender, frischer und lebendiger an. Gerade der Wechsel vom WideEye auf mein bisheriges Kabel macht den Unterschied deutlich - und zwar umso deutlicher, je länger ich zuvor mit dem Wyde Eye gehört habe.
Fazit:
44 Euro bei diesem Zugewinn an Klanggenuss erscheint mir ein fairer Preis; ich finde es beeindruckend, was ein gutes Kabel doch noch bewirkt. Es deckt sich damit auch mit den Jittertests, die Gert durchgeführt hat, und die ja auch hier als Klangbeispiele vorliegen.
Ich will aber mein DIY-Kabel deswegen nicht verdammen. Für 9,-€ Materialkosten bei 1m Länge hat es bislang gute Dienste geleistet und auch einige Markenkabel wie z.B. die von Sommer-Cable getoppt. Aber das Wyde Eye ist einfach brillianter, sauberer und lebendiger, wie immer die Leute von Apogee das hingekriegt haben. Und wenn man das einmal gehört hat, mag man halt nicht mehr dahinter zurück.
Grüße
Fujak