Liebe Freunde,
da liegt nun ein Missverständnis vor. Das ist nicht der Frequenzgang der AGM 8.4, sondern der Frequenzgang der Korrekturfilter. Nun hat mich eine Sache aber stutzig gemacht: Dass die mittlere Gesamtverstärkung des Filters nur bei -1,3dB liegt. Normalerweise senkt ein FIR-Filter um -4 bis -8dB ab, je nachdem, wie groß die Täler sind, die es im Frequenzgang aufzufüllen gilt (grob gesprochen). Und in einem realen Raum gibt es, insbesondere im Bass, immer was aufzufüllen und abzusenken. Ich bin der Sache mal nachgegangen und habe mir die Messkurven nochmal angeschaut. Dabei habe ich gemerkt, dass mir bei der Erstellung der Zielkurve ein Fehler unterlaufen ist. Dazu muss ich ein kleines Stück ausholen:
Man kann bei acourate bei der Zielkurvenerstellung die Zielkurve erstmal an die Messkurve anpassen - insbesondere im HT-Bereich macht das Sinn, weil allerlei Richtwirkungen prinzipbedingt einen Abfall in den Messkurven verursachen. Dazu schiebt man die Zielkurve im Diagramm mit der Maus hoch auf Höhe der Messkurven. Ist die Erstellung der Zielkurve fertig, zieht man sie wieder runter. Dabei gibt es ein super Feature in acourate. Alle Teile der Messkurve, die oberhalb der Zielkurve liegen, werden korrigiert, und alle unterhalb nicht. Damit kann man verhindern, dass in kleine sehr steile Frequenzgangeinbrüche, die oft an Bassresonanzstellen zu finden sind, unnötig Energie reingeblasen wird - was an anderer Stelle im Raum als am Messplatz dann evtl. zu starker Überhöhung führt. Ich habe nun in der Eile am Samstag vergessen, die Kurve wieder runter zu ziehen, was bedeutet, dass viele Frequenzgangtälchen eben gar nicht in die Korrektur eingeflossen sind. Deshalb sind die Kurven so flach.
Unfreiwillig war das aber ein super Test. Der Frequenzgang wurde kaum korrigiert, und die Herstellung der absoluten Zeitrichtigkeit (was durch die FIR-Filter erfolgte) ist bei einer S-Weiche nicht etwas, was einen großen Klangunterschied erwarten lässt. Damit war es im Wesentlichen der Unterschied zwischen Convolver im Signalweg oder nicht.
Bitte nicht vergessen, es geht nicht um den Frequenzgang der Box (im schalltoten Raum oder Freifeld), sondern um den Frequenz am Hörplatz im realen Hörraum, mit allen Reflexionen von Wänden, Fenstern, Schränken, Decke, Fußboden und und und. Dass das Ergebnis mit Korrektur etwas enttäuschend klang, liegt nun natürlich keinesfalls an acourate oder der FIR-Filtermethode, sondern einzig und allein am erhöhten Jitter durch die BruteFIR-Kiste - das ist meine Vermutung. Der Frequenzgang 1/3-oktavgeglättet am Hörplatz sieht so aus (zum schnellen Einstellen des FG benutze ich gerne Carma von Audionet):
Das sieht vernünftig aus, aber man sieht, dass die rechte Box (rot), die der Ecke näher steht als die linke (blau), mit erheblich mehr Raummodeneinflüssen zu kämpfen hat im Bass als die linke.
Wenn ich mal wieder zu Helmut komme, möchte ich die Angelegenheit gerne etwas systematischer untersuchen:
1. Als Filter lediglich einen Diracimpuls einsetzen - also weder Zeit noch Amplitude beeinflussen. Da müsste dann die Klang-Verschlechterung durch die Jitterzunahme mindestens ebenso zu hören sein, wenn meine Arbeitshypothese stimmt, aber Einflüsse durch irgendwelche (diletantisch von mir erstellten
) Filter fallen weg.
2. Dann die richtigen (!) Filter erstellen und damit dann offline einen Musikfile falten. Wenn das besser klingt, bringt die Korrektur prinzipiell was.
3. Dann die Filter auf der BruteFIR-Kiste laufen lassen und den Unterschied zu 2. testen.
Was wir am Samstag gehört haben, war so ähnlich wie 1. Anders als bei 1. wurde aber die absolute Zeitrichtigkeit hergestellt, also so, dass die Sprungantwort der Gesamtbox dem Ideal nahe kommt. Diese Eigenschaft eines Lautsprechers ist aber, wie wir ja damals auch in unserem Gruppenlaufzeittest gehört haben, nicht besonders ausschlaggebend für eine gute Raumabbildung, sondern eher eine gute Übereinstimmung der Sprungantworten von rechtem und linkem Kanal.
Viele Grüße
Gert
P.S. Hallo Richard,
sehe Deinen Beitrag gerade erst, als ich fertig bin mit schreiben. Manches klärt sich vielleicht dadurch bereits. Und nein, ich sehe es nicht an der Sprungantwort, ob die einzelnen Wege phasenstarr zueinander sind oder nicht. Ich weiß (noch?) nicht, woran man das festmachen könnte.