So, das Teilchen ist fertig. Erstmal dem DAC ein Paar ungefilterte Ausgänge verpasst, die beiden oberen links im Bild:
Dann ein kleines, aber feines externes Netzteil für den Mini-VV gebastelt:
Dann den VV, hier im Detail die DC-gekoppelten ClassA-Endstüflein ohne Über-Alles-Gegenkopplung:
Rückseite des Mini-VV - alle Buchsen sind liebevoll eingesenkt, auch wenn man das im Rack nicht mehr sieht:
Die kleine Umschaltrelais-Kiste von innen:
Der fertige Mini-VV findet im Rack noch neben dem Behringer DEQ2496, direkt unter dem DAC Platz:
Was ja immer recht zeitraubend ist, ist die Kabelkonfektioniererei, aber da muss man halt durch.
Also, nochmal in Kürze, der analoge Signalweg ist jetzt bei Schalterstellung "Ein" am Mini-VV radikal kurz. DAC, I/U-Wandler, passives Filter, diskrete ClassA-Linetreiber, Aktivboxen.
Mit ziemlich gespannter Erwartung Pegel in beiden Schalterstellungen exakt abgeglichen und dann hin- und hergeschaltet. Ohje, dafür den ganzen Aufwand getrieben. Ich hörte einfach keinen Unterschied. Na gut, am Abend noch mal in Ruhe probiert. Bei absoluter Stille der Umgebung, entspannt und aufnahmefähig. Ei, jetzt bilde ich mir ein, einen winzigen Unterschied ausmachen zu können. Stellung "Ein" klingt vielleicht ein ganz klein wenig sauberer im Mitteltonbereich - bilde ich mir das ein? Also meine Frau zum Test gebeten. Stellung B vielleicht ein wenig besser? Oder auch nicht? Also, kurz: Im Blindtest fällt man mit dem winzigen Unterschied, so er überhaupt da ist und nicht eingebildet, auf jeden Fall auf die Schnauze.
Ganz vergebens war die Mühe aber nicht. Ich kann umgekehrt wichtige Schlüsse ziehen:
1. Mein VV ist ok. Das hatte ich ja schon früher im Vergleich mit hochpreisigen Fertiggerätschaften festgestellt.
2. Das Thema VV ist endgültig behandelt.
3. Das Interessanteste für mich: Ich nehme 5 OPs raus aus der Kette, alle fünf sind OPA627. Und ich habe an jeder Stelle, an der ich früher einen anderen OP probiert hatte, einen Unterschied gehört. Und zwar viel deutlicher, als dieses marginale Gerate gestern. Ich kenne den klanglichen Fingerabdruck der OPA134, OPA604, AD711, AD8610, LME49710 und wie die üblichen Verdächtigen alle heißen, ganz genau. Der Schluss, den ich ziehe, wenn ich fünf dieser OPA627 hintereinander nicht höre, ist ganz einfach, dass er keinen Eigenklang hat. Und ich weiß jetzt auch, warum er bisher schon mit weitem Abstand mein klanglicher Favorit war. Wenn ich mir noch einen winzigen Unterschied einbilden mag, muss man bedenken, dass der auch von den beiden unterschiedlichen analogen Filtern kommen kann. Normalerweise habe ich ein aktives Filter drin, im Mini-DAC ein passives, wenn auch mit ähnlicher Einsatzfrequenz und Charakteristik.
Bevor Ihr jetzt aber alle anfangt, in Euren Aktivboxen die OPs rauszuziehen und OPA627 reinzustecken. muss ich davor eindrücklich warnen. Ein lahmer Ackergaul wie ein TL074 oder auch ein NE5534 oder gar ein LF356 (hallo Kai) gibt sich mit bescheidener Kost zufrieden. Das Futter eines OP ist der Strom, den er von der Versorgung zieht. Eine relativ bescheidene Verpflegung (Versorgungsspannung) ist für diese OPs ausreichend. Ein Rennpferd wie ein OPA627 wird hemmungslos aufjaulen, wenn Ihr ihn an eine solche Futterstelle stellt. Er zittert vor Entsetzen, und zwar mit einigen zig MHz. Und von der HF-Verseuchung der Umgebung mal ganz abgesehen, klingt ein schwingender OP ganz schauderhaft. Dazu kommt noch, dass manche Schaltungen speziell für den OP, der drin ist, kompensiert, sprich ausgelegt sind. Wenn man also OPs tauschen will, muss man die Angelegenheit genau verstanden haben, sonst geht das schief.
Naja, gebaut ist es jetzt schon, dann lass ich das Teil halt drin in der Anlage, es schadet ja nichts.
Viele Grüße
Gert