Feinsicherung, Expertenrat erbeten

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Juergen192
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Feinsicherung, Expertenrat erbeten

Beitrag von Juergen192 »

Guten Tag,

eine Frage an die Experten, ich kenne mich da überhaupts gar nie nicht aus:

Im Vollverstärker meiner Liebsten ist eine Sicherung F2A eingebaut. Die würde ich gern gegen eine hochwertige Sicherung austauschen. Leider gibt es die von mir anvisierte nur als T2a. Kann man mit einem niedrigeren, trägen Wert trotzdem auf der sicheren Seite bleiben oder muß ich auf einen anderen Anbieter für flinke Sicherungen ausweichen?

Angedacht war: Hifi Tuning Supreme 5x20, 2A träge

Danke für eine Antwort!
Jürgen
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Trinnov
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Beitrag von Trinnov »

Hallo Jürgen,

den Rat statt einer flinken Sicherung eine träge Ausführung einzusetzen wird dir hier vermutlich niemand geben. Das kann nämlich im Falle eines Gerätekurzschluss harmlos aber auch schlimmeres nach sich ziehen. Wenn du sie unbedingt verwenden willst, bleibt das Risiko bei dir.

Mein Rat, mache bitte weiterhin eine flinke Ausführung rein. In vielen Fällen bringen übrigens die sündhaft teuren Highend-Sicherungen gar nichts, je nachdem wo in der Schaltung sie eingesetzt sind.

Viele Grüße

Horst
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Jürgen

An welcher Stelle sitzt die Originalsicherung? 2A flink ist für Endstufen zu wenig, eine für beide Kanäle schon gar. Normalwerweise findet man eine träge Sicherung vor dem Trafo. Ersetzt man F durm Mittelträge, ist man schon im unsicheren Bereich. T geht dann ganz bestimmt nicht. Andererseits hält M meist nicht, wo T eingesetzt ist. Setzt man dann den Wert hoch, schützt sie nicht mehr.

Ich finde, der Unterschied zwischen Sicherungen ist bei CD-Playern und Verstärkern hörbar, aber es gibt andere Maßnahmen, die mehr bringen, wie z.B. Schmelzdrahtsicherung statt Sicherungsautomat in der Verteilung, Schaltnetzteile nicht auf der selben Leitung wie HiFi, usw...

Grüße Hans-Martin
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Juergen192
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Beitrag von Juergen192 »

Hallo,

danke Horst und Hans-Martin. Die Sicherung sitzt vor dem Trafo. Da werde ich dann hübsch die Finger von einer trägen Sicherung lassen, meine Liebste möchte ich dann doch noch etwas länger lieben.

Möglicherweise findet sich ja eine andere, geeignetere (z.B. bei PADIS) - ich meine natürlich Sicherung. Hörtechnisch muß man es testen, klar. In meiner Anlage war der Fortschritt halt deutlich (die anderen Maßnahmen habe ich schon getroffen).

Beste Grüße
Jürgen
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Jürgen, Flink vor dem Trafo ist aber sehr ungewöhnlich.

Also zwischen Netz und Trafo gehört eine Sicherung. Die ist fast immer träge und wird meist auf den doppelten üblichen Strom dimensioniert.

Grüße Hans-Martin
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Koala887
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Beitrag von Koala887 »

Hallo Jürgen,

die Beschreibungen des Herstellers sind für mich äußerst suspekt:
HiFi-Tuning hat geschrieben:Feinsicherungen dürfen nie mit einem normalen Multimeter durchgemessen werden, da Zerstörungsgefahr durch erhöhtem Messstrom besteht!!! (Beisp. Eine 250 mA. Sicherung darf nicht mehr als 25 mA Messstrom bekommen, wir Messen mit ca. 10 mA.!) Ein entsprechendes Präzisionsmessgerät kostet mehrere Tausend Euro!
Muß ich jetzt nicht verstehen, warum sollte 1/10 des Nennstroms die Sicherung schädigen? :roll:
HiFi-Tuning hat geschrieben:Es kann bei audiophilen Feinsicherungen in seltenen Fällen, insbesondere beim Einsatz in Geräten (z.B. Verstärkern) mit hohen Einschaltströmen (Naim, Accuphase) vorkommen, dass die Sicherung bereits bei Ihrem ersten Einsatz anspricht und durchbrennt.

Warum?

Audiophile Feinsicherungen (egal von welchem Hersteller) haben eine sehr geringe Toleranz bis zu ihrem Ansprechen (durchbrennen), um Ihr Gerät zu schützen. Der Hersteller Padis hat diesbezüglich in Versuchen nachgewiesen, dass original eingebaute Standard-Gerätesicherungen eine Toleranz von bis zu 100% gegenüber dem auf der Sicherung angegebenen Ampere-Wert haben können.
Heißt für mich, daß die Auslösekennlinie nicht mit einer Standardsicherung übereinstimmt. Und da jegliche Reklamationen ausgeschlossen sind, kann das ein teurer Spaß werden, wenn die Sicherung z.B. den Einschaltstrom nicht aushält, obwohl sie es eigentlich müßte... :oops:

Schöne Grüße
Daniel
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spf

Beitrag von spf »

Hi,

was kann denn so eine spezielle Feinsicherung besonders oder besser als normale?
Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Koala887 hat geschrieben:die Beschreibungen des Herstellers sind für mich äußerst suspekt:
HiFi-Tuning hat geschrieben:Feinsicherungen dürfen nie mit einem normalen Multimeter durchgemessen werden, da Zerstörungsgefahr durch erhöhtem Messstrom besteht!!! (Beisp. Eine 250 mA. Sicherung darf nicht mehr als 25 mA Messstrom bekommen, wir Messen mit ca. 10 mA.!) Ein entsprechendes Präzisionsmessgerät kostet mehrere Tausend Euro!
Muß ich jetzt nicht verstehen, warum sollte 1/10 des Nennstroms die Sicherung schädigen? :roll:
Hallo Daniel

Ich kenne kein Multimeter mit 25mA Messstrom, bei dem üblichen Einsatz eines 9V Blocks wäre der doch zu schnell entladen.
HiFi-Tuning hat geschrieben:Es kann bei audiophilen Feinsicherungen in seltenen Fällen, insbesondere beim Einsatz in Geräten (z.B. Verstärkern) mit hohen Einschaltströmen (Naim, Accuphase) vorkommen, dass die Sicherung bereits bei Ihrem ersten Einsatz anspricht und durchbrennt.

Warum?
Die Ringkerntrafos mit besonders niedrigem Gleichstromwiderstand und die große Siebkapazität führt zu großen Einschaltströmen, bis die Elkos geladen sind. Da kann die Kennlinie I2t schnell überfordert werden.
Solche vom Hersteller abgestimmten Sicherungen sind wohl kaum durch "audiophile" Varianten zu ersetzen.
Koala887 hat geschrieben:
HiFi-Tuning hat geschrieben:Audiophile Feinsicherungen (egal von welchem Hersteller) haben eine sehr geringe Toleranz bis zu ihrem Ansprechen (durchbrennen), um Ihr Gerät zu schützen. Der Hersteller Padis hat diesbezüglich in Versuchen nachgewiesen, dass original eingebaute Standard-Gerätesicherungen eine Toleranz von bis zu 100% gegenüber dem auf der Sicherung angegebenen Ampere-Wert haben können.
Heißt für mich, daß die Auslösekennlinie nicht mit einer Standardsicherung übereinstimmt. Und da jegliche Reklamationen ausgeschlossen sind, kann das ein teurer Spaß werden, wenn die Sicherung z.B. den Einschaltstrom nicht aushält, obwohl sie es eigentlich müßte... :oops:
Die Toleranzen der Sicherungen könnte man aus der Staffelung der üblichen Werte ablesen, ein Faktor 1,6 ist da üblich.

Wie fast immer, liefert Wikipedia Informationen. Bei Sicherungen ist die Abstimmung auf das ZeitStrom-Verhalten entscheidend. Wenn eine teure Scherung durchbrennt, hat das/die natürlich seinen/ihren Preis gehabt, aber wenn sie nicht durchbrennt, wo sie hätte schützen müssen, kann es natürlich teuer werden.

Ich halte es nach der Devise: Wenn das Gerät einwandfrei ist, braucht es keine Sicherung. Die Sicherung soll nur rückwärts vor Beschädigung schützen, heißt, wenn die Schaltung kaputt geht, soll das Netzteil nicht auch noch abbrennen. Weiter, wenn das Netzteil auf einen Kurzschluss läuft, darf nicht der Trafo abbrennen, geschweige denn das Netzkabel, usw. So denken wohl auch viele Hersteller, und so findet man heute oft nur noch eine Netzsicherung im Gerät vor dem Trafo, Fold-back beim Spannungsregler ist ja auch ein gewisser (nicht nur Eigen-)Schutz.

Wenn High-End-mäßig überdimensionierte Stromversorgungen aufgebaut sind, sollte man sich nicht verrückt machen. Da müsste genug Reserve sein, um eine Sicherung mit gleichem Nominalwert als hinreichenden Schutz anzusehen. Es sollte jedem klar sein, dass eine Sicherung nicht ohne Grund durchbrennt, idR ausgelöst durch einen Überstrom in der Anwendung. Die Ursache zu beheben, kostet mehr als nur die Sicherung.

Grüße Hans-Martin
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

spf hat geschrieben:was kann denn so eine spezielle Feinsicherung besonders oder besser als normale?
Hallo Stephan

Um einen Draht zum Schmelzen zu bringen, muss eine gewisse Leistung /Hitze punktuell entstehen. Die Sicherung hat also einen Durchgangswiderstand, der auch strombegrenzend wirkt. Wenn Elkos über Gleichrichter geladen werden, spielt die Strombegrenzung in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit eine möglicherweise entscheidende Rolle. 0,05 -0,5 Ohm Innenwiderstand sind häufig vorzufindende Werte bei Sicherungen. Bei Spitzenladeströmen im Bereich von 100A (und darüber) spielt das dann durchaus eine Rolle. Wenn Brückengleichrichter bei 3,5A an 10000uF auf kurzzeitig 160A ausgelegt werden, zeigt das, womit man rechnen muss. Nach Datenblatt haben gute Elkos bei 30mOhm Innenwiderstand, gemessen daran ist eine Sicherung nicht unbedeutend. Der Innenwiderstand kann hörbar in den den Klang eingehen.

Übliche Feinsicherungen haben ein Glasröhrchen, u.a., um den Draht vor abkühlendem Luftstrom zu schützen, das verbessert die Toleranzbereich-Einhaltung. An beiden Enden sind (meist vernickelte) Kappen, die den Draht durch Quetschen konnektieren, gelegentlich findet man auch verlötete Sicherungen. Sandfüllung soll bei Netzspannung Lichtbogen löschen, damit die Sicherung richtig und nachhaltig trennt, sobald sie ausgelöst wurde.

Vernickelte Teile im Signalweg haben magnetische Eigenschaften und Hysterese, unterschiedliche zeitliche Versetzungen über die Frequenz, usw. Ich ziehe nickelfreie Verbindungen vor. Dummerweise müssen Kupferkappen gelegentlich poliert werden. Bei versilberten Kappen kann man mit einem Mikrofasertuch im Laufe der Zeit die Versilberung abreiben.

Grüße Hans-Martin
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