Franz hat geschrieben:... Entwickle doch mal selbst etwas in der Qualität, die diesen Produkten inneliegt und verkaufe das mal am Markt. Dann wirst du schnell lernen, wie du was kalkulierst. Was du als Preis-Leistung für angemessen bzw. sauber kalkulierst hältst, sei dir unbenommen, diesen Firmen aber Unseriösität in der Kalkulation vorzuhalten, ist völlig unangemessen. Du weißt doch überhaupt nicht, wie der Preis letztlich zustande kommt...
Ich kenne keine Kalkulation von Lautsprechern, aber ich kenne sehr seriöse Kalkulationen und erlaube mit mal zu versuchen, daraus einen Beitrag hier zu bringen, der zwar schon ein wenig OT ist, und der wenn's nicht passt, ohne Schmollen meinerseits gerne gelöscht werden kann.
Schaut man sich mal nur den Materialpreis an, so sind das oft nur Beträge, die im einstelligen Prozentbereich des Verkaufspreises liegen. Aber das ist ja auch nur ein Bruchteil der Gesamtkosten. Im Gespräch hat mir ein seriöser Lautsprecherhersteller mal genannt, dass er zwar nicht non-stop und pausenlos, aber dennoch 3 Jahre an einem Lautsprecher entwickelt. Dazu bedarf es mehrerer Gehäusevarianten, mehrerer Chassisarianten, etc. die alle mal zu finanzieren sind. Auch die Arbeitszeit muss gerechnet werden. Bis alleine der Prototyp dasteht, ist schon jede Menge Geld investiert worden - bei einem Umsatz von Null.
Dazu kommen nun einige Kosten für Verpackung (auch die muss konstruiert werden, einfach eine gelbe Schachtel "von der Stange" geht halt nicht. Wir wollen ja alle, dass die Teile auch unversehrt ankommen. Undd ann wollen wir ja auch Garantie / Gewährleistung, selbst bei sorgfältigster Konstruktion und Auswahl der Komponenten muss das bedacht sein. Raumkosten, Messgerätepark, etc. - alles will finanziert sein.
Egal wie klein die Bude ist und wie wenig Mitarbeiter beschäftigt sind: alle müssen sie ihre Familien ernähren können. Damit aber Geld hereinkommt, muss der potenzielle Kunde informiert werden, sei es über Internet, Printmedien oder Messen. Auch das kostet richtig Geld. Eine professionelle Firma kann sich nicht an irgendein Billig-Internetportal hängen. Und wer selbst schon mal ebseiten gebaut hat, die auch ansprechend sind, der weiß, welcher Aufwand dhinter steckt.
Alle die Kosten müssen nun auf die gewünschte Stückzahl umgelegt werden - und nebenbei muss Geld übrigbleiben, damit man auch die nächste Generation entwickeln kann. Diese Umlagen sind bei kleinen Verkaufszahlen dadurch ganz erheblich.
Und noch etwas: oft meint man, dass der Materialpreis doch ganz klein sei. Für uns Laien mag das wie ein Chassis aus einer Serienproduktion aussehen - ist es oftmals aber nicht. In meiner Firma gibt es eine Produktion von sog. "Rennerteilen", da läuft rund um die Uhr eine Produktion völlig identischer Teile - zum Verkaufspreis von x. Will nun ein Kunde 100 Stück einer Variante davon, und sei es nur eine kleine Farbänderung, so müssen sich Menschen darum kümmern, da muss anstelle von rotem Kunststoff nun blauer gespritzt werden. Das geht aber nicht im Mix auf der gleichen Maschine, etc., etc., etc. am Ende ist der Preis 10 mal x, bei absolut seriöser Kalkulation, obwohl sich nur ein rotes Detail in ein blaues geändert hat.
Ich habe jedenfalls zum einen Verständnis für die Preise von Kleinserienprodukten (wie viele AGM 4.4 kann man wohl pro Jahr verkaufen?). Zum anderen meine ich: solange es Kunden gibt, die einen Preis bezahlen, ist es auch seriös diesen zu verlangen. Wir leben ja in einer freien Gesellschaft.
Und ich kaufe nur das, was ich mir leisten kann.
Einen lieben Gruß
Jürgen