Was hört ihr gerade, und was macht die Scheibe so toll?

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Aktiv
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Beitrag von Aktiv »

Ich hoere viel Thelonious Monk. Zur Musik muss man wohl nichts mehr sagen, allerdings vielleicht ein paar Worte zu den von mir meist gehoerten CD Versionen. Aus meiner Sicht hatte Monk seine beste Zeit bei Riverside Records (1955-1961). Der Riverside Katalog gehoert heute zur Concord Music Group. Diese hat vor einigen Jahren damit begonnen, 24-bit remastered Versionen vieler klassischer Jazz Titel herauszubringen. Folgende Aufnahmen von Thelonious Monk wurden bereits diesem remaster unterzogen (Foto, siehe unten):
  • Thelonious Monk plays the Music of Duke Ellington (1955, remastered 2007, KC)
    Brilliant Corners (1956, remastered 2008, KC)
    Thelonious Himself (1957, remastered 2008, KC)
    Monk's Music (1957, remastered 2011, OJC)
    Misterioso (1958, remastered 2012, OJC)
    The Thelonious Monk Orchestra at Town Hall (1959, remastered 2007, KC)
    Thelonious Alone in San Francisco (1959, remastered 2011, OJC)
    Thelonious Monk with John Coltrane (1961, remastered 2010, OJC)
Die CDs erschienen entweder in der Keepnews Collection (KC) oder bei den Original Jazz Classics (OJC). Orrin Keepnews war der Produzent der Originalaufnahmen bei Riverside. In der mittlerweile wohl eingestellten Keepnews Collection schreibt er zu jeder CD einen sehr informativen Begleittext. Die KC wurde kritisiert, da sie in der Aufmachung den Produzenten (fast) mehr betont als den Musiker. Mich stoert es nicht. Fuer das remastering aller Aufnahmen ist Joe Tarantino verantwortlich.

Warum schreibe ich das alles? Ganz einfach, nicht nur die Musik ist genial, sondern auch die Aufnahmequalitaet. Es ist kaum zu glauben, dass diese Aufnahmen mehr als 50 Jahre alt sind. Ich habe nur diese CD Versionen, kann daher nicht sagen, ob sie signifikant besser klingen als aeltere remasters. Unabhaengig davon, kann ich diese 24-bit remasters jedem Monk Fan dringend empfehlen. Und preislich attraktiv sind sie auch. Ich hoffe sehr, dass Concord die Serie der 24-bit remasters fortfuehrt.

Gruss, Joachim

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Heule
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Beitrag von Heule »

Hier mal meine Lieblings CD wenn der Tag sehr stressig war, und ich ein wenig genießen möchte:

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Was ist so besonderes an dieser CD?
Man kann wunderbar abtauchen in die Klänge der Violinen/Instrumente, und muss nicht ständig zum nächsten Titel springen, weil einem vielleicht der nächste Titel nicht so gefällt! Hier passt für mich alles zusammen. Wer Geigen liebt, der sollte diese CD haben!

Gruß Oliver.
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Höhlenmaler
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Beitrag von Höhlenmaler »

hallo

Aktiv hat mich angeregt Thelonious Monk aufzulegen. In meinem Fall aber Schallplatten. Meine Auswahl ist

http://www.discogs.com/Thelonious-Monk- ... se/1454399
http://www.discogs.com/Thelonious-Monk- ... se/1467550
http://www.discogs.com/Thelonious-Monk- ... se/1914999
http://www.discogs.com/Thelonious-Monk- ... se/1914970
http://www.discogs.com/Thelonious-Monk- ... se/2065867
http://www.discogs.com/Thelonious-Monk- ... ase/855135
http://www.discogs.com/Monk-Thelonious- ... se/1915056
http://www.discogs.com/Thelonious-Monk- ... se/2772870
http://www.discogs.com/Thelonious-Monk- ... se/2312656
http://www.discogs.com/Thelonious-Monk- ... se/2313895


und zunächst lag kurz Monk/Coltrane At Reeves Sound Studios auf dem Plattenteller. Ich bin mit der Scheibe nicht wirklich zufrieden. Die schaut super produziert aus, ist aber meiner Meinung nach kein wirklich gut gelungenes Reissue. Das Label ist DoxyMusic. Ich hatte den Eindruck Coltranes Tenor verzerrt seltsam und das nervte mich ... aber dann und nun liegt Thelonious-Monk-At-The-Five-Spot auf dem Plattenteller. Auch das ist ein Reissue, aber im Vergleich zur Doxy ist hier alles unvergleichlich klar, körperhaft, markant, druckvoll. Obwohl ich natürlich auf Coltrane stehe, bläst in diesem Album Johnny Griffin das Tenorsaxophon. Er hat eine breiten Ton der mir hier sehr gefällt. Am Schlagzeug sitzt Roy Haynes und am Kontrabass Ahmed Abdul-Malik. CDs von monk kommen noch dazu, aber die lege ich nicht mehr auf. Ich muss die noch rippen und könnte die dann streamen.
Zwischendurch habe ich jetzt noch drei CDs von Monk in discogs eingetragen und nocheinmal die Doxy LP aufgelegt: Nein, die ist nicht so berauschend. Die CDs in discogs sind:
http://www.discogs.com/Thelonious-Monk- ... ase/543733
http://www.discogs.com/Thelonious-Monk- ... se/2491242
http://www.discogs.com/Thelonious-Monk- ... se/3722515
manches hat man so natürlich doppelt. Monk spielt auch noch auf den Aufnahmen anderer Musiker als Pianist mit. bsp mit Don Byas in Minton's PlayHouse.
http://www.discogs.com/Don-Byas-Live-At ... se/2888656
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Franz
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Beitrag von Franz »

Vor kurzem habe ich diese Aufnahme durchgehört:

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Eine vollständig digital eingespielte Live-Session aus dem Münchner Schlachthaus, die Sigi Schwab und seine beiden anderen Mitstreiter in bestaufgelegter Spiellaune zeigt. Die hervorragende Klangqualität lebt weitgehend von der unkomprimierten Dynamik. Klasse! Ungemein spannungsreich, viele Klangfacetten, wundervolle percussive Einsprengsel und natürlich Sigis phantastisches Gitarrenspiel.

Gruß
Franz
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Aktiv
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Was hört ihr gerade, und was macht die Scheibe so toll?

Beitrag von Aktiv »

Höhlenmaler hat geschrieben:Aktiv hat mich angeregt Thelonious Monk aufzulegen.
Freut mich, dann war mein Beitrag doch noch sinnvoll. Noch ein Nachtrag: mit Ausnahme der Monk/Ellington CD, verfuegen alle 24-bit Aufnahmen ueber bis zu 30 Minuten Bonus Material, welches auf Schallplatten nicht zu finden ist.
musikgeniesser
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ABER NICHT SO

Beitrag von musikgeniesser »

Moin Oliver,
moin Forenten,
Heule hat geschrieben:Ihr werdet die meisten Lieder kennen, aber nicht so
ha, das kann ich auch:

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In Your Eyes (bekannt von Peter Gabriel) habe ich erst gar nicht erkannt, was bei Suzanne (von Leonard Cohen) natürlich nicht geht: das erkennt man sofort, das kann auch Dianne Reeves nicht verhindern. Will sie auch nicht, im Gegenteil, sie will Brücken schlagen, aber es ergibt sich aus der Sache: kleine Jazz-Combo, da klingen Pop- oder Rock-Schlager schon sehr fremd. Aber gerade das gefällt mir.

Das ist hier

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genau umgekehrt: die Lieder erkennt man sofort -- was kein Wunder ist, ist Gershwin doch ein äußerst talentierter Liederkomponist gewesen --, aber die eher in kleinen Jazz-Besetzungen bekannt gewordenen Lieder werden hier von Pop-Größen dargeboten. Und darunter ist eine in meinen Augen wirkliche Perle: gleich im ersten Stück gibt Peter Gabriel den besten Ray Charles, den die Welt je zu hören bekam. Womit sich der Kreis zur erstgenannten CD schließt. Produziert übrigens von George Martin, der die Beatles groß gemacht hat.

Herzliche Grüße

PETER
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musikgeniesser
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EIN BUNTER STRAUSS VOLLER MÖGLICHKEITEN

Beitrag von musikgeniesser »

Moin Forenten,

Carlos Kleiber wurde schon -- ich glaube, beim La Rosita-Test -- erwähnt, aber ich fächere hier mal einen ganz anderen Strauß Musik auf. Erich Kunzel -- selbst mit Wiener Wurzeln -- wird ja gelegentlich gerne herangezogen, um darüber die Nase zu rümpfen, aber diese Mode muss ich ja nicht mitmachen. Je nach Stimmung ist das

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genau das richtige. Am besten gleich die Doppel-CD wählen, das spart Platz im Regal. Wer aber eine der beiden Einzel-CDs schon hat, kann noch immer die fehlende hinzukaufen, denn es gibt noch immer beide auch einzeln.

Kommen wir doch noch zu den Neujahrskonzerten. Mit über die simplen Neujahrsgrüße hinausgehenden Wünschen an die Hörer geht einer meiner absoluten Lieblingsdirigenten einmal wieder über das übliche Maß hinaus und das

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gleich zweimal

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Das inzwischen wegen permanenter Erfolglosigkeit aufgelöste Vienna Art Orchestra hat nach Jahren des "reinen" Jazz den Weg zu Strauss gleichermaßen gewagt wie gefunden und auf diese Weise klanglich wie musikalisch die mit bemerkenswertesten Neujahrskonzerte zuwege gebracht. Wenn Ihr mal alleine seid und alle Nachbarn nun endlich verreist sind, ist der Donauwalzer hier

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eine Pflicht, die man gerne erfüllt. Wie Ravel mit seinen Tempoangaben gebe ich hier mal eine Pegelangabe. Laut. Sehr laut. So laut wie möglich. Noch lauter. Dazu gibt es dann -- wie bei Harnoncourt -- eine Wiederholung

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womit die Reihe schon ein richtiges Gesicht kriegt.

Zum Schluss noch etwas gesungenes, was, wie ich finde, mit ausgesprochen launigen Texten sehr gelungen ist. So etwas

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können eben doch nur Briten. Die kammermusikartige Begleitung ist mit Sabine Meyer prominent besetzt, wobei ich konzediere, die beiden anderen Musiker -- wohl von den Berliner Philharmonikern -- nicht zu kennen.

Herzliche Grüße

PETER
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Höhlenmaler
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Beitrag von Höhlenmaler »

Bei mir liegt eben eine Langspielplatte mit monophonen Aufnahmen auf dem Plattenteller.

Stan Getz, Al Cohn, Serge Chaloff, Brew Moore, Allen Eager ‎– Brothers And Other Mothers

Hatte die länger nicht aufgelegt. Die Musik ist zwischen 1946 und 1950 aufgennommen, ist relaxt und swingt. Die Platte ist zwar aus 1976, ein Reissue, klingt aber vor allem unter der Mononadel ausgezeichnet. Klar, man muss dazu auch diese Musik lieben. Mir gefällt Jazz aus den 40ern besonders gut! Die Musiker hier kenne ich aus auch anderen musikalischen Zusammenhängen, aus anderen Besetzungen. Vor allem im Umfeld von Charlie Parker tauchen die auf, am Schlagzeug, Trompete, Kontrabass usw usw. Weiß nicht mehr woher ich die Platte habe. Der Vorbesitzer hat sie wohl kaum aufgelegt, denn sie schaut wie neu aus. Andere Platten der gleichen Savoy Records Serie sind ebenso gut aufgenommen und klingen auch als Wiederveröffentlichungen hervorragend.

Gruß Ingo
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Heule
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Beitrag von Heule »

Hallo Jungs,
hier mal eine ganz tolle Live CD von Ane Brun(auf die Musikerin bin ich durch Franz
gekommen :wink: ):
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Was ist an der CD so toll? Tolle Aufnahmequalität, eine ganz tolle Künstlerin
mit einer Stimme zum verlieben! Manche Lieder werdet ihr in anderer Form
schon mal gehört haben. Aber was Ane daraus gemacht hat ist etwas ganz
besonderes. Einfach genial! Läuft jetzt schon 2 Stunden bei mir, und man
bekommt nicht genug.
Übrigens: Ane gehört heute zu den gefeiertsten Musikerinnen in Norwegen
und Schweden.

Gruß Oliver.
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Franz
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Beitrag von Franz »

Danke für den Tip, Oliver. :cheers:

Gruß
Franz
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Heule
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Beitrag von Heule »

Franz hat geschrieben:Danke für den Tip, Oliver. :cheers:

Gruß
Franz
Hallo Franz,
dafür ist dieser Thread ja gemacht, um von anderen
tolle Tipps/Anregungen zu bekommen :wink:

Gruß Oliver.
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martino
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Beitrag von martino »

Hallo Ingo,

kennst Du auch die hier?

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Quelle: www.hhv.de

Ist zwar von etwas später (1957), aber auch sehr schön. Eine Allstarbesetzung, die ganz ohne Drumset auskommt und dabei unglaublich "tight" und gefühlvoll spielt. Auch die Soundqualität dieser Mono-Aufnahme ist hervorragend. Ich habe ein CD Reissue vom spanischen Label "Essential Jazz Classics".

Review bei allmusic.com

Martin
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Meik
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Beitrag von Meik »

Hallo Liebe Gemeinde.
Wie ihr wisst bin ich ja hier der schreibfaule.Da ich aber hier auch schon den einen oder anderen
Musiktip bekommen habe möchte ich euch auch einen Musiktip geben der aber glaube auch
schon genannt wurde.

Jocelyn B. Smith Live in Berlin.
[http://ecx.images-amazon.com/images/I/4 ... AA300_.jpg]
( http://www.amazon.de/Live-in-Berlin/dp/ ... um_lnk_alt ).
Hier besonders der Song : When I need you. (absulute Gänsehaut).
Ich habe glück gehabt und konnte diese CD gebraucht ersteigern.

Als zweiter Tip:
[http://ecx.images-amazon.com/images/I/2 ... AA300_.jpg]
Bill Withers Lovely Days.
(http://www.amazon.de/Lovely-Days-Wither ... 84&sr=1-19).
Hier die Songs:Ain't No Sunshine und Lovely Day .

Musikrichtung geht in Soul-Funk.Hier aber in einer erstaunlichen Qualität.
Auch diese CD konnte ich gebraucht ersteigen.

Habe bewusst mal CD s einer anderen Musikrichtung ausgewählt die nich unbedigt Klassisch sind.

Lieber Gruß aus Vellmar
Meik
Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Höre gerade das hier

http://www.amazon.de/Zu-Co-Zucchero/dp/ ... 616&sr=1-2

eine Empfehlung von Herrn Sonder, leichte Kost zu entspannen, simpel aber nicht primitiv, sehr abwechslungsreich, sehr gute Aufnahmequalität.

Schönen Abend noch
Thomas K.
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo zusammen,

ein schöner Thread, Oliver. Ich schreibe mal, was ich gerade so höre, aber nicht lachen, bitte: bei mir ist seit einigen Tagen der Bruckner ausgebrochen. Wenn ich die Musik nicht mehr über die Lautsprecher höre, "brucknert" es in mir weiter.

Besonders angetan hat es mir die 7. Sinfonie, E-dur, und da wiederum der 2. Satz: Adagio. Ich kenne mehrere gute Aufnahmen davon. Celibidache mit den Münchnern, Haiting mit dem Concertgebouw Orchester, Solti mit dem Chicago Symphony Orchestra. Wenn ich vergleiche, lande ich allerdings doch wieder bei Bruno Walter mit dem Columbia Symphony Orchestra.

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Besonders die große Steigerungswelle im Satzanhang (etwa ab 3/5 der Spiellänge des Adagios), die ihren Höhepunkt in einer fff Stelle in C-Dur hat, zelebriert Walter für mich einfach am schönsten. Wer sich für Details interessiert zur 7. Sinfonie, hier ist eine griffige Formanalyse zu finden.

Bruckners Musik hat etwas selbstähnliches. Wenn man eine Bruckner-Sinfonie gut kennt und eine andere Bruckner-Sinfonie zum ersten Mal hört, erkennt man nach wenigen Sekunden, dass es sich um Bruckner handeln muss.
Mit leichter Übertreibung kann man sagen, daß alle Hauptthemen der Ersten Sätze, alle Gesangsthemen der Ersten Sätze, alle Hauptthemen der Adagiosätze, alle Scherzo- und Triothemen, alle »Choralthemen« usw. usw. einschließlich der Nebengebilde durch »Familienähnlichkeit« verknüpft sind. Sie wirken alle wie Abwandlungen je eines Urmodells. Sie alle, Themen, Formbildungen, Rhythmen, Modulationen sind immer »unverkennbarer Bruckner«, aber sie sind niemals »unverkennbar 3. Symphonie« oder irgendeine andere.
Besonders treffend finde ich diesen Text, der die "Urgewalt" der Brucknerschen Kontrastierungsmethode beschreibt.
Das Thema wächst sich zum breiten, in sich geschlossenen und vielgliedrigen Themenkomplex aus. Blockartig werden die Komplexe gegeneinander gestellt; die Kontraste dieser Gegenüberstellungen werden im Laufe der Zeit immer massiver. Durchführungsteile bringen regelmäßig die kompliziertesten Verwicklungen des thematischen Materials, das jedoch fast nie im Bethovenschen Sinne »entwickelt«, sondern meist kontrapunktisch verwoben und übereinandergeschichtet wird. Hierdurch entstehen gewaltige »Kampfgruppen«, so z.B. im 1. Satz der 5. Symphonie (Originalfassung). Die scheinbare Gegensätzlichkeit der motivischen Erfindung enthüllt sich im Verlaufe der Symphonie meist als Resultat aus einem einzigen thematischen Kern. Die verschiedenen, im Laufe des Werkes auftretenden Themen kehren oft als Zitate wieder und werden mit Vorliebe im Finale, besonders in der apotheotischen Schlußsteigerung, vielfältig und gewaltig übereinandergetürmt (5. und 8. Symphonie bieten Musterbeispiele). Episodische Gruppen erscheinen häufig, so vor allem die sog. »Choräle« der Finali, hymnisch feierliche, vom massierten Blech vorgetragene Themen, die liedartig gehalten, aber nicht gegebenem Choralmaterial entnommen sind. Sie werden im Gefüge des Satzes als Orte innerer Sammlung eingesetzt, etwa vor dem Durchbruch der Schlußsteigerung.
Quelle der Zitate: Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 02, S. 379

Viele Grüße
Harald
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