modmix hat geschrieben:Natürlich wäre es klasse, durch eigenes Nachdenken zur Beantwortung Deiner Frage zu kommen.
Hallo Ulli
Wer die Frage formulieren kann, ist der Antwort meist schon näher.
Falsifizieren von Vorschlägen ist natürlich auch eine zulässige Methode (Popper)...
Die Korrektur fehlerhafter Aussagen muss auch unbedingt erfolgen, denn nirgendwo wird so viel Fehlerhaftes abgegeschrieben und weitergegeben wie im Internet.
Ein Tisch mit 4 Beinen wackelt schon mal, einer mit 3 Beinen kann das nicht.
Korrekt, aber kann der Tisch von innen heraus wackeln wollen? Die Erfahrung basiert auf der Reaktion des Tisches auf extern zugeführte Kräfte. Interessant wäre die Antwort auf diese Frage: Wenn wir auf einen runden Tisch schlagen, klingt die Schwingung bei einem 3-, 4- oder 5-beinigen Tisch schneller ab?
Wenn die Spikes Kontakt haben müssen für die untersuchte Wirkung, wird 3 besser sein.
Nicht ganz richtig. Die Beobachtung an Lautsprechern zeigt, dass 3 Spikes auf zweierlei Weise sinnvoll angeordnet sein können: 2 unter den hinteren Ecken und 1 vorn mittig, oder 2 vorn 1 hinten. Beides klingt unterschiedlich, meine eindeutige Präferenz für 2 hinten führt zu der Annahme, dass Rückstoßkräfte besser abgeleitet werden. Mit 4 Spikes, davon 3 feste (2 hinten) und 1 fester + 1 höhenverstellbarer vorn, wird es nochmal besser, kann die Box kippeln, wird es schlechter. Die Schlussfolgerung mag jeder für sich finden.
Da weder die Musik total symmetrisch im Sinne eines mathematischen Sinus ist (ich meine hier das Oszillogramm), noch die Verstärker siehe Class A (fast alle Vorverstärker, alle Röhrenstufen), noch die Lautsprecher (Ausnahme sind vielleicht membrangeregelt, offene Dipole), selbst das menschliche Ohr hat ein- und auswärts unterschiedliches Verhalten, lässt sich wohl erklären, warum unter Boxen der Unterschied hörbar sein kann, und mehr Symmetrie der Neutralität hilft, also 4 Spikes, spielfrei vorausgesetzt.
Hast Du versucht, die Spikes andersherum einzusetzen? oder kennst Du Gründe, warum das keine gute Idee wäre?
Nichts spricht gegen das Ausprobieren beider Alternativen.
Meine Arbeitshypothese:
Von der Unterlage auf das Gerät übertragene Schwingungen, sind das, was den Klang negativ beeinflußt (Mikrophonie).
Nicht ganz richtig. Mikrofonie - Luftschallaufnahme oder Körperschallübertragung vom Lautsprecher? Das Gerät ist sicherlich leichter als der Fußboden, auf dem das Rack/Schrank etc steht. Schwimmend verlegtes Laminat oder Zementestrich machen sicher einen großen Unterschied. Aber was ist, wenn das Gerät selbst Schwingungen produziert, dann muss erst analysiert werden. Lautsprecher und Geräte mit Transformatoren und Motoren verlangen andere Anpassung an die Umgebung als Vorverstärker mit externem Netzteil.
Verteile ich die mit einer Spitze aufgenommene Kraft der Schwingung der Unterlage auf eine recht große Fläche, ... hmm, ist das ein Körper ohne Deformationsmöglichkeiten?
Meinst Du horizontal oder vertikal? Wie nachgiebig ist die Zone um den Berührpunkt ? Bleibt die Dichte des Materials um den Aufsetzpunkt entsprechend der Materialkonstante, oder wirkt die Verdichtung durch Druck zu geändertem Übertragungsverhalten? Vor 40 Jahren hatte ich Kalenderbilder von Laserinferometrie am Acrylschraubenschlüssel an einer Mutter, da konnte man die unterschiedlichen Verdichtungen in Farben sehen, schillernd ähnlich Newtonscher Ringe.
Nehmen wir einen Spike mit 30mm Durchmesser auf 0,3mm, was sichtlich schon etwas abgestumpft ist.
Das entspricht einem Flächenverhältnis von 10000 : 1.
Die Werte für das
Elastizitätsmodul von Holz parallel zur Faser 7-20 oder quer zur Faser 0,2-1,3 unterscheiden sich schon im selben Material, Stahl hat 210, Aluminium 70, Silikonkautschuk unter 0,1.
Ändert sich der Flächenquerschnitt A, resultiert sich die Längenänderung Lo des Materials bei gleichem Elastizitätsmodul E, anders ausgedrückt, wo sich der Spike verjüngt, wird seine Feder weicher.
Aus der Formel lässt sich mit etwas gutem Willen die "mechanische Diode" ableiten.
So kann vom harten Bodenblech ein Spike mit dem breiten Ende über die Spitze zum weichen Holz vermitteln. Ich mag keine Spikes, aber wenn ich die Spitze eines Gusskegels (E80-180) abflache, gefällt es mir besser. Glaspyramiden (E50-90) sind auch nicht schlecht.
Schlechter wird das Ergebnis, wenn zwischen Geräteboden und Spike ein Elastomer ist, aber wenigstens genauso deutlich, wenn der Übergang Spike zum Untergrund nicht stimmt. Ich vermute, dass mit der Kontaktflächengröße die Eigenschaften des Untergrundes mehr beeinflusst werden als die des Spikes oder Kegelstumpfes. Sprunghafte Änderungen sind schlecht, ebenso ein Auf und Ab der Parameter
Ausgehend vom Unterschied einer Schwingungs-Reflexion am offenen und am festen Ende, wo in beiden Fällen die Schwingung reflektiert wird, jedoch mit Phasendrehung, finde ich die Absorberidee beeindruckender. Die Tonbasis von ACapella hat unter dem Aluminium E70, eine Lage Blei E16, darunter Sand E2, schließlich FilzE0,1. Da verschwindet eine Schwingung allmählich in dem Sumpf aus Materialien mit stetig wechselndem E.
Boxen auf Parkett E10 oder auf Betonestrich mit Stahlarmierung E37 verlangen andere Materialien als auf Teppichboden zu stellen.
Dummerweise kann man so nicht durch den Teppichboden stechen und die Spitze zur Box zeigen lassen, da macht keine Hausfrau mit, Unfallgefahr mal aussen vor gelassen.
Will man Schwingungen des Bodenblechs eines Gerätes verhindern, müssten die ankoppelnden Teile besondere Eigenschaften aufweisen. Wenn das Bodenblech selber schwingt, könnte man ja plan auf den schweren Untergrund auflegen.
Zur vollständigen Entkopplung von Schwingungen des Untergrunds muss man besonders weiche Federn verwenden.
In der Praxis besteht ein Bedarf für beides, deshalb muss ein individueller Kompromiss gefunden werden.
Das Holz könnte dazu dienen, die unerwünschte Weiterleitung der Schwingungen zu unterbinden...
Selten. Dann müsste das eine Ende des Holzes mitschwingen, das andere Ende ruhig sein. Also eine Art Feder, Schwamm oder Holzwolle.
Aber zunächst muss geklärt werden: wollen wir das Gerät isolieren oder seine Schwingungen ableiten?
Am Beispiel der Gitarrensaite kann man sich manches herleiten. Man stimmt sie durch Zugspannung. Wo und wie man sie anschlägt erzeugt unterschiedliche Klänge /Schwingungsmuster.
Ähnliches gilt für Xylophone, wo die Hölzchen aufliegen und wo man sie anschlägt / anregt, spielt eine große Rolle und entscheidet über ihr Schwingverhalten.
Fundamentale Zusammenhänge entdeckt man im
Kundtschen Rohr
Die Ausbreitung von Luftschall als
Longitudinalwelleerzeugt bei Resonanz eine Transversalwelle in z.B. in einem dünnen Deckblech.
Hinzu kommen
Schwingungsmuster auf Flächen
Da wird schon klar, dass die Größe der Kontaktfläche eine Rolle spielt. Ich denke an
Flagolett und seine Unterdrückung, wenn der Kontaktflächenteil des Spikes mehr Ausdehnung hat, dagegen läßt die Spitze auf der schwingenden Fläche solche Effekte zu, verhält sich also in beiden Orientierungen unterschiedlich.
Vielleicht hat hier die mMn irreführende Bezeichnung "mechanische Diode" ihren Ursprung.
In diesem Zusammenhang muss man noch bedenken, dass die Schallausbreitung in Medien unterschiedlicher Dichte auch unterschiedliche Wellenlängen erzeugt. Sobald man mehr als 2 Kontaktpunkte für den sicheren Stand einsetzt, werden beide Flächen sich an unterschiedlichen Schwingungszuständen "verzahnen".
Erschwerend in der Betrachtung oder Berechnung kommt noch hinzu, dass für Transversal und Longitudinalwellen dasselbe Medium unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeit hat.
Legt man 2 Materialien aufeinander, dämpfen Sie sich gegenseitig, vorausgesetzt, die Schwingung kann sich in beiden ausbreiten. Ein Stahlrohrständer mit Bauschaum ausschäumen bringt Vorteile beim Rostschutz, dämpft aber Schwingung kaum.
Spikes werden aus verschiedenen Gründen in unterschiedlichen Umgebungen eingesetzt. Eine universelle Gleichung kann nicht aufgestellt werden, oder?
Die Berechnung der nächsten Lottozahlen erscheint mir schon fast einfacher...
Dieser Beitrag ist nicht vollständig und auch noch etwas ungeordnet, ich habe einfach mal drauflos geschrieben. Ich meine, es gibt schon Regeln, die Formuliert werden können, die sich mit Beobachtungen decken. Zumindest habe ich hier nichts geschrieben, was meinen eigenen Erfahrungen und experimentellen Beobachtungen widerspricht.
Grüße Hans-Martin