Hallo Christian,
leider habe ich keinen Vergleich bei Frank Sinatra zur späteren Ausgabe, aber die allgemeine Beobachtung geht in die Richtung: Vieles, was als Remaster nochmal verkauft wird, wurde mit Dynamikkompression aufgepeppt und geht einem schnell auf den Zeiger. Dann ist man seine Kohle erstmal los, und beim Hören wählt man schnell die nächste Musik, die nicht so nervt. Da man die Lautstärke herunterdreht, weil alles lauter übertragen wird, wurde vielleicht vorsorglich im Mix noch eine Loudnessfunktion drübergelegt, wie bei Fleetwood Macs Rumours beobachtet.
Zu den Remasters mit Dynamikkompression gegenüber früheren Ausgaben gehören auch The Beatles, Gesamtwerk auf CD und 48/24 - nur die Vinylausgabe kommt laut
Aussage von Magee unkomprimiert, oder das schrittweise veröffentlichte Gesamtwerk von Led Zeppelin, welches Jimmi Page in Interview so kommentiert, dass seine Bänder zuhause immer noch am besten klingen (diese wurden aber nicht 1:1 für das Re-issue überspielt, Ha-Ha!). Das Remaster von Jennifer Warnes The Hunter wurde ebenso bei Bernie Grundman remastered wie auch das ursprüngliche Mastering dort durchgeführt wurde, damals korrekt in der Polarität, des Remaster invertiert.
Zugegebenermaßen wiederhole ich mich mit diesen Beispielen, aber die resultierende Warnung lautet: Allem, was als Remaster deklariert ist, sollte man mit großer Skepsis begegnen, denn zu oft ist die unter audiophilen Aspekten betrachtete Qualität ein Rückschritt, aber ein kommerzieller Gewinn für den Inhaber der Musikrechte durch erneute Veröffentlichung.
Es ist erschreckend, wenn das Medium LP vor der CD-Ära eine größere messbare Dynamikspanne in der dort geschnittenen Musik hatte als spätere CD-Veröffentlichungen - und wenn die Remaster, ebenfalls von den Originalmasterbändern, wie im Allgemeinen gern betont wird, im Dynamic Range Faktor nocheinmal weiter zurückfallen. Und das, wo der theoretische Rauschabstand bei der CD doch um einiges größer als bei Vinyl ist, damals ein Hauptargument für die Digitaltechnik. Rauschabstand ist offenbar nicht mit Dynamik gleichzusetzen!
Bei dem, was aus der Remasterszene entspringt, fällt mir wieder der Jean Pütz Beitrag im TV ein, wo er -allerdings mehr scherzhaft- Digital erklärte: der D-igitt-Aal.
Mir will die
Maqqi-Suppe des Remasters überwiegend nicht schmecken, mittlerweile vermeide ich sie konsequent. Tonträger kaufe ich am liebsten im Land der ersten Veröffentlichung oft nur noch als SecondHand erhältlich.
Grüße Hans-Martin