Kalibrierung von Messmikrofonen

Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

In der vergangenen Woche war es soweit und ich war zur Mikrofonkalibrierung bei Icy-Medien (hifi-selbstbau.de), deren Geschäftsräume in Köln-Dellbrück direkt an der A3 (Ausfahrt Dellbrück) liegen.

Ich wurde empfangen von Thomas Ahlersmeyer und Theo Winterscheid, die abends nach ihrer regulären Arbeit bei Icy-Medien ihrer audiophilen Leidenschaft nachgehen. Ich war baff erstaunt über die räumliche Ausstattung mit mehreren Hör-, Mess- und Werkstatträumen einschließlich einer kleinen Schreinerei. Hier fehlt es an nichts, um hochwertige Lautsprecher zu entwickeln bzw. herzustellen. So umfasst die Angebotspalette von HiFi-Selbstbau nicht nur Produkte zum Selbstbau, sondern auch die Veranstaltung von Seminaren (hierzu später mehr) und die Spezialanfertigung von wohnraumspezifischen Beschallungslösungen.

Denn was die meisten von uns zwar ahnen, wissen die beiden Tüftler schon lange mit Bestimmtheit: die Verheiratung von Lautsprecher und Hörraum ist oftmals so diffizil, dass eine Sonderlösung unumgänglich ist.

So ist denn das High-End-Modell aus dem Hause Icy-Medien natürlich ein Aktivlautsprecher mit Digitalweiche und Software zur Raumanpassung. Besonders gut gefiel mir das Lob von Thomas Ahlersmeyer der Johannes Siegler von Backes & Müller ein "feines Öhrchen" attestierte (ohne zu diesem Zeitpunkt etwas von meinem Background zu wissen).

Überhaupt deckt sich der Erfahrungsschatz von Icy-Medien im hohen Maße mit dem unseren: Neben allen Messwerten kommt es stets auf das individuelle Feingespür des Lautsprecherentwicklers bzw. des (elektronischen) Raumakustikers an.

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HiFi-Selbstbau macht Spaß: Thomas Ahlersmeyer und Theo Winterscheid

Zunächst wurde ich befragt, wofür ich denn mein Mikrofon kalibrieren lassen wolle: zur Freifeld- oder zur
Diffusfeldmessung? Auf mein fragenden Gesichtsausdruck hin wurde mir erklärt, dass die Mikrofone meist zur Freifeldmessung kalibriert würden, dies aber eher für die Messung von Lautsprechern richtig sei. Bei der Raumeinmessung dagegen wäre aufgrund des erhöhten Diffusschallanteils eine Diffusfeld-Kalibrierung angebrachter. (Was genau die unterschiedlichen Kalibrierungsmethioden sind, weiß ich nicht; auf jeden Fall wurde mein Mikrofon einmal direkt auf die Schallquelle und einmal quer dazu ausgerichtet.) Ich habe mich sicherheitshalber mal für beide Verfahren entschieden:

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Mikrofonjustage für die Freifeld-Kalibrierung (noch nicht ganz fertig)

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Mikrofonjustage für die Diffusfeld-Kalibrierung

Nach der Justage wird wird das Messignal zunächst mit einem Referenzmikrofon aufgezeichnet. Danach wurde mit meinem Mikrofon gemessen und die "Differenz" in einer Kalibrierungsdatei abgespeichert.

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Erstellung der Korrekturdatei am PC

Alle Messungen und Auswertungen führt Thomas Ahlersmeyer mit extremer Präsision durch, was aber angesichts seines richtigen "Jobs" als Akustikingenieur bei einem namhaften Arbeitgeber nicht weiter verwundert.

Abschließend gab mir Thomas Ahlersmeyer noch einen Tipp auf den Weg: aufgrund des im Vergleich zum Messraum erhöhten Diffusschallanteils in normalen Hörräumen sollte die Zielkurve zu den Höhen hin leicht abfallen.

Der Besuch bei Icy-Medien war für mich gleichermaßen informativ wie spaßbringend. Dort wird man in jedem Falle kompetent und vor allem mit Freude beraten!

Auf meine Frage hin, ob wir nicht alle von dem Wissensfundus der beiden Akustikexperten profitieren könnten, bot mir Herr Ahlersmeyer die Durchführung eines Raumakustik-Seminares (in Köln) an. Darin wären sowohl eine intensive theoretische als auch eine praktische Wissensvermittlung enthalten. Die Gesamtkosten für einen kompletten Tag liegen bei ca. 600 €. Die Teilnehmerzahl ist allerdings auf 6 - 8 Personen begrenzt, so dass für jeden ca. 80 -100 € anfielen. Bei weiterem Interesse nehme ich gerne Kontakt auf.

Viele Grüße
Rudolf
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Rudolf,

hast Du die beiden Kalibrierungen als Grafik verfügbar?

Grüsse, Uli
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Uli,

hier sind die Messdiagramme:

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Und hier ist die komplette E-Mail von Thomas Ahlersmeyer:

Ich habe das Referenzspektrum nachher nochmal aufgenommen -> deckungsgleich. Das Verhalten ist wirklich etwas komisch, wenn man dieses Bild betrachtet:

http://www.hifi-selbstbau.de/images/sto ... lAll04.png

Das Kalibrierfile kann (nach dem Entzippen) direkt mit ARTA (s. http://www.hifi-selbstbau.de/index.php? ... &Itemid=35) verwendet werden, es muss nur noch umbenannt werden (Endung statt *.txt in *.mic umwandeln). Beim RoomEqWizzard ist die neue Endung *.cal.

Die ASCII-Datei zeigt den Frequenzgang des Mikros bei Beschallung von vorne im Freifeld und enthält auch die Empfindlichkeit in mV/Pa. Diese muss dem Messprogramm in der Regel noch mitgeteilt werden! Eine 2. Datei enthält den Frequenzgang bei seitlicher Beschallung (ECM8000CR90_alone.txt). Diese Datei ist für Messungen am Hörplatz zu verwenden. Dabei empfehlen wir, das Mikro nach oben zu richten.

Der Frequenzgang und die Verstärkung des (Mic-)Eingangs der Soundkarte und eines evtl. Vorverstärkers muss ggf. noch berücksichtigt werden. Dies ist je nach Messprogramm anders.

Bei Messungen am Hörplatz (= Diffusfeld) ergibt sich - bei Verwendung der Freifeldkorrektur - bereits durch die Richtwirkung des Mikros oberhalb von 10 kHz ein abfallender Frequenzgang, selbst wenn die Box perfekt rundumstrahlen würde. Da sie das aber nicht tut und auch das Absorptionsvermögen der Raumbegrenzungsflächen zu hohen Frequenzen hin ansteigt ergibt sich am Hörplatz je nach Kombination ein ab 3-5 kHz leicht und ab 10-12 kHz steiler abfallender Frequenzgang - das ist ganz normal.

Hier wurde mal ein Frequenzgang unter 0° (Freifeld, Beschallung von vorne) und unter 90° (Näherung für ein Diffusfeld) an einem IMG STAGELINE ECM40 gemacht:

http://www.hifi-selbstbau.de/images/sto ... CalDeg.png

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Ahlersmeyer
HiFi-Selbstbau-Team


Herr Ahlersmeyer erwähnte übrigens bei meinem Besuch, dass Behringer beim ECM8000 in jüngster Zeit andere Kapseln verwendet und die Mikrofone bei ihm in der Messung nicht mehr so gut abschneiden würden. Meines ist allerdings bereits drei Jahre alt.

Viele Grüße
Rudolf
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Hallo Rudolf,

ich muss für meinen Teil sagen, dass ich vermutlich nicht die Kalibrierung mit Diffusfeldmessung verwenden würde. Allerdings relativiert sich das zumindest dahingehend, weil ja die Messung mit nach oben gerichtetem Mikro durchgeführt werden soll. Eine Frage dabei auch: ist bei der Diffusfeldmessung auch gegen das Diffusfeldergebnis des Referenzmikros kalibriert worden?

Und: die Kalibrierung ist ja im Prinzip die Differenz aus zu kalbrierendem Mikro und dem Referenzmikro. Ist der niederfrequente Abfall im Frequenzgang eine Resultat daraus oder aus dem Messaufbau (der LS geht vermutlich nicht beliebig tief runter) ? Ich finde es äusserst interessant, dass z.B. Earthworks selbst bei hervorragenden Traum-Messmikros unten keine Messdaten in der Kalibrierdatei hat.

Zuletzt eine kleine Nachbetrachtung hinsichtlich Samplerate: welche Korrektur ist bei einem Mikro vorzunehmen wenn mit 96 kHz oder 192 kHz gesampelt wird? Auch hier im vorliegenden Fall kann ja der Frequenzgang zwischen 20 kHz und 48 kHz nur geraten werden. Einfach mal so als Diskussionspunkt für unsere Theoretiker aber auch für die Hochtaktfreaks. :mrgreen:

Grüsse, Uli
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gto
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Beitrag von gto »

Zum Thema "ECM8000 alt und neu": http://allabout-hifi.magnetofon.de/inde ... l#msg28919

Grüsse Gerd
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pico
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Beitrag von pico »

Hi Uli,
uli.brueggemann hat geschrieben:ist bei der Diffusfeldmessung auch gegen das Diffusfeldergebnis des Referenzmikros kalibriert worden
Nein. Laut Unterlagen von Brüel & Kjaer gilt eine Freifeldmessung unter etwa 90° (theoretisch wären es 78°) als eine gute Näherung für das Diffusfeldverhalten.

Es gibt da ein gewaltiges Dilemma bei Messungen am Hörplatz (= Diffusfeld). Ein freifeldentzerrtes Mikrofon würde - wenn es genau auf eine Box ausgerichtet wäre deren Direktschall "richtig" messen. "Leider" klappt das nicht für beide Boxen gleichzeitig. Bei einem gleichseitigen Stereodreieck gibt es bereits einen Winkelfehler von 30°, der bei einem 1/2"-Mikrofon bereits zu einer Abweichung von 3 dB bei 20 kHz führt.
Nun überwiegen aber bei einer Messung am Hörplatz die Reflexionen aus allen möglichen Richtungen. Um diese einigermaßen "gerecht" zu gewichten wäre ein Mikrofon, das unter 90° im Freifled kalibriert wäre und aufrecht stehen würde meiner Überzeugung nach am besten geeignet - daher empfehlen wir diese Art der Kalibrierung und Messung.

Der niederfrequente Abfall kommt durch die unvermeidliche Bohrung zum Druckausgleich ziwschen Vorder- und Rückseite der Membran. Das ist wie eine Bassreflexbox, nur anders herum. Bei den billigen Elektretkapseln ist das Loch relativ groß und daher die untere Grenzfrequenz relativ hoch. Zudem streut die Lochgröße natürlich, so dass auch schon mal en paar Hertz mehr oder weniger rauskommen. hier mal die Streung von über 50 ECM8000 Mikros:

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Zum Thema > 20 kHz. Guckt euch mal die Spezifikation für ein B&K-Mikro Typ 4188 an (s. http://www.bksv.com/doc/bp1380.pdf, Seite 4 oben links). Da kostet alleine die Kapsel 1000 €, dazu kommt noch der Impedanzwandler für 600 €. Das darf bei 20 kHz um +2 und -4 dB abweichen und ist immer noch in der Spezifikation! Wenn man bei so hohen Frequenzen (z.B. 40 kHz) noch einigermaßen sinnvoll messen will (z.B. mit linearem Frequenzgang und kontrollierter Richtwirkung) dann braucht man ein Mikrofon mit möglichst kleiner Membran, z.B. 1/4" (6mm) oder 1/8" (3mm) mit Laserverschweißter Edelstahlmembran etc.. Die billligen Elektretkapseln, die im Sekundentakt aus der Maschine plumpsen sind mit 20 kHz schon überfordert (s.o.).

Wirklich ALLES über Mess-Mikrofone kann man aus dem Microphone Handbook von B&K lernen, das man - nach Registrierung - hier downloaden kann: http://www.bksv.com/library/primers.aspx

Selbst wenn man den Frequenzgang wüsste (was schon ein RIESEN-Problem ist) wäre die Frage, ob man einen linearen Freifeldfrequenzgang am Hörplatz haben wollte oder einen linearen Diffusfeld-Frequenzgang. Letztlich geht es also wieder um die Zielfunktion und Messtrategie . . .

Gruß Pico
uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Hallo Pico,

vielleicht hab ich mich unklar ausgedrückt.

Klar sollte sein dass gegen ein Referenzmikro kalibriert wird (was natürlich auch die Frage beinhaltet, was denn die Referenz für das Referenzmikro war. Und was war dann die Referenz für die Referenz ...).

Aber weiterhin sollte auch klar sein, dass vermutlich das verwendete Referenzmikro bei Diffusmessung ebenfalls einen anderen Frequenzgang aufzeigt als bei Direktmessung. Und nun kann man ja das zu kalibrierende Mikro gegen zwei Referenz-Frequenzgänge abgleichen. Doch welcher ist nun richtig? Vermutlich hat B&K nur die direkte Referenz angegeben?

Niederfrequenter Abfall: die Erklärung ist logisch. Die Frage ist ja nur wie der FG des Referenzmikros untenrum ausschaut. Wenn er glatt, also ohne Abfall ist, dann stimmt die Kalibrierung. Aber ich hab's auch schon erlebt dass die Differenz aus zwei Abfällen gebildet wurde (was ich bitteschön hier keinem unterstellen möchte!). Und da kommt dann eben logischerweise definitiv Abfall raus. :mrgreen:

Thema > 20 kHz: auch da stimmen wir überein. Ich will doch nur zum Nachdenken anregen hinsichtlich dem Hype mit hohen Samplerates, z.B. 192 kHz. Denn was tut sich da wirklich bei abzutastenden Frequenzen bis hin zu 96 kHz (Nyquist) bei einer Signalquelle (z.B. einem Instrument), beim aufnehmenden Mikro und beim wiedergebenden LS? - mal Strahlbündelung und Diffusfeld bei den hohen Frequenzen unbetrachtet.

Linearer Freifeldfrequenzgang am Hörplatz: ist wohl schwierig mit Raum drumherum. Und die Zielfunktion kann eigentlich nur sein, den richtigen Kompromiss zu finden. Wie immer im Leben. :cheers:

Grüsse, Uli

PS: Es gab da einmal eine Zeit wo über eine lange Zeit seitens TacT/Lyngdorf Mikros mit falschen Kalibrierdateien ausgeliefert wurden. Und der Trick bei all den Tact-Nutzern ist heute wohl, nicht mehr ein TacT-Mikro zu verwenden sondern LinearX. Und ich glaube, Lyngdorf verwendet nun DPA. Gewaschenes Kind scheut das Wasser. :D
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Hi,
uli.brueggemann hat geschrieben:Niederfrequenter Abfall: die Erklärung ist logisch. Die Frage ist ja nur wie der FG des Referenzmikros untenrum ausschaut. Wenn er glatt, also ohne Abfall ist, dann stimmt die Kalibrierung. Aber ich hab's auch schon erlebt dass die Differenz aus zwei Abfällen gebildet wurde (was ich bitteschön hier keinem unterstellen möchte!). Und da kommt dann eben logischerweise definitiv Abfall raus. :mrgreen:
Ich dächte, dass man dabei so vorgeht: Die Referenz ist ja nicht 1, sondern hat selber einen FG, der indivuell bekannt ist (oder zumindest ein Toleranzschlauch), gegenüber der "Überrreferenz" des Herstellers. Die Korrektur für den Probanden ist dann also nicht nur die Differenz, sondern die Differenz plus (Korrektur der Referenz bzgl 1). Schon eher die Frage ist, sind die Abfälle minphase? Und soweit ich weiß, wirkt eine Mikroperforation zum Druckausgleich rein resisitiv (nix BR), müsste das also einen -6dB/oct-Abfall geben? Der Geddes hat dazu mal was geschrieben, find's aber nicht mehr ...
Thema > 20 kHz: auch da stimmen wir überein. Ich will doch nur zum Nachdenken anregen hinsichtlich dem Hype mit hohen Samplerates, z.B. 192 kHz. Denn was tut sich da wirklich bei abzutastenden Frequenzen bis hin zu 96 kHz (Nyquist) bei einer Signalquelle (z.B. einem Instrument), beim aufnehmenden Mikro und beim wiedergebenden LS? - mal Strahlbündelung und Diffusfeld bei den hohen Frequenzen unbetrachtet.
Das Blech vom Schlagzeug geht so schnell über 20kHz, so schnell kannst du gar nicht schauen, Uli. :mrgreen: Ob das für uns alte Säcke noch relevant ist, ist eine andere Frage (bei mir ist bei guten 16kHz Sense, bei realistischen (normalen) Pegeln. :cheers:

Grüße Klaus
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

KSTR hat geschrieben:Das Blech vom Schlagzeug geht so schnell über 20kHz, so schnell kannst du gar nicht schauen, Uli.
Klaus,

mal abgesehen, dass da wohl meine Ohren auch nicht mehr mitmachen: was nimmt nun so ein übliches Mikro am Schlagzeug davon auf ? Was spielt dann noch der Hochtöner davon? Und was höre ich dann noch, wenn ich nicht gerade im Ultraschall-Strahl stehe?

Also bleib ich gelassen und freu mich auch noch, wenn ich das Blech von einer CD höre. :)

Grüsse, Uli
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pico
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Beitrag von pico »

Hi Uli,
uli.brueggemann hat geschrieben:Klar sollte sein dass gegen ein Referenzmikro kalibriert wird (was natürlich auch die Frage beinhaltet, was denn die Referenz für das Referenzmikro war. Und was war dann die Referenz für die Referenz ...).
Referenz ist ein B&K Type 4188 mit individuellem Kalibrierzeugnis von B&K. Die "Fehler" des Mikros wurden natürlich berücksichtigt - nobody ist perfect.
Aber weiterhin sollte auch klar sein, dass vermutlich das verwendete Referenzmikro bei Diffusmessung ebenfalls einen anderen Frequenzgang aufzeigt als bei Direktmessung. Und nun kann man ja das zu kalibrierende Mikro gegen zwei Referenz-Frequenzgänge abgleichen. Doch welcher ist nun richtig? Vermutlich hat B&K nur die direkte Referenz angegeben?
Der individuelle Frequenzgang des Mikros war der Freifeld-Frequenzgang. Dagegen habe ich den Freifeld-Frequenzgang unseres Referenzmikros gemessen. Bzgl. des Diffusfed-Frequenzgang sprach ich von einer Näherung, die unabhängig vom Mikrofondurchmesser gültig ist - nämlich die Messung im Freifeld unter 90°. Wesentlich ist, dass später quasi genau so gemessen wird (Mikrofon aufrecht) -> der Direktschall würde ebenso "richtig" gemessen wie die vorwiegend seitlichen Reflexion. Nur die Deckenreflexion würde etwas überbewertet. Es liegt quasi eine Vergleichsmessung vor, da brauche ich den genauen Diffusfeldfrequenzgang weder des Referenzmikros noch des aktuellen Mikros zu kennen. Das ganze funktioniert bis 20 kHz vernünftig - es lebe die Relativ-Messung.
Die Frage ist ja nur wie der FG des Referenzmikros untenrum ausschaut. Wenn er glatt, also ohne Abfall ist, dann stimmt die Kalibrierung. Aber ich hab's auch schon erlebt dass die Differenz aus zwei Abfällen gebildet wurde (was ich bitteschön hier keinem unterstellen möchte!). Und da kommt dann eben logischerweise definitiv Abfall raus.
S.o., der individuelle Frequenzgang bis 10 Hz war bekannt. Außerdem werden die Druckausgleichsöffnungen bei B&K sehr präzise und reproduzierbar ins Edelstalgehäuse gebohrt, so dass die untere Grenzfrequenz recht stabil bei ca. 1 Hz liegt.

Gruß Pico

P.S.: Ich bin auf der Arbeit "Herr" über 400 Mikrofone (meist B&K) und habe das B&K Microphone-Handbook quasi unter dem Kopfkissen liegen. Könnten wir das Thema dann damit bitte abhaken?
JoergStumpp
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Beitrag von JoergStumpp »

Ich denke, die Diskussion zeigt deutlich, dass es unter Heimbedingungen sehr schwer ist im Raum absolute Messungen und Beurteilungen für Frequenzen oberhalb von ca 8000 Herz zu machen. Hier spielt bei bei den für den Heimanwenderen bezahlbaren Mikrofonen die schon stark ausgeprägte freuenzabhängige Richtcharakteristik eine entscheidende Rolle. Eine Kalibrierung schafft hier nur insofern eine Verbesserung, dass man die bei billigen Mikrofonen im oberen Hörbereich liegene Kapselresonanz berücksichtigen kann.

Daher ist es wichtig bei einer Raumkorrektur oberhalb von 10kHz, die Zielkurve der bewerteten Messung folgen zu lassen.

Glücklicherweise reagiert unser Gehör in diesem Frequenzbereich auch nicht mehr "absolut" ...


Jörg Stumpp
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Beitrag von h0e »

Hallo Winfried.
macht das für unsere Zwecke einen Unterschied, ob ich das Behringer mit der mitgelieferten Korrekturdatei benutze, oder noch eine etwas genauer Korrekturdatei erhalte?

Grüße aus der Landeshauptstadt. Jürgen
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Jürgen,

Das ECM-8000 weist über die Serie gesehen ziemlich signifikante Frequenzgangstreuungen auf. Eine Kalibrierung, mit der man bei Messungen diese Individualstreuungen kompensieren kann ist (gelinde gesagt) durchaus von Vorteil.

Gruß,
Winfried

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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Der Frequenzgang von Elektretmessmikrofonen streut unter 50Hz, da liegen wir im persönlichen geschmacksabhängigen Bereich, denn die Raumresonanzen werden in jedem Fall noch sehr gut erkennbar dargestellt, dediglich die Pegel sind evtl. nicht ganz korrekt. Da kommt es auf die weniger als 3dB Abweichung auch nicht mehr an. Oberhalb 7kz wird es interessanter, hier gibt es einen +/-6B Streubereich bei 16kHz (Kapselresonanz), ein Spielraum, der weit über das hinausgeht, was man unter einem glatten FG am Sitzplatz versteht. Ich meine aber, dass ein exaktes kalibriertes Mikrofon seine Vorzüge nur ausspielt, wenn man genau weiß, welche Einflussgrößen die Messung auch noch 'verfälschen'. Zum einen misst man mit einem Freifeldmikro unter Diffusfeldbedingungen (wofür es i.d.R. nicht gebaut wurde), wundert sich vielleicht, dass im Bereich unter 500Hz die Kanalabweichungen so groß, dagegen oberhalb 1kHz die FG-Verläufe so ähnlich/parallel verlaufen, usw... finde ich überwiegend Argumente, die nicht zwingend eine Kalibrierung verlangen. Wenn man dasselbe Messystem für beide Kanäle verwendet, lassen sich die echten Kanalunterschiede sehr gut herauslesen.

Wenn man aus der Messung eine neue Lautsprecherpositionierung und Ausrichtung hergeleitet hat, die weniger Korrektur verlangt, bleibt schließlich die Frage, wie die ideale Zielkurve aussehen soll, da gehen die Geschmäcker schon auseinander, aber vermutlich sind über 90% der Anwender mit -3 / -4dB bei 10kHz (gegen 0dB@150Hz) recht einverstanden.

Vergleicht man den abgedruckten FG einer Zeitschrift/Internetmagazin mit dem eigenen Ergebnis, ergeben sich Unterschiede, die sich nicht mit Exemplarstreuung der LS-Exemplare erklären lassen, sondern mit den Reflexionen im eigenen Raum, die Zeitverzögert eintreffen und den FG verbiegen. Wieweit will man die gemeinsame Kurve zurechtrücken, muss man sich fragen, angesichts der Tatsache, dass das Ohr die erste Wellenfront Direktschall schon ausgewertet hat, während der folgende Schall seine Klangfarbe ändert. Die Korrektur beeinflusst den Direktschall-FG genauso wie das Gesamtergebnis.

Angesichts der vielen weiteren Aspekte könnte ich meinen Standpunkt kurz so zusammenfassen: Nur wenn man ein extrem fortschrittliches Korrektursystem mit dem nötigen Hintergrundwissen einsetzt, kann man von dem exakten Kalibriervorgang wirklich profitieren. Aus gutem Grund bietet Uli neben seinem Acourate auch eine Kalibrierung zum Behringer ECM8000 an, nachdem er einen namhaften Betrag in sein Earthworks Messmikrofon und passenden klirrarmen Messverstärker investiert hat.

Aus obigen und ungenannten Gründen kann es ratsam sein, auf eine Korrektur der Höhen weitgehend zu verzichten, Uli und ich sind in diesem Punkt uneins, aber die Ausgangspunkte sind auch verschieden.

Grüße Hans-Martin
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Minimalisto
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Beitrag von Minimalisto »

Hallo zusammen,

entschuldigt bitte das Hervorholen von alten Themen, aber in der Diskussion kam für mich nun noch nicht heraus, wie man sinnvollerweise die Messung vornehmen sollte: Mikrofon mit 0° in die Stereomitte zielend, oder mit 90° an die Decke zeigend.

Dies hat natürlich die Konsequenz, wie man sein Mikro kalibrieren sollte, falls man generell an einen Vorteil glaubt.

Diesen Standpunkt findet man häufig hier im Forum, aber auch in anderen Foren:
pico hat geschrieben:Nun überwiegen aber bei einer Messung am Hörplatz die Reflexionen aus allen möglichen Richtungen. Um diese einigermaßen "gerecht" zu gewichten wäre ein Mikrofon, das unter 90° im Freifled kalibriert wäre und aufrecht stehen würde meiner Überzeugung nach am besten geeignet - daher empfehlen wir diese Art der Kalibrierung und Messung.
Wenn ich richtig hier im Forum gelesen habe, kalibriert Uli sein Mikrofon lediglich zu 0° und empfiehlt diese Ausrichtung. Was ist nun die "richtige" Form der Messung? Falls beide Messungen fehlerbehaftet sind, könnte man diese nicht miteinander in Beziehung setzen? Oder sind die Fehler vernachlässigbar?

Viele Grüße
Christian
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