Distel hat geschrieben:
Im Vergleich zu einer Martion Orgon oder zu einem Einhorn fehlt den Geithains ein wenig Explosivität im Mittenbereich. Da hat ein großes Mitteltonhorn mit über 115 Db/1 m Wirkungsgrad schon ein paar Vorteile. Näseln tut es nicht - aber es klingt tonal schon etwas anders. Was ist richtiger? Schwer zu sagen, wenn man nicht bei der Aufnahme dabei war. Jedenfalls hat es der kleine 16er Konus nicht so leicht, wie ein 2 Zoll Treiber am 85 cm Horn, Druck aufzubauen. Die Richtcharacteristik scheint mir Kiesler ähnlich gelöst zu haben - das spricht für den Vergleich mit dem Horn und der grundsätzlichen Ähnlichkeit.
Hallo Sascha,
da stimme ich mit Dir vollständig überein, da ich ähnliche Erfahrungen unter Verwendung verschiedener Horntypen gesammelt habe: Ein Horn wird nicht nasal klingen, wenn es im richtigen Frequenzbereich und unter Berücksichtigung/Verwendung einiger elementarer Parameter korrekt eingesetzt wird (u.a. maximaler Übertragungsbereich 2 - 3 Oktaven/Horn, Übertragungsbereich am besten ab dem Zweifachen der unteren Grenzfrequenz des Hornes, ggf. Verwendung aktiver Weichen, "richtige" Einwinkelung etc.).
Ich halte eben Verallgemeinerungen und Dogmen wie "Beryllium-Treiber klingen nach Beryllium (?), nur Seidenkalotten klingen fein, Diamanthochtöner lösen hervorragend auf, aber klingen eben nicht seidig, Hörner haben einen Hornklang (?) oder Bassdefizite" etc. für überflüssig. Sie verwehren einem den Blick auf spannende Ansichts- und Herangehensweisen Andersdenkender.
Welcher Horntyp ist unter dem Begriff "gutes Hornsystem" überhaupt gemeint: Ein Kugelwellenhorn, ein sphärisches Horn, ein konisches Horn, ein exponentielles Horn, ein Le Cléac'h Horn, ein Iwata-Horn? All diese Hörner haben unterschiedliche Abstrahlcharakteristiken und einen unterschiedlichen Klang, sie "klingen tonal anders" als eine Geithain, wie Du beispielhaft festgestellt hast. Es mag sein, dass einige Hörner "nasal" klingen, wie Stephan moniert, aber dann sind es eben keine "guten Hornsysteme".
Eine Geithain und eine Martion Orgon mögen vom Abstrahlverhalten her ähnlich sein, aber das Horn wird trotzdem immer eine höhere "Explosivität" oder Dynamik auf Grund des erheblich besseren Wirkungsgrades haben (Hornsystem ca. 10dB höherer Schalldruckpegel je nach verwendetem Treiber).
Distel hat geschrieben:Der Bass ist bei Martion unterschiedlich gelöst. Die Großen haben Eckhörner wie die Klipsch. Man sitzt im durch die Zimmerecken gebildeten geladenen Horn und erlebt eine Bassperfomance, die ein ventiliertes oder geschlossenes Gehäuse der GH-Klasse nicht erreicht. Tiefe, Power, Dynamik und Lautstärke sind schlicht eine andere Welt. Dafür ist so ein Eckhorn nicht so universell einsetzbar - man braucht Zimmerecken (sic!) und so ein 40er in einer Ecke kann unbehandelt ziemlich schlimme Dinge anrichten! Ich habe so was mal selbst bei mir zu Hause stehen gehabt und es war auf Dauer nicht lustig! Dabei waren die sogar leidlich eingemessen, weil aktiv und mit einigen Filterfunktionen ausgestattet. Hier sind DSP-Weichen mit ihren vielfältigen Möglichkeiten schlicht überlegen. Meine Bullfrog klingt auf 35 qm tief, dynamisch und sehr authentisch - nicht besser als die kürzlich gehörte 901, aber auch nicht schlechter - nur eben anders.
Es ging ja nicht um den Vergleich der Aufstellung bei etwaigen Raumproblemen, sondern um die allgemeine Feststellung von Stephan, dass ein Horn "Defizite im Bass" habe, "der nicht so richtig zum Rest des Klangbilds (Mitten und Hochton) passen möchte". Nebenbei bemerkt ist die Länge des Basshornes der Orgon für den verwendeten 46cm Treiber definitiv zu kurz, es wurde aus räumlichen Zwängen so gestaltet. Ich sage ausdrücklich nicht, dass es keinen guten Bass liefert, aber es geht eben bei weiterer Kompromisslosigkeit in Bezug auf die Optik und den Raumbedarf noch besser. - Ich habe übrigens 3 Jahre lang eine Martion Orgon besessen, die im Laufe der Zeit mit anderen Treibern und auch Hörnern modifiziert wurde, die passiven Weichen wurde durch aktive Weichen ersetzt etc. Auch eine Bullfrog und alle anderen von Heiner Basil Martion vertriebenen Lautsprecher sind mir daher wohlbekannt. Messungen liegen vor und können bei Bedarf nachgereicht werden.
OpenEnd hat geschrieben:Die 811 ist kein Hornsystem, hat aber durch die wirklich guten Class-D Verstärker einen hornähnlichen Antritt.
Hallo Charly,
Du könntest ja auch ein Hornsystem mit wirklich guten Class-D Verstärkern befeuern. Es macht aber keinen Sinn, weil die enorme, auf kleinstem Raum erzeugte Verstärkerleistung eines Class-D Verstärkers bei einem Horn nicht erforderlich ist. Der konventionelle Lautsprecher braucht diese Leistung, um einen bestimmten maximalen Schalldruckpegel überhaupt erst erzeugen zu können. Er wird aber trotzdem nicht die Dynamik eines Hornsystems erreichen. Ein Beispiel: Ein lediglich 20 cm großer Visaton Treiber AL 200 erzeugt bei einem 4 m langen exponentiellen Basshorn mit einer Schallaustrittsöffung von 4800 cm2 einen Mindestschalldruckpegel von 108dB/Watt von 33 - 400Hz. Dabei beträgt die Membranamplitude 0,8 mm. Auch eine Geithain kann diesen Pegel natürlich wiedergeben, sie wird dafür allerdings auf Grund der Impedanzanpassung an die Luft eine erheblich höhere Verstärkerleistung aufwenden und eine wesentlich höhere Membranauslenkung mit entsprechend höherem Klirrfaktor haben. Dass so ein Horn nur eingeschränkt wohnraumtauglich ist und nicht den Ansprüchen eines "Schöner Wohnen"-Interieurs genügt und daher für viele Personen nicht in Frage kommt, ist natürlich gut verständlich. Da sieht so eine kleine Geithain schon schnuckelig aus und ist für viele die bessere Lösung!
h0e hat geschrieben:ich verstehe schon, was Stephan wohl mit dem Horn sagen wollte.
Die 811 spielt mit Leichtigkeit sehr dynamisch und auch laut, wenn es muss.
Nicht so gemütlich, wie man das sonst schon mal hört.
Hallo Jürgen,
auch mir ist schon klar, dass Stephan in seiner Begeisterung für die Geithain 811K1 seinen Beitrag verfasst hat und keinem etwas Böses wollte. Aber dann hätte er es auch so formulieren müssen und nicht anderen Lautsprecherkonzepten gleichzeitig sachlich nicht haltbare Defizite unterstellen sollen. Die kann man nun im Raum stehen lassen oder dazu Stellung nehmen. Ich war nun in diesem speziellen Fall der Meinung, dass in einem Forum, das für alle da ist (Anhänger konventioneller Lautsprecher, von Elektrostaten und Hörnern sowie vielen anderen), solche Verallgemeinerungen nicht unkommentiert bleiben sollten. Insofern wurde vielleicht aus der Mücke, die viele, weil nicht so wichtig, überlesen, bei mir vielleicht ein Elephant (siehe Länge des Beitrags) mit entsprechendem Kommentar.
Grüße
Holger