Skywalker77 hat geschrieben:Hallo jetzt würde ich mal von der Audionet Jünger erfahren wie sie den Klang von Audionet empfinden? Bitte keine Grundsatz Diskussionen.
Hallo Mathias,
den Ausschluss einer Grundsatzdiskussion verstehe ich nicht.
Da ich mal mit dem Audionet Gründer in der selben Pension Müller in Neu-Isenburg am selben Tisch gefrühstückt habe (als die High-End noch im Kempinski war), erlaube ich mir den Hinweis, dass eine moderne Endstufe in ihrem Verstärkungsfaktor durch ihre Gegenkopplung definiert wird. Da wird das elektrische Ausgangssignal mit einem definierten Spannungsteiler so abgeschwächt, dass es hilft, mittels Vergleich mit dem Eingangssignal einen Großteil der internen Fehler in nahezu Lichtgeschwindigkeit wegzuregeln.
In der gesamten HiFi-Kette gibt es nichts vergleichbares, außer den beiden Verstärkungsmodulen eines Vorverstärkers, das eventuell vorhandene vor dem Abschwächer (im Volksmund auch Lautstärkeregler genannt) und dem Modul danach, welches aber noch eine besonder Interaktion mit dem Verbindungskabel zur folgenden Komponente eingeht.
Der Strom für die Endstufe kommt aus dem Netzteil, 100 Pulse laden per 2-Weg- oder Brückengleichrichter die Elkos pro Sekunde nach, mehr als 90% der Zeit bestimmen die Elkos mit ihrer Induktivität, Innenwiderstand und Kapazität den Strom, auf den die eigentliche Elektronik zurückgreifen kann. Mehr gibt es nicht, auch wenn erforderlich. Der frühere, lautere Anteil im Stereosignal nimmt dem späteren, leiseren die erforderliche Netzteilstromverfügbarkeit etwas weg, 2 Mono-Endstufen haben andere (aufstellungs- und fabrikationsstreiungsbedingte) Probleme, wobei Doppelmonoaufbau in einem Gehäuse noch eine annehmbare Alternative darstellen kann.
Wie will man eine Endstufe klanglich absolut bewerten, wenn dies nur in einer Kette geschehen kann, die mitgeprägt wird von der Quelle, dem Audiokabel, dem Verstärker, dem Kabel, dem Lautsprecher, dessen Ankopplung an den Raum, der Wahl des Hörplatzes in den Raummoden und den Bewertungskriterien des Hörers.
Immerhin ist und bleibt die Verstärkerelektronik die einzige, die dasselbe Format am Eingang wie am Ausgang hat und zugleich durch Gegenkopplung die Möglichkeit einer Eigenkorrektur hat.
Alle Kabel sind verlustbehaftet, Plattenspieler wandeln mechnanische Schwingungen in elektrisches Signal (überwiegend erst durch RIAA-Entzerrung brauchbar gemacht), CD-Player haben eine optische Information in digitale umzusetzen, diese dann in eine analoge elektrische, Magnetbandgeräte müssen die Magnetfeldänderungen in elektrische Signale umsetzen, wobei auch hier Entzerrungskurven und auch pegelabhängige Variationen (Rauschverminderungssystem) die Regel sind, gestreamte Inhalte müssen neu getaktet werden und werden ebenfalls erst durch D/A-Wandlung zum Analogsignal, und bisher ist nirgendwo ein Korrektiv. Bestenfalls beim Lautsprecher gibt es Ansätze, das abgestrahlte Signal durch Aufnehmer an die Elektronik zurückzumelden und die Membranbewegung und deren Schallauswirkung an den Eingang zurückzumelden.
Durch Gegenkopplung ist es möglich, den Innenwiderstand der Endstufe deutlich geringer zu gestalten als den Übergangswiderstand der Steckverbinder ohne Berücksichtigung des Kabelwiderstandes.
Aus meiner Sicht der Dinge gibt es in der Kette so viele vorrangige Aspekte, bei denen die Einschätzung des Klangs der Endstufe praktisch am allerletzten Ende rangiert. Prinzipiell gilt: nur eine schlecht konstruierte Endstufe fügt ihren spezifischen Klang hinzu. Allen anderen Komponenten der Kette fehlt jegliche vergleichbare Rückmeldung, ob das ausgegebene Signal mehr oder weniger dem Eingangssignal entspricht, da gibt es ungleich mehr Freiräume.
Ich kann es leider nicht weniger deutlich zum Ausdruck bringen, vielleicht hilft es ja zum Verständnis. Zu deiner ursprünglichen Frage: Audionet finde ich gut bis sehr gut, habe aber für mich nach meinem Geschmack besseres gefunden, das ist sicherlich keine hilfreiche Antwort in deinem Sinne zu der Ausgangsfrage. Die Frage nach einer Endstufenbewertung halte ich für eine relativ ungeschickt gestellte Frage, wenn der zu treibende Lautsprecher mit seiner Impedanz als Last gleichzeitig undefiniert bleibt.
Der Ausschluss einer Grundsatzdiskussion verhindert m.E. geradezu eine zufriedenstellende Lösung, die wahren (schwerwiegenderen) Probleme liegen woanders.
Grüße Hans-Martin