Ernst-Joachim Behrendt hat einiges zum Thema geschrieben und sich dabei auf Hans Cousto und seine "Kosmische Oktave" bezogen. Hier hindet sich eine kleine Einführung ins Thema: Kosmische Oktave
Zum Thema Stimmung steht dort
Und zur Kammertonentwicklung dies:Barnim Schultze / Akasha Project hat geschrieben:Bis in das 17.Jahrhundert wurden musikalische Intervalle weitgehend rein, so wie sie der natürlichen Obertonreihe entsprechen, gestimmt.
Dabei gab es ein Problem: das sogenannte pythagoreische Komma.
Rein gestimmt sind 12 Quinten nämlich ein bisschen mehr als sieben Oktaven. Sie reichen um den proportionalen Betrag von 1,013643, also 74:73 über die siebte Oktave hinaus.
Das hat zur Folge, dass die Tonabstände in jeder Tonart unterschiedlich groß sind. Und so war es nötig bei einem Tonartwechsel die Instrumente komplett umzustimmen. Der musikalische Kreis des Quintenzirkels stellt sich physikalisch als eine nach oben hin offene Spirale dar.
Der perfekte Kreis kommt in der Natur nicht vor, wogegen die Spirale ein beständiges Grundprinzip darstellt.
Eine Erklärung liefert uns die Quantenmechanik, nach der unser Universum seine Existenz einer gebrochenen Symmetrie verdankt.
Musikalisch wurde das pythagoreische Komma problematisch, da sich die neuen Musikinstrumente, wie die Kirchenorgel und das Klavier, nicht mehr einfach und schnell umstimmen ließen. Es ging also darum, aus der naturgegebenen Spirale einen Kreis zu machen - alle natürlichen Intervalle so zu verstimmen, dass eine Modulation durch alle Tonarten möglich wurde, ohne die Instrumente umzustimmen.
In unserem Kulturkreis war es der Musiktheoretiker Andreas Werckmeister (1645-1706), der verschiedene Ansätze zur Lösung des Problems entwarf und letztendlich die Grundlage für die heute gebräuchliche Chromatische (gleichschwebende) Stimmung fand.
In der gleichschwebenden Stimmung sind alle Tonabstände in der Oktave gleich groß. Sie entsprechen somit nicht mehr den natürlichen Obertonintervallen.
Lediglich die Oktavtöne sind rein gestimmt.
Während die reine Quinte in einem Frequenzverhältnis von 1,5 zum Grundton steht, steht die chromatische Quinte in einem Verhältnis von 1,498307 zur Tonika.
Die Entdeckung der gleichschwebenden Stimmung war revolutionär und erlaubte in Folge eine komplett neue Musik, die nun frei durch alle Tonarten modulieren konnte.
Allerdings hat jeder Fortschritt auch seinen Preis. Die Intervalle, außer den Oktavtönen, entsprachen nun nicht mehr den natürlichen Gegebenheiten.
Zugegeben der Unterschied ist sehr klein, so klein, dass unser Gehirn ihn gleichsam wegrechnen kann. Doch es ist eben eine Leistung, die unser zentrales Nervensystem vollbringen muss. Eine Anstrengung, die uns aber etwas aus dem direkten Wirkungsfeld herausfallen lässt.
Wer über ein Midi-Keyboard verfügt und dazu über die ausgezeichnete Software "Pianoteq" von Modartt, kann sehr einfach reine Stimmungen mit den unterschiedlichsten Grundtönen ausprobieren. Dann gerne auch (virtuell natürlich) auf "historischen" Flügeln wie Pleyel oder Erard. Mir bereitet das viel Vergnügen. Ein einfaches Absenken des Grundtons ohne eine reine Stimmung zu verwenden hat nicht den gleichen Effekt, die Wirkung ist anders.In der Hochblüte europäischer Tonkunst - Barock und Klassik - war der Kammerton etwa einen halben Ton tiefer als heute und im Einklang mit dem synodischen Mondton. So hatte Mozarts Stimmgabel 421,6 Hz, Händels Stimmgabel (von 1751) 422,5 Hz. Händel war sicher einer der ersten Komponisten, dem eine Stimmgabel zu Verfügung stand; da sie vom Trompeter seines Orchesters, John Shore, im Jahre 1711 erfunden wurde. 1810 war der Kammerton der Pariser Opera 423 Hz, ca. 2 Hz höher als der Ton der 30. Oktave des synodischen Monats" (Cousto 1979, S. 26).
Zu dem Thema Stimmung der Klassik, der Barockmusik und der Spätromantik sei an dieser Stelle auf die sehr gute Publikation von Richard Erlewein "Musik in Kosmischer Resonanz - Die Bedeutung der alten Kammertöne" (2008) verwiesen.
Im Jahre 1859 wurde von der französischen Regierung ein Kammerton A mit 435 Hz festgelegt - sehr dicht am Tageston - der Eigenrotation der Erde mit 435,92 Hz.
Seit dem Ende des 19.Jahrhunderts verzeichnen wir ein beständiges Ansteigen der Kammertonfrequenz.
Treibende Kraft waren dabei die Instrumentenbauer. Denn je höher z.B. ein Piano gestimmt ist, desto brillanter und durchsetzungsfähiger klingt es.
Die Gegenkraft in dieser Auseinandersetzung stellten die Gesangskünstler dar, die mit dem Ansteigen des Kammertons immer mehr Schwierigkeiten hatten, die hohen Tonlagen physisch zu bewältigen.
Gleichzeitig entkoppelten die neuen, mit der industriellen Revolution einhergehenden Arbeitsbedingungen und die flächendeckende künstliche Beleuchtung das Leben immer mehr von dem natürlichen Tag/Nacht Rhythmus.
So wurde die Frage der Frequenz des Kammertones zu einer rein intellektuellen Angelegenheit.
Zur Schlichtung des oben erwähnten Streites wurde schließlich im Jahre 1939 der Kammerton A auf die heute noch gebräuchliche Norm von 440 Hz festgelegt.
(...)
Es gibt jedoch ein Maß, das vielerorts als Standardmaß eingeführt ist, dem ein solcher Bezug gänzlich fehlt, das absolut willkürlich festgelegt worden ist.
Es handelt sich hierbei um den Kammerton, das sogenannte a' (lies: eingestrichenes a), dem allgemein 440 Hz zugeordnet werden. Diese 440 Hz wurden in London im Jahre 1939 auf der Stimmtonkonferenz zum Standardton erklärt
Viele Grüße Klaus