Liebe Forumsfreunde,
nachdem ich das Netzteil von Oppomod bei meinem G-Oppo2 drin habe und das eine klangliche Verbesserung im Vergleich zum originalen Schaltnetzteil bringt, fiel mir auf der Oppomod-Seite und auch in den Berichten im diyaudio.com auf, dass Dr. Lee, der hinter Oppomod steckt, auf eine Verbesserung der Clock im 205er setzt. Es gibt bei ihm eine TCXO- und eine OCXO-Variante zu kaufen.
Der Sinn aus Audiosicht hat sich mir noch nicht so ganz erschlossen, aber man lernt ja nie aus. Es gibt eine Menge Clocks im 205:
1. 27MHz Clock am Video-Hauptprozessor, das ist auch der zentrale Videotakt
2. 27MHz an einem Hilfs-Bildprozessor
3. 25MHz für das Laufwerk
4. 148MHz - keine Ahnung, wofür, vermutlich für einen Rechenknecht
5. 100MHz für den DAC auf dem Stereoboard
6. 100MHz für den DAC auf dem Surroundboard
Vielleicht habe ich ja noch die eine oder andere Clock übersehen. Jedenfalls hat sich die Gemeinde der Clocktauscher auf diyaudio.com auf die unter 1. und 3. genannten Clocks eingeschossen, darunter auch Jae Hong Lee.
Dort wird sowohl von Bild- wie Klangverbesserungen berichtet, wenn man diese beiden Clocks tauscht. Nun, für die Streaminganwendungen, mit denen ich fast ausschließlich Musik höre mit dem Oppo, ist die Clock für's Laufwerk erstmal egal. Also, denke ich mir, probier ich mal ein bisschen was an der zentralen 27MHz-Clock.
Das Clockmodul von Oppomod glänzt mit sehr guten Werten, was die Frequenzgenauigkeit angeht, aber ehrlich gesagt, ist die in meinem Verständnis völlig egal. Meinetwegen kann die Clock 1ppm neben der geforderten Frequenz spielen, dann läuft die Musik oder der Film eben mit einer Abweichung einem Millionstel schneller oder langsamer. Nur so zur Anschauung: Ein Film, der 2h läuft, ist bei 1ppm Abweichung dann ca. 7ms früher oder später fertig. Es zählt dagegen die Taktgenauigkeit, die Abweichung von Takt zu Takt, der Jitter. Und da gibt's keine Angaben, wie gut die Temperatur-kontrollierten oder gar in einem kleinen Ofen sitzenden Clocks (TCXO oder OCXO) auf dem Clock-Board nun sind. Oppomod legt die größte Aufmerksamkeit aber auch auf die unter 1. genannte 27MHz-Clock.
Für den Sound sind eigentlich an allererster Stelle die beiden Clocks unter 5. und 6. entscheidend. Diese Clocks takten direkt die beiden ESS 9038 DAC-Chips. Die Clocks sind gut, hatte ich rausgefunden, aber ihre Spannungsversorgung hat noch Luft nach oben. Darum kümmert sich ja unter anderem mein Up1.
Trotzdem, ich will das auch ausprobieren mit dem 27MHz-Takt. Warum eigentlich nicht einfach eine G-Sonos-Platine mit einer Tent-XO mit 27MHz bestücken? Die braucht 12V (gibt's im Oppo auf Analogseite) und macht daraus super-saubere 3.3V für die XO. Ich finde noch eine Tent XO mit 27MHz in meinem Fundus und mache mich an die Arbeit.
Die 27MHz-Clock sitzt auf der Unterseite des Video-Mainboards. Das bedeutet: Alles raus. Ich schaue mir spaßeshalber mal bei Oppomod unter "Install" die Anleitung an, wie man einen Oppo 205 zerlegt. Ich bin ein wenig amüsiert, als wie total easy das dort beschrieben wird. Hat man nämlich alles draußen, also in meinem Fall all die G-Boards, das Stereoboard und das Surroundboard, hat die Verstärkungsstreben rausoperiert und die unzähligen Schrauben für das Video-Mainboard gelöst, stellt man fest, dass dieses gar nicht raus will, sondern erst noch das Laufwerk rausgeschraubt werden möchte, bevor die Platine daran vorbei passt. Tipp für Nachahmer: Laufwerkschrauben lösen, aber das Laufwerk nur schräg anheben, nicht ganz ausbauen, sonst müsste auch noch die Front raus. Dann kann man das Videoboard gerade so rauswinden.
Das Videoboard liegt umgedreht vor mir und ich untersuche die Clockumgebung mit dem USB-Mikroskop. Das ist ein Quarz, gar kein kompletter Oszillator, der dort sitzt. Typischerweise sitzt so ein Quarz zwischen einem Oszillatoreingang und -ausgang eines Prozessors mit noch ein bisschen R und C drumrum, so auch hier. Mir schießt da plötzlich so ein Alptraum durch den Kopf: Ich mache die Clock raus und das Hühnerfutter drumrum, nehme einen G-Sonos-Takt mit 3.3V Amplitude, füttere das dem Prozessor, und der will aber gar keine 3,3V, sondern vielleicht bloß 1,1V oder 1,8V oder mit welcher Spannung auch immer der Videoprozessor arbeitet. Und nach dem zweiten Takt, den er mit 3,3V verabreicht kriegt, macht der Clockeingang die Grätsche und der Videoprozessor mag nicht mehr. Ich sehe mich meinen G-Oppo2 bereits zum Wertstoffhof tragen. Ich erwache aus diesem Traum und weiß, was zu tun ist, auch wenn das mit Aufwand verbunden ist. Ich löte zwei verdrillte Drähtchen an die 27MHz-Clock und führe sie an die Oberseite. Ich baue die Platine wieder ein und verkable sie mit dem Netzteil und den Flachbandkabeln zu Laufwerk, Front etc. Ich klemme einen Oszi an die Drähtchen und setze den Oppo unter Strom: Sieh da, 27MHz mit einer Amplitude von 1,7V. Das spricht für eine 1,8V-Versorgung und die 3,3V des Takts aus meiner G-Sonosplatine liegen knapp einen Faktor 2 drüber. Vielleicht nimmt der Eingang das klaglos hin, vielleicht aber auch nicht - das möchte ich ehrlich gesagt nicht riskieren.
Ich knöpfe mir also zuerst meine G-Sonosplatine vor und stricke einen kleinen SMD-Spannungsteiler 1:2 am Clockausgang. Das ist bei HF aber nicht einfach R plus R, das will sauber mit dem Oszi auf ein Rechteck abgeglichen werden mit wenigen pF hier und dort. Nun das Videoboard wieder raus, die Clock und den Kram drum herum auslöten, ein verdrilltes Käbelchen zwischen Masse und Oszillatoreingang einlöten und nach oben führen. Wieder eingebaut sieht das jetzt so aus:
Man sieht die G-Sonosplatine, die mit einer 27MHz-XO bestückt ist. Ich habe außerdem kleine Beschriftungen auf dem Bild angebracht (genau hinschauen):
1. Der kleine Pfeil zeigt auf den fetten Kühlkörper, unter dem sich der Videohauptprozessor versteckt.
2. Die 27MHz-Clock für den Video-Hilfsprozessor
3. Die 25MHz-Clock versteckt sich hinter dem Kühlkörper, ist aber teilweise noch zu sehen
4. Der 148MHz-Oszillator
Die G-Sonosplatine ist mit einem 8mm hohen Schraubbolzen auf der Oppo-Videoplatine befestigt. Die Leitungen für die Ein- und Ausgänge des Reclockers sind abgezwickt, rot ist Masse, orange der Takt, und die beiden gehen zur Unterseite der Platine an den Oszillatoreingang des Videoprozessors. Blau ist minus und violett plus 12V. Jetzt dafür eine Steckverbindung von der Clockplatine hoch zum Stereoboard, das nachher darüber zu liegen kommt, und ich baue alles wieder zusammen. Ok, die Schrauben des Laufwerks vergessen, nochmal das Ganze, und irgendwann ist alles wieder an seinem Platz. Ich schalte den G-Oppo ein: Luja, er bootet und alles funktioniert, anders als in meinem unangenehmen Traum. Ich schleppe ihn in den Hörraum und verkable ihn wieder. Bin ich gespannt!
Das Ergebnis klingt fantastisch. Einen Unterschied zu vorher kann ich aber beim besten Willen keinen hören
. Kann man sich also schenken, den Aufwand.
Viele Grüße
Gert