Lieber Simon, lieber Stephan,
lieber Joachim, lieber Jürgen,
liebe Forenten,
SolidCore hat geschrieben:
Frage mich grade, wieso du nicht bereits vor dem Beitrag die Verabschiedung eingeplant hast.
damit, Stephan, kenne ich mich aus: weil Simon uns nicht im unklaren lassen wollte.
Alles, was Du, Simon, schreibst, ist richtig und wohlbekannt, auch hier im Forum. Die Frage, warum es in weiten Teilen, auch hier im Forum, für unwesentlich, wenn nicht sogar falsch gehalten wird, hat mich lange beschäftigt.
Harald (nihil.sine.causa), so meine ich mich zu erinnern, hat hier einmal den Fächer unterschiedlicher Nutzenkomponenten aufgemacht: demnach gibt es
- den Gebrauchsnutzen: wie der Name schon sagt, beschreibt diese Komponente, welchen direkten Nutzen ich aus dem Gebrauch des Gegenstandes ziehen kann
- den Erbauungsnutzen: er beschreibt die Freude, die mir die pure Anwesenheit des betrachteten Gegenstands bringt. Er kann in glattem Gegensatz zum Gebrauchsnutzen stehen und ihn überwiegen, sodass ich den Gegenstand weiterhin nutze; genauer: weiterhin behalte, obwohl ich ihn, streng genommen, gar nicht nutze
- und schließlich den Geltungsnutzen: für mich tendenziell eine Ausprägung des Erbauungsnutzens, denn mit diesem Nutzen setze ich mich gegen mein Umfeld ab, indem ich in meinem Umfeld mit dem Gegenstand prahlen kann und das dann auch tue (und mich letztlich dann daran erbaue).
Wenn man ein Hobby ernst nimmt, beginnt das zuallererst damit, dass man sich selbst gestattet, es überhaupt auszuüben. Wenn man Hobbys für erlaubt hält, bedeutet dies in letzter Konsequenz, dass es darum geht, sich selbst ernst zu nehmen. Wenn mich zum Beispiel HiFi anspricht, ganz allgemein, dann ist es eine Frage der Selbstachtung, wenn ich mir selbst gestatte, diesem Impuls nachzugeben. Völlig wertfrei und eben nicht deshalb, weil das Hobby wertvoll oder was auch immer sei, sondern, weil man selbst ein Mensch ist, das Hobby rechtlich zulässig ist und die Würde des Menschen unantastbar ist. Wenn sich einer teure Aktivboxen anschafft, nur, um sie als Pflanzenständer zu benutzen (um einmal ein Beispiel zu nennen), hey, dann wäre das sein allerbestes Recht.
Du, Jürgen, bist so sehr von HiFi begeistert, dass Du Dich daran erbauen kannst. Das quillt Dir derart aus dem Kragen, dass man das sofort merkt, wenn man Dir begegnet. Wenn man Deinen Hörraum betritt, dann kann man denken: "entsetzlich, was steht denn hier bloß alles für Zeugs herum!", denn in der Tat findet sich dort mehr, als fürs bloße Hören (Gebrauchsnutzen) erforderlich wäre. Man kann aber auch denken: "ist ja irre, was hier alles herumsteht; da bin ich jetzt aber mal gespannt, wie sich das alles so schlägt, wenn ich es höre. Jürgen, kannst Du mal..." Und dann geht es los (Erbauungsnutzen).
Erbauungsnutzen und Persönlichkeitsstörung liegen -- wie Genie und Wahnsinn -- sehr nah beieinander. Es hilft sehr, sich das immer wieder klar zu machen. Wir Erbauungsnutzer fühlen uns am besten vielleicht von Walter Röhrl verstanden.
Walter Röhrl hat geschrieben:
Man kann ein Auto nicht wie ein menschliches Wesen behandeln -- ein Auto braucht Liebe.
Axel (Plattenprinz, ganz neu hier) schreibt in seiner sehr erfrischenden Vorstellung "und ich hasse Besserwisser und Missionare!" was mir den Weg zu meinem eigentlichen Gedanken ebnet: neben der schon erwähnten Selbstachtung sollte die Achtung des Anderen als gleichberechtigten Mitmenschen treten und uns ständiger Begleiter sein. Auch und gerade in Foren wie diesen, die doch dazu da sind, miteinander in einen befruchtenden Dialog zu treten und nicht dazu, dem anderen zu sagen, was er meiner Meinung nach denken sollte.
Für Euren, Jürgen und Simon, hier geführten Disput, was man hören kann und was nicht, gilt, dass es nicht darauf ankommt, was man hört, sondern darauf, was man meint, zu hören. Solange wir uns klar machen, dass es auch nur das ist -- unsere Meinung, unser Eindruck -- ist alles in Ordnung. Wir können auch darüber diskutieren, was man wirklich hört und was nur Einbildung ist, aber es wäre angemessen, damit nicht jeden Gesprächsstrang hier zu überziehen. Dann würde dieses Forum zu einem Erkenntnistheorie-Forum mutieren, was man wollen darf, aber dann sollte man auch den Namen des Forums ändern. Ich möchte das alles nicht und daher hier mein Hinweis.
Dass ich das nicht möchte bedeutet aber nicht, dass ich der Beliebigkeit das Wort redete. Insofern würde ich mich freuen, wenn diese gedankliche Offenheit nun nicht dafür hergenommen wird, im Gegenzug nun auf die Gegenseite einzudreschen, wie es Beispiele nach Art der fliegenden Hummel tun. Damit entwertest Du, Joachim, Deinen Einwand nur unnötig und gießt Öl in ein Feuer, das eigentlich niemand von uns hier brennen sehen möchte, auch Du nicht, wie ich sicher glaube. Bloßstellungsrhetorik aller Art sollte jedem von uns suspekt und auch unangenehm sein. So viel Erwachsensein sollten wir uns selbst schon gönnen.
Zum Thema
Ist Raumtuning sinnvoll? Sollte es nicht um raumakustische Maßnahmen gehen? Gute Frage, die hier aber gar nicht hingehört: hier geht es um Raumtuning, und vielleicht fällt im Zuge dieser diversen Versuche die eine oder andere interessante Erfahrung auch für reine Raumakustiker ab. Wer das für unwahrscheinlich hält, braucht ja nicht mitzulesen. Unser aller Tag hat nur 24 Stunden.
Dein, Jürgen, Raum hat sich zuletzt schon sehr verändert. Ich erinnere mich gut, wie Du meintest, dass Du wenige raumakustische Maßnahmen ergreifen wolltest. Bis auf ein paar mehr wie verirrte String-Tangas aussehende kleine Stoff-Dreiecke war auch lange Zeit praktisch gar nichts zu sehen. Jetzt bist Du ins andere Extrem verfallen, was mir ein wenig seltsam oder übertrieben vorkommt, was aber andererseits auch wieder ganz interessant ist. Ich lese hier sporadisch mit und lasse mich einfach treiben.
Danke für Euer Interesse
Peter