llucki hat geschrieben:hier auch eine sehr schöne neue Jazz-Aufnahme:
Michael Wollny & Vincent Peirani - Tandem
Hallo zusammen,
außer von HiRes-Steam weiß ich nun auch, wie die beiden live klingen! Gestern Abend durfte ich einem ihrer Auftritte beiwohnen, im Rahmen einer netten kleinen Jazz-Konzert-Reihe in Ratingen, in einem akustisch gut geeigneten modernen Kirchengebäude.
Um dieses Ereignis nun gut auskosten zu können, sind wir zeitig dort eingetroffen. Platzreservierungen gibt es nicht, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Und so saßen wir den Musikern direkt gegenüber.
Viel geredet haben die beiden nicht, Vincent Peirani, ein Franzose aus Paris (auch sein Name wird französische ausgesprochen, das war mir vorher nicht klar), spricht nur wenige Worte Deutsch. Außer einigen Witzchen nur, dass sie sich eines Tages kennenlernten und beschlossen, am selben Abend gemeinsam aufzutreten, ohne vorher zu üben. Das bezeichnet gut, wie sehr die beiden musikalisch übereinstimmen.
Während des Konzerts dachte ich mal, dass gerade für Musikliebhaber paradiesische Zustände herrschen! Das war wirklich unglaublich gut!
Die Tandem habe ich nach dem Konzert auch als LP erworben und signieren lassen. Zurück zuhause kam sie gleich auf den Teller. Der Effekt, den ich im November nach einem Konzert von Marialy Pacheco im selben Konzertraum hatte, als die erworbene Studio Konzert LP zuhause im Prinzip identisch mit der Konzert-Akustik klang, wiederholte sich hier leider nicht so wirklich. Klanglich sind die Tandem-Tonträger sicher auf dem Stand der Dinge, live haben die beiden gestern aber eine ganze Nummer intensiver gespielt. Michael Wollny meinte, dass sie durch die Interaktion mit dem Publikum beflügelt würden (der Ansager hatte etwas in diese Richtung gesagt und gegen Ende des Konzerts bestätigte Michael Wollny das ausdrücklich).
Gut, wieder was gelernt, die Authentizität der Studio Konzert Platten kommt ein Stück weit durch ein ambitioniertes Publikum während der Aufnahme. Theoretisch war das durchaus klar, aber nun einmal im direkten Kontrast erfahren. Mal ein paar Tage abwarten und dann die Tandem nochmal anhören, vor dem Konzert hatte sie mich gut erreicht, sie wird es sicher wieder tun.
Eine kleine Geschichte noch: als die beiden gegen Ende des Konzerts anhuben, ein Stück zu beginnen, hatte Michael Wollny seinen Stuhl mit den Beinen ein gutes Stück nach hinten geschoben, was auf dem Bühnenboden einen tiefen, lang ausklingenden Ton verursachte. Vincent Peirani saß ja schon bereit, loszuspielen. Er horchte kurz auf, schaute auf sein Akkordeon, drückte eine Taste und immitierte den Ton vom Stuhlrücken perfekt, in Höhe, Länge und Ausklang! Und auch Lautstärke. Ein Mundwinkel zog sich zu einem Schmunzeln, dann ging aber das Stück wie geplant los. Sehr erstaunlich!
Viele Grüße
Ludger