Hallo zusammen,
nun also zum
Hörvergleich der beiden Big Black 5 Solid Core einmal nicht geschirmt und einmal mit dem weiten Schirm („das Rohr“). Da sich das nicht geschirmte Kabel mittlerweile als mein Standard-Lautsprecherkabel sehr bewährt hat, habe ich diesen Test zwischen Vorverstärker (G-HA1) und Lautsprechern (AGM 5.4) durchgeführt. Quelle war wieder meine Tonbandmaschine M15A.
Also was hätte ich jetzt erwartet? Eigentlich, dass es keinen Unterschied macht. Mit einem Abstand von durchschnittlich gut 3cm von den Aderleitern dürfte der Schirm keinen Einfluss mehr auf den Energiefluss haben. Die Baumwolle dürfte nicht viel ausmachen und das bisschen Teflon-Gewebeband, sollte den Klang auch nicht beeinflussen.
Um den Baumwoll-Effekt besser zu verstehen, habe ich mir das Kabel mit den Baumwoll-Distanzhaltern zunächst ohne den Schirm angehört. Da ist lediglich ein Hauch an Klangeinbuße gegenüber dem Kabel ohne Baumwolle. Dieser kleine Unterschied kann auch darin bestehen, dass das Vergleichskabel noch besser eingespielt ist.
Ergebnis: Nun also der Vergleich mit dem weit geschirmten Kabel. Und da wird es wieder schlechter. Vor allem geht die Körperhaftigkeit zurück, das Klangbild wird etwas analytischer und ich bilde mir ein, dass die Höhen einen Tick weniger differenziert sind als beim nicht geschirmten Kabel. Es ist nicht wirklich schlecht – bitte versteht es nicht falsch. Aber nach einer Weile mit dem geschirmten Kabel bekomme ich wieder Lust auf das nicht geschirmte. Und wenn ich das nicht geschirmte verwende, möchte ich eigentlich nichts mehr ändern. Als Lautsprecherkabel bei mir eignet sich „das Rohr“ nicht.
Signalmasseführung und die Verbindungsoptionen
Aber die Verbindung zwischen Vorverstärker und Lautsprecher ist ja nur eine von vielen möglichen. Vielleicht bewährt sich das geschirmte Kabel ja an anderer Stelle in der Kette? Der Charme dieser selbstgemachten Kabel besteht ja auch darin, dass man bei der Masseführung variieren kann. Dazu habe ich mir eine kleine Systematik überlegt und die will ich Euch vorstellen, bevor es mit den Tests weitergeht.
Lasst uns bei symmetrischen Verbindungen bleiben und diese mit und ohne Schirm betrachten. Klassischerweise gibt es unterschiedliche fertig konfektionierte Kabel und damit mehrere „Familien“ von Varianten. Für jede Familie habe ich mir eine kleine Farbkodierung überlegt, damit ich die Kabel schnell unterschieden kann, wenn ich mal mehrere habe. Dazu verwende ich
farbige Spannhülsen an den Steckern. By the way: ich verwende gelbe
Markierungsringe für den linken und rote für den rechten Kanal. Das sieht farblich in der Kombination manchmal schräg aus, aber es macht die Unterscheidung der verschiedenen Varianten leicht. Und für jede Steckerverbindung gilt: grundsätzlich die Signalmasse auf Pin 1 aufgelegt, es sei denn es ist anders beschrieben.
1. Kabelfamilie: Zweiadriges Kabel mit Schirmung („Standard-Mikrofonkabel“)
Beispiel:
Sommer Cable SC-Symbiotic 2
Verwendung des Schirms als Signalmasse (Pin1 bei XLR)
Farbkodierung „unfarbig“,
- schwarz (Standard): Keine Verbindung zwischen Signalmasse und Steckergehäuse
- grau: keine Verbindung des Pin 1 im Stecker, Verbindung der Signalmasse mit Steckergehäuse, ggf. unter Verwendung des EMC-Steckers von Neutrik
- weiß: Verbindung zwischen Signalmasse und Steckergehäuse
2. Kabelfamilie: nicht geschirmtes dreiadriges Kabel
Beispiel:
Vovox Sonorus direct S
Verwendung des dritten Aderleiters als Signalmasse
Farbkodierung „blau – orange – violett“
- blau: keine Verbindung zwischen Signalmasse und Steckergehäuse
- braun: keine Verbindung des Pin 1 im Stecker, Verbindung der Signalmasse mit Steckergehäuse, ggf. unter Verwendung des EMC-Steckers von Neutrik
- violett: Verbindung zwischen Masse und Steckergehäuse
3. Kabelfamilie: Dreiadriges Kabel mit Schirmung
Beispiel:
Sommer Cable SC-Symbiotic 3
Verwendung der dritten Ader als Masse und separate Verwendung des Schirms
Farbkodierung: Ampelfarben
- grün: Keine Verbindung zwischen Signalmasse und Steckergehäuse
- gelb: keine Verbindung des Schirms mit dem Steckergehäuse
- orange: keine Verbindung des Pin 1 im Stecker, Verbindung des Schirms mit Steckergehäuse, ggf. auch unter Verwendung des EMC-Steckers von Neutrik
- rot: Verbindung zwischen Signalmasse und Steckergehäuse
Jetzt werdet Ihr vielleicht fragen, wozu das denn jetzt? Was sollen diese Farbspielereien? Der Hintergrund ist vielschichtig. Wir haben mehrere Threads in denen das Thema Schirmung, Signalmasse, Erdung, Masseführung innerhalb der Kette diskutiert wird. Beispiele:
Schutzerde und Signalmasse,
HF-Noise - ein Problem für jede Audioanlage. Aus solchen Diskussionen heraus habe ich beschlossen, ein paar Tests zu machen und dafür habe ich mir dieses Farbschema zurecht gelegt. Jedenfalls finde ich es hilfreich, wenn man schon anfängt, selbst etwas zu bauen, die verschiedensten Möglichkeiten ins Kalkül zu ziehen.
Vielleicht ein paar Beispiele zur Anwendung des Farbschemas. Die bisher hier gezeigten nicht geschirmten Kabel hatten blaue Stecker. Also Kabelfamilie 2 (nicht geschirmt, dreiadrig) und kein Kontakt der Signalmasse zum Steckergehäuse.
Auf dem Forumstreffen ...
... habe ich auch violette Stecker verwendet. Also ebenfalls nicht geschirmt, dreiadrig aber mit einer Verbindung zwischen Signalmasse und Steckergehäuse. Potentialausgleichströme zwischen den so verbundenen Gehäusen laufen dann zwar über die Signalmasse, werden aber nicht in das jeweilige Gehäuse transportiert, sondern laufen idealerweise über die Gehäuse und deren Schutzerde ab. Grundsätzlich verwende ich Geräte mit Schutzleiter, bei symmetrischen Verbindungen ist das i.a. auch gegeben.
Und als letztes Beispiel hatten wir Kabel mit grünen Steckern, nämlich die geschirmten. Also dreiadrig, wobei die Signalmasse auf Pin 1 aufgelegt wird. Und der Schirm kommt separat und wird auf die Gehäusemasse aufgelegt.
Nun steigen wieder all die Möglichkeiten, was man machen kann. Die Welt ist bunt und groß! Ich habe ganz konkrete Tests gemacht in meiner Kette, aber das bezieht sich sehr auf die spezifischen Gegebenheiten der Geräte, die ich miteinander verbinde, ob/wie diese ggf. ein grounding machen, die Stromversorgung etc. pp. Nichts, was sich leicht verallgemeinern lässt, aber ich werde berichten.
Viele Grüße
Harald