Liebe Freunde hochwertiger Kabel,
nachdem mir nun niemand von Euch hochwertige, nicht geschirmte Meterware empfehlen konnte für meine symmetrischen Verbindungstests, habe ich mich dazu entschlossen, eben selbst Kabel zu bauen.
Ermutigt wurde ich darin von Hans-Martin, der ja schon einige Hinweise weiter oben gegeben hat. Dass es grundsätzlich möglich sein müsste, mit vertretbarem Aufwand hochwertige Kabel herzustellen, weiß ich aber auch von Frank (frankl), dessen Hörkette ich einmal gehört habe und der mich mit seiner Akribie und Fertigungstiefe immer wieder beeindruckt. Schließlich gab es auch
Hinweise im Netz und so habe ich mich entschlossen, mich ans Werk zu machen.
Ziel ist es, symmetrische, nicht geschirmte Kabel herzustellen zur Verbindung unterschiedlicher Geräte in der Hörkette wie Bandmaschine, Dolby-Dekodierer, Vorverstärker, Streamer, und Aktivlautsprecher. Ich möchte – wenn es sich bewährt – aber auch hochwertige Kabel haben für die Verbindungen zwischen Mikrofonen, Mikrofon-Vorverstärker und AD-Wandler.
Vorüberlegung
Die grundsätzliche Idee ist, aus Einzeladerleitern die drei Verbindungen zwischen den Pins 1 bis 3 herzustellen und die Einzeladern dabei zu verdrillen bzw. zu verflechten. Wenn man damit so anfängt, sieht man erst einmal gewaltig viele Stellschrauben:
- Querschnitt der Leiter
- Anzahl der Leiter je "Pin"
- Material des Leiters (z.B. Cu, versilbertes Cu, Silber)
- Leiter als Massivdraht oder aus einzelnen Litzen bestehend
- Material des Isolators (z.B. PVC, Teflon)
- Wandstärke des Isolators
- Drill- und Flecht-Technik
- Material und Art der Stecker
Hinzu kommen die Randbedingungen:
- Länge des resultierenden Kabels
- Art der zu verbindenden Geräte
Wenn man sich auch nur einige wenige Optionen je Stellschraube vornimmt und das ausmultipliziert, ist man schnell bei unangenehm vielen Kombinationsmöglichkeiten. Das ist etwas frustrierend. Und man „verbraucht“ ja viel Material dabei. Ich habe mich daher dazu entschlossen, mit möglichst einfachem Material zu starten und von Versuch zu Versuch immer nur einen Parameter zu verändern.
Testkette
Mir ist klar, dass es bei Kabeln sehr darauf ankommt, welche Geräte man miteinander verbindet, wie diese Geräte aufgebaut sind und wie die Gesamtkette beschaffen ist (insbes. Masseführung). Daher vorweg eine kurze Beschreibung meiner Kette, damit Ihr meine Ergebnisse besser einschätzen könnt. Die Gehäuse der Geräte sind mit der Schutzerde über die Kaltgerätestecker verbunden. Dabei habe ich 2,5 mm² auf dem „letzten“ Meter. Davor habe ich eine Erdungsschiene die mit 24mm² mit der Unterverteilung und damit mit der Fundamentalerde verbunden ist. Von dieser Erdungsschiene gehen alle Kaltgeräteverbindungen ab (ausgeführt als kleine Unterverteiler mit Schaltschranksteckdosen).
Quelle für die Kabel: Telefunken M15A mit gertifizierten Wiedergabeverstärkern. Die Maschine läuft in Bezug auf das Laufwerk normgerecht. Die M15A macht standardmäßig über einen sehr massiven Bügel eine Verbindung zwischen Gehäusemasse und Signalmasse. In dieser Standardkonfiguration betreibe ich sie zur Zeit. Die XLR-Ausgänge besitzen – wie bei Studiogerätschaften aus den 70er Jahren üblich – Übertrager im Signalweg.
Abgespielt werden immer die gleichen Stücke aus den besten mir zur Verfügung stehenden Bändern in Stereo (Bandgeschwindigkeit 38,1 cm/s). Darunter auch eine selbst erstellte Flügelaufnahme. Vorteil bei der Flügelaufnahme: Hier kenne ich den Originalklang. Wenn zwei Konfigurationen beim Abspielen unterschiedlich klingen, habe ich einen gewissen Anhaltspunkt dafür, was näher am Original sein könnte. Da ich aber auch die Eigenschaften meiner Mikrofonierung höre, verwende ich immer auch anderes Testmaterial (z.B. Masterbandkopien von Streichquartettaufnahmen) um den Klangeindruck abzusichern.
Ziel für die Kabel: Oppo G-HA1 als Vorverstärker. Der G-HA stellt ebenfalls eine Verbindung zwischen Signalmasse und Gehäusemasse her.
Hinter dem Vorverstärker kommen dann die AGM 5.4 Lautsprecher an deren Gegenbass-Ausgang ein Behringer DCX2496 hängt, der wiederum meine Gegenbässe speist.
Bei den Hörvergleichen zwischen den Kabeln war meist auch wieder Winfried (darwols) mit dabei.
Erster Versuch: Trikolore 1
Beim Einzeladerleiter habe ich
einfache Schaltdrähte genommen, Kupfer massiv, mit ca. 0,20 mm² Querschnitt. Der Außendurchmesser liegt bei gerade mal 1 mm und das Isolationsmaterial ist einfaches PVC. Um mir das Leben leichter zu machen (und damit Ihr sehen könnt wie's gemacht ist) habe ich diese Leiter in drei Farben beschafft.
- weiß bzw. hellgrau für die Signalmasse Pin1
- rot für „hot“ + Pin2
- blau für „cold“ - Pin3
Dann habe ich diese drei Drähte zum Zopf verflochten.
Nun wie klingt es, wenn dieses armselig aussehende Kabel zwischen der M15A und dem Vorverstärker spielt? Ich habe es mit meinem bisherigen Referenz-Kabel dem Vovox Sonorus direct XLR in gleicher Länge verglichen. Das Vovox dickt im Vergleich den Klang auf und verschmiert Details. Besonders Pizzicati klingen verhangen ebenso Transienten beim Diskant des Flügels.
Das Trikolore Nr. 1 ist dagegen bei den Transienten ganz erstaunlich präzise und hier deutlich genauer als das Vovox. Hinsichtlich Räumlichkeit und Dynamik fehlt dem Trikolore einiges. Wir haben gesagt, dass es wie eine präzise Bleistiftskizze ist aber noch kein fertiges akustisches Erlebnis ermöglicht.
Trikolore 2
Ich hatte mir ja vorgenommen, zwischen den verschiedenen Kabelversuchen jeweils nur einen Parameter zu verändern. Das Trikolore 2 ist daher aus dem gleichen Material wie Trikolore 1. Nur diesmal habe ich die drei Leiter doppelt genommen. Ich habe dazu längere Stücke abgeschnitten, in der Mitte abisoliert, gebogen und die V-förmigen Kabelstränge angelötet. Danke Hans-Martin für diesen Tipp! Dann habe ich sie paarweise verdrillt u.z. weiß mit weiß, rot mit rot und blau mit blau. Die resultierenden drei Kabelstränge habe ich wieder zu einem Zopf verflochten.
Im klanglichen Resultat ist das Trikolore 2 deutlich besser hinsichtlich Dynamik als das Trikolore 1. Bei den Transienten sind beide in etwa gleich präzise.
Trikolore 3
Beim nächsten Test wollte ich wissen, wie sich Leiter mit größerem Querschnitt klanglich auswirken. Wieder habe ich Aderleitungen verwendet, wieder aus massivem Kupfer und mit PVC als Isolator. Diesmal aber hatten sie einen deutlich größeren Querschnitt von 0,5 mm² [bei Trikolore 1 und 2 waren es 0,2 mm²] und einen Außendurchmesser von 2 mm.
Im Hörtest war das Trikolore 3 das beste der bisher hergestellten Kabel. Was die Transienten betrifft, ist es in einer Linie mit den anderen Trikolore-Kabeln und sehr gut. Es ist auch was die Feindynamik betrifft, deutlich ansprechender - neudeutsch "fetter" - als die Kabel, die aus den dünneren Leitern gemacht sind.
Allen Trikolore gemeinsam ist aber, dass ihnen eine gewisse räumliche Finesse abzugehen scheint. Das Vovox hatte ich zwar schon hinter mir gelassen (das Trikolore 3 war dann mein Lautsprecherkabel anstelle des Vovox Sonorus direct XLR) aber da konnte vielleicht noch etwas gehen? ... Fortsetzung folgt
Viele Grüße
Harald