Es sind einige Wochen nach meiner letzten Berichterstattung vergangen und in der Zeit hat sich einiges um die Audire getan.
Anfang Juli kamen die Testmuster der neuen Hypex Ncore Verstärker an und diese habe ich natürlich sofort intensis getestet. Des weiteren habe ich die Aktivelektronik fertiggestellt und zusammen mit den Hypex Amps in die Boxen eingebaut.
Wie ich bereits sagte, hatte ich mich mit den Hypex Modulen weniger befasst, weil sie mir im Aufbau zu aufwendig waren. Anfänglich mussten die Netzteile konventionell mit Trafos, Gleichrichtern und Ladeelkos aufgebaut werden, später kamen getrennte Schaltnetzteile dazu und in dieser Generation werden endlich Komplettmodule angeboten, bei denen auf einer Platine Netzteil und Verstärker zu finden sind. Diese Serie habe ich auf der diesjährigen "Sound & Prolight" Messe kennen gelernt.
Diese Module wir es in 5 OEM Ausführungen geben mit 2x 125W, 2x 250W und 2x 500W, sowie 1x 250W, und 1x 500W. An diese Module lässt sich zusätzlich noch ein kleines Modul von 1x 100W anschließen um zum Beispiel damit in einer Aktivbox einen Mittel- Hochtöner zu betreiben. Die Leistungen beziehen sich auf 4 Ohm, wobei die Module Last stabil ab 2 Ohm betrieben werden können.
Besonders interessant an der Ncore Technologie finde ich den sehr geringen und über das ganze Audiospektrum verlaufende Ausgangswiderstand und den damit verbundenen hohen Dämpfungsfaktor, eine Eigenschaft, die ich bei den ABACUS Verstärken zu schätzen gelernt habe, sprich hohe Kontrolle, wegen der effizienten EMK Gegenkopplung. Zur Verdeutlichung, bei dieser Serie Hypexmodulen liegt laut Spezifikation im Bereich von 10 - 20kHz der Ausgangswiderstand im Schnitt bei 1,5mOhm, sprich ein Dämpfungsfaktor bezogen auf 8 Ohm von über 5000 !!!
Das macht die Verstärker im Einsatzbereich sehr Last unempfindlich, was auch aus den Frequenzgängen ab 2 Ohm zu sehen ist, denn sie sind erst ab ca. 50kHz etwas unterschiedlich, was im wesentlichen an den Ausgangsfilter liegen wird.
Allerdings, Verstärker mit sehr hohen Dämpfungsfaktoren sind subjektiv gesehen nicht jedermanns Sache, den vielen klingt es zum "steril" oder "nicht musikalisch". Deswegen war ich auf meine Höreindrücke sehr gespannt.
Auch wenn ich mich nicht gerne wiederhole, aber ich erinnere mich noch an einen ersten Höreindruck den ich von einen Test gelesen haben, der in etwa lautete: "Wie man hört, hört man gar nichts" und genau so verhält sich es bei den Hypex, man meint einen sehr reinen Klang zu vernehmen als ob die Verstärker nichts beifügen würden was ich im Hochton nicht erwartet hätte, da üblicherweise Verstärker mit hohen Dämpfungsfaktor dazu tendieren "nervig" oder "schrill" zu klingen. Das ist nicht der Fall bei diesen Ncore, womit sie bei mir schon ein dickes Plus verbuchen konnten. Auch im Bass merkt man, dass die Kontrolle und Präzision schier unerschöpflich ist, wobei dies eher von sekundärer Bedeutung bei der Audire ist, da sie im Bass Sensor geregelt arbeitet. Sehr gut gefallen hat mir auch der Stimmenbereich, insbesondere der von Frauen, den wie schon bei meinen Erfahrungen mit den ABACUS wirken diese "femininer" und für mich realistischer. Auch Klangnuancen scheinen mir differenzierter wiedergegeben zu werden was ich an Klavieranschlägen vernehmen konnte, da man das Gefühl hat, dass alle Obertöne oder Akkorde naturgetreuer präsentiert zu bekommen.
Aber nicht nur die Höreindrücke konnten mich überzeugen, sondern auch die technische Seite. Da hat mir insbesondere gefallen, dass die Module trotz eher provisorischen Aufbau überhaupt nicht zum Brummen neigen, was bei mir im Hörraum schon was besonderes ist, da so gut wie jeder Verstärker bei mir leicht zum Brummen neigt, was auch immer der Grund dafür ist. Ansonsten Leistung, Laststabilität, aber auch Funktionalitäten wie Clipping- und Temperatursensorik, wie auch das verzögerte freischalten der Lautsprecherausgänge ( MUTE, UNMUTE ), sind sinnvoll gelöst. Gerade das verzögerte Freischalten der Ausgänge ist insbesondere mit einen System wie die Audire, die eine Regelung im Bass besitzt sehr praktisch, da erst ein UNMUTE geschieht, wenn die Hilfsspannungen schon stabil arbeiten.
Wie man aus meinen Zeilen lesen kann, bin ich von den Hypex Modulen sehr angetan und diese werden deswegen in der Audire Einzug erhalten.
Wie ich oben erwähnte habe ich auch meine Aktivweiche fertig bekommen und diese auch mit den Hypex Verstärkermodulen in Betrieb genommen.
Entgegen der angebrachten Skepsis einiger User hier im Forum, funktioniert die Aktivweiche einwandfrei und erfüllt ihren Zweck tadellos. Lediglich die üblichen Kleinigkeiten die beim Ersteinbau passieren, wie zum Beispiel leichtes Brummen, Einstreuung die durch ungünstigen Kabelverlauf her rühren und so weiter mussten durch entsprechende Maßnahmen, wie kurze Kabel, geeigneter Massenführung, usw. adressiert werden.
Auch klanglich bin ich mit der Aktivweiche sehr zufrieden und obwohl ich meine Trivium ( DAC DSP Vorverstärker ) als Vorverstärker benutze, und die Audire bis jetzt mit einer DSP Weiche betrieben habe, meine ich mit der analogen Aktivweiche einen etwas "analogeren" Klang zu vernehmen, mit einen etwas "wärmeren" Charakter ...
Auch die Regelung hat sich bewährt und ich konnte viel mit den gemachten Erfahrungen der Optimierung meiner Philips MFB 586 profitieren. Nichts desto trotz, der Einbau vom Sensor ist eine aufwendige Sache, die immer Restrisiken birgt, und ich teste parallel noch eine alternative Einbaumöglichkeit mit einen anderen Beschleunigungssensor, die im Prinzip keine zu massive Eingriffe in das Chassis bedeuten würde. Diese Möglichkeit habe ich an den Tieftönern der Stella ausprobiert und der Sensor läuft dort im Testbetrieb. Sollte sich der Einbau bewähren, dann würde ich diese Anbringung auch in die Audire übernehmen. Das sieht alles sehr vielversprechend aus und ich werde zur gegebenen Zeit berichten wie ich mich entscheide
Da ich von der Regelung schrieb möchte ich noch ein weiteres Thema aufgreifen, das mir in letzter Zeit all zu oft über den Weg läuft, nämlich die notwendige Leistung die gebraucht wird um einen Tieftöner oder Aktivbox zu betreiben. Es scheint mir, dass die Gesamtleistung der verbauten Verstärker in einer Aktivbox immer mehr zu Marketing Zwecke angezogen wird. Da ist die Rede davon, dass eine kleine Box über 1000Watt an Gesamtleistung verfügbar hat und als Besonderheit hervor gehoben wird.
Natürlich könnte ich und auch andere Hersteller damit Werbung machen, zum Beispiel, dass in der Audire Verstärkerleistung von über 350Watt vorhanden ist und sie somit für alle Eventualitäten gewappnet ist. Tatsache ist jedoch, dass der Eindruck herrscht, dass gerade im Bass die meiste Leistung gebraucht wird, weshalb es nicht unüblich ist, dass gerade bei Subwoofern dieses Merkmal immer wieder hervor gestellt wird um entsprechende Maximalpegel zu erreichen.
Allerdings, gerade bei geschlossenen Boxen ist der Maximalpegel, trotz Regelung, im Wesentlichen von der linearen Auslenkung der Tieftöner beschränkt. Verlässt die Spule eines dynamischen Lautsprechers das homogene Magnetfeld, macht es keinen Sinn noch mehr Leistung zur Verfügung zu stellen, da der Tieftöner nicht mehr dem Signal folgen könnte.
Um das zu verdeutlichen habe ich mal Berechnungen der theoretischen Maximalpegel und der notwendigen Leitung die gebraucht wird um den Tieftöner der Audire im homogenen Magnetfeld zu betreiben. Dies sind die Ergebnisse:
Die blaue Kurve zeigt den theoretisch erzielbaren Maximalpegel unter Berücksichtigung der linearen Auslenkung ( Xmax ) des Tieftöners im Bereich von 10 - 150Hz. Die lila Kurve zeigt die notwendige Leistung die der Verstärker aufbringen muss um diese Pegel zu erreichen. Gut zu sehen ist, dass so näher man an die Einbauresonanz kommt, die notwendige Leistung immer geringer wird und von ca. 60Hz - 130Hz unter 50 Watt liegt, bei der Resonanzfrequenz gerade mal ca. 25 Watt. Selbst wenn man den musikalisch wichtigen Bereich ab ca. 40Hz betrachtet sind gerade mal 75Watt notwendig um das Chassis an seine Grenzen zu bringen. Dabei sind Spitzenspannungen von maximal 35V und Spitzenströme von ca. 4A notwendig. Das entspricht ein 75Watt Verstärker an 8 Ohm. Lediglich der Maximalpegel bei höheren Frequenzen wird durch die Leistung des Verstärkers limitiert, was an der gelben Kurve zu sehen ist. Da sprechen wir davon, dass bei ca. 150Hz etwa 60Watt notwendig sind um Pegel von ca. 105dB zu erzielen ...
Zur Veranschaulichung, der Verstärker den ich in der Audire benutzen werde, kann kurzzeitig Spitzenspannungen von ca. 50V und Spitzenströme bis ca. 12A liefern, obwohl er nur mit 125Watt an 4 Ohm spezifiziert ist. Soll heißen, es gibt noch Reserven und ich hoffe mit dem Beispiel verdeutlicht zu haben, dass die Maximalleistung die eine Aktivbox braucht eher eine Nebensache ist, insbesondere wenn man sich vor Augen hält, dass im praktischen Musiksignal die Verteilung der Leitung mit zunehmender Frequenz immer geringer wird.
Aber genug Gerede, das Vorserienpaar der Audire hat einen serienreifen Stand erreicht und darum ging es mir in diesen Post